Ökumenisches Heiligenlexikon

Rosenkranz


Das Rosenkranzgebet ist ein rituelles Gebet mit Hilfe einer Gebetsschnur, auf der Kugeln aufgereiht sind. Der Name Rosenkranz beruht auf der Vorstellung, die Gebete und Anrufungen seien ein Kranz, geflochten aus weißen, roten und goldenen Rosen zur Ehre der Gottesmutter Maria.

Starke Verbreitung in der katholischen Kirche fand dieses Gebet nach dem Sieg der christlichen Flotte über die Türken bei Lepanto 1 am 7. Oktober 1571, ein Erfolg, der dem Rosenkranzgebet der Christenheit zugeschrieben wurde, nachdem Papst Pius V. dieses Gebet um Hilfe angeregt hatte. Pius' Nachfolger Papst Gregor XIII. legte den Tag dieses Sieges als das Rosenkranzfest fest.

1884 legte Papst Leo XIII. den Oktober als Rosenkranzmonat fest, 1958 wurde diese Verordnung wieder aufgehoben.

Papst Paul VI. empfahl 1974 im Schreiben Marialis Cultus das Rosenkranzgebet als Familiengebet, in bischöflichen Verlautbarungen wird es auch heute noch besonders im Oktober empfohlen. Oft wird der Rosenkranz von Einzelnen als Andacht in der Kirche, auch vor oder nach den Messen gebetet, von manchen auch zuhause oder im Kreise der Familie.

Rosenkranz
Rosenkranz

Der Rosenkranz ist eine Gebetsschnur mit einem Kreuz und Kugeln, die in fünf Gruppen von jeweils zehn kleinen und einer großen Kugeln angeordnet sind, dazu am freien Teil des Rosenkranzes ein Kreuz. Die Anordnung und die Zahl der Kugeln sollen helfen, in der richtigen Reihenfolge zu beten. Der Kartäuser Dominikus von Preußen († 1460) fasste erstmals die Ereignisse aus dem Leben Jesu in 50 Sätzen zusammen, die sich an die Einleitung des Gegrüßest seist du, Maria, anschlossen. Durch Reduktion auf 15 Geheimnisse - 1463 in der heutigen Gestalt in Süddeutschalnd nachgewiesen und seit Beginn des 17. Jahrhunderts allgemein üblich - und die Gliederung der Gebetselemente in Zehnergruppen enstand die heutige Form des Rosenkranzes. Die Verdreifachung des Grußes an Maria und Ergänzung durch die göttlichen Tugenden von Glaube, Liebe und Hoffnung wuchs nach dem Konzil von Trient.

Die Gebetsfolge beginnt mit der trinitarischen Formel:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Dabei bekreuzigt man sich in der Weise, dass man mit Fingerkuppen der rechten Hand bei Vater die Stirn, bei Sohn die Mitte der Brust, bei Heiliger Geist die linke und bei Amen die rechte Schulter berührt.

Nun folgt das Apostolische Glaubensbekenntnis, dabei nimmt man das Kreuz in die Hand:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die Heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Nun folgt ein Vaterunser, dabei nimmt man die erste der großen Kugeln zwischen die Finger:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

Dann folgen drei Gegrüßet seist du, Maria - der Gruß des Engels Gabriel bei seiner Ankündigung der Geburt Jesu (Lukasevangelium 1, 28) und der Willkommensgruß der schwangeren Elisabeth, als sie von der ebenfalls schwangeren Maria besucht wurde (Lukasevangelium 1, 42). Dabei nimmt man die erste, dann die zweite, schließlich die dritte der kleinen Kugeln zwischen die Finger:

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus,

Im ersten Durchgang wird dabei ergänzt:

der in uns den Glauben vermehre,

im zweiten:

der in uns die Hoffnung stärke,

im dritten:

der in uns die Liebe entzünde

Den Abschluss bildet zuerst die Bitte:

Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Dann folgt der Lobpreis:

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.
Amen.

Nun beginnt das erste Gesätz, dabei nimmt man die zweite große Perle nach dem Kreuz zwischen die Finger:

Den Anfang bildet wieder ein Vaterunser, dabei nimmt man die erste der großen Kugeln zwischen die Finger:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

Es folgen zehn Gegrüßet seist du, Maria, indem man nun die erste bis zehnte der kleinen Kugeln ergreift:

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Maria</a>, umrahmt von den traditionellen „15 Geheimnissen” des Rosenkranzes, Altarbild, 16. Jahrhundert, in der Kirche San Benedetto martire in San Benedetto del Tronto in den Marken
Maria, umrahmt von den traditionellen 15 Geheimnissen des Rosenkranzes, Altarbild, 16. Jahrhundert, in der Kirche San Benedetto martire in San Benedetto del Tronto in den Marken

Jedem der Gegrüßet-Gebete wird eines der Geheimnisse angefügt, z. B.:

den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast

Den Abschluss bildet die Bitte:

Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Nachdem die Folge der 10 Vaterunser und der 10 Gegrüßet seist du, Maria abgeschlossen und man an der 10. kleinen Kugel angelangt ist, folgt der Abschluss des Gesätzes mit Bitten und Lobpreis:

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.
Amen.

Auf das erste folgt das 2., dann das 3., das 4. und das 5. Gesätz, jedesmal wieder also ein Vater unser, 10 Gegrüßet seist du, Maria, schließlich der Abschluss eines Gesätzes, wobei jedesmal die große Kugel ein Vater unser, jede der 10 kleinen Kugeln ein Gegrüßet seist du, Maria anzeigen.

Nach einem Glaubensbekenntnis, sechs Vaterunsern und 53 Gegrüßet seist du, Maria ist das Rosenkranzgebet beendet.

Die Geheimnisse, die jedesmal in ein Gegrüßet seist du, Maria eingefügt werden, können je nach Jahreszeit und persönlichem Anliegen nach eigener Wahl eingefügt werden; sie werden nacheinander, jedes also 10 Mal im Zyklus aus 50 Gegrüßet seist du Maria, nach dem Wort Jesus eingefügt:

Im Weihnachtsfestkreis nennt man die fünf freudenreichen Geheimnisse:

den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast
den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast
den du, o Jungfrau, zu Betlehem geboren hast
den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast
den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast

In der Passionszeit betet man die fünf schmerzhaften Geheimnisse:

der für uns Blut geschwitzt hat
der für uns gegeißelt worden ist
der für uns mit Dornen gekrönt worden ist
der für uns das schwere Kreuz getragen hat
der für uns gekreuzigt worden ist

Die Osterzeit kennt den glorreichen Rosenkranz mit den fünf glorreichen Geheimnissen:

der von den Toten auferstanden ist
der in den Himmel aufgefahren ist
der uns den Heiligen Geist gesendet hat
der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat
der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat

Papst Johannes Paul II. schlug 2002 zusätzlich einen lichtreichen Rosenkranz vor, der vor allem an Donnerstagen gebetet werden könnte:

der von Johannes getauft worden ist
der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat
der uns das Reich Gottes verkündet hat
der auf dem Berg verklärt worden ist
der uns die EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. geschenkt hat

Aus persönlichen Gründen kann man die fünf trostreichen Geheimnisse einfügen:

der als König herrschte
der in seiner Kirche lebt und wirkt
der wiederkommen wird in Herrlichkeit
der richten wird die Lebenden und die Toten
der alles vollenden wird

Man kann auch selbst Geheimnisse formulieren, so als Beispiel:

du weißt, dass ich dich liebe
mein Herr und mein Gott
bitte verzeih mir
der Sinn meines Lebens
meine Freude

Die katholische Kirche gewährt demjenigen Gläubigen vollkommenen Ablass, der den Rosenkranz in einer Kirche, in einer öffentlichen Kapelle, in der Familie, in der Ordensgemeinschaft oder in einer frommen Vereinigung betet; in anderen Fällen ist dieses Gebet mit einem Teilablass versehen.
Die Gebetsform des Rosenkranzes umfasst 15 Gesätze [Dekaden] des Gegrüßet seist du, Maria, in denen die Beter die entsprechend zugeordneten Geheimnisse unserer Erlösung betrachten. Zwischen den einzelnen Gesätzen wird das Vater unser gebetet. Für gewöhnlich wird jedoch auch bereits ein Drittel dieses Gebetes (also fünf Gesätze) Rosenkranz genannt.
Für die Gewinnung des vollkommenen Ablasses gilt:
1. Es genügt, ein Drittel des Rosenkranzes zu verrichten, jedoch müssen die fünf Dekaden (Geheimnisse) ohne Unterbrechung gebetet werden.
2. Das mündliche Beten muss von der geistlichen Betrachtung der Geheimnisse begleitet sein.
3. Beim öffentlichen (gemeinsamen) Gebet sollen die Geheimnisse - nach örtlicher Gewohnheit - erwähnt werden. Beim privaten Beten genügt es, die Geheimnisse im Geiste zu betrachten.
4. Für die Angehörigen der orientalischen Kirchen, bei denen diese Gebetsform nicht gebräuchlich ist, können die Patriarchen andere Gebete zur Ehre der allerseligsten Jungfrau Maria bestimmen, die mit derselben Ablassgewährung ausgestattet werden können (z. B. der Hymnus Akathistos oder das Offizium Paraclisis).

1 Lepanto ist der italienische Name der´ griechischen Stadt Nafpaktos. Bei der Seeschlacht von Lepanto 1571 besiegte die venezianische-spanische Flotte unter Don Juan de Austria im Meer vor der Stadt die weitaus stärkere Seemacht der Osmanen. Es war die letzte große und äußerst blutige Galeerenschlacht im Mittelmeer, sie leitete das Ende der türkischen Vorherrschaft ein.

Das SpiritProject bietet einen animierten Rosenkranz, der die Texte an einer Abbildung nachvollziehbar macht.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 16.06.2023

Quellen:

• C. S., Brief vom 26. November 2005
• Handbuch der Ablässe, Normen und Bewilligungen. Deutsche Ausgabe des Enchiridion Indulgentiarum, Rosenkranz-Verlag, München 1971
• Simone Honecker (Hg.): Maria 2008, St. Benno Verlag, Leipzig 2007

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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