Ökumenisches Heiligenlexikon

Eva von Tiele-Winckler

1 Gedenktag evangelisch: 21. Juni

Name bedeutet: die Leben Schenkende (hebr.)

Ordensgründerin
* 31. Oktober 1866 in Miechowitz, heute der Stadtteil Miechowice in Bytom in Polen
21. Juni 1930 daselbst


Eva von Tiele-Winkler
Eva von Tiele-Winckler

Eva von Tiele-Winckler, zweitjüngstes von neun Kindern des evangelischen Hubert von Tiele und seiner katholischen Frau Valeska aus der oberschlesischen Großindustriellenfamilie von Winckler, wurde katholisch getauft und empfing von ihrer der Mystik zugeneigten Mutter eine Liebe zu klösterlichem Leben und einer mystisch geprägten Frömmigkeit. Schon als Kind beschloss sie, eine Heilige zu werden und ihr Leben den Armen zu widmen. Ihre Mutter starb, als Eva 13 Jahre alt war; die zweite Frau des Vaters, die evangelische Rose geb. Gräfin von Schulenburg, wollte sie evangelisch konfirmieren lassen, was Eva ablehnte; aber sie nahm am evangelischen Religionsunterricht teil und begann in der Bibel zu lesen; besonders beeindruckt war sie, als sie dort in Johannesevangelium 10, 11 von Jesus als dem guten Hirten las.

Eva als 13-jährige
Eva als 13-jährige

1885 schickte ihre Stiefmutter Eva zu Friedrich von Bodelschwingh nach Bethel, ab 1887 erhielt Eva dort ihre Ausbildung in Kranken- und Gemeindepflege. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Diakonisse errichtete sie 1890 in einem Gebäude, das ihr Vater für sie neu bauen ließ unweit des der Familie gehörenden Schlosses in Miechowitz, das Haus Friedenshort und baute gemäß dem Rat Bodelschwinghs ab 1892 eine eigene Schwesternschaft auf. Daraus entwickelte sich ein großes diakonisches Arbeitsfeld mit später 28 Häusern und Aktivitäten bis nach China. Eva verausgabte sich in ihrer Arbeit so sehr, dass Bodelschwingh sie 1895 nach Bethel zurückholte, wo sie fünf Jahre als Oberin des Diakonissenhauses Sarepta wirkte.

Immer wieder stellte Eva von Tiele-Winckler sich die Frage, ob ihre geistliche Entwicklung ausreichend sei und sie ihr Ziel eines Heiligungsleben im Geist erreichen könne; mit strenger Askese trotz ihres aufopferungsvollen Dienstes wollte sie ihren Glaubenszuwachs befördern. Kraft zog sie aus dem Rückzug in die Einsamkeit und Stille, von dem sie rückblickend bedauert, ihn nur dreimal praktiziert und nicht mehr von den Kräften der oberen Welt meinem irdischen Leben und Schaffen zugeführt zu haben. Von ihrer musischen Begabung legen ihre Gedichte Zeugnis ab. Mehrfach überlegte sie, ob sie nicht wieder katholisch werden und in einen Orden eintreten sollte.

Eva von Tiele-Winckler:

Was hier mir die Stille gegeben
Und was mir die Einsamkeit war -
Das mache da draußen mein Leben
Im Wandel und Dienst offenbar.

Nun ziehe ich wieder von hinnen
Und geh' meinen Weg durch die Welt,
Doch bleibe ich stille tief innen,
Verborgen im himmlischen Zelt.

Es bleibt allerweg' mein Begleiter
Der Strom, der in Ewigkeit quillt;
So ziehe ich fröhlich nun weiter
Mit Ihm, der mein Dürsten gestillt! 1

Während einer Erholungskur in Davos traf Eva von Tiele-Winckler auch mit Hudson Taylor zusammen. 1905 erlebte sie die Erweckung in Wales, die sich dann auch auf das geistliche Leben der Schwestern in Miechowitz auswirkte. Enge Kontakte unterhielt sie zur Gemeinschafts- und Pfingstbewegung.

1906 wurden die ersten Schwestern in Gebiete der äußeren Mission ausgesandt. 1910 konnte Eva nahe Breslau - dem heutigen Wrocław - ein erstes Kinderhaus gründen für 90 Kinder, das Landhaus Warteberg. Schon 1923 hatte die daraus gewachsene Organisation Friedenshort - Heimat für Heimatlose 60 Häuser an 35 Orten in ganz Deutschland, in denen über 14.000 Kinder lebten: Evas Konzept der Kinderfamilie, der Erziehung von etwa zwölf Kindern verschiedenen Alters in einer familienähnlichen Gruppe unter Leitung einer Mutter genannten Diakonisse wurde zum Vorbild einer Reform der Heimerziehung. Trotz Krieg und Inflation konnte sie ihr Werk auch noch in den 1920er-Jahren fortsetzen und ausbauen.

Denkmal am Diakonissenhaus Friedenshort in Freudenberg
Denkmal am Diakonissenhaus Friedenshort in Freudenberg

Die Schwesternschaft besteht bis heute in Freudenberg bei Siegen in Nordrhein-Westfalen, in Heiligengrabe in Brandenburg und in Berlin, die Jugendhilfeeinrichtungen sind über ganz Deutschland verteilt.

1 Eva von Tiele-Winckler: Denksteine des lebendigen Gottes

2 Eva von Tiele-Winckler: Aus stillen Stunden

Die Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort stellt im Internet Eva von Tiele-Wincklers Geschichte und ihr Wirken dar.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.08.2023

Quellen:
• http://www.glaubenszeugen.de/kalender/t/kalt059.htm
• Barbara Kanowsky. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XII, Herzberg 1997
• Joachim Schnürle: Ein Leben der Liebe für andere, Deutsches Pfarrerblatt 10/2016

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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