Ökumenisches Heiligenlexikon

Jodokus

auch: Judocus, Judokos, Joos, Jobst, Jost
französisch: Josse, Judoce, Jodelet
bretonisch: Ucek
englisch: Joyce

1 Gedenktag katholisch: 13. Dezember
in Winchester: 9. Januar (Übertragung der Gebeine)
in Amiens: Übertragung der Gebeine: 26. Juli
Übertragung der Gebeine: 15. Oktober

Name bedeutet: der Kämpfer (keltisch)

Priester, Einsiedler
* um 600 in der Bretagne in Frankreich
um 669 in der Einsiedelei beim heutigen St-Josse-sur-Mer (?) in Frankreich


Jodokus war der Überlieferung zufolge ein bretonischer Prinz. Sein Vater == Judhaël / Judicaël regierte demnach die aus England in die Bretagne eingewanderten keltischen Stämme erstmals als ihr gemeinsamer König; seine Mutter hieß Prizel. Als sein älterer Bruder Judicaël II. um 636 in ein Kloster eintrat, erbat sich Jodokus acht Tage Bedenkzeit und schloss sich dann einer zufällig vorbeikommenden Pilgergruppe an, um den Thron nicht besteigen zu müssen. Berichtet wird, wie er seine Krone zu Boden warf, worauf dort eine Quelle entsprungen sei. Er kam an den Hof des Grafen Haymon in der Picardie, der sein lebenslanger Gönner wurde und ihm das Priesterstudium ermöglichte. Sieben Jahre dient er ihm dafür als HofkaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator.. Jodokus zog es dann aber in die Einsamkeit; Haymon baute ihm eine Klause in Brahic am Authie - dem heutigen Raye-sur-Authie -, wo er acht Jahre blieb.

Fresko im Dom in Worms
Fresko im Dom in Worms

Jodokus zog dann um 652 nach Runiac - beim heutigen Montreuil-sur-Mer - an der Canche, wo er wiederum von Haymon beim Bau der Zelle unterstützt wurde. Jodokus' Zelle war vom Fluss umgeben; Fische und Vögel, die er fütterte, wurden der Legende nach zahm; bei der Messfeier erschien eine segnende Hand; dreimal erschien ihm Christus als Bettler; jedesmal teilte Jodokus sein Brot, bis nichts mehr übrig blieb, aber durch das Fenster sah er Schiffe mit Nahrungsmitteln landen. Nachdem Jodokus dort von einer Schlange gebissen worden war, zog er weiter - etwas vom Fluss entfernt - in den heute nach ihm benannten Wald in St-Josse, wo er auch eine Petrus und Paulus geweihte Kapelle errichtete.

Auf einer Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom ums Jahr 665 hatte Jodokus der Überlieferung nach Gespräche mit Martin von Tours 1. Mit Reliquien beladen kam er zurück in seine Einsiedelei beim heutigen St-Josse-sur-Mer, die inzwischen weiter ausgebaut worden war und aus der später das Kloster St-Josse-sur-Mer entstand. Der Überlieferung nach heilte er noch auf dem Rückweg ein blindes Mädchen. Ein paar Monate nach seiner Rückkehr starb Jodokus nach Versuchungen und Heilungen, wie ein Engel anzusehen. 40 Jahre lang wurde sein Leib im Grab der Martin geweihten Kirche gesehen als ob er lebe, später wurde er in einen Schrein umgebettet.

Reliquiar in der Kirche St. Jodokus in Ravensburg
Reliquiar in der Kirche St. Jodokus in Ravensburg

In der Zeit der Überfälle durch die Normannen nahmen die Mönche die Reliquien von Jodokus 902 mit ins Kloster Hyde bei Winchester in England, das zum englischen Zentrum seiner Verehrung wurde. Andere waren angeblich versteckt worden und kamen 977 zurück ins Kloster Saint-Josse-sur-Mer, wo sie feierlich präsentiert wurden. Der mehrfach erneuerte Reliquienschrein steht heute in der Pfarrkirche des Ortes, wohin man ihn in der Französischen Revolution gerettet hat; das Dorf ist bis heute ein bedeutender Wallfahrtsort. Weitere Reliquien kamen 1338 in die St.-Jodok-Kirche in Landshut in Bayern, von dort auch nach Tännesberg in der Oberpfalz und in die ihm geweihte Kirche nach Ravensburg; andere sind in der Pfarrkirche in Langenfeld in der Eifel, in Bielefeld, St-Josse-ten-Noode / Sint-Joost-ten-Node in Brüssel und an anderen Orten. In Deutschland gibt es rund 40 ihm geweihte Kirchen, weitere fünf in Österreich und vier in der Schweiz.

Altarbild in der Kirche St. Jodokus in Tännesberg
Altarbild in der Kirche St. Jodokus in Tännesberg

Jodokus galt im Mittelalter neben Jakobus als der Patron der Pilger. Von jenem unterscheidet ihn in den Darstellungen oft die abgelegte Krone zu seinen Füßen. In zahlreichen Wallfahrtsorten wird Jodokus zusammen mit Jakobus verehrt. In Deutschland verbreitete sich die Verehrung Jodokus' über das damalige Kloster in Prüm in der Eifel, das Kloster St. Maximin in Trier und das Kloster Walberberg bei Köln seit dem 9. Jahrhundert. Gleichzeitig wuchs die Verehrung in ganz Europa, v. a. entlang der Pilgerwege. Im Mittelalter galt: Wem Sant Jago - also der Wallfahrtsort Santiago de Compostela zu weit ist, der geht nach Saint Josse! Jodokus wurde zum Begleiter aller Menschen, die unterwegs sind. Ihm geweihte Kirchen und Kapellen gab es besonders entlang der Pilgerwege in ganz Europa. Die größte ihm geweihte Kirche ist St-Josse-ten-Noode in Brüssel, wo auch ein ganzer Stadtteil in der Innenstadt seinen Namen trägt.

Jodokus-Statue in der Pfarrkirche in St. Jodok am Brenner
Jodokus-Statue in der Pfarrkirche in St. Jodok am Brenner

Die Orte St. Jodok am Brennerpass und Jobst - heute Ortsteil von Bad Blumau - in der Steiermark 2 sind nach ihm benannt, ebenso St-Judoce und der Weiler St-Josse-au-Bois in der Bretagne, Jobstgreuth bei Neustadt an der Aisch in Mittelfranken, das ehemalige Kloster Jobstenberg bei Bayreuth, Jostal - heute Ortsteil von Titisee-Neustadt - im Schwarzwald und St. Joost an der Nordsee.

Jodokus-Kapelle in Fischbachtal im Odenwald
Jodokus-Kapelle in Fischbachtal im Odenwald

In St-Josse-sur-Mer wird bis heute während der Pfingstwoche sein Schrein in einer Prozession zu seinen Lebensstationen getragen. In der Eifel werden von Jodokus-Bruderschaften Pilgerzüge organisiert zur um 1400 erbauten Jost-Kapelle im Nitztal bei Langenfeld, wo in der Pfarrkirche des Ortes seit dem 14. Jahrhundert eine Reliquie verwahrt wird. In Tännesberg in der Oberpfalz wird am letzten Julisonntag eine große Pferdeprozession, der St.-Jodok-Ritt abgehalten. In Stinstedt bei Cuxhaven hat die Wallfahrt die Reformation nicht überlebt; in Fischbachtal im Odenwald gibt es dagegen einen ganz neuen ökumenischen Jodokus-Pilgerweg mit einer im Wald 1990 neu errichteten Kapelle an der Stelle einer im 13. Jahrhundert errichteten und 1557 aufgelassenen Kapelle.

Attribute: als Pilger
Patron der Pilger, Schiffer, Bäcker, Bauern und Winzer; der Blinden; der Siechenhäuser und Haustiere; bei Kinderwunsch; für eine gute Ernte; gegen Gewitter, Schadenfeuer, Getreidebrand, Fieber, Pest und Krankheiten

1 Tatsächlich war Martin damals natürlich längst gestorben.

2 heutige Anna-Kirche in Jobst in der Steiermark Der Ort Jobst erhielt seinen Namen nach der dort Jodokus geweihen Kapelle. Diese wurde 1741 zur heutigen Kirche ausgebaut; Helmut Mezler-Andelberg schreibt, dass offenbar die Verehrung von Jodok nicht allzutief einwurzelte, deshalb wurde die Kirche dann einer stärkeren und beliebteren Schutzheiligen geweiht, nämlich Anna.

Das wichtigste deutschsprachige Buch über Jodokus hat Jost Trier schon 1924 als Doktorarbeit verfasst: (Link mit Vergütung) Der Heilige Jodocus: Sein Leben und seine Verehrung, zugleich ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Namengebung, 2008 in 2. Auflage als Reprint neu erschienen.

Alfred Rössler, jetzt Pfr. i. R., früher in der Pfarrei St. Jodok in Landshut, bietet auf seiner ausgezeichnet gestalteten Homepage ausführliche Informationen zu Jodokus, auch auf Englisch und Französisch.

Eine interessante wissenschaftliche Abhandlung über Pilgerfahrten aus Deutschland zu Jodokus mit Ausführungen zu Jodokus und seinem Kloster und die Bedeutung von Pilgerzeichen bietet Andreas Haasis-Berner auf seiner Web-Site.

Grabungsergebnis für die ehemalige Klosterkirche Jobstenberg bei Bayreuth, 1975 gefunden
Grabungsergebnis für die ehemalige Klosterkirche Jobstenberg bei Bayreuth, 1975 gefunden

Der Landrat des Landkreises Neustadt a. d. Waldnaab, Simon Wittmann, informiert auf seiner Homepage über Jodokus, die Sankt Jodokkirche und den Sankt Jodokritt in seinem Heimatort Tännesberg.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 30.11.2021

Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.theix.org/upload/actu/1/202_pj_dlibsCM19sept05.pdf nicht mehr erreichbar
• http://www.widrig.de/portfolio.html nicht mehr erreichbar
• Alban Butler: The Lives of the Fathers, Martyrs, and Principal Saints, New York 1895
• Alfred Rössler, Pfr. i. R., E-Mail vom 22. Juli 2011
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Saint_Josse - abgerufen am 18.07.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• http://www.saint-josse-sur-mer.fr/fr/information/82379/histoire - abgerufen am 18.07.2023
• https://www.saint-josse-europe.eu/de/das-leben-jodoks - abgerufen am 18.07.2023
• Helmut Mezler-Andelberg, Jodokus-Kapellen in der Steiermark. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 53, 1962 S. 85 - 92

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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