Ökumenisches Heiligenlexikon

Antoine de Saint-Exupéry

ganzer Vorname: Antoine-Marie-Roger

Name bedeutet: der vorne Stehende (latein.: aus dem Geschlecht der Antonier)

Flieger, Schriftsteller
* 29. Juni 1900 in Lyon in Frankreich
31. Juli (?) 1944 nahe der Île de Riou bei Marseille


Antoine de Saint-Exupéry war das dritte von fünf Kindern eines Grafen, der starb, als Antoine vier Jahre alt war. 1909 kam Antoine ins Jesuitenorden-Internat nach Le Mans. Als er 12 Jahre alt war durfte er zum erstenmal mit einem der Flugzeugbaupioniere Frankreichs fliegen, was ihn sehr faszinierte. Nach dem Abitur am Gymnasium der Marianisten in Fribourg wollte er Marineoffizier werden, scheiterte aber an der Aufnahmeprüfung und studierte 1920/1921 Architektur in Paris ohne Abschluss. Im Wehrdienst 1921 bis 1923 wurde zum Flugzeugmechaniker ausgebildet; die Ausbildung zum Piloten wurde wegen mangelnder Qualifikation abgelehnt, deshalb nahm er privat Flugstunden. Er hätte nun Pilot bei der Luftwaffe werden können, doch die Familie seiner Verlobten war gegen einen so gefährlichen Beruf ihres künftigen Schwiegersohns. Er verzichtete, arbeitete als Angestellter - die Heirat kam dennoch nicht zustande - und flog privat, so oft es möglich war. Im Salon seiner adeligen Tante konnte er in jener Zeit erste Kontakte mit Pariser Literaten knüpfen. 1923 war er völlig mittellos und begann nun, als Pilot zu arbeiten und zu schreiben: 1925 erschien seine Novelle L’Aviateur, der Flieger.

Antoine de Saint-Exupéry 1930 in Argentinien
Antoine de Saint-Exupéry 1930 in Argentinien

1926 bekam de Saint-Exupéry eine Anstellung als Pilot und flog anfangs die Strecke von Toulouse nach Casablanca, dann die von Casablanca nach Dakar im Senegal. 1927 wurde er Leiter des Flugplatzes für Zwischenlandungen bei Tarfaya. Hier, im Nirgendwo, wo die Sahara an den Atlantik stößt, erhielt er wesentliche Anregungen für seine spätere Erflogsnovelle Der kleine Prinz und für seine Bücher Terre des Hommes - deutsch eigentlich: Welt (für die / der) Menschen, als Buch: Wind, Sand und Sterne - und Stadt in der Wüste, das eine Wüstenstadt als Parabel für die Existenz des Menschen benützt. Als Verantwortlicher des Flugplatzes hatte er sich immer wieder in Konflikten mit den einheimischen Berbern auseianderzusetzen. Für die Rettung von 14 in der Wüste notgelandeten Kollegen bekam er 1930 Frankreichs höchsten Orden für Zivilisten, den Chevalier de la Légion d'Honneur. In jener Zeit entstand sein Roman Courrier Sud, Südkurier über den letzten Flug eines Piloten und seine unglückliche Liebesgeschichte. 1930 kam er nach Argentinien, um dort Luftfrachtlinien einzurichten, wobei er die ersten Nachtflüge verantwortete; literarisch fand dies Niederschlag in seinem Roman Vol de nuit, Nachtflug, der den tödlichen Flug eines Piloten schildert, preisgekrönt wurde und Saint-Exupéry den Durchbruch als Autor eintrug. 1931 heiratete er in Nizza eine Witwe aus El Salvador.

Saint-Exupérys Schreibtisch im Museum im spanischen Wachtturm am Eingang zur Bucht Porto Conte bei Alghero
Saint-Exupérys Schreibtisch im Museum im spanischen Wachtturm am Eingang zur Bucht Porto Conte bei Alghero

Ab 1934 war Saint-Exupéry als Flieger, Werbebeauftragter, Journalist und Autor bei der neugegründeten Air France angestellt. 1934 flog er zu Werbezwecken in die französische Kolonie Vietnam nach Saigon - die heutige Hồ-Chí-Minh-Stadt, 1935 zu Vorträgen rund ums Mittelmeer und nach Moskau. Beim Versuch, den Streckenrekord von Paris nach Saigon aufzustellen, musste er im selben Jahr bei Kairo in der Wüste notlanden und wurde nach einem fünftägigen Marsch durch die Wüste von einer Karawane gerettet. 1937 war er als Journalist auf der republikanischen Seite im Spanischen Bürgerkrieg. 1938 stürzte er in Guatemala ab, wurde schwer verletzt und editierte während seiner Behandlung in New York seine Geschichtensammelung Terre des hommes, Erde der Menschen - deutsch unter dem Titel Wind, Sand und Sterne erschienen - zusammen, die von Pflichterfüllung, Männerkameradschaft, Solidarität und Menschlichkeit erzählt, viel gelesen wurde und französische und US-amerikanische Literaturpreise erhielt. Saint-Exupéry verstand sich als Pionier und Glücksritter der Sterne und der Winde. Fliegen wurde für ihn Gleichnis des metaphysischen Sehens, das Flugzeug ein Vehikel spiritueller Sinnlichkeit.

Bei Kriegsbeginn 1939 wurde er Soldat und Pilot bei einem Aufklärungsgeschwader; nach dem Waffenstillstand mit Frankreich von 1940 lebte er in Algerien und auf dem Landgut seiner Schwester in Agay, einem Ortsteil von Saint-Raphaël bei Fréjus in Südfrankreich auf, schließlich reiste er in die USA nach Kalifornien, wo der dort im Exil lebende Regisseur Jean Renoir sein Werk Terre des hommes verfilmen wollte, und schrieb Pilote de guerre, Kriegsflieger, deutsch als Flug nach Arras erschienen. 1943 brachte er in New York zwei kürzere Texte heraus: Zum einen Lettre à un otage, Brief an eine Geisel, einen Brief an einen jüdischen Freund als Aufruf zur Solidarität mit dem besetzten Frankreich. Zum andern das in über 140 Sprachen übersetzte, über 80 Millionen Mal verkaufte Büchlein Le petit prince, Der kleine Prinz, das zu den 20 meistverkauften Büchern der Literaturgeschichte gehört; es ist ein Märchen über einen in der Wüste notgelandeten Flieger und seine Gespräche mit einem kleinen Jungen, der von einem Asteroiden auf die Erde kam - im Hintergrund steht die Situation des besetzten Frankreich, der teilnahmslos eigenen Vorteil suchenden USA und sein schlechtes Gewissen ob der in Frankreich zurückgelassenen Ehefrau, der Rose des kleinen Prinzen.

alter spanischer Wachtturm von 1517 am Eingang zur Bucht Porto Conte bei Alghero
alter spanischer Wachtturm von 1517 am Eingang zur Bucht Porto Conte bei Alghero

1943 schloss Saint-Exupéry sich dem französischen Widerstand gegen die Nationalsozialistische Besetzung an und ging wieder als Luftwaffenpilot in das inzwischen von den Alliierten erobertete Algerien, wurde aber nach einer Bruchlandung wegen seines Alters ausgemustert; in Algier arbeitet er dann an der Entwicklung von Düsentriebwerken und konnte ob seines Namens doch immer wieder Aufklärungsflüge durchführen, ab Mai 1944 vom US-amerikanisch besetzten Sardinien aus, wobei er in einer Villa an der Bucht Porto Conte bei Alghero wohnte. Zu seinem letzten geplanten Aufklärungsflug Richtung Grenoble startete er vom zurückeroberten Korsika aus, aber er kehrte nicht zurück. Sein Flugzeug blieb verschollen. Lange wurde gerätselt, ob ein Abschuss durch deutsche oder versehentlich durch US-amerikanische Flugzeuge, ein technischer Defekt, eigenes fliegerisches Versagen oder aber ein Selbstmord wegen der Tatsache des letzten Fluges der Grund war.

50-Francs-Banknote mit Antoine de Saint-Exupéry
Antoine de Saint-Exupéry
50-Francs-Banknote mit Antoine de Saint-Exupéry

1948 wurde ein deutsches Kriegstagebuch mit dem Bericht eines Abschusses zur Grundlage der Abschuss-Hypothese. 1998 fand ein Fischer Saint-Exupérys Silberarmband beim Säubern seiner Netze im Meer östlich der Île de Riou. 2000 ortete ein Unterwasserforscher Teile des Flugzeugs auf dem Meeresgrund nahe der Île de Riou, sie wurden gehoben und 2004 eindeutig identifiziert. Da der Fundort weit entfernt von der vorgegebenen Flugroute nach Grenoble liegt, vermutet man heute, er habe eigenmächtig Aufklärungsfotos von Marseille machen und damit weitere Einsätze erzwingen wollen. Die Wrackteile sind nun im Luftfahrtmuseum in Le Bourget zu sehen. 1975 wurde ein Asteroid Saint-Exupéry benannt, seit 2000 trägt der Flughafen in Lyon seinen Namen. Die Erinnerungen seiner Witwe, Mémoires de la rose, Erinnerungen der Rose, in deutsch mit dem Titel Die Rose des kleinen Prinzen verlegt, wurden 2000 herausgegeben. Die letzte 50-Francs-Banknote vor Einführung des Euro zeigte Saint-Exupéry, sein Flugzeug und den kleinen Prinzen.

Worte von Antoine de Saint-Exupéry

Die wirkliche Liebe:
Ich habe dir vom Gebet gesprochen, das Ausübung der Liebe ist, dank des Schweigens Gottes. Wenn du Gott gefunden hättest, würdest du in Ihm beruhen und fortan vollendet sein. Und weshalb solltest du dann noch wachsen, um zu werden? …
Verwechsle nicht die Liebe mit dem Rausch des Besitzes, der die schlimmsten Leiden mit sich bringt. Denn du leidest nicht unter der Liebe, wie die Leute meinen, sondern unter dem Besitztrieb, der das Gegenteil der Liebe ist. Aus Liebe zu Gott ziehe ich hinkenden Fußes meinen Weg, um Gott zunächst einmal zu anderen Menschen hinzutragen. Und ich denke nicht daran, mir aus meinem Gott einen Sklaven zu machen. Ich werde durch die Gaben gespeist, die Er anderen gewährt. Und so vermag ich den wahrhaft Liebenden daran zu erkennen, dass er nicht gekränkt werden kann. So kann auch einer, der für das Reich stirbt, nicht durch das Reich gekränkt werden. Du kannst diesen oder jenen undankbar nennen, aber wie könntest du von der Undankbarkeit des Reiches sprechen? Das Reich baut sich auf deinen Geschenken auf, und du führst ein schmutziges Rechnen ein, wenn du um einen Dienst besorgt bist, den es dir gewähren soll. Wenn einer sein Leben für den Tempel Gottes hingibt, so hat er sich als ein wahrhaft Liebender für den Tempel ausgetauscht, aber wodurch könnte er sich durch den Tempel gekränkt fühlen? Die wirkliche Liebe beginnt, wo keine Gegengabe mehr erwartet wird. Und wenn es darum geht, den Menschen die Menschenliebe zu lehren, kommt der Übung des Gebetes vor allem deshalb solche Bedeutung zu, weil das Gebet ohne Antwort bleibt.

Quelle: Antoine de Saint-Exupéry: Die Stadt in der Wüste - Citadelle. Karl Rauch-verlag, Düsseldorf 1951, S. 169

Zitate von Antoine de Saint-Exupéry:

Wenn Du ein Schiff bauen willst, fange nicht an Holz zu sammeln, Planken zu sägen und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke im Busen der Männer die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer. (Die Stadt in der Wüste)
Der einzige Sieg, an den ich glaube, ruht in der Kraft des Samenkorns. Senke das Samenkorn in die Erde, in die weite schwarze Erde, und der Sieg ist dein - mag es auch langer Zeit bedürfen, bis wir den Weizenhalm triumphieren sehen. (Flug nach Arras)
Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt. (Wind, Sand und Sterne)
Für den Menschen gibt es nur eine Wahrheit, das ist die, die aus ihm einen Menschen macht. (Wind, Sand und Sterne)
Wie wenig Lärm machen die wirklichen Wunder. (Brief an eine Geisel, 1943 / Bekenntnis einer Freundschaft)
Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann. (Wind, Sand und Sterne)
Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen. (Die Stadt in der Wüste)

Quelle: gutezitate.com/autor/antoine-de-saint-exupery/6

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Das Saint-Exupéry-Museum in Tarfaya hat keine Öffnungszeiten, man fragt einen Passanten, der den Mann mit dem Schlüssel anruft. Der Eintritt berägt dann 1 € (plus Trinkgeld für die Hilfreichen). (2016)
In dem alten spanischen Wachtturm am Eingang zur Bucht Porto Conte bei Alghero ist ein Museum über Saint-Exupéry eingerichtet, es hat freitags bis sonntags von 10 Uhr bis 13 Uhr und von 15 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 5 €. (2022)


Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 28.07.2022

Quellen:
• Roland Mörchen: Durst nach dem Sinn. Evang. Kommentare 6/2000
• https://de.wikipedia.org/wiki/Antoine_de_Saint-Exup%C3%A9ry - abgerufen am 03.03.2022
• http://www.antoinedesaintexupery.com - abgerufen am 03.03.2022
• https://www.algheroparks.it/vivi-i-parchi/museo-antoine-de-saint-exup%C3%A9ry - abgerufen am 03.03.2022

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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