Ökumenisches Heiligenlexikon

Euphemia von Chalcedon

1 Gedenktag katholisch: 16. September
gebotener Gedenktag im mozarabischen      Der mozarabische Ritus, auch „westgotisch” oder „altspanisch” genannt, ist eine Liturgie in der römisch-katholischen Kirche, die sich im 4./5. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel entwickelt hat und heute noch an einigen Orten in Spanien praktiziert wird. Der Name entstand nach dem Einfall der Mauren im Jahr 711, als die unter maurischer Herrschaft lebenden Christen – die „Mozaraber” – weiter ihren Glauben ausüben durften und damit auch diese Liturgie feierten. Ritus
Gedächtnis IV. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die IV. Klasse einem nichtgebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Trifft ein Fest IV. Klasse auf den selben Tag wie ein Fest III. Klasse, dann kann das Fest IV. Klasse nie gefeiert, sondern immer nur kommemoriert werden. Um ein solches „nichtfeierbares” Fest IV. Klasse zu kennzeichnen, bezeichnen wir es nicht als „Gedenktag”, sondern als „Gedächtnis” IV. Klasse.

Übertragung der Gebeine nach Ourense in Galicien
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
Übertragung der Gebeine: 2. Juli
bedacht im AmbrosianischenDie Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet. Hochgebet I

1 Gedenktag orthodox: 16. September
Gedächtnis ihres Wunders beim Konzil von Chalkedon: 11. Juli

1 Gedenktag armenisch: 16. September
Gedächtnis ihres Wunders beim Konzil von Chalkedon: 11. Juli
liturgische Feier am 2. Montag nach dem Verklärungssonntag

1 Gedenktag koptisch: 11. Juli, 16. September

1 Gedenktag syrisch-orthodox: 11. Juli, 16. September

Name bedeutet: Frau von gutem Ruf (griech.)

Märtyrerin
* in Rom
16. September 287 oder 303 1 in Chalcedon, heute der Stadtteil Kadıköy in Ístanbul in der Türkei


Kupferstatue auf dem im 17. Jahrhundert errichteten Campanile im Hafen in Rovinj
Kupferstatue auf dem im 17. Jahrhundert errichteten Campanile im Hafen in Rovinj

Euphemia war Senatorentochter aus Rom, die in Chalcedon - heute der Stadtteil Kadıköy in Ístanbul - gemartert wurde.

Die Legende erzählt, dass Euphemia in Chalcedon zum Richter Priscus ging, sich öffentlich zum Christentum bekannte, ins Gefängnis geworfen wurde und dort alle von der Diokletianischen Verfolgung betroffenen Leidensgenossen stärkte. Vor ihren Augen ließ Priscus alle enthaupten, aber sie wurde dadurch nur noch mutiger und warf ihm sein Unrecht vor. Geschlagen und ins Gefängnis geworfen, wollte ihr der Richter Gewalt antun, da verdorrte seine Hand. Der Hausmeister sollte sie überreden, aber es gelang ihm weder, die Tür aufzuschließen, noch, sie mit dem Beil zu zertrümmern, er wurde darüber besessen und tötete sich selbst. Auf ein eisernes Rad gebunden, das zum Glühen gebracht werden sollte, zersprang das Rad und zerriss den Werkmeister; nun schürten dessen Eltern das Feuer, aber ein Engel stellte Euphemia auf einen höheren Ort, wo sie von der Hitze verschont wurde, aber alle sie sehen konnten. Man legte eine Leiter an, um sie herabzuholen, aber Euphemia war von Engeln bewacht; einer der Folterer wurde gelähmt, ein anderer wurde irrsinnig und wollte sich selber umbringen.

Der Schreiber des Priscus sollte nun alle Lotterbuben der Stadt zu ihr ins Gefängnis führen; als er dann zur Kontrolle ins Gefängnis kam, sah er so viele leuchtende Jungfrauen um Euphemia stehen, dass er selbst gläubig wurde. Der Richter ließ Euphemia an den Haaren aufhängen, dann sieben Tage ohne Nahrung zwischen Steine pressen, aber die Steine zerfielen zu Staub, ein Engel ernährte sie. Zu wilden Tieren in die Grube geworfen, legten diese ihre Schwänze zusammen wie zu einem Stuhl, worauf sie ruhen konnte. Der Henker stürzte in die Grube, stieß ihr sein Schwert in die Seite, Euphemia starb und der Richter warf dem Henker zur Belohnung sein seidenes Kleid und einen goldenen Gürtel zu, doch ein Löwe erfasste und verschlang ihn, nur Knochen und der Gürtel wurden gefunden; der Richter zerfleischte sich selbst. Das Martyrium erlitten der Überlieferung zufolge auch Euphemias Henker Sosthenes und Victor, weil sie sich angesichts der Standhaftigkeit von Euphemia zum Christenglauben bekehrt hatten.

venezianischer Künstler: Mosaik, 1277, in der Apsis der Euphrasius-Basilika in Porec
venezianischer Künstler: Mosaik, 1277, in der Apsis der Euphrasius-Basilika in Poreč

Euphemia wurde mit Ehren begraben, durch ihr Verdienst bekehrten sich der Überlieferung zufolge alle Juden und Heiden in Chalcedon. Über ihrem Grab in Chalcedon 2, wurde im 4. Jahrhundert ein einstöckiger Rundbau errichtet, daneben eine prächtige Basilika erbaut, die die ins Heilige Land reisende Pilgerin Egeria in ihrem Bericht um 384 bezeugte und die 436 auch von Melania der Jüngeren besucht wurde. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts gab es zwei Versionen von Euphemias Martyrium: die eine des Victricius von Rouen erzählt von ihrer Enthauptung, die andere, um 400 entstandene des Bischofs Asterius von Amasia - dem heutigen Amasya - von ihrer Verbrennung nach Ausbrechen der Zähne. Damals wurde sie von Kaiser Arcadius als Helferin für den Eid angerufen. Die älteste griechische Leidensgeschichte entstand wohl um die Mitte des 5. Jahrhunderts in Chalkedon und berichtet von einer Vielfalt der Martern durch Räder, Feuer, einer Foltermaschine mit vier Steinen, Meeresgetier, Schlingen, Auspeitschung und Röstpfanne und lässt Euphemia durch wilde Tiere sterben.

451 tagte das 4. ökumenische Konzil in der Euphemia-Kirche in Chalcedon und stellte sich unter ihren Schutz; das dabei der Überlieferung zufolge durch sie geschehene Wunder hat in der Armenischen und in der Orthodoxen Kirche einen eigenen Gedenktag, weil dadurch die Orthodoxie bekräftigt wurde: Die Anhänger des Monophysitismus wandten sich gegen die Verabschiedung des Bekenntnisses, dass Jesus Christus sowohl eine göttliche als auch eine menschliche Natur besitze; beide Parteien legten ihre Entwürfe in Euphemias Sarg, diese gab dann die eine Schriftrolle zurück mit dem Bekenntnis, das dann beschlossen wurde. Spätere Überlieferung aus Edessa - dem heutigen Sanlıurfa -, die zu Beginn des 8. Jahrhunderts im Westen bezeugt ist, erzählt, dass die Akten des Konzils in ihrem Sarkophag verborgen wurden, wodurch Euphemias ausdrückliche Zustimmung zu den Konzilsbeschlüssen bezeugt sei. Der Kirchengeschichtsschreiber Evagrios Scholastikos berichtete vor 600 vom dem Wunder, dass Blut aus Euphemias Sarg fließt; nach Theophylaktos Simokates, einem byzantinischen Historiker des 7. Jahrhunderts, ereignete sich dieses Wunder jährlich.

Reliquienbüste, gefertigt im 16. Jahrhundert in Deutschland, im Museum der Kathedrale in Ávila
Reliquienbüste, gefertigt im 16. Jahrhundert in Deutschland, im Museum der Kathedrale in Ávila

Euphemias Verehrung war nun eng mit der Verbreitung der Beschlüsse des Konzils von Chalkedon verbunden. Nun entstand die älteste ausgeführte Leidensgeschichte und es wurden ihr im 5./6. Jahrhundert viele Kirchen geweiht, so in Alexandria, Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul -, Tivoli bei Rom, Antiochia - dem heutigen Antakya -, Cäsarea in Palästina, Mailand, Ravenna, Piacenza und Grado bei Aquileia. Die Reliquien wurden um 620 nach Konstantinopel in die Euphemia geweihte Kirche, dem früheren Antiochos-Palast, gebracht. Um 800, während des Streites um die Verehrung von Ikonen, wurde die Kirche profaniert und die Gebeine ins Meer geworfen. Sie wurden der Überlieferung zufolge von frommen Seeleuten geborgen und auf die Insel Limnos gebracht. Nach dem 2. Konzile von Nicäa brachten der orthodoxe Kaiser Konstantin VI. und seine Mutter Eirene diese Reliquien zurück und ließen sie erneut im Martyrium im früheren Antiochos-Palast niederlegen. Heute liegen sie im ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Nach anderer Überlieferung kam der ganze Steinsarg mit Euphemias Reliquien nach Rovinj in Kroatien; die Legende erzählt, ein kleiner Junge habe am 13. Juli 800 den schweren Sarg, der vom Meer ans Land gespült worden sei, geborgen. Euphemias Gebeine wurden zunächst in der Georgs-Kirche in Rovinj aufbewahrt, ab 1720 wurde die heutige, Euphemia geweihte Kirche erbaut.

Euphemia wird zusammen mit Thekla von Ikonium auch in Triest besonders verehrt. Die dortige Überlieferung erzählt vom Martyrium der beiden im Jahr 256; über dem angeblichen Wohnhaus der beiden steht die aufs 9. Jahrhundert zurückgehende Kirche San Silvestro, die heute von den Waldensern genutzt wird. Andere angebliche Reliquien gibt es noch immer auf der Insel Limnos, des weiteren auf Sizilien, in Nola, in Rouen, in Afrika und in Jerusalem, im Stadtteil Fener in Ístanbul, wohin die Griechen nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 gezogen waren, sowie in Halberstadt, wohin sie der Bischof 1208 nach dem 4. Kreuzzug brachte.

Patronin von Rovinj; für gutes Wetter
Attribute: Folter-Rad, Löwen

1 Als Todesjahr geben die Fasti consulares Vindobonenses, das Verzeichnis der römischen Konsuln, das Jahr 303 an, andere Quellen wie das Martyrologium des Hieronymus das Jahr 287.

2 Das Grab lag eine Meile (1,48 Kilometer) nördlich von Chalcedon und zwei Stadien (370 Meter) vom Bosporus entfernt.

Über Die heilige Euphemia und Die Rolle Chalkedons für die Konzilien schrieb Manju Anita Weber an der Universität in Salzburg eine interessante Arbeit.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 08.05.2023

Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984

• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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