Ökumenisches Heiligenlexikon

Cyriacus


Matthias Grünewald: Cyriacus heilt Artemia, im Historischen Museum in Frankfurt
Matthias Grünewald: Cyriacus heilt Arthemia. Die dargestellte Symptomatik lässt an ein mehrfach behindertes Mädchen denken; nach den Überlieferungen liegt bei der Diokletiantochter zusätzlich eine Epilepsie vor. Flügel im Heller-Altar, im Historischen Museum in Frankfurt

Cyriacus, von Papst Marcellinus um 300 in Rom zum Diakon geweiht, wurde der Legende zufolge in den Verfolgungen der Christen von Kaiser Maximian verurteilt, als Zwangsarbeiter beim Bau der Thermen des Diokletian zu arbeiten und dabei Erde zu tragen. Viele Mitchristen und Leidensgenossen - darunter Saturninus und Sisinnius - wurden nach Martern getötet.

Als aus Arthemia, der besessenen Tochter von Kaiser Diokletian, ein Teufel schrie, nur Cyriacus könne ihn vertreiben, wurde dieser gerufen und er heilte Arthemia. Der ausfahrende Teufel prophezeite, er werde Cyriacus zwingen, nach Babylon - dem heutigen Han-al-Mahawil im Irak - zu gehen. Bald darauf wurde Cyriacus tatsächlich vom Perserkönig Sapor gerufen, um dessen besessene Tochter == Jobia zu heilen. Cyriacus heilte auch sie und taufte sie mit ihren Eltern und viel Volks.

E. Conti: Deckenfresko, 1908, in der Cyriacus-Kapelle bei Rothaus
E. Conti: Deckenfresko, 1908, in der Cyriacus-Kapelle bei Rothaus

Cyriacus kehrte nach Rom zurück. Diokletian hatte ihm ein Haus geschenkt, aber nach dessen Abdankung im Jahr 305 ließ ihn Kaiser Maximian - oder Kaiser Maxentius - abermals ergreifen, foltern, mit siedendem Pech übergießen und zusammen mit Smaragdus, Largus, Sisinnius und weiteren 18 Christen enthaupten. Ein Statthalter nahm das Haus von Cyriacus in Besitz, badete darin an der Stelle, an der Cyriacus zu taufen pflegte, und hielt ein Festmahl mit 19 Freunden, die alle zusammen eines plötzliches Todes starben. Das Bad wurde geschlossen, die Heiden fingen an, die Christen zu fürchten und in Ehren zu halten.

Cyriacus und seine Gefährten wurden der Überlieferung nach am 16. März getötet, andere Überlieferung nennt den 15. April als Tag der Bestattung an der Via Salaria durch einen Priester Johannes. Die Leichname von Cyriacus und fünf Gefährten - oder die von Cyriacus, Largus, Smaragdus und 20 Gefährten - wurden dann am 8. August - daher der Gedenktag - unter Papst Marcellus I. übertragen auf einen von der Christin Lucina angelegten Friedhof am 7. Meilenstein der Via Ostiensis - der später nach Cyriacus benannt und beim Bau der Bahnlinie nach Ostia 1918 zerstört wurde -, wo der ChronographAls Chronograph (wörtlich „Zeitschreiber”, von altgriechisch χρόνος „Zeit” und γράφειν „schreiben”) wird - erstmals durch den Historiker Theodor Mommsen - der römische Schreiber Furius Dionysius Filocalus bezeichnet, der 354 im Auftrag des christlichen Aristokraten Valentinus die Stadtgeschichte Roms verfasste. Darin waren erstmals im Westen ganzseitige Buchmalereien und erstmals wurde die Geburt Jesu auf den 25. Dezember datiert. Cyriacus zusammen mit Largus, Crescentianus, Memmia, Juliana, und Smaragdus nennt. Die Verehrung setzte bald nach Cyriacus' Tod ein, sie findet sich schon in Festkalendern des 4. Jahrhunderts und im Martyrologium des Hieronymus. Diesem Verzeichnis bekannt war auch schon eine Kirche an den Thermen des Diokletian bekannt, wohl an der Stelle der heutigen Kirche Santa Maria degli Angeli e dei Martiri. Papst Honorius I. ließ an der Stelle des Grabes an der Via Ostiensis Mitte des 7. Jahrhunderts eine kleine Kirche errichten, die von den Päpsten Leo III. und Benedikt III. im 8. Jahrhundert restauriert wurde. Im 9. und 10. Jahrhundert wurden die Reliquien in die Stadt, u. a. in die Kirche San Marcello al Corso, gebracht.

Johann Michael Feichtmayr der Jüngere und Franz Xaver Feuchtmayer der Ältere: Cyriakus, um 1760, am Gnadenaltar der Basilika Vierzehnheiligen
Johann Michael Feichtmayr der Jüngere und Franz Xaver Feuchtmayer der Ältere: Cyriakus, um 1760, am Gnadenaltar der Basilika Vierzehnheiligen

Nachdem der Pfarrer von Palermo, Antonio del Duca, 1541 eine Vision von sieben schneeweiß erscheinenden Märtyrern über den Thermen des Diokletian hatte - neben Cyriacus, Smaragdus und Largus, waren es Saturninus und Sisinnius sowie Thrason und Marcellus I. -, wurde dort die Kirche Santa Maria degli Angeli e dei Martiri eingebaut.

Reliquien kamen u. a. 847 in das damalige Kollegiatstift nach Neuhausen - dem heutigen Stadtteil von Worms - in die ehemalige, ihm geweihte Kirche und 1049 durch Papst Leo IX. nach Altorf im Elsass, eine Armreliquie unter Kaiser Otto I. nach Bamberg. Im 10. und 11. Jahrhundert verbreitete sich Cyriacus' Verehrung v. a. in Mitteldeutschland, Westfalen und am Oberrhein, Reliquien kamen 959 Gernrode bei Quedlinburg und nach Frose bei Halle, weitere aus Neuhausen nach Speyer in die Katharinenkapelle im Dom 1 und ins Kloster Lorsch. Nachdem an Cyriacus' Gedenktag im Jahr 1266 die Mehrheit des Domkapitels von Würzburg sich in der Schlacht bei Sulzfeld am Main 2, einer der großen Ritterschlachten des Mittelalters, gegen den gewaltsam um das Amt kämpfenden Bischofskandidaten der Minderheit durchgesetzt hatte, nahm die Verehrung in Franken stark zu. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde er als einer der Vierzehn heiligen Nothelfer verehrt.

In der 1655 von Bergarbeiten in über 1000 Metern Höhe erbauten, Cyriacus geweihten Kapelle auf dem Dürrenbühl bei Rothaus wird seit Jahrhunderten am ersten Samstag im August eine Pilgerfahrt gefeiert, heutzutage verbunden mit der Segnung landwirtschaftlicher Maschinen, vor allem Traktoren, aber auch von Personenwagen der Pilger.

Statue in der Cyriakus-Kapelle des alten Spitals in Deidesheim
Statue in der Cyriakus-Kapelle des alten Spitals in Deidesheim

In der Pfalz als Patron des Weinbaus verehrt, werden Cyriacus noch heute in einer Kapelle bei Lindenberg - wo er als Einsiedler gelebt haben soll - am Sonntag nächst dem 8. August bei der Cyriakus-Wallfahrt die ersten Trauben dargebracht. Einmal sei er auf dem Heimweg von Deidesheim, wo er oft Kranke im Spital - das tatsächlich 1494 als Hospiz gegründet wurde - besucht habe, müde gewesen und sich deshalb einen Wingertstiefel - einen Pfahl, der zur Stütze der Rebe dient - als Wanderstab für den Heimweg - nach anderer Überlieferung als Stütze bei Glatteis - genommen. Normalerweise begrüßte das Glöckchen der Lindenberger Kapelle den heimkehrenden Heiligen, doch diesmal schwieg es. Cyriacus erkannte sein Unrecht, brachte den Pfahl an seine Stelle zurück - und bei seiner Wiederkehr nach Lindenberg erklang wieder der fröhliche Glockenton.

Cyriacus wird als einer der Vierzehn Nothelfer verehrt.

Attribute: Diakon, mit Buch als Exorzismus-Text, mit Teufel oder Drachen an Kette, mit Kaisertochter Arthemia, mit Schwert
Patron der Zwangsarbeiter; des Weinbaus; bei schwerer körperlicher Arbeit; gegen Gewitter, Versuchung und böse Geister, Besessenheit und Anfechtungen in der Todesstunde

1 Die Übertragung berichtet das Lexikon für Theologie und Kirche. Die Angaben auf der Webseite Die Ausstattung des Speyerer Doms führen sie nicht mehr auf.

2 Der Berg, auf dem die Schlacht bei Sulzfeld stattfand - heute Weinbaugebiet -, ist nach Cyriacus benannt, darauf weist eine große Inschrift hin; etwas entfernt erinnert eine Tafel an die Geschehnisse.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Die Thermen des Diokletian in Rom sind heute Museum, es ist täglich außer montags von 9 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 8 €.
Die Kirche Santa Maria degli Angeli e dei Martiri in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 18.30 Uhr, im Sommer bis 19 Uhr, sonntags bis 19.30 Uhr geöffnet. (2017)
Der Dom in Bamberg ist von April bis Oktober werktags von 8 Uhr bis 17 Uhr, im Winter nur bis 17 Uhr, sonntags erst ab 13 Uhr zur Besichtigung geöffnet. (2021)
Der Kaiserdom in Speyer ist werktäglich von 9 Uhr bis 19 Uhr, von November bis März nur bis 17 Uhr, sonntags von 11.30 Uhr bis 17.30 Uhr zur Besichtigung geöffnet. (2019)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 31.08.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. X, Herzberg 1995
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XVI, Herzberg 1999
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
• http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/1914_92.pdf - abgerufen am 04.02.2024
• http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/grafenhausen/Cyriakfest-auf-dem-Duerrenbuehl-bei-Grafenhausen;art372595,8844383 - abgerufen am 04.02.2024
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• http://www.archeologiasacra.net/pcas-web/ricerca/catacombe?query=ciriaco#n - abgerufen am 04.02.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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