Ökumenisches Heiligenlexikon

Engelbert Kolland

Taufname: Michael

1 Gedenktag katholisch: 10. Juli
gebotener Gedenktag im Erzbistum Salzburg
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Innsbruck und Graz-Seckau
nicht gebotener Gedenktag im Orden der Franziskaner-Observanten: 13. Juli

Name bedeutet: der glänzende Angle (Angelsachse) (althochdt.)

Ordensmann, Priester, Märtyrer
* 21. September 1827 in Ramsau im Zillertal in Tirol in Österreich
10. Juli 1860 in Damaskus in Syrien


Michael Kolland wurde als fünftes von sechs Kindern einer armen Holzknechtsfamilie im Lochhäusl in Ramsau geboren. Er wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen auf und war ein sehr lebhafter Junge, der bereits als Schulkind sehr gerne und fleißig betete. Seine Eltern, Kajetan und Maria Kolland gehörten zu den Protestanten, die seit der Reformation im geheimen überlebt hatten und 1731 der Vertreibung entgingen. Als 1816 das Zillertal an Österreich kam, wurde eine evangelische Gemeindegründung von Kaiser Franz I. untersagt; 1837 befahl Kaiser Ferdinand I. für alle am Augsburger Bekenntnis festhaltenden Zillertaler die Auswanderung.

Kirche in Rachau in der Steiermark
Kirche in Rachau in der Steiermark

Die Eltern übersiedelten mit einigen der Kinder nach Rachau in der Steiermark. Nach einer Unterredung seines Vaters mit dem Fürsterzbischof konnte Michael das katholische Erzbischöfliche Gymnasium Rupertinum in Salzburg besuchen.

Dort hatte Michael erhebliche Lernprobleme, dazu Konflikte mit älteren Mitschülern, er musste das Gymnasium zunächst verlassen und konnte erst in einem zweiten Anlauf im Jahr 1847 das Abitur machen. Unmittelbar danach bat er um Aufnahme im benachbarten Kloster der Franziskaner; 1850 legte er die Profess ab und nahm den Ordensnamen Engelbert an; 1851 wurde er von Erzbischof Johannes Nepomuk von Tschiderer im Dom in Trient zum Priester geweiht. Nach ausführlichen philosophischen und theologischen Studien verbrachte Engelbert einige Jahre im Kloster in Bozen, wo er sich vor allem dem Fremdsprachenstudium widmete: er lernte neben Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch vor allem auch Arabisch.

1855 wurde Engelbert als Missionar in das Heilige Land entsandt. In Briefen berichtete er über die Ergriffenheit und Rührung, die ihn beim ersten Anblick von Jerusalem übermannte. Die ersten beiden Monate verbrachte er in der Grabeskirche, dann wurde er ins Pauluskloster nach Damaskus versetzt. Mit großer Neugier und Offenheit begegnete er den orientalischen Bräuchen und Sitten. Sein ehrliches Ringen um die Menschen in der Seelsorge, seine unermüdliche Hilfsbereitschaft und seine ausgezeichneten Arabischkenntnisse öffneten ihm die Herzen der Gläubigen in der Umgebung des Klosters, die ihn bald schon Abouna Malak, Vater Engel, nannten.

Nach der Ankunft in Jerusalem schrieb Engelbert in einem Brief:

Auf einmal schrie der Mukkari (= Eselstreiber): Monte Oliveto, Ölberg. Wenige Minuten später sah ich die Heilige Stadt. Bei diesem Anblick weinte ich wie ein Kind. Ich vergaß alle Müdigkeit und stieg vom Pferde. Bei dem Gedanken, dass in dieser Stadt mein Herr und Heiland auch für mich sein kostbares Blut vergossen hat, musste ich stille Tränen weinen. Schlag drei Uhr nachmittags, also um dieselbe Stunde, in der Jesus starb, war ich in den Gassen Jerusalems, und zwar zu Fuß. Wo Jesus sein schweres Kreuz getragen, wollte ich auch zu Fuß gehen.

In einem Brief an seinen geistlichen Freund Pater Markus berichtete er über die Arbeit in Damaskus:

Was mein Wirken dahier anbelangt, so beschränkt es sich größtenteils nur auf unsere Pfarrei, die im Ganzen nur 220 Seelen beträgt. Bei uns im Tirol könnte man als Curat einer solch kleinen Pfarrei ganz ruhig und gemächlich leben; bei dem arabischen Volke aber habe ich mehr als genug zu thun. Es sind bisweilen Tage, wo ich den ganzen Tag auf den Füßen bin. Der Curat muss sich hier in Alles mischen. Gibt 's einen Streit, so ruft man den Curat; ist ein Kind, sei es nur einen Tag alt, krank, so muss ihm der Curat einige Evangelien über den Kopf herabbeten. Will sich einer verehelichen, so muss der Curat die Braut verlangen und den Heiratskontrakt abschließen. Entflieht das Weib ihrem Manne, was sehr oft geschieht, - so muss ihr der Curat nachlaufen und sie nach endlosem Zureden und Drohen wieder nach Hause bringen. Testamentsangelegenheiten sind gänzlich ihm übergeben. Und dann erst die Armenversorgung, Hauszinse, Kleider, Arzt, Arzneien hat der arme Curat zu verschaffen.

Schon kurz nach der Ankunft von Engelbert in Damaskus kam es immer wieder zu Spannungen zwischen den christlichen Maroniten 1 und den Drusen 2. 1860 folgte eine große Christenverfolgung in Damaskus, der neben 8500 Christen und 50 Priestern auch Engelbert und seine Mitbrüder im Pauluskloster zum Opfer fielen: Die Brüder hörten das Wüten in der Stadt, blieben aber im Kloster, da sie sich hinter den Klostermauern sicher glaubten. Ein Verräter zeigte aber den Mördern einen geheimen Zugang zum Kloster; Engelbert floh über die Dächer, um in der Nachbarschaft Schutz zu finden, wurde aber verfolgt, eingeholt und von etwa 20 Drusen und Osmanen umkreist. Dreimal wurde er nun aufgefordert, seinem Glaubem abzuschwören, er aber blieb jedesmal standhaft und erhielt je einen Axthieb, bis er tot zusammenbrach. Außer Engelbert starben die anderen sieben Franziskaner des Pauluskloster, die alle aus Spanien gekommen waren: Emmanuel Ruiz und seine Gefährten, dazu drei leibliche Brüder, die der Maronitenkirche angehörten.

Engelberts Grab ist im Pauluskloster in Damaskus.

Kanonisation: Am 10. Oktober 1926 wurde Engelbert gemeinsam mit den anderen Märtyrern des Paulusklosters durch Papst Pius XI. in Rom seliggesprochen.

1 Die Syrisch-Maronitische Kirche von Antiochien, kurz: Maroniten, ist eine mit dem Papst in Rom unierte Kirche. Ihre Kirchensprache ist Westsyrisch, Gründung und Namen gehen zurück auf den syrisch-aramäischen Mönch Johannes von Maron. Aufgrund des traditionellen Bischofssitzes in Antiochien - dem heutigen Antakya / Hatay - sieht sie sich in direkter apostolischer Sukzession; heute ist er im Kloster Bkerke bei Beirut.

2 Die Drusen sind eine Religionsgemeinschaft, die im 11. Jahrhundert als Abspaltung vom Islam entstand. Grundlagen ihrer Lehre sind der Koran, Elemente des Neuplatonismus und die Idee der Seelenwanderung und Reinkarnation. Die gut eine Million Gläubigen dieser Religion leben v. a. im Libanon, in Syrien und in Israel.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.07.2021

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Bettina Rahm aus Zell am Ziller, E-Mail vom 9. Juli 2011
• http://es.wikipedia.org/wiki/Juan_Jacobo_Fern%C3%A1ndez - abgerufen am 20.07.2023
• Pfarre Zell am Ziller (Hg.): Festschrift zum Jubiläum 150. Todestag des seligen Engelbert Kolland. Zell am Ziller 2010
• Johannes Madey. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. IV, Herzberg 1992

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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