Ökumenisches Heiligenlexikon

Mechthildis von Dießen

auch: Mathildis

1 Gedenktag katholisch: 31. Mai

Name bedeutet: die kraftvolle Kämpferin (althochdt.)

Äbtissin in Edelstetten
* um 1125 auf der Burg in Dießen 1 am Ammersee in Bayern
31. Mai 1160 in Dießen am Ammersee in Bayern


Johann Evangelist Holzer: Altarbild, 1739, im Marienmünster in Dießen
Johann Evangelist Holzer: Altarbild, 1739, im Marienmünster in Dießen

Mechthildis wurde als Tochter des Grafen Berthold II. von Dießen-Andechs und seiner Frau Sophie von Istrien auf der Sconenpurch in Dießen 1 geboren; ihre Schwester war Euphemia von Altomünster, ihr Bruder Otto wurde Bischof in Bamberg, ihr Bruder Berthold der Großvater der Hedwig von Schlesien und Urgroßvater von Elisabeth von Thüringen. Mit fünf Jahren wurde Mechthildis zur Erziehung ins Kloster St. Stephan der Augustiner in Dießen gegeben und wurde dort im Alter von 14 Jahren Augustiner-Chorfrau.

Altarbild in der Klosterkirche von St. Emmeram in Regensburg
Altarbild in der Klosterkirche von St. Emmeram in Regensburg

Immer wieder wird in der Überlieferung darauf verwiesen, dass Mechthildis auch als Ordensfrau zeitlebens ihr schönes, langes und blondes Haar behielt, das noch bis ins 19. Jahrhundert in Dießen verwahrt wurde. Gerühmt wurden auch ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein, dass sie sich aus Gehorsam dennoch in ein vorbildliches und von Güte und Hilfsbereitschaft geprägtes Ordensleben ergab, und ihre besondere Gabe der Krankenheilung: einer Stummen gab sie die Sprache zurück, eine Besessene befreite sie von Dämonen.

In ihrem Kloster in Dießen wurde Mechthildis schnell Novizenmeisterin und Priorin. 1153, nach direkter Aufforderung durch Papst Anastasius IV., weil sie sich zunächst auch der Bitte des Bischofs Konrad von Augsburg versagt hatte, wurde sie Äbtissin in dem um 1126 von der Adelsfamilie Schwabeck-Balzhausen gegründeten Kloster Edelstetten bei Krumbach.

aus dem Brief des Papstes Anastasius IV.:
Anastasius, Bischof, Diener der Diener Gottes, an Mechthildis, der in Christus geliebten Tochter, der erwählten Mutter des Klosters Edelstetten, Gruß und Apostolischen Segen.

Wie die Gehorsamen zum ewigen Lohne durch die Tugend des Gehorsams gelangen, so verdienen sich die Ungehorsamen durch den Ungehorsam die ewige Verdammnis. Zu Uns aber gelangt die Nachricht, dass Du, obwohl Du den kirchlichen Vorschriften entsprechend, zur Würde einer Äbtissin berufen bist, doch dieses Amt nicht übernehmen willst und Dich weigerst, andern zu dienen. Man liest jedoch, dass Christus gekommen ist, nicht um sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen. Weil es also besser ist, gehorsam zu sein, als Opfer darzubringen (Hebr. 2,8), und weil es mehr Wert hat, zu gehorchen, als das Fett des Widders zu verbrennen, so befehlen Wir Deiner Liebden durch Apostolischen Brief, dass Du Dich in keiner Weise weigerst, das Joch Christi, nämlich die Leitung der Abtei, wozu Du berufen bist, zu übernehmen, und dass Du den Anordnungen Unseres geehrten Bruders, des Bischofs von Augsburg, in nichts zuwiderzuhandeln wagst. Du darfst wissen, dass Wir diesem gleichen Bruder die Auflage gemacht haben, er solle, falls Du nicht gehorchen willst, über Dich kirchliche Zensuren verhängen.

Dieses Kloster in Edelstetten war besiedelt worden mit Frauen, die wohl aus dem zuvor abgebrannten Damenstift in Ursberg kamen; Mechthildis sollte das verfallene Kloster wieder aufbauen, tiefgreifend reformieren und wohl auch die Augustinerregel einführen, hatte dabei aber mit Widerständen der adeligen Stiftsdamen zu kämpfen.

Im Herbst 1156 reiste Mechthildis zum Reichstag in der Kaiserpfalz in Regensburg, um die Rechte ihres Klosters zu verteidigen und traf dort mit Kaiser Friedrich Barbarossa zusammen; beim gemeinsamen Mahl habe man der Nonne, die ja keinen Wein trinken durfte, Wasser vorgesetzt, das aber herrlicher geschmeckt habe als selbst der beste Wein aus Griechenland. Nach sieben Jahren in Edelstetten kehrte sie ins Kloster nach Dießen zurück - wohl wegen der Widerstände ihrer Ordensfrauen, aber auch gezeichnet von Krankheit und das baldige Ende ihres Lebens erspürend.

Schon bald nach ihrem Tod verfasste der Zisterziensermönch Engelhard im Klosterlangheim - wohl auf Bitten der Familie - Mechthildis' Lebensgeschichte.

Glasschrein mit Mechthildis' Gebeinen, im Marienmünster in Dießen
Glasschrein mit Mechthildis' Gebeinen, im Marienmünster in Dießen

1468 wurden Mechthildis' Gebeine erhoben und 1488 im Marienmünster in Dießen in einem Marmorsarg neu beigesetzt, dort 1698 in einen Glassarg umgebettet und der öffentlichen Verehrung ausgesetzt. Ihr Grab war Ziel von Wallfahrten, ihre Fürbitte habe besonders die Aussaat der Bauern vor schädlichem Regen geschützt.

An der Stelle der früheren Sconenpurch bei Dießen steht heute ein Gedenkstein, unweit wurde die Burgkapelle errichtet, von der aus jedes Jahr am Gedenktag eine Prozession zum Marienmünster in Dießen stattfindet. Etwas unterhalb der früheren Burg entspringt im Mechthildisbrunnen eine Quelle, deren Wasser Heilkraft - besonders bei Augenleiden - zugeschrieben wird.

Mechthildisbrunnen nahe der Sconenpurch bei Dießen
Mechthildisbrunnen nahe der Sconenpurch bei Dießen

Das Kloster in Edelstetten wurde um 1460 wieder zum weltlichen Damenstift zur Versorgung der Töchter des niederen Adels der Gegend. 1802 wurde es in der Säkularisation aufgelöst und kam als Schloss in den Besitz der Fürsten Esterházy de Galantha, die Kirche wurde Pfarrkirche.

Patronin gegen Gewitter, gegen Augenleiden

1 Möglich ist auch die Geburt auf der bald nach 1100 von ihrem Vater errichteten neuen Burg Andechs.

2 Möglich ist auch die Geburt auf der bald nach 1100 von ihrem Vater errichteten neuen Burg Andechs.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 30.04.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
• Hans Pörnbacher: Mechthild von Dießen und Andechs, Äbtissin von Edelstetten, 2. verb. Aufl. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn/Bayern 1992
• Edelstetten - Kath. Pfarrkirche, 3. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1998
• Dorothea Steinbacher vom Redaktionsbüro Steinbacher in Ising am Chiemsee, E-Mail vom 29. Dezember 2013

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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