Ökumenisches Heiligenlexikon

Die Lubentius-Sage


Lubentius wurde im 4. Jahrhundert geboren und noch als Säugling von seinen Eltern in die Obhut des heiligen Martin gegeben. Martin, der zu der Zeit Bischof von Tours war, nahm Lubentius als geistlichen Sohn an und zog ihn auf. So wie dieser Bischof auch heute noch wegen seiner Barmherzigkeit als Sankt Martin verehrt wird, so achtete seinerzeit auch Lubentius ihn, eiferte ihm mit Fleiß nach und begleitete ihn auf seinen Reisen. Eine dieser Reisen führte die beiden nach Trier, wo Martin seinen Ziehsohn dem Trierer Bischof Maximin als Zögling anvertraute, damit dieser ihn in den geistigen Wissenschaften unterrichte. Als Lubentius die Ausbildung abgeschlossen hatte, wurde er von Maximin zum Priester geweiht und als Seelsorger nach Kobern an die Untermosel geschickt. Nach dem Tod von Maximin erhielt Lubentius von dessen Nachfolger Bischof Paulinus den Auftrag, die Gebeine des Verstorbenen nach Trier zu überführen. Da dieser aber bei Verwandten in Aquitanien, dem heutigen Südwesten Frankreichs, verschieden war, musste Lubentius sein Wirken an der Untermosel für einige Zeit unterbrechen. In Begleitung mehrerer Geistlicher begab er sich auf die Reise. An seinem Ziel angekommen, verzögerte sich die Ausführung seines Auftrags jedoch zunächst, weil niemand ihm sagen konnte, an welcher Stelle Maximin beigesetzt worden war. Erst ein Engel, der Lubentius im Gebet erschienen sein soll, führte ihn zum Leichnam des Bischofs. Nachdem er seine Mission erfolgreich abgeschlossen hatte, kehrte er wieder nach Kobern zurück und widmete sich erneut der Seelsorge und Bekehrung der Heiden an der Untermosel. Dort blieb er bis zu seinem Tode um das Jahr 350.

Hier nun beginnen die Ereignisse, um die sich die Legende über den weiteren Weg des Lubentius' rankt. Bereits sein Begräbnis gestaltete sich mehr als ungewöhnlich, denn als man den Sarkophag mit seinem Leichnam bestatten wollte, war niemand von den Kobernern in der Lage, diesen von der Stelle zu bewegen. Er schien wie festgewurzelt, und alle Mühen waren vergebens. Der Überlieferung nach soll dies eine göttliche Strafe dafür gewesen sein, dass die Koberner die Lehren des Lubentius sowie seine Tugenden missachtet haben und stattdessen in der finsteren Wildheit ihrer alten Gewohnheiten verharrten. Aber auch die Bemühungen der herbeigerufenen Priester, die Lubentius in der Koberner Kirche beisetzen wollten, blieben erfolglos, denn ihnen gelang es genauso wenig, den Sarg zu bewegen. Die Nachricht von diesem wundersamen Ereignis gelangte schnell bis nach Trier und Köln, und jetzt kamen sogar Bischöfe nach Kobern, um Lubentius mit in ihre Heimat zu nehmen. Jedoch konnten auch sie zunächst nichts bewirken, und es wurde beraten, was nun getan werden könne. Man kam zu dem Ergebnis, dass ein Gottesurteil über das weitere Schicksal Lubentius' entscheiden sollte. Und wie durch ein Wunder war es vom Moment dieses weisen Entschlusses an möglich, den Sarkophag anzuheben. Wie damals auch andernorts üblich, sollte der Lauf des Wassers den weiteren Weg bestimmen. Also trug man den Sarg zum nahe gelegenen Moselufer, setzte ihn auf einen unbemannten Kahn, stieß diesen ab und überließ Lubentius' sterbliche Hülle ihrem Schicksal. Der Kahn trieb bis zur Mündung der Mosel in den Rhein flussabwärts, nahm dort jedoch Kurs rheinaufwärts, zog an Koblenz vorbei, lenkte in die Lahn und landete schließlich in Lahnstein. Dort soll das Boot zunächst wie von selbst angelegt haben und von zwei Ordensschwestern gefunden worden sein. Nachdem diese, die von den wundersamen Geschehnissen um Lubentius' Gebeine erfahren hatten, einen Teil ihrer Weinernte als Opfergaben darbrachten, glitt das Boot wie von himmlischer Kraft angetrieben wieder in die Mitte des Flusses und trieb weiter stromaufwärts. Erst in dem nahe bei Limburg gelegenen Ort Dietkirchen - heute ein Stadtteil von Limburg - schien der Kahn sein endgültiges Ziel erreicht zu haben, denn nach seiner Landung bewegte er sich nicht mehr von der Stelle. Die dortigen Ordensleute deuteten dies als Zeichen und ließen den Sarkophag mit dem Leichnam des Lubentius, der später heiliggesprochen wurde, an Land bringen und setzten ihn bei. Genau an dieser Grabstelle wurde die St. Lubentius-Basilika errichtet, in der die sterblichen Überreste des Heiligen nachweislich seit dem 9. Jahrhundert bis zum heutigen Tage aufbewahrt werden.

Aus: Klaus-Peter Hausberg: Rheinische Sagen & Geschichten. Das Begleitbuch zum Rheinischen Sagenweg, J.P. Bachem Verlag, Köln 2005 erhältich bei amazon

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zuletzt aktualisiert am 26.04.2021
korrekt zitieren:
Klaus-Peter Hausberg: Rheinische Sagen & Geschichten: Artikel
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