Ökumenisches Heiligenlexikon

Anastasius vom Sinai

auch: Anastasius Sinaita

1 Gedenktag katholisch: 21. April

1 Gedenktag orthodox: 20. April, 21. April

Name bedeutet: der Auferstandene (griech.)

Abt des Klosters auf dem Sinai
* vor 640 in Alexandria in Ägypten
nach 700


Anastasius war Abt im Katharinenkloster auf dem Sinai. Er bekämpfte Monophysitismus, Monothelitismus und Nestorianismus sowie den Glauben der Juden mit solchem Nachdruck, dass er als der neue Mose bekannt wurde. Sein Hodegos, Führer, durch den Glauben, eine um 685 veröffentlichte Lehrschrift zur Bekämpfung des Monophysitismus, wurde ein weitverbreitetes apologetisches Werk. Erhalten sind außerdem eine Anagogische Auslegung des Sechstagewerks, die den Schöpfungsbericht als Weissagung auf Christus und die Kirche versteht, 154 Fragen und Antworten über vorwiegend exegetische Themen, mehrere Predigten und eine knapp gefasste Geschichte der Häresien und SynodenSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet..

Worte des Heiligen

Frage: Was ist das Kennzeichen eines wahren Christen?
Antwort: Einige sagen, der rechte Glaube und die Werke der Frömmigkeit seien das Kennzeichen eines wahren Christen. Aber unser Erlöser definiert einen wahren Christen nicht so. Es kann nämlich einer mit Glauben und guten Werken ausgestattet sein und deswegen hochmütig und damit doch kein vollkommener Christ sein. Denn ein Christ ist ein wahres Haus Christi, das aus guten Werken und gottwohlgefälligen Geboten gefügt ist. Ein wahrer Glaube ohne Werke ist tot‛ (Jakobusbrieg 2, 20) wie auch Werke ohne Glauben. Deswegen sollen wir uns mit allen Kräften vor schmutzigen Werken hüten, damit nicht auch über uns gesagt wird: Sie bekennen, Gott zu kennen, mit ihren Taten aber leugnen sie ihn (Titusbrief 1, 16). Daher spricht der Herr: Wenn einer mich liebt, wird er meine Gebote halten und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen (Johannesevangelium 14, 23). Daraus lernen wir also, dass das Haus der Seele durch den rechten Glauben und gute Werke auferbaut wird, und nur so wohnt Gott in uns.


Frage: Was bedeutet: ungerechter Mammon?
Antwort: Mammon bedeutet nicht, wie einige meinen: Reichtum, der unrechtmäßig erworben wird, aufgrund dessen man sich nach einem Wort des Herrn die Freundschaft der Armen gewinnen soll; sondern: das, was über unseren Bedarf hinaus zurückgelegt wird. Der nämlich, dem die Mittel zur Verfügung stehen entweder zur Ernährung oder zum Lebenserhalt dessen, der aufgrund von Hunger oder Schulden oder Gefangenschaft zugrunde zu gehen droht, und der keine Hilfe bringt, der wird tatsächlich verurteilt werden als Ungerechter und Mörder. Nicht den Reichtum also, der unrechtmäßigerweise erworben wurde, sondern denjenigen, der über unseren Bedarf zurückgelegt wurde, hat der Herr ungerechten Mammon genannt. So spricht er auch anderswo (Lukasevangelium 16, 11f) seinen Tadel über die Unbarmherzigen aus: Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer Eigentum geben? Mit fremdem Gut meint er die überflüssige Menge an Geld. Wir sind nämlich nicht mit Reichtum geboren, sondern nackt, wie geschrieben steht (1. Timotheusbrief 6, 7): Wir haben nichts in die Welt mitgebracht, und wir können auch nichts aus ihr mitnehmen. Von Natur aus ist also der Reichtum jedem Menschen fremd; allen nämlich fällt er von außen her zu. Wenn ihr also im Ungerechten und im Fremden, d. h. in dem, was über den Bedarf hinaus und in dem, was von außen her euch zugefallen ist, nicht treu wart, wie wollt ihr dann das wahre Gut und euer Eigentum entgegennehmen, d. h. die göttliche Gnade und das Gut, das von Gott stammt? Denn er sagt (Lukasevangelium 12, 15): Gebt acht; hütet euch vor jeder Art von Habgier: Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt!


Frage: Was ist wahre Demut? Und wie können wir sie mit Gottes Hilfe üben?
Antwort: … Wahre Demut besteht darin, gute Werke zu vollbringen, und sich dabei für unrein und der Gnade Gottes für unwürdig zu halten und der festen Überzeugung zu sein, dass wir nur durch die Menschenfreundlichkeit Gottes gerettet werden. Was immer wir an guten Werken tun, damit können wir uns vor Gott nicht rechtfertigen, allein schon wegen der Luft, die wir atmen. Mögen wir ihm auch alles, was wir haben, als Opfer darbringen, er schuldet uns keinen Lohn. Alles ist ja sein. … Wenn wir also so viel schuldig sind und nicht zurückgeben können, in welcher Demut und welcher Zerknirschung des Herzens sollen wir dann beständig leben? So, dass wir uns niemandem voranstellen, keinen verurteilen, von keinem schlecht reden, keinem Böses nachtragen, vielmehr alle lieben, mit allen Mitleid haben. [Und] sehnen wir uns nach Gott, so wie viele sich nach ihrer Freundin sehnen.

Quelle: Patrologia Graeca 89, quaestiones 1, 12, 93; Sp. 311ff

Zitat von Anastasius vom Sinai:

Frage: Was ist unaufhörlich beten? Unmöglich kann doch jemand, der sich um Haus und Kinder sorgen muss und in der Welt lebt, unaufhörlich beten.
Antwort: Dies hat der Apostel (Paulus) doch nicht über das Gebet, das durch Worte verrichtet wird gesagt, wie auch Christus spricht: Nicht wer zu mir, Herr, Herr, sagt, wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen dessen tut, der mich gesandt hat (Matthäusevangelium 7, 21). Vielmehr wer unablässig Gutes tut, sei es um der Wohltätigkeit willen, sei es um andere Gott wohlgefällige Dienste zu verrichten, dieser betet unablässig. Denn auch im Bett, auf dem Weg, bei Tisch, auf dem Marktplatz und an jedem anderen Ort kann das Herz beten.

Quelle: Patrologia Graeca 89, quaestio 135, Sp. 311ff

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 16.04.2022

Quellen:
• https://www.newadvent.org/cathen/01455d.htm - abgerufen am 19.07.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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