Ökumenisches Heiligenlexikon

Erasmus von Antiochia

auch: Elmo, Herasmus, Rasmus, Rasimus, Ermo


Nicolas Poussin: Martyrium des Erasmus, 1629, Vatikanische Museen
Nicolas Poussin: Martyrium des Erasmus, 1629, Vatikanische Museen in Rom

Erasmus war der unhistorischen Legende zufolge um 300 Bischof von Antiochia - dem heutigen Antakya. Nach den ältesten Legenden verbarg er sich in der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian sieben Jahre lang im Libanon-Gebirge, um die Verfolgung durch inständiges Gebet abzuwenden. Ein Rabe brachte ihm Nahrung, bis er auf Geheiß eines Engels nach Antiochia zurückkehrte, dort vor Gericht gestellt und ins Gefängnis geworfen wurde. Die furchtbaren Martern mit brennendem Pech und Schwefel überstand er unverletzt.

Mehrfach von Engeln befreit, kam Erasmus der Überlieferung nach auch nach Sirmium in Illyrien - dem heutigen Sremska Mitrovica in Serbien und Lugridum in Illyricum. Er wurde Diokletian und später Maximian gegenübergestellt und überwand alle Martern in strahlender Schönheit: mit einer Seilwinde habe man ihm die Gedärme herausgezogen - diese Winde hat ihn zum Patron der Schiffer bestimmt. In einen Kessel mit kochendem Öl gestellt, fächelten Engel ihm Kühlung zu; das herausspritzende Öl aber traf den Kaiser, der Erasmus um Heilung anflehte, als der durch die Hilfe eines Engels unbeschadet dem Kessel entstieg. Erasmus wurde vor den Jupiter-Tempel geführt, wo die Statue zu Staub zerfiel, ein riesiger Drache herausfuhr und von Erasmus vertrieben wurde. Er bekehrte daraufhin Tausende und taufte sie.

Vom Erzengel Michael wurde Erasmus demnach dann nach Formia in Kampanien geleitet. Auf der Seereise konnte sein Gebet den Sturm stillen. Am neuen Wirkungsort lebte und wirkte er als Seelsorger, von Engeln ernährt. Rettende Wundertaten vollbrachte er bei einem großen Viehsterben und bei einem heftigen Gewitter, bis er nach siebenjähriger segensreicher Tätigkeit hochbetagt und sanft entschlief. Erasmus gilt als Märtyrer, weil er nach anderer Überlieferung in Formia an den Folgen seiner zweimaligen Martern in Antiochia und Sirmium starb.

Statue in der Klosterkirche in Scheyern
Statue in der Klosterkirche in Scheyern

Um 450 wurde Erasmus im Martyrologium des Hieronymus aufgeführt; dennoch ist seine Historizität als Märtyrer in Formia strittig. Erasmus' Gebeine wurden um 866, als der Bischofssitz zum Schutz vor Überfällen der Sarazenen von Formia nach Gaëta verlegt wurde, dorthin gebracht, wo sie seitdem in der ihm geweihten Kathedrale liegen. Reliquien gelangten nach Rom in die Kirche San Stefano Rotondo, nach Gubbio und nach Neapel, wo sich jedenfalls im 10. Jahrhundert eine Erasmus geweihte Kirche befand an der Stelle des ab 1329 erbauten Castel Sant'Elmo, in dem heute eine kleine, 1547 gebaute Kapelle noch an Erasmus erinnert. Weitere Reliquien kamen nach Magdeburg, sie wurden von Kardinal Albrecht von Brandenburg in das Stift der von ihm gegründeten Erasmus-Bruderschaft auf dem Moritzberg bei Halle übertragen.

Statu in der ehemaligen Kathedrale in Formia
Statue in der ehemaligen Kathedrale in Formia

Im 9. Jahrhundert entstand die erste Legende, eine weitere im 11. Jahrhundert; aus beiden verfasste Johannes von Gaëta - der spätere Papst Gelasius II. - im Kloster auf dem Montecassino eine weitere Vita.

Seit dem 14. Jahrhundert wird Erasmus als einer der 14 Nothelfer verehrt. Das vor Gewittern auf der Mastspitze von Schiffen sichtbare St.-Elms-Feuer - blaue Flämmchen durch elektrische Entladung - wird in Portugal und Italien, wo er Elmo genannt wird, auf ihn bezogen: Erasmus soll während eines Gewitters gepredigt haben, aber über ihm und seinen Gefährten blieb der Himmel hell, obwohl ringsum Blitze zuckten.

Erasmus mit Martin von Tours (links) und Erasmus mit Martin von Tours (links) und Florian (rechts), Altar in der Pfarrkirche in Thalheim bei WelsFlorian (rechts), Altar in der Pfarrkirche in Thalheim bei Wels
Erasmus mit Martin von Tours (links) und Florian (rechts), Altar in der Pfarrkirche in Thalheim bei Wels

Attribute: Seilwinde, Kessel, Nägel
Patron von Gaëta; der Seefahrer, Seiler, Drechsler, Weber, Haustiere; gegen Krämpfe, Koliken, Magenleiden, Geburtsschmerzen und Unterleibsbeschwerden; bei der Geburt; gegen Viehkrankheiten
Bauernregel: An Erasmus viel Donner / verkündet trüben Sommer.

Acta Sanctorum

Die Kathedrale in Gaeta ist freitags und samstags von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr und freitags, samstags und sonntags von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. (2022)
Die Kathedrale in Gubbio ist täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr - von Oktober bis April nur bis 16 Uhr geöffnet. (2023)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 08.10.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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