Ökumenisches Heiligenlexikon

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Bonifatius (Winfried, Wynfreth)


SS. Bonifacius, Aëp. ac Germanorum Apostolus, et 52 Socii MM. (5. Juni, al. 30. Nov.) Der hl. Bonifacius, Erzbischof von Mainz, Apostel von Deutschland und Martyrer, wurde um das Jahr 680 zu Kirton (Cridiadunum) in der Grafschaft Devonshire in England von angesehenen Eltern, deren Namen jedoch nicht bekannt sind, geboren und erhielt in der hl. Taufe den Namen Winfrid. Einige glauben mit den Bollandisten, er habe schon früher (etwa bei seinem Eintritte in's Kloster) den Namen Bonifacius erhalten; allein Seiters weiset in seinem vortrefflichen Werke 1 (S. 133 f.) deutlich nach, daß erst Papst Gregor II. bei seiner Anwesenheit in Rom im Jahre 723 ihm diesen Namen gegeben habe, wie dieses auch in den neuesten Lectionen vorkommt, von welchen weiter unten die Rede seyn wird. Schon als Kind zeigte er große Freude an Gott und göttlichen Dingen und trat deßhalb (nicht ohne Kämpfe von Seite seines Vaters, der ihn in einem weltlichen Berufe lieber gesehen hätte) schon als Knabe von etwa 6 Jahren in das damals unter dem hl. Abte Wolphard stehende Kloster Adescancastre (jetzt Exeter), wo er den Grund zu seiner Bildung legte. Nachdem der Heilige 13 Jahre in diesem Kloster zugebracht hatte, wurde er in das von Nutcell (Nhutscelle), Bisthums Winchester, geschickt, wo er sich unter der Leitung des berühmten Abtes Winbert noch mehr ausbildete und so sehr sich auszeichnete, daß er dort selbst als Lehrer aufgestellt wurde. In seinem dreißigsten Jahre zum Priester geweiht, verlegte er sich mit allem Eifer auf die Verkündung des göttlichen Wortes und stand in einem solchen Rufe der Tugend und Weisheit, daß er von seinen Obern wichtige Geschäfte aufgetragen erhielt, und zu allen SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. n, welche die Bischöfe in ihren Provinzen hielten, eingeladen wurde. Immer mehr ging ihm aber das Unglück der im Heidenthume versunkenen Völker zu Herzen; daher begehrte er im J. 716 von seinem Abte die Erlaubniß, nach Friesland überzusetzen und dort den Ungläubigen das Evangelium zu verkünden. Als er mit zwei Gefährten von London (Lundenwic) aus nach Dorftat (Dorestadium) in Friesland und dann nach Utrecht gekommen war, wurde ihm die Erlaubniß, Christum zu predigen, vom Könige Radbot (Ratbod) so hartnäckig verweigert, daß er sich genöthigt sah, wieder nach England zurückzukehren. Nach einer andern Angabe, die auch in die neuesten Lectionen aufgenommen wurde, ward das Unternehmen durch den Krieg gehindert, welcherdamals zwischen Karl Martell und König Radbot ausgebrochen war. Bald nachher starb Abt Winbert, und die Wahl seines Nachfolgers fiel auf unsern Heiligen, der sich aber auf alle Weise bemühte, dieselbe von sich abzulehnen, und endlich den Bischof Daniel von Winton (Winchester) zu gewinnen wußte, daß er seine Abdankung annahm und die Ernennung eines andern Abtes gestattete. Die Bekehrung der Heiden, zu der er sich von Oben berufen glaubte, lag ihm stetsfort am Herzen; daher reiste er voll brennenden Verlangens, mit der Sendung zu den Ungläubigen betraut zu werden, im Jahre 718 nach Rom zu Papst Gregor II., der ihn liebreich aufnahm, ihm unumschränkte Vollmacht ertheilte und mit Reliquien und Empfehlungsschreiben versah. Nach Deutschland gekommen, predigte Bonifacius zuerst in Bayern und Thüringen, dann nach Radbots Tod drei Jahre (720-22) an der Seite Willibrords in Friesland und hierauf wieder in Thüringen, überall das Kreuz aufpflanzend und Viele taufend. Im Jahre 722 kam er nach Amanaburg, 2 wo er den Grund zu einem Kloster legte und zuerst festen Fuß faßte. Von da wandte er sich weiter nach Norden und kam zu dem Volke der Hessen (den alten Chatten), welchen er zuerst die Segnungen des Christenthums brachte. Sein Wirken war dort von solchem Erfolge, daß er seine Freude dem hl. Vater nicht bergen konnte. Er sandte daher den treuen Binnan nach Rom mit einem Berichte, in Folge dessen ihn Papst Gregor II. zu sich nach Rom einlud und ihn, nachdem er sein Glaubensbekenntniß abgelegt hatte, am 30. Nov. 723 zum Bischofe der Deutschen d. h. für die in Deutschland zu gründenden Kirchen (Episcopus regionarius) weihte, ohne ihm jedoch einen bestimmten Sitz anweisen zu können. Mit päpstlichen Briefen an Karl Martell und die deutschen Völker etc. versehen, kehrte er im Anfange des Jahres 724 nach Deutschland zurück, wendete sich da wieder zu den Hessen, fällte in der Gegend von Geismar (nicht bei dem Badeort Hof-Geismar unfern Cassel, sondern bei dem Dorfe gleichen Namens in dem Gudensberger Amte bei Fritzlar) eine große, dem Jupiter d.i. dem Thor (Thunar) geheiligte Eiche, die Donner-Ei che genannt, erbaute aus deren Stamm eine Capelle zu Ehren des Apostelfürsten Petrus, errichtete mehrere Kirchen und das Kloster Ohrdruf, und setzte mit den Gefährten, die er aus England hatte kommen lassen, seine apostolischen Arbeiten in Hessen, Thüringen und Sachsen unermüdet fort, indem er auch für die weibliche Erziehung durch Gründung von Frauenklöstern sorgte. Als Papst Gregor III. im Jahre 732 den apostolischen Stuhl bestiegen hatte, sandte Bonifacius an ihn, um sich über verschiedene neue Schwierigkeiten, die sich ihm entgegengestellt hatten, Naths zu erholen. Der Papst empfing die Abgesandten nicht nur mit aller Zuvorkommenheit, sondern schickte dem Heiligen auch noch das Pallium und stellte ihn zum Erzbischof auf, jedoch noch ohne bestimmten Sitz, aber mit der Vollmacht, allenthalben, wo es ihm nothwendig erschiene, bischöfliche Sitze zu errichten. Um diese Zeit baute der Heilige eine Kirche sammt Kloster zu Fritzlar und Amöneburg (an der Ohm in Oberhessen), dann Bischofsheim etc., bereiste im Jahre 736 auf Herzog Hugiberts Bitte Bayern, wo zwar das Christenthum schon seit längerer Zeit eingeführt war, wo er aber im Jahre 738 nach seiner Ernennung zum apostolischen Legaten in Deutschland (bei seiner dritten Anwesenheit zu Rom) auf Betrieb des Herzogs Odilo die vier Bisthümer Salzburg, Regensburg, Freising und Paßau genau abgränzte und mit würdigen Oberhirten versah. Bald darauf gründete er drei neue Bisthümer, eines zu Erfurt für Thüringen; das andere zu Buraburg, das in der Folge nach Paderborn verlegt wurde, für Hessen; das dritte zu Wirzburg für Franken, denen er später als viertes das zu Eichstätt im Nordgau beifügte. Im Jahre 746 legte er den Grund zu der berühmt gewordenen Abtei Fulda, welche lange Zeit eine Pflanzschule großer Männer war, die ausgebreitete Kenntnisse mit hoher Frömmigkeit in sich vereinigten. Da er selber nach langjährigem Wirken immer noch keinen bestimmten bischöflichen Sitz hatte, übertrugen ihm der Papst Zacharias, der im J. 741 auf Gregor III. gefolgt war, und der neue fränkische König Pipin, der sich von Bonifacius zu Soissons die Krone hatte aufsetzen lassen, im J. 751 das Erzbisthum Mainz, das von nun an als Metropolitansitz galt, welchem vom Papste Zacharias die Bisthümer Köln, Tongern, Utrecht, Augsburg, Chur, Constanz, Straßburg, Speier und Worms untergeordnet wurden. So war also jetzt der hl. Bonifacius päpstlicher Legat für Germanien und Gallien, Erzbischof von Mainz und Primas von ganz Deutschland. Nicht nur daß er selbst überall thätig eingriff, die rohen Sitten dieser Völkerschaften zu sänftigen, er berief auch heilige Männer und Frauen, die durch ihre Tugenden ausgezeichnet waren und denen er die Leitung der Klöster übergab, die er in Thüringen, in Bayern und an anderen Orten gegründet hatte. Kein Bischof hat vor ihm oder nach ihm Größeres für Ausbreitung des Namens Jesu in Deutschland unternommen und ausgeführt als Bonifacius, der überall die zerfallene Kirchenzucht wieder herstellte, und Tausende von Abgöttern, Heiden und Halbheiden, die ein Gemisch von Christenthum und Heidenthum hatten, zur wahren Lehre Jesu brachte. Billig hätte man nach so vielen Mühen und Arbeiten erwarten sollen, daß er sich einige Ruhe gönne, zumal er in hohen Jahren stand; allein die Liebe zum Heile der Seelen ließ ihn nicht ruhen. Nachdem er im Jahre 754 den Lullus zu seinem Nachfolger in Mainz ernannt, und die Bestätigung dazu vom Papst Stephan II. erlangt hatte, begab er sich mit einigen apostolischen Arbeitern nochmal nach Friesland, und wirkte daselbst mit jugendlicher Begeisterung für das Heil der Seelen. Er bereiste die entlegensten Küsten von Friesland, verwandelte die heidnischen Stätten des Götzendienstes in christliche Kirchen, bekehrte dort eine große Anzahl Männer, Frauen und Kinder, und setzte seinen Gehilfen Eoban zum Bischof von Utrecht ein. 3 Bereits war er in die Nähe des nordlichen Meeres vorgedrungen und hatte dort wieder Viele getauft, die er dann in ihre Heimath entließ, um sich dort auf das heil. Sacrament der Firmung vorzubereiten, welches er ihnen wenige Tage nach dem Pfingstfeste, das in diesem Jahre (nach Seiters, S. 542) auf den 25. Mai fiel, feierlich ertheilen wollte. Da wo jetzt die Stadt Dockum liegt (eine Meile von der Nordsee), war damals ein unansehnliches Gehöfte, Namens Dockinga oder Dockinchirica, am Flüßchen Bordne (jetzt Bordau), welches die beiden Gaue Ostar und Westher trennte, sechs Stunden von Leeuwarden (friesl. Liewerden). Hier hatte er, weil er da länger verweilen wollte, Zelte aufschlagen lassen, und unter diesen Zelten erwartete er, mit seinen Mitarbeitern und Schülern betend, an dem festgesetzten Tage (5. Juni) die Ankunft der Neugetauften. Allein anstatt der Hymnen und Loblieder, mit welchen sonst manches Jahr auf deutschem Boden die Schaaren der Firmlinge ihm entgegen gezogen waren, hörte er wildes Geschrei; anstatt der Neophyten, die er erwartete, sah er eine Rotte blutdürstiger Feinde nahen, welche wohl dem Friesenlande angehörten, aber aus noch heidnischen Gegenden kamen, und theils aus Haß gegen das Christenthum, theils in Hoffnung reicher Beute auf seinen Lagerplatz eindrangen. Nachdem er seinen Begleitern jeden Widerstand untersagt und sie zum Martyrtode aufgemuntert hatte, stürmten die Ungläubigen 4 über sein Zelt her und ermordeten ihn mit 52 andern Christen, am 5. Juni 755, in seinem 75. Lebensjahre. Die vornehmsten Mitgenossen waren: Eoban, Mitbischof; dann die drei Priester Wintrun, Walther und Adalarius (Adalherus, Ethelher); die drei Diakonen Hamundus, Scirbaldus und Bosa; die vier Mönche Waccarus, Gundecarus (Gundwaccar), Elleherus (Illeshere) und Hathevulfus (Bathowlf); endlich der Diener Hiltebrandus (Hilsibrant, ein Bruder des Diakon Hamunt) und 40 andere andere Laien. Nach der Niedermetzelung drangen sie in die Zelte und nahmen, was sie an Kleidungsstücken, Büchern, Reliquien und sonstigen Sachen vorfanden mit sich fort. Dann gingen sie (nach Seiters S. 547) auf die Schiffe, in welchen Wein und Nahrungsmittel aufbewahrt waren, plünderten auch diese und berauschten sich in dem vorgefundenen Weine. In den mit Büchern bepackten Kisten glaubten sie reiche Schätze zu finden, und nun entspann sich über die Vertheilung der Beute erst ein Wortwechsel, dann ein Streit, der bei den von Mord und Wein Erhitzten bald so heftig wurde, daß sie die noch vom Blute der Friedensboten rauchenden Waffen gegen einander wandten, wobei ein großer Theil der Rotte getödtet ward. Jetzt erst vereinigten sich die Ueberlebenden über die Vertheilung dor Beute, noch immer in der Hoffnung, in den Kisten reiche Schätze zu finden. Als sie aber nach Eröffnung derselben statt der gehofften Schätze nur Bücher und heil. Schriften fanden, geriethen sie vor Wuth außer sich und warfen die Bücher theils auf dem Felde hin, theils suchten sie dieselben in dem Schilfe der Sümpfe und in den Gräben zu verbergen. In der Folge fand man davon Einiges wieder, unter Anderm drei Bücherbände, die noch zu Fulda aufbewahrt werden und im J. 1775 aus der Sacristei des Domes in die daselbst neu errichtete öffentliche Landesbibliothek gebracht wurden. Der erste dieser Bände ist eine Abschrift der Evangelien, von der eigenen Hand des hl. Bonifacius geschrieben; der zweite Codex ist eine Evangelienharmonie, das älteste der Manuscripte und in ganz klein Folio gebunden; der dritte Codex, mit dem Blute des Heiligen besprengt, enthält kleine Abhandlungen verschiedener heil. Väter, und mochte wohl dem Apostel der Deutschen als Katechismus für die Heiden gedient haben. - Als die erwarteten Neophyten voll Sehnsucht nach dem Empfang der heil. Firmung endlich ankamen und nun die Hände ihres Vaters und Bischofs Bonifacius, die er an eben diesem Tage segenspendend über sie hatte ausstrecken wollen, im Tode erstarrt, sein ehrwürdiges silberweißes Haupt vom Schwerte gespalten, alle seine treuen Genossen um ihn her in ihrem Blute liegen sehen mußten, bejammerten sie den Tod derer, durch welche sie zum Leben in Christo geboren waren, und erzählten mit Klagegeschrei die Gräuelthat, deren Schreckenskunde schnell von Mund zu Mund, von Gau zu Gau durch das ganze Land flog. In weniger als drei Tagen hatte sich nach Seiters (S. 549) eine zahlreiche Kriegsschaar versammelt, welche, Sühne fordernd, in die benachbarten heidnischen Gaue drang. Die Heiden erlitten eine Niederlage und suchten ihr Heil theils in der Flucht, theils wurden sie aus ihren Gauen hinweggeführt und unter die christliche Bevölkerung verpflanzt. Das Blut der Martyrer befruchtete auch hier wie überall den ausgestreuten Samen des Evangeliums; denn Friesland war von dieser Zeit an eine christliche Gegend und das Werk der Bekehrung war durch dieses Opfer vollendet. Die Mörder selbst wurden Christen, wurden Lämmer aus Wölfen. Der Leib des hl. Bonifacius kam zuerst nach Utrecht, dann nach Mainz und zuletzt nach Fulda, wo ihn der hl. Lullus im Kloster beisetzte, für dessen größte Zierde er immer angesehen ward. In allen Jahrhunderten sind bei seiner sterblichen Hülle viele Wunder gewirkt worden, von welchen die Bollandisten die Geschichte geliefert und mit »Acta Bonifaciana« überschrieben haben. Obwohl der Name dieses großen hl. Mannes u. Apostels in das allgem. Mart. Rom. sowohl als in das besondere für die Orden der Benedictiner und Cisterzienser Aufnahme fand, so wurde doch sein Fest nie in der ganzen Kirche gefeiert, und es steht dahin, ob dieß in allen Kirchen Deutschlands der Fall war. Bei uns in Augsburg, das zur Provinz Mainz gehörte, steht es im Proprium am 5. Juni, und wird als Festum duplex begangen. Als nun die Bischöfe des Erdkreises behufs der Dogmatisirung der Immaculata Conceptio B. M. V. im J. 1854 vom Papst Pius IX. nach Rom eingeladen wurden, vereinigten sich die deutschen mit den englischen Bischöfen zu der Bitte an den hl. Vater, das Fest des hl. Bonifacius auf die ganze Kirche auszudehnen, oder doch dessen Feier für ganz Deutschland und England zu gestatten. Der hl. Vater willfahrte der letzteren Bitte und indulgirte durch Decret vom 29. März 1855 für alle Diöcesen Deutschlands und Englands die Einführung dieses Festes am 5. Juni, und zwar mit einer eigenen Oratio und eigenen Lectiones II. Nocturni, mit dem Beisatze, daß diese Concession von der hl. Congregation der Riten (S. R. C.) auch anderen Bischöfen außerhalb Deutschland und England auf ihr Verlangen gegeben werden dürfe. (S. Analecta juris Pontificii vom Jahre 1855, S. 1565 ff.) Diese Lectionen weichen von den im Propr. Aug. etc. befindlichen bedeutend ab und zeichnen sich vor diesen durch größere Genauigkeit und größeren Umfang aus. 5 - Das Andenken dieses hl. Bischofs und Apostels ward in der letztern Zeit noch in anderer Hinsicht in Deutschland wieder lebhaft aufgefrischt. Nicht nur sammelten sich die katholischen Vereine Deutschlands (Piusvereine) im Jahre 1848, wo die staatliche Ordnung ganz aus den Fugen zu gehen und alles unter ihren Ruinen zu begraben drohte, in der alten Bonifaciusstadt Mainz, um für die Befreiung der kath. Kirche aus unwürdigen Banden einzustehen, sondern es wurde auch zur selben Zeit unter dem Namen des hl. Apostels u. Martyrers ein eigener Verein (Bonifacius-Verein) gebildet, der sich zur Aufgabe macht, nach Art der Missionsvereine den unter Protestanten lebenden Katholiken Norddeutschlands hilfreich beizuspringen und ihnen Seelsorger u. Lehrer zu verschaffen. Nach 8 Jahren segensreicher Wirksamkeit besteht dieser Verein noch zur Stunde, und gewinnt von Jahr zu Jahr immer mehr an Umfang und Bedeutung. - Endlich was die bildliche Darstellung betrifft, in welcher unser Heiliger auf kirchlichen Kunstgegenständen sich findet; so ist das Attribut desselben ein mit einem Schwerte durchstochenes Buch, weil ihm die Heiden ein Buch durchstachen, ohne ein Wort darin zu verletzen. Als nämlich die Heiden das Schwert wider ihn zückten, soll er, wie eine Augenzeugin später erzählte, das Buch zum Schutze wider den Streich auf sein Haupt gelegt haben, worauf der Mörder dasselbe durchhieb. Scenen aus dem Leben des hl. Bonifacius sind in 12 Haupt- und 10 Zwischenbildern meisterhaft dargestellt in der herrlichen Basilica, welche König Ludwig I. von Bayern im J. 1835 zu Ehren des großen Apostels der Deutschen in München erbaute, (24. Nov. 1850) eingeweiht und sammt dem Kloster den Benedictinern übergeben wurde. - Nach Bucelin wird am 30. Nov. das Andenken an seine Ordination gefeiert.

1 »Bonifacius, der Apostel der Deutschen. Nach seinem Leben und Wirken geschildert von J. Ch. A. Seiters, kath. Pfarrer in Göttingen. Mainz 1845.« Hier ist S. 10-13 auch nachgewiesen, daß sein Lebensbeschreiber Willibald, den die Bollandisten für einen bloßen Priester halten, kein anderer sei als der hl. Willibald, erster Bischof von Eichstädt, ein Verwandter des hl. Bonifacius.

2 Seiters weiset a. a. O. S. 119 ff. nach, daß hier nicht die Stadt Amöneburg an der Ohm (Amena) in Oberhessen, sondern die (jetzt bayerische) Stadt Hammelburg (Hamanaburg, Hamulo Castellum) an der fränkischen Saale gemeint sei.

3 Früher schon hatte ihm der hl. Willibrord das Bisthum Utrecht angetragen; allein er ging nicht darauf ein, weil er sich für die Bekehrung der Heiden berufen glaubte. Nach den neuesten Lectionen hat er nach Willibrords Tod die Regierung dieser Kirche übernommen, dieselbe zuerst durch Eoban verwaltet, dann aber nach seiner Abdication von Mainz dort residirt und das bischöfliche Amt selbst geübt.

4 Nach den Proprien von Augsburg, Eichstädt etc. wären es die getauften Friesen selbst gewesen, welche den Heiligen ermordet haben. Wenn wir auf die Acten des hl. Willibald sehen, so ist die Stelle daselbst allerdings nicht ganz deutlich, und man könnte in Zweifel seyn, ob die Freunde sich in Feinde verwandelt haben, oder ob statt der Freunde Feinde gekommen seyen. Wir geben die Stelle ausführlich: Cum autem prædictus dies illuxisset et aurora lucis orto jam sole prorumperet; tunc etiam versa vice pro amicis inimici et novi denique lictores pro novitiis fidei cultoribus advenerant; hostiumque ingens … irruerat multitudo. Weiter unten steht übrigens ausdrücklich, daß eine große Menge Heiden (furens Paganorum tumuls) sei, weßhalb obige Stelle wohl gewiß nur von den ungläubigen (heidnischen) Friesen zu verstehen ist, wie es auch in mehreren Proprien, z. B. dem neuen Münchener vom Jahre 146) wirklich geschieht. In den neuesten römischen Lectionen heißt es nur, er sei von barbarischen und gottlosen Menschen (a barbaris et impiis hominibus) getödtet worden.

5 Unser HH. Bischof Michael Deinlein hat bereits beschlossen, von dem päpstlichen Indult Gebrauch zu machen und diese neuesten Lectionen auch in die Diöcese Augsburg einzuführen. In Fulda besteht seit längerer Zeit ein ganz eigenes Officium.




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zuletzt aktualisiert am 18.10.2018
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