Ökumenisches Heiligenlexikon

Johann Arndt

1 Gedenktag evangelisch: 11. Mai

Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)

Pfarrer
* 27. Dezember 1555 in Ballenstedt oder in Edderitz 1 in Sachsen-Anhalt
1621 in Celle in Niedersachsen


Johann Arndt, Sohn eines lutherischen Pfarrers, studierte Medizin und Theologie in Helmstedt, an der 1502 gegründeten damaligen Universität Leucorea - heute die Stiftung Leucorea mit wissenschaftlichen Instituten - in Wittenberg, in Straßburg und in Basel. Er war sehr interessiert an der Erforschung der Natur, angeregt durch Paracelsus' Schriften, unterhielt ein chemisches Laboratorium und war befreundet mit Johann Gerhard. Er war dann als Pfarrer in mehreren Gemeinden in Anhalt tätig, verweigerte aber den Gehorsam gegenüber seinem Fürsten, der die Abschaffung des Taufexorzismus - die Austreibung des Teufel in der Taufliturgie - verlangt hatte, und musste deshalb nach Quedlinburg ausweichen. Dort halfen ihm während einer Pestepidemie seine medizinischen Kenntnisse, er hielt Bußpredigten und veröffentliche Texte der mittelalterlichen Mystik, die zu einer intensiveren Beziehung zu Christus anleiten sollten. Schließlich kam Arndt nach Braunschweig an die Martinikirche. Hier veröffentlichte er 1605 das erste Buch vom wahren Christentum. Dieses erste lutherische Andachtsbuch erfuhr heftige Kritik der Vertreter der orthodoxen Lehre Martin Luthers, weshalb Arndt die zweite Auflage ergänzte und veränderte. Neben theologischen gab es auch politische Gründe für die Anfeindungen: Arndt lehnte den 1602 durch Wahlen zusammengesetzten bürgerlichen Stadtrat ab und trat für die alte Parizierherrschaft ein.

In immer neuen Wendungen hat Arnst den Vorrang des christlichen Lebens vor dem bloßen Wissen geradezu eingehämmert:
Viele meinen, die Theologie sei nur eine bloße Wissenschaft und Wortkunst, da sie doch eine lebendige Erfahrung und Übung ist. Jedermann studiert jetzt, wie er hoch und berühmt in der Welt werden will, aber fromm sein will niemand lernen. Jedermann will gern Christi Diener sein, aber Nachfolger Christi will niemand sein.

Nach Interventionen seiner Gegner konnte Arndt das zweite Buch vom wahren Christentum zunächst nicht drucken lassen, eine nochmalig im Sinne der lutherischen Orthodoxie veränderte Neuauflage des ersten Buches gab er 1607 heraus. Ihm wurde vorgeworfen, gegen ein Publikationsverbot verstoßen zu haben, verärgert wollte er Braunschweig verlassen, wurde aber von den Patriziern unterstützt, deshalb blieb er zunächst. 1608 wechselte er doch ins Pfarramt nach Eisleben. Ermutigung und Hilfe von Johann Gerhard motivierten ihn, nun das schon länger fertiggestellte Manuskript des zweiten Bandes Buch vom wahren Christentum drucken zu lassen, die Bände 3 und 4 folgten rasch, 1610 erschien die erste Gesamtausgabe. Das Werk wurde weithin begeistert aufgenommen und in viele Sprachen übersetzt. Mit seinen Ausführungen über ein praktisches Christentum gab er auch im Alltagsleben Wegweisung, Arndt forderte die Vollendung der Reformation durch eine Reformation des Lebens. Das vierte Buch, das Buch der Natur, inspirierte Paul Gerhardt zu seinem Lied Geh aus mein Herz und suche Freud (EG 503).

1611 kam Arndt als Superintendent nach Celle und schrieb weitere Andachtsbücher. Die vier Bücher vom wahren Christentum wurden die meistgelesene Erbauungsschrift im Protestantismus, sie haben v. a. den Pietismus bis ins 19. Jahrhundert beeinflusst, wurden mehr als 200 Mal aufgelegt und in viele Sprachen übersetzt. Philipp Jakob Spener schätzte Arndt sehr, seine Pia Desideria erschienen ursprünglich als Vorrede zu einer Ausgabe von Arndts Büchern vom wahren Christentum.

1 Das ehemalige Dorf Edderitz mit seiner Kirche wurde Richtung Norden verlegt, als 1935 mit dem Tagebau zur Braunkohleförderung begonnen wurde, die bis 1958 anhielt.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 12.10.2023

Quellen:
• Joachim Januschek - http://www.glaubenszeugen.de/kalender/a/kala109.htm
• Johann Anselm Steiger: Johann Arndts Wahres Christentum. In: Deutsches Pfarrerblatt 12/2005
• Wolfgang Sommer: Johann Arndt und seine Bücher vom Wahren Christentum. In: Deutsches Pfarrerblatt 5/2021

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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