Ökumenisches Heiligenlexikon

Simeon der neue Theologe

1 Gedenktag katholisch: 12. März

1 Gedenktag orthodox: 12. März, 9. April, 12. Oktober

Name bedeutet: Er (Gott) erhört (hebr.)

Abt in Konstantinopel, Mystiker, Dichter
* 949 in Galatien (?) in der Türkei
12. März 1022 in Kleinasien


Simeon hieß mit bürgerlichem Namen wohl Georgios. Er wurde ab 963 in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - durch den Mönch Symeon Eulabes aus dem Studiten-Kloster erzogen und trat 976 selbst in dieses Kloster ein. 977 wechselte er ins Mamas-Kloster in Konstantinopel, wurde 980 zum Priester geweiht und 981 Abt im Mamas-Kloster. 1005 musste er das Amt nach heftigen Anfeindungen wegen umstrittener theologischer Aussagen und Härten in der Führung seiner Mönche aufgeben und wurde 1009 verbannt. 1011 konnte er aus der Verbannung zurückkehren, lebte aber weiterhin zurückgezogen.

Schon seit etwa 970 hatte er Visionen in Form von immateriellem Licht, so genanntem Tabor-Licht; er führte seine Gottesschau, welche grundsätzlich jedermann in diesem Leben möglich sei, im Gegensatz zu den Vertretern des Hesychasmus allein auf die Gnade Gottes zurück. Seine Visionen teilte er in 58 Hymnen mit, außerdem sind von ihm 334 Katechesen und 225 Aphorismen sind erhalten.

Worte des Heiligen

In hymnischer Sprache fordert Symeon alle Menschen auf, Gott, das Heil aller Menschen, zu suchen
Beeilen wir uns also, Brüder, beeilen wir uns vor unserem Ende,
uns fest an Gott zu binden, den Bildner aller Dinge,
der unseretwegen auf die Erde in unser Elend herabgekommen ist,
der den Himmel neigte und sich vor den Engeln verborgen hielt (Psalm 18, 10),
der im Schoß der heiligen Jungfrau Wohnung nahm,
der von ihr, ohne sich zu ändern, auf unerklärliche Weise Fleisch annahm
und zu unser aller Heil aus ihr hervorging.
Dieses Heil für uns gibt es ganz bestimmt,
wie wir es oftmals gesagt haben und auch jetzt wieder sagen,
nicht wir aus eigener Vollmacht, sondern der göttliche Mund:
Erschienen ist das große Licht der kommenden Weltzeit (vgl. Titusbrief 3, 4)!
Das Himmel-Reich ist zur Erde herabgekommen,
oder besser: der Allkönig, der in der Höhe und in der Tiefe herrscht,
ist gekommen und wollte uns gleich werden,
damit wir alle an ihm wie an einem Licht Anteil erhalten
und zweite Lichter werden, dem ersten gleich.
Wir sollen am Himmel-Reich teilhaben
und zugleich an seiner Herrlichkeit Anteil erhalten,
wir sollen Erben der ewigen Güter sein, die keiner je gesehen hat.
Es sind, wie ich fest überzeugt bin und glaube und erkläre,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist, die heilige Dreiheit.
Sie ist die Quelle aller Güter, sie ist das Leben für alles, was existiert;
sie ist die Wonne und die Ruhe, sie ist das Gewand und die Herrlichkeit,
sie ist die unaussprechliche Freude und das Heil all derer,
die an seiner unaussprechlichen Erleuchtung teilhaben
und wahrnehmbar mit ihm Gemeinschaft haben.
Hört zu: Heiland nennt man ihn deshalb,
weil er allen, mit denen er sich vereinigt, das Heil schenkt.
Sein Heil bedeutet die Befreiung von allem Bösen
und damit verbunden die Erlangung aller Güter für ewige Zeiten:
nach dem Tod das Leben, nach der Finsternis das Licht,
nach der Versklavung an Leidenschaften und schändliche Taten
die vollkommene Freiheit, die Christus allen aus Gnade schenkt,
die mit ihm, dem Heiland aller Menschen, vereinigt sind.
Ihnen wird dann jegliche unzerstörbare Freude,
aller Jubel und alles Frohlocken zuteil.
Allen jedoch, die sich von ihm getrennt haben, wenn auch nur geringfügig,
die ihn nicht gesucht haben oder nicht mit ihm vereinigt sind,
die nicht von der Versklavung an Leidenschaften und Tod befreit sind,
seien es Könige, Herrscher oder berühmte Leute,
mögen sie ihrer Meinung nach auch in Wonnen, Freuden und Genüssen schwelgen
und ihrer Ansicht nach wegen ihrer Güter vermögend sein,
wird niemals ein derartiges Frohlocken von unaussprechlicher
und völlig unbeschreiblicher Art zuteil,
wie es Christi Diener, die von allen Begierden und Lüsten
widersinniger Art und von jeglichem Ansehen frei sind, empfangen.
Kein Mensch wird es je erkennen, noch begreifen, noch schauen,
wenn er sich nicht in echter Weise und mit heißem Verlangen mit Christus
fest verbunden und in einer Vereinigung unaussprechlicher Art vermischt hat.
Ihm gebühren Ehre und Ruhm, Lob und jeglicher Preisgesang
von jeglicher Schöpfung und von allem, was Odem hat, in Ewigkeit. Amen.

Quelle: Symeon der Neue Theologe: Lichtvisionen - Hymnen über die mystische Schau des göttlichen Lichtes, 42. Hymnus, Verse 177 - 228. Aus dem Griechischen übersetzt von Lothar Heiser. = Literatur - Medien - Religion, Bd. 18. LIT, Berlin u. a. 2006, S. 216f

Zitate von Simeon:

Die Seele kann nicht leben, außer sie ist unaussprechbar und ohne Verwirrung vereinigt mit Gott, der in Wirklichkeit das ewige Leben ist (vgl. 1. Johannesbrief 5, 20).
Wenn wir nicht gegenüber der Welt und den Dingen in der Welt sterben (1. Johannesbrief 2, 15), wie sollen wir dann das Leben leben, das in Christus verborgen ist (Kolosserbrief 3, 3), wenn wir nicht im Namen Gottes gestorben sind.
Die Armen im Geist (Matthäusevangelium 5, 3) haben keine Verhaftung an den Dingen, die gegenwärtig sind. Sie sind nicht einmal mit Gedanken leidenschaftlich mit diesen Dingen befasst, noch daran interessiert, das einfachste Vergnügen auszudehnen.
Du sollst nicht versuchen [Gott] mit den Händen deines Verstandes zu erfassen, denn Er ist unberührbar, und je mehr du versucht und danach trachtest, Ihn zu berühren oder Ihn zu halten, desto weniger wirst du in dir haben und Er wird augenblicklich von dir gänzlich verschwinden.
Jener Mensch, der innerlich erleuchtet ist durch das Licht des Heiligen Geistes, kann diese Vision von ihm nicht ertragen, sondern fällt mit dem Gesicht zum Boden und schreit auf in großer Furcht und Erstaunen, weil er etwas gesehen hat, das jenseits aller Natur, allen Denkens und aller Vorstellung liegt.

Quelle: Symeon der neue Theologe. Zitate, Texte und mystische Gedichte. http://www.onelittleangel.com/weisheit/zitate/heiliger.asp?mc=300, abgerufen am 3. Juli 2014

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 06.03.2020

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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