Ökumenisches Heiligenlexikon

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Hermann, der Lahme (von der Reichenau)


Hermannus, (19. Juli, al. 24. Sept.) zugenannt Contractus, Mönch zu Reichenau im Bodensee, welcher im 11. Jahrhundert durch seine ausgebreitete Gelehrsamkeit glänzte, wird von Bucelin zu den »Seligen« gezählt. Dieser sagt auch, daß im Kloster Weingarten sich einige Reliquien desselben befinden und verehrt werden. Jedoch machen die Bollandisten, welche ihn nur unter den Praetermissis aufführen, die Bemerkung, daß dieß keine öffentliche Verehrung sei, welche sich nirgends nachweisen lasse. Auch am 24. Sept. (VI. 660) wird dieß nochmal geäußert, und besonders der Umstand beigebracht, daß er selbst in Reichenau, dem Kloster wo er lebte, eine Verehrung nicht genieße, nebstdem daß ihn Mabillon bloß unter die Praetermissi stelle, mit keiner Sylbe einer Verehrung gedenkend. Was seine Lebensgeschichte betrifft, so war er nach W. W. (K.-L. V. 117) ein Sohn des Grafen Wolferad (bei Bucelin »Wolfhard«) von Vehringen in Hohenzollern; seine Mutter Hiltrude war aus vornehmen Geschlechte (nach Bucelin eine Gräfin von Thierstein im Canton Solothurn). Unter den 15 Kindern war Hermann, geboren am 18. Juli 1013, das hilfloseste, da er schon von Geburt an allen Gliedern gelähmt war, weßhalb er den Namen »Contractus« erhielt. Seine Eltern gaben den siebenjährigen Knaben nach St. Gallen oder nach Andern nach Reichenau zum Unterrichte, in welch letzterem Kloster er nachher auch Profeß ablegte. Obgleich er ohne fremde Hilfe sich nicht bewegen konnte und meistens sitzend sein Leben hindringen mußte, auch wenn er etwas las oder schrieb, dieß nur in beschwerlicher gekrümmter Stellung zu thun vermochte, vertfaßte er dennoch durch Gottes Beistand und die Kraft seines Geistes und, wie erzählt wird, besonders durch die Fürsprache der Mutter Gottes, nicht unbedeutende gelehrte Werke, worunter seine Chronik den meisten Werth besitzt, von der besonders der letzte Theil, die Jahre 1039-1054 befassend, zu den besten Geschichtsquellen gehört. Hermann hatte Belesenheit in den Klassikern, in der heil. Schrift und den Vätern, war in der Geometrie und Astronomie, in der Musik und Dichtkunst, so wie in allen Wissenschaften seiner Zeit bewanten. Nach W. W. war er der griechischen, lateinischen und arabischen Sprache kundig, auch im Hebräischen nicht unwissend. Er dichtete zu Ehren der Heiligen Gesänge und setzte sie in Musik. Von ihm ist die Marianische Antiphon »Alma Redemptoris Mater 1 …« Auch die Antiphonen »Salve Regina …« und »Ave, Regina coelorom …«, sowie die Sequenz »Veni, sancte Spiritus …« werden von Einigen ihm, von Andern aber Andern zugeschrieben. Er starb am 24. Sept. 1054 auf seinem väterlichen Gute Aleshusen (dem heutigen Alschhausen bei Biberach), wo er auch begraben wurde. (Jul. IV. 580.)

1 Vgl. Gavanti, Thesaurus SS. Rituum. Tom. II. Sect. V. Cap. 22. n. 6. Bei Aschbach (K.-L. III. S. 220) wird ihm die oben bezeichnete Antiphon abgesprochen, dagegen S. 370 wieder zugesprochen.




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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