Ökumenisches Heiligenlexikon

Henri Dunant

eigentlich: Jean-Henri Dunant

1 Gedenktag evangelisch: 29. Oktober

Name bedeutet: der reiche Schützer (althochdt.)

Gründer des Roten Kreuzes
* 8. Mai 1828 in Genf in der Schweiz
30. Oktober 1910 in Heiden in der Schweiz


Henri Dunant um 1860
Henri Dunant um 1860

Jean-Henri, Sohn des Kaufmanns Jean-Jacques Dunant und der Antoinette Dunant-Colladon, begleitete schon als Kind seine Mutter bei Armen- und Krankenbesuchen. Als Jugendlicher veranstaltete er Abende für Bedürftige, woraus 1852 in Genf der Christliche Verein Junger Männer (CVJM) entstand; bei der Gründung des Weltbundes des CVJM in Paris 1855 war Dunant Delegierter des Genfer Verbands. Dunant absolvierte eine Lehre als Kaufmann. Mit einem Freund gründete er eine Kolonialgesellschaft und baute 1858 eine Mühlengesellschaft in Algerien auf.

In diesem Haus war ab 1852 das erste Lokal des CVJM Genf
In diesem Haus war ab 1852 das erste Lokal des CVJM Genf

Aufgrund von Problemen mit der Kolonialbehörde reiste Dunant im Juni 1859 nach Italien, um bei Kaiser Napoleon III. vorzusprechen. Er traf ihn in Castiglione delle Stiviere und wohnte damals im Palazzo Bondoni Pastorio neben dem Dom. Dabei wurde er Zeuge der Schlacht bei Solferino, in der Österreich unterlag und seine Vorherrschaft in Italien verlor. Er erlebte die unzureichende Versorgung der über 40.000 Verletzten und Toten, was ihn zu einer spontanen Hilfsaktion für die Verwundeten beider Seiten veranlasste. Im Journal de Genêve konnte er einen Hilfeaufruf für die Verwundeten veröffentlichen, 1860/61 verfasste er das Buch Un Souvenir de Solférino, Eine Erinnerung an Solferino über das Elend der im Krieg Verwundeten, das er 1862 auf eigene Kosten verlegte. 1863 setzte die Gemeinnützige Gesellschaft von Genf auf Dunants Initiative ein Komitee ein als Krankenhelferverband für kriegführende Armeen. Daraus entwickelte sich der Verband des Roten Kreuzes.

Dunant reiste durch Europa und warb in der Öffentlichkeit und bei zahlreichen Regenten für seine Ideen. 1864 lud die Schweiz 25 Staaten nach Genf ein, 16 Staaten beteiligten sich an der Konferenz, zwölf davon unterzeichneten die Konvention zur Verbesserung des Loses der Verwundeten Soldaten der Armeen auf dem Feld, die Genfer Konvention, die den mit einem roten Kreuz auf weißem Grund Gekennzeichneten neutralen Schutz durch die Kriegsparteien garantiert. Im selben Jahr kam es zur Gründung des Roten Kreuzes, zunächst mit einem Internationalen Komitee, das aus 25 Schweizern bestand, Dunant war sein Generalsekretär. Zahlreiche Staaten traten schon bald der Konvention bei. Die finanziellen Probleme mit seiner algerischen Mühlengesellschaft nahmen unterdessen zu.

Alabama-Saal im Genfer Rathaus, in dem 1864 die <q>Genfer Konvention</q> unterzeichnet wurde
Alabama-Saal im Genfer Rathaus, in dem 1864 die Genfer Konvention unterzeichnet wurde

1867 musste Dunants Mühlenfirma Konkurs anmelden; er trat vom Amt des Generalsekretärs des Roten Kreuzes zurück und siedelte nach Paris über, wo er in ärmlichen Verhältnissen lebte. In der Folge führte er ein unstetes Leben in materiellem Elend; ab 1872 lebte er in London und setzte sich ein für eine Konvention über die Behandlung von Kriegsgefangenen, gleichzeitig verarmte er immer mehr und war zeitweilig obdachlos.

1876 wurde ihm durch Dekan Wagner in Stuttgart eine feste Bleibe verschafft - hier war schon 1863 die erste Rotkreuzgesellschaft außerhalb von Genf gegründet worden. Er lebt weiterhin unstet, reiste nach Rom, auf Korfu, nach Basel und zu seiner langjährigen Unterstützerin, Großherzogin Luise von Baden, ins Schloss nach Karlsruhe. Ab 1887 bekam Dunant von seinen Angehörigen eine kleine finanzielle Unterstützung und konnte 1892 ins Bezirkskrankenhaus nach Heiden in der Schweiz umziehen. 1889 verfasste er seine Autobiografie. Nachdem der Journalist Georg Baumberger 1895 auf ihn aufmerksam wurde und über ihn schrieb und nach einem 1897 in Stuttgart erschienen Buch über die Entstehung des Roten Kreuzes und den mittlerweile vergessenen Dunant erhielt er 1897 verschiedene Ehrungen und eine jährliche Rente von der Witwe des russischen Zaren. 25.000 Reichsmark, die ihm nach 1895 eine Stiftung zukommen ließ, hat Dunant ebenso weitergegeben wie das Preisgeld des Nobelkomitees.

Gekrönt wurden die Ehrungen 1901 mit der Verleihung des ersten Friedens-Nobelpreises. 1949 wurde die Genfer Konvention angepasst an moderne Formen der Kriegsführung, sie ist heute von fast allen Staaten anerkannt.

ehemaliges Bezirkskrankenhaus in Heiden, wo Dunant bis zu seinem Tod lebte, heute „Dunant-Museum”
ehemaliges Bezirkskrankenhaus in Heiden, wo Dunant bis zu seinem Tod lebte, heute Dunant-Museum

Henri Dunant wurde auf dem Sihlfriedhof in Zürich bestattet.


Henri Dunant in Castiglione delle Stiviere und Solferino

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Das Dunant-Museum in Heiden ist von November bis Februar mittwochs, samstags und sonntags, ansonsten täglich außer montags geöffnet; jeden Sonntag gibt es öffentliche Führungen. Der Eintritt kostet regulär 7 CHF. (2011)

In Castiglione delle Stiviere wurde 1959 das Internationale Museum des Roten Kreuzes eingerichtet, das über die Anfänge der Organisation Zeugnis ablegt. Es ist zwischen April und Oktober täglich außer montags von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr, zwischen November und März täglich außer montags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet; der Eintritt beträgt 5 €. Auch das Haus, in dem Dunant damals zu Gast war, ist ein Museum: der Palazzo Bondoni Pastorio ist eine Art Heimatmuseum, präsentiert das Interieur des Palazzos und einen Raum zur Erinnerung an Dunant. Es ist samstag und sonntags von 15 bis 20 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 6 €.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 09.12.2023

Quellen:

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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