Ökumenisches Heiligenlexikon

Al-Wāḍiḥ Ibn Rağā'

nach der Taufe: Paulus
auch: Yūsuf (Joseph) arabischer Name: بولس الواضح بن الرجاء

1 Gedenktag koptisch: ?

Name bedeutet: A: der Sanftmütige (arabisch)
P: der Kleine (lateinisch)

Mönch
* um 953 in Kairo in Ägypten
nach 1009 in Ṣundufā bei Alexandria in Ägypten


Al-Wāḍiḥ war der Sohn des Richters Ibn Rağā’ al-Šāhid; er lebte mit einer Konkubine, von der er einen Sohn hatte. Um 973 sah der junge Muslim, wie ein zum Christentum Bekehrter lebendig verbrannt werden sollte. Er versuchte diesen zu überzeugen, wieder zum Islam zurückzukehren, aber dieser sagte ihm voraus, dass auch er eines Tages Christ sein werde. Al-Wāḍiḥ verspottete ihn, schlug ihm mit einem Schuh auf den Mund und kehrte verwirrt über diese Worte nach Hause zurück. Sein Vater schlug ihm vor, sich auf eine Wallfahrt nach Mekka zu begeben. Während der Reise hatte er in drei aufeinanderfolgenden Nächten die Vision eines alten Mönches, die ihn noch mehr als die Worte des Märtyrers beeindruckte. Auf dem Rückweg trennte sich al-Wāḍiḥ von der Karawane und verirrte sich; als er von Angst ergriffen wurde sah er einen Ritter, der ihn einlud, auf sein Pferd zu steigen; das Pferd erhob sich zum Flug und brachte Al-Wāḍiḥ in die Kirche des (Philopater) Mercurius nach Kairo. Am Morgen wurde er dort gefunden und ihm wurde klar, dass sein Retter niemand anderer als Mercurius selbst war. Ob dieses Wunders bat er, in der christlichen Religion unterwiesen zu werden; später wurde er auf den Namen Paulus (nach anderen Quellen Johannes) getauft.

Al-Wāḍiḥ versteckte sich noch eine Zeit lang in der Kirche, bis er von einem Bekannten entdeckt und von seinen Angehörigen gefangen genommen wurde; trotz deren Einreden und selbst Misshandlungen blieb er aber standhaft, wurde deshalb verjagt und ging in die Sketische Wüste, wo er Mönch wurde. Bald darauf ging er wieder nach Kairo, um seinen Glauben dort offen zu bekennen und das Martyrium zu erringen. Sein Vater nahm ihn gefangen und warf ihn in einen dunklen und schmutzigen Raum. Nach sieben Tagen erschien ihm eine erneute Vision des alten Mönches, den er schon auf seiner Reise nach Mekka gesehen hatte; dies war Makarius der Große, der ihn stärkte. Denn nun verfügte Al-Wāḍiḥs Vater, dass seiner ehemaligen Konkubine vor seinen Augen Gewalt angetan und sein Sohn ertränkt wurde. Dann zeigte der Vater ihn bei Kalif al-Ḥākim bi-Amr Allāh von Ägypten an. Dieser ordnete nach einer Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn an, Al-Wāḍiḥ freizulassen, worauf er sich in der Michael geweihten Kirche niederließ und Freundschaft schloss mit Severus Ibn al-Muqaffa‛, dem Bischof von Al Ashmunain. Anschließend kehrte er in die Sketische Wüste zurück und wurde im Kloster von Abu Makar zum Priester geweiht; dass die Diener des Patriarchen Philotheus von ihm Geld für diese Priesterweihe verlangten, kritisierte er scharf. Als al-Wāḍiḥs Vater von der Priesterweihe erfuhr, schickte er Beduinen, um ihn zu töten, deshalb floh er in das Dorf Ṣundufā bei Alexandria. Dort starb er nach zwei Jahren, kurz bevor er von den Muslimen des Ortes erkannt wurde.

Der Diakon Tīdar Ibn Mīnā begrub Al-Wāḍiḥ in der Kirche von Theodor Stratelates dem Großen; dabei versteckte er das Grab um zu vermeiden, dass Muslime den Leichnam verbrennen.

Al-Wāḍiḥ verfasste drei Werke: Al-Ibānah fī tanāqud al-Ḥadīt, Nachweis des Wiederspruchs von al-Ḥadīt - auch als Hatk al-Maḥğūb, Entdeckung des Verborgenen bezeichnet -, Nawādir al-Mufassirīn, Anekdoten der Korankommentatoren und Al-Wāḍiḥ bi-al-Ḥaqq Was wirklich offensichtlich ist; sie setzen sich polemisch mit dem Islam auseinander, verteidigen das Christentum und sind in wenigen Handschriften erhalten. Außerdem schreib er seine Autobiographie, die vielleicht bei der Redaktion seiner Lebensgeschichte verwendet wurde, die aber verloren ist.

Hauptquelle über das Leben von al-Wāḍiḥ ist die Geschichte der Patriarchen. Die Abhandlung über ihn ist eingefügt in die Geschichte des Philotheus, der 979 bis 1003 Patriarch von Alexandria war; sie wurde verfasst von Michael, dem Bischof von Tennis / Tinnīs - den heutigen Ruinen bei Port Said - und beruht auf Aufzeichnungen des Diakons Tīdar Ibn Mīnā (Theodor, Sohn des Menas).





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 25.08.2023

Quellen:
• Bibliotheca sanctorum orientalium. A - Gio: Vol. I, Roma, Città Nuova, 1998. Dank an C.S., Brief vom 20. April 2013

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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