Ökumenisches Heiligenlexikon

Johannes Klimakos

auch: Johannes Climax, Johannes Scholastikus, Johannes Sinaites

1 Gedenktag katholisch: 30. März

1 Gedenktag orthodox: 30. März, vierter Sonntag der Fastenzeit

1 Gedenktag syrisch-orthodox: 30. März

Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)

Abt des Katharinen-Klosters auf dem Sinai, Einsiedler
* um 575 in Palästina (?)
um 650 auf dem Sinai in Ägypten


Fresko, 18. Jahrhundert, im Kaisariani-Kloster bei Athen
Fresko, 18. Jahrhundert, im Kaisariani-Kloster bei Athen

Johannes lebte ab dem 16. Lebensjahr mit einer Gruppe von Einsiedlern auf dem Berg Horeb / Sinai beim Katharinen-Kloster und wurde dort Mönch. Später zog er sich weiter zurück und lebte 40 Jahre lang als Einsiedler in einer einsamen Höhle. Viele Mönche schlossen sich ihm dort an, Papst Gregor der Große erbat sein fürbittendes Gebet. Um 638 wurde er Abt des Katharinen-Klosters und Führer aller Einsiedler in Palästina. Nach vier Jahren gab er die Leitung des Klosters an seinen Bruder ab, um wieder als Einsiedler zu leben.

Fresko am Katholikon des Klosters Eikosifinissa nahe Nikisiani bei Drama in Griechenland
Fresko am Katholikon des Klosters Eikosifinissa nahe Nikisiani bei Drama in Griechenland

In seinem berühmten Werk Klimax tou Paradeisou, die Leiter zum Paradies, beschrieb Johannes in 30 Sprossen, d. h. Kapiteln, - entsprechend den 30 Lebensjahren Christi - den Erwerb von Tugenden und die Bekämpfung der Laster als Weg zum Paradies und zur Freiheit von Leiden; das Werk, das als Anleitung für Mönche geschrieben wurde, steht in der Tradition der Lehren von Barsanuphios und Dorotheus von Gaza; in der erstmaligen Erwähnung der Atemtechnik beim Jesusgebet bereitete er schon den Hesychasmus vor. Diese Schrift gab ihm seinen Beinamen.

Worte des Heiligen

Johannes' Hauptwerk Leiter zum Paradies verbindet die Geschichte von der Jakobsleiter (1. Mose 28) mit den 30 Jahren des Lebens Jesu im Verborgenen. Dementsprechend hat diese Leiter auch 30 Stufen, die die Mönche erklimmen müssen, um ins Paradies zu gelangen. Stufe 1 - 3 beinhalten die Abkehr von der Welt, Stufe 4 - 7 die Haltungen des Gehorsams, der Umkehr, des Bewusstseins der eigenen Sterblichkeit und der Bußtrauer, die Stufen 9 - 23 die zu überwindenden Fehlhaltungen und Laster, die Stufen 24 - 26 die Erlangung der Sanftmut, Demut und Gabe der Unterscheidung, die Stufen 27 - 30 behandeln die Herzensruhe, das Gebet, die Leidenschaftslosigkeit und die Liebe. Sein Werk förderte entscheidend das Jesusgebet.
Die folgenden Texte aus der Leiter zum Paradies geben auch Anregung für jedes intensives Gebetsleben:

Der wahre Mönch ist wie ein unbeweglicher Blick der Seele und ein nicht zu erschütternder Sinn des Körpers. Der Mönch ist ein Licht, das wegen der Glut seines Herzens nie erlischt. Die Stille des Körpers ist die Weisheit der Lebensführung und Ordnung des sinnlichen Lebens. Die Stille der Seele besteht in der Weisheit des Denkens und in einem unbefleckten Geist. Der Freund der Stille ist die Wachsamkeit der Seele, die vor den Toren des Gemütes gewissenhaft auf Posten steht, an keinen Schlaf denkt und die bereit ist, alle zu vernichten und niederzuschlagen, die sich ihr nähern. Wer diese Stille in der Tiefe seines Gemütes erlebt, versteht meine Worte; denn er hat durch die praktische Erfahrung Licht erhalten.
Die Gottversenkung ist ein vollständiges Freisein von jeglicher Sorge über vernünftige oder unvernünftige Dinge. Wer den ersten das Tor öffnet, wird es auch den zweiten tun. … Wie das kleine Sandkörnchen im Auge genügt, um den Blick zu trüben, so genügt eine kleine Sorge, um die Gottversenkung zu stören. Sie ist ja die Ausschaltung aller Gedanken und jeglicher Sorge. Der ungetrübte Seelenhimmel kennt nicht das kleinste Sorgenwölkchen, selbst nicht um den eigenen Körper. Wer Gott den unbewölkten Himmel seiner Seele darbietet und die geringste Sorgenwolke daran aufsteigen lässt, der gleicht einem Menschen, der mit straff gefesselten Füßen laufen will!

Quelle: Johannes Klimakos: Leiter zum Paradies

Zitat von Johannes Klimakos:

Gebet ist hinsichtlich seiner Beschaffenheit Zusammensein und Vereinigung des Menschen mit Gott; hinsichtlich seiner Wirkung aber Bestand der Welt, Versöhnung Gottes, Mutter und außerdem Tochter der Tränen, Sühne der Sünden, Damm wider die Versuchungen, Scheidewand zur Bedrängnis, Vernichtung der Kriege, Werk der Engel, Speise aller Leiblosen, die künftige Freude, endlose Tätigkeit, Quelle der Tugenden, Vermittler der Gnadengaben, unsichtbarer Fortschritt, Speise der Seele, Erleuchtung des Geistes, Gegengift der Verzweiflung, Aufweis der Hoffnung, Lösung von Traurigkeit, der Reichtum der Mönche, der Schatz der Hesychasten [die das Gebet der Ruhe üben], Minderung des Zornes, Spiegel des Fortschritts, Offenbarung des (erlangten) Maßes, Sichtbarmachung des Zustands, Enthüllung der künftigen Dinge, Anzeichen des Ruhmes. Das Gebet ist für den wirklich Betenden das Gericht, der Gerichtsort und Richterstuhl des Herrn vor dem künftigen Gericht.

Quelle: Beuroner Kunstverlag (Hrsg.: Philokalie - der heiligen Väter Nüchternheit, Bd. 5, 2. Aufl. Würzburg 2007, S. 54f

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Johannes' Scala sowie weitere Schriften von Johannes und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 03.03.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5., Herder, Freiburg im Breisgau 1996

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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