Ökumenisches Heiligenlexikon

Caritas Pirckheimer

auch: Charitas,
auch: Pirkheimer
Taufname: Barbara

1 Gedenktag katholisch: 19. August

Name bedeutet: die Liebe (latein.)

Äbtissin in Nürnberg
* 21. März 1467 in Eichstätt in Bayern
19. August 1532 in Nürnberg in Bayern


Barbara war das älteste von neun Kindern des Hans Pirckheimer und Barbara, geb. Löffelholz. Der einer Nürnberger Patrizierfamilie enstammende Vater hatte in Padua studiert und war dann Berater des Eichstätter Bischofs von Wilhelm von Reichenau, seines ehemaligen Studienkollegen in Padua. Barbaras Bruder Willibald war ein Freund von Albrecht Dürer, Ratsherr in Nürnberg und ein bedeutender Vertreter des deutschen Humanismus. Um 1475, als ihr Vater als Rat des Herzogs Albrecht von Bayern nach München zog, wurde Barbara zu ihren Großeltern nach Nürnberg gebracht, die sie 1479 zur weiteren Ausbildung den Klarissen im Kloster St. Klara in Nürnberg übergaben.

Statue in der St.-Klara-Kirche in Nürnberg
Statue in der St.-Klara-Kirche in Nürnberg

Wohl 1483 trat sie mit dem Ordensnamen Caritas dem Orden bei, war zuerst Novizenmeisterin und wurde 1503 Äbtissin. Mit zahlreichen Humanisten stand die hochgebildete Frau in regem Briefwechsel. Sie lehrte ihre Schwestern die Bibel, Theologie und die Schriften der Kirchenväter in Lateinisch und Deutsch. Die Bildung des Geistes sollte dabei mit mystischer Tiefe der Religiosität verbunden werden.

Nach dem Beginn der reformatorischen Bestrebungen in Nürnberg ab 1525 sollte auch die Aufhebung aller Klöster beschlossen werden. Als einziges Kloster leistete das Klarakloster der Caritas Pirkheimer dagegen Widerstand, den sie in ihrer Schrift Denkwürdigkeiten dokumentierte. Die Auseinandersetzung ging um die Frage, ob das Ordensgelübde nicht ein Versuch sei, sich durch gute Werke Gnade und Heil erwerben zu wollen; ihm trat Caritas theologisch versiert entgegen. Sie war stets zum Dialog bereit, beharrte aber auf der Achtung der Gewissen als letzter Instanz. 1529 besuchte Philipp Melanchthon die Äbtissin Caritas, um sie und ihr Kloster für die Reformation zu gewinnen, aber Caritas schloss sich der neuen Lehre nicht an; ihr guter Ruf und Melanchthons Fürsprache retteten dennoch den Fortbestand ihres Klosters.

Caritas' ehemaliges Grab an der St.-Klara-Kirche in Nürnberg
Caritas' ehemaliges Grab an der St.-Klara-Kirche in Nürnberg

Weil die Aufnahme von Novizinnen und der Empfang der Sakramente verboten waren musste nach Caritas' Tod das Kloster St. Klara wegen Nachwuchsmangel aufgegeben werden.

Caritas' Grab an der St.-Klara-Kirche in Nürnberg wurde 1959 wieder gefunden und 1960 in diese Kirche übertragen. Die Akademie der Erzdiözese Bambergund deren Internationales Jugendzentrum an St. Klara in Nürnberg tragen heute ihren Namen.

Kanonisation: Der Seligsprechungsprozess ist eingeleitet.

Worte von Caritas Pirckheimer

In ihrem Brief an den bedeutendsten deutschen Humanisten Konrad Celtis (1459 bis 1508) vom März 1502 dankt Caritas Pirckheimer ihm, dass er sich mit den Schriften einer Frau beschäftigt und überhaupt das Geschlecht der Frauen nicht geringschätzt:
Ich kann noch jetzt mein Staunen nicht verbergen, dass ein so ausgezeichneter Lehrer und erfahrener Philosoph mich, ein ungelehrtes und einfältiges Mädchen, bei der weder Wissenschaft noch Beredsamkeit, noch irgend etwas des Lobes Würdiges erfunden werden mag, durch sein süßestes Schreiben zu grüßen würdigt. Ich gestehe denn also, dass Ihr nach der Meinung des Weisen gehandelt, welcher spricht: Je größer Du bist, desto mehr demütige Dich in allem! … Übrigens erhielt ich auch voriger Tage von Eurer Herrlichkeit die lieblichen Schriften der hochgelehrten Jungfrau Hroswita, die Ihr mir, der unbedeutenden Frau, ohne irgendein Verdienst von meiner Seite gewidmet habt. Ich sage und bewahre auch dafür ewigen Dank. Denn ich freue mich, dass der, der den Verstand verleiht, nicht nur Gesetzeskundigen und Gelehrten tiefe Weisheit mitzuteilen pflegt, sondern auch dem schwachen Geschlecht und Geringgeachteten einige Brosamen nicht versagt, die vom Tische reicher Gelehrten fallen. An jener höchst klugen Jungfrau hat sich bewahrheitet, was der Apostel sagt: Was schwach ist vor der Welt, erwählt Gott, um das Starke zu beschämen. (1. Korintherbrief 1, 27) Zu preisen ist in Wahrheit der gütige Geist, dessen Gnade jenes jungfräuliche Genie mit solchem Glanz der Wissenschaft und des Fleißes schmückte und verherrlichte. Alles Lobes und Preises wert ist auch Euer demütiger Eifer, mit dem Ihr die Schriften und Gedichte einer schwachen Frau studiertet, ans Licht brachtet und drucken ließet. Ihr verachtet also nicht das schwache Geschlecht, noch den niederen Stand einer armen Nonne. Ich kann es nicht verschweigen: Ihr habt hier gegen die Gewohnheit vieler Gelehrten, vielmehr Hochmütigen, gehandelt, die sich fälschlich erheben und alle Worte, Handlungen und Darstellungen der Frauen so sehr geringschätzen, als hätten nicht beide Geschlechter einen Schöpfer, Erlöser und Seligmacher und die nicht wahrnehmen, dass die Hand des höchsten Künstlers bisher noch nicht verkürzt ist. Er hat den Schlüssel der Wissenschaft, teilt den Einzelnen mit, wie Er will, denn Er sieht nicht auf die Person. O wie weise habt Ihr hierin den weisesten hl. Hieronymus nachgeahmt, der auch unser Geschlecht keineswegs verachtete und sich nicht scheute, gottgeweihten Jungfrauen auf ihre Bitten heilige Schriften auszulegen, was unfähige und träge Männer ganz vernachlässigt hatten.

Quelle: Briefe von, an und über Caritas Prickheimer (aus den Jahren 1498 - 1530. = Caritas Pirckheimer - Quellensamlung, 3. Heft, hrsg. v. Josef Pfanner. Landshut 1966, S. 9 - 11

Zitat von Caritas Pirckheimer:

Im Brief vom 25. April 1502 mahnt sie Konrad Celtis, dem Glauben vor der Vernunft, der mystischen Theologie den Vorzug vor der Philosophie zu geben:
Euer Würden kennt mich, Eure unwürdige Schülerin, als Eure begeisterte Anhängerin und ich darf hinzusetzen, als die Liebhaberin Eures Seelenheiles. Deshalb bitte ich Euch auf das dringlichste, die weltliche Philosophie zwar nicht aufzugeben, sie aber höher zu entwickeln, das heißt von den Schriften der Heiden zu den heiligen Büchern, von dem Irdischen zum Himmlischen, vom Geschöpfe zum Schöpfer Euch zu erheben. Denn wohin würden alle Kreaturen geraten, wenn der Schöpfer sie preisgäbe? Dies könnte leicht geschehen, wenn wir - was ferne von uns sei - die Geschöpfe dem Schöpfer vorzögen. Obgleich daher keine Wissenschaft, noch irgendeine Kenntnis von einer Sache, welche gut und Gott selbst angeordnet, zu verwerfen ist, so muss doch stets die mystisehe Theologie und ein tugendhaftes Leben den Vorrang behaupten. Denn die menschliche Vernunft ist schwach und kann sich täuschen. Der Glaube aber ist wahr und kann bei gesundem Gewissen nicht getäuscht werden.

Quelle: Briefe von, an und über Caritas Prickheimer (aus den Jahren 1498 - 1530. = Caritas Pirckheimer - Quellensamlung, 3. Heft, hrsg. v. Josef Pfanner. Landshut 1966, S. 12

Konrad Celtis über Caritas Pirckheimer:

Celtis schrieb in lateinischen sapphischen Strophen eine Ode an Caritas:
Jungfrau, hervorragend geschult in der römischen Sprache,
Glanzlicht und Krone der Jungfrauen,
bitte, nimm dies kleine Geschenk von mir freundlich an!
In ihm wirst Du das Lob Deiner Vaterstadt finden
und lesen, in welchem Glanze sie strahlt
und wie das glückselige Leben des hl. Sebaldus verlief.
O Schwester, der Dichtkunst, die ich mir verdient habe,
würdig und mir in ewiger Liebe verbunden sei
als Caritas-Liebe gibst Du mir die erhabenen Worte in lateinischer Sprache.
Du bist eine seltene Zierde unter den Deutschen,
eine Jungfrau ähnlich den Römerinnen,
die einst Spanien oder Frankreich in seinen Klöstern hatte!
Als Gelehrte folgst Du dem gelehrten Vater nach, der im weltlichen wie geistlichen
Recht erfahren den Bischöfen lieb und unseren Fürsten oft ein Schutzherr gewesen ist.
Als Gelehrte folgst Du, die Keusche, Deinem gelehrten
Bruder Willibald in der Stadt Nürnberg nach,
der durch seine großartige Begabung die griechische Literatur
mit der lateinischen vereinigt.
Deshalb statt' ich Dir den verdienten Dank ab,
Jungfrau, höchste Zier Deutschlands,
Caritas, die ich in meinem Herzen immer verehren werde als Jungfrau.

Quelle: Briefe von, an und über Caritas Prickheimer (aus den Jahren 1498 - 1530. = Caritas Pirckheimer - Quellensamlung, 3. Heft, hrsg. v. Josef Pfanner. Landshut 1966, S. 85

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 31.03.2021

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.stanthonyshrine.org/PoorClares/800years_timeline.html#Caritas
• http://www.cph-nuernberg.de/
• http://www.cph-nuernberg.de/hauser/akademie/u_index/geschichte.html
• Gabriele Lautenschläger. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. VII, Herzberg 1994
• https://www.donaukurier.de/lokales/eichstaett/Eichstaett-Die-ersten-acht-Lebensjahre-in-Eichstaett-verbracht;art575,3196257

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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