Ökumenisches Heiligenlexikon

Bernhard Tolomeo

italienischer Name: Bernardo
auch: von Siena

1 Gedenktag katholisch: 20. August
nicht gebotener Gedenktag im Benediktinerorden: 19. August

Name bedeutet: der Bärenstarke (althochdt.)

Ordensgründer, Abt
* 10. Mai 1272 in Siena in Italien
1348 auf dem Mons Acconae, dem Monte Oliveto bei Siena in Italien


Francesco Nasini: Altarbild, 16. Jahrhundert, in der Kirche San Pietro in Gubbio
Francesco Nasini: Altarbild, 16. Jahrhundert, in der Kirche San Pietro in Gubbio

Johannes, Sohn einer adligen Familie, wollte einen geistlichen Beruf ergreifen, aber der Vater widerstand seinem Wunsch. So studierte er Philosophie, Jura und Theologie an der Universität in Siena, diente in der Armee der Habsburger und sollte dann in seiner Heimatstadt leitende Ämter übernehmen, als er um 1292 plötzlich erblindete. Durch die Hilfe von Maria erhielt er der Überlieferung nach sein Augenlicht wieder. 1313 zog er sich mit zwei Gefährten, Patrizio Patrizi und Ambrogio Piccolomini, zurück zu einem Einsiedlerleben in die Accona-Wüstung auf ein Landgut seiner Familie - an der Stelle des späteren Klosters - einige Kilometer südwestlich seiner Heimatstadt und nahm den Mönchsnamen Bernhard an nach dem Vorbild des Abtes von Clairvaux.

Die rasch wachsende Gründung in der Accona-Wüstung mit dem Namen Monte Oliveto, Ölberg, wurde 1319 vom Bischof von Arezzo genehmigt mit der Auflage, sich an die Regel der Benediktiner zu halten. In einigen Punkten wich die Gemeinschaft aber davon ab, so wurde der Abt jedes Jahr gewählt - im ersten Jahr war es Patrizio Patrizi, dann bis zu seinem Tod Bernhard. Dass dieser das Dienen in den Mittelpunkt seiner Christusnachfolge stellte, kommt auch darin zum Ausdruck, dass er sich zwar zum Diakon, aber nicht zum Priester weihen ließ. Er hatte eine hohe mystische Begabung, überliefert ist, dass er Gespräche mit dem Gekreuzigten führte und Erscheinungen verschiedener Heiliger hatte.

Von vielen Menschen aufgesucht, aber auch von Neidern feindlich angesehen, wurde Bernhard der Häresie angeklagt und reiste zu Papst Johannes XXII. nach Avignon, um diese Anklage zu bereinigen. Nach seiner Rückkehr gründete er 1321 die Kongregation der Seligen Jungfrau von Monte Oliveto, die Olivetaner, weil sie ein weißes Habit tragen werden sie auch weiße Benediktiner genannt. 1322 wurde vor dem Stadttor Tuffi in Siena das erste Tochterkloster San Benedetto a Porta Tufi gegründet - es lag auf dem Gelände des heutigen Friedhof della Misericordia. Andere Klöster in verschiedenen Orten der Toskana folgten, 1344 hatte der Orden bereits elf Häuser und wurde von Papst Clemens VI. anerkannt. Die Mönche erwarben sich hohe Anerkennung in der Krankenpflege während einer Pestepidemie ab 1346; Berhard besuchte dabei die besonders betroffene Stadt Siena, um den Mönchen des dortigen Klosters beizustehen, unter denen es bereits viele Todesopfer gegeben hatte. Bald darauf wurde auch er selbst von der Pest befallen und starb am Gedenktag seines Namenspatrons Bernhard von Clairvaux.

Bernhard wurde zusammen mit vielen anderen Seuchenopfern in einer mit Kalk durchmischten Pestgrube unweit der Klosterkirche von San Benedetto a Porta Tufi in Siena bestattet, deshalb gibt es kein Grab und keine Körperreliquien, was dann auch ein Hindernis für seine mehrmals betriebene Kanonisation war.

Pompeo Battoni: Altarbild, 17. Jahrhundert, in der Kirche San Vittore al Corpo in Mailand
Pompeo Battoni: Altarbild, 17. Jahrhundert, in der Kirche San Vittore al Corpo in Mailand

Der Orden verbreitete sich rasch auch nach Padua, Bologna, Genua und Mailand, wo der Orden bis 1805 das Kloster an der Kirche San Vittore al Corpo bewohnte. 1400 umfasste der Orden schon 23 Klöster mit 318 Mönchen, 1450 waren es bereits 30 Klöster. Nicht alle Einrichtungen waren Neugründungen, die Olivetaner wurden auch zur Reform berühmter alter Klöster berufen, so 1408 in Padua oder 1494 auf dem Montecassino, wo sie sich jedoch nicht einwurzeln konnten. Ab 1450 gab es weitere Olivetanerklöster in Ligurien, den Abruzzen und in Apulien. In dieser Zeit blühte in der Kongregation die humanistische Kultur und die Renaissancekunst, v. a. mit Buchmalerei und Holzarbeiten. Der Orden hatte keinen weiblichen Zweig, 1433 wurde ihm jedoch von Franziska von Rom das berühmte Kloster der Oblatinnen von Tor de' Specchi in Rom angeschlossen. Die Gemeinschaft entwickelte sich zur Keimstätte vieler Heiliger und trug im 14. und 15. Jahrhundert wesentlich zur Wiederbelebung des klösterlichen Lebens in Italien bei. Seit 1960 dehören die Olivetaner zur Konföderation der Benediktiner. 2018 gab es noch 260 Olivetanermönche, davon 155 Priester, und 90 Olivetanernonnen in Italien, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz, in Israel, Südkorea, Brasilien, Guatemala und den USA. Der größte Konvent im deutschsprachigen Raum ist das Nonnenkloster Heiligkreuz in Cham bei Zug in der Schweiz.

Kanonisation: Am 24. November 1644 wurde Bernhard von Papst Pope Innocent X. seliggesprochen. Die Heiligsprechung erfolgte erst am 26. April 2009 durch Papst Benedikt XVI.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 21.01.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• https://www.newadvent.org/cathen/02504b.htm - abgerufen am 19.07.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/wochenheiliger/der-heilige-bernardo-tolomei-asket-und-gruender-der-olivitaner;art4876,211243 - abgerufen am 29.09.2022
• https://it.wikipedia.org/wiki/Camposanto_della_Misericordia_di_Siena - abgerufen am 29.09.2022

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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