Ökumenisches Heiligenlexikon

Josef von Copertino

italienischer Name: Giuseppe
Familienname: Desa


Andachtsbild: Josef fliegend vor dem „heiligen Haus” von Loreto
Andachtsbild: Josef fliegend vor dem heiligen Haus von Loreto

Josef, Sohn von Felice Desa und Franceschina Panaca, wurde in einem Stall gegenüber seinem elterlichen Haus geboren, weil das Haus kurz zuvor verpfändet worden war. Im Alter von sieben Jahren zeigte sich eine Krebsgeschwulst an einer Pobacke, er war gezwungen, die Schule zu verlassen. Als er ein Handwerk erlernen wollte, war ihm wieder kein Erfolg beschieden; er fühlte sich als Außenseiter. In ihm keimte der Wunsch, Gott zu dienen, aber der Franziskanerorden lehnte seine Aufnahme ab.

Kloster der Kapuziner in Martina Franca
Kloster der Kapuziner in Martina Franca

Im August 1620 konnte er ins Kloster der Kapuziner in Martina Franca in Apulien eintreten, aber nach acht Monaten wurde er auch dort auf Grund meiner Unfähigkeit entlassen. Er hatte nicht den Mut, nach Hause zurückzukehren und versteckte sich an verschiedenen Orten der Umgebung, schließlich ging er ins Santuario della Madonna della Grottella nahe Copertino, wo ihm der Franziskanerpater Caputo für sechs Monate ein Versteck gewährte, bis er auch von den anderen Ordensmännern als Mitbruder im Franziskaner-Drittorden anerkannt wurde.

Bild in der Kirche San Lorenzo Maggiore in Neapel
Bild in der Kirche San Lorenzo Maggiore in Neapel

Josef arbeitete als Helfer in verschiedenen Diensten, gleichzeitig lernte er nun lesen und schreiben, absolvierte dann trotz seiner Schwierigkeiten mit der lateinischen Sprache das Studium und wurde 1628 zum Priester geweiht. Am 4. Oktober 1630, während der Feiern zum Fest von Franziskus, geschah es, dass Josef bis auf die Höhe der Kanzel angehoben wurde und den Atem einer anderen Dimension, der himmlischen Luft, verspürte. Der ekstatische Flug brachte die Fähigkeit mit sich, ins Innerste der vor ihm Stehenden zu blicken und sich mit Tieren zu verständigen. Dies zog Menschen an, die ihn berührten, um Heilung, Hilfe, Trost oder Verständnis zu finden.

Die Inquisition begann alsbald ihre Untersuchung, befahl Josef nach Neapel - sie war beheimatet im Kloster an San Domenico Maggiore, er wohnte im Kloster an San Lorenzo Maggiore - und prüfte mehrere Male, ohne zu einer endgültigen Entscheidung zu gelangen; so versetzten sie ihn ins Kloster nach Assisi, wo er 14 Jahre blieb.

Auch im Kloster in Assisi schwebte er vor den Augen der Zuhörer, um ihnen von oben das Evangelium zu verkündigen.

Konvent der Kapuuziner hoch über Fossombrone
Konvent der Kapuuziner hoch über Fossombrone

Vom Volk wur­de Josef zunehmend aufgesucht und verehrt, sein Ruhm breitete sich aus, deshalb wurde er versetzt in das kleine Kloster der Kapuziner in Pietrarubbia - heute bewohnt von Nonnen der eucharistischen Anbetung-, wo er auf Anweisung der Inquisition seine Zelle nur zur Feier der Messe verlassen durfte. Wenig später musste er in den Konvent der Kapuuziner bei Fossombrone umziehen, der hoch auf einem Felsen über der Stadt liegt. Dort wurde er von den Mitbrüdern mit außergewöhnlicher Wärme empfangen.

Die Franziskaner richteten an den neuen Papst Alexander VII. die Erwartung, dass Josef wieder in ein Kloster ihres Ordens geschickt werde. 1657 kam er deshalb ins Kloster nach Osimo - wo er mit Freuden sah, dass er nur wenige Kilometer entfernt war vom fliegenden Haus der Maria in Loreto. Wieder durfte er seine Zelle nicht verlassen; erst nach dem Abendessen kamen die Brüder zu ihm um die Verse zu singen, die er gedichtet und komponiert hatte, und um ihn in großen und kleinen Dingen um Rat zu fragen. Auch hier hob er immer wieder vom Boden ab, zuletzt kurz vor seinem Tod. Schließlich erkrankte Josef an einem Fieber, das ihn zu seiner letzten Himmelsreise führte.

Von Engeln in die Luft erhoben: Josef im gläsernen Schrein in der Krypta des Santuario in Osimo
Von Engel in die Luft erhoben: Josef im gläsernen Schrein in der Krypta des Santuario in Osimo

Josef wurde in der Kirche seines Klosters in Osimo bestattet, an seinem Grab ereigneten sich weitere Wunder, es wurde zu einer viel besuchten Wallfahrtsstätte. Die Kirche ist heute Santuario für Josef und päpstliche Basilika. Im Kloster können die Räume, in denen Josef lebte, besichtigt werden.

Zur Seligsprechung 1753 erwarben Ordensleute Josefs Elternhaus in Copertino und wandelten es in eine Kapelle um. Nach Josefs Seligsprechung wurde 1754 begonnen, über dem Stall, in dem er direkt gegenüber seinem Elternhaus geboren wurde, eine ihm geweihte Kirche zu errichten.

Kanonisation: Josef wurde am 24. Februar 1753 von Papst Benedikt XIV. selig- und von Papst Clemens XIII. am 16. Juli 1767 heiliggesprochen.
Attribute: schwebend, mit Flügeln
Patron der Schuhmacher, Weltraumfahrer, amerikanischen Piloten im Krieg; für gute Prüfungen, Bekehrung von Sündern

Worte des Heiligen

Gedanken und Bilder von Josef:
Ohne Wurzeln: Die Menschen, die glauben, sind wie große Bäume. Auch wenn du sie zurückschneidest, sprießen sie immer wieder. Das Gegenteil zeigt sich bei dem, der keinen Glauben hat. Er ist wie ein Baum ohne Wurzeln oder eine schwächliche Pflanze, sie wird schon vom kleinen Windhauch umgeknickt.
Blumen des Frühlings: Im Winter sind die Bäume ohne Blätter und Früchte. Beim Diener Gottes ist es ähnlich. Auch er kann manchmal ohne Blüten und Früchte der Gnade sein. Wenn aber der Frühling der göttlichen Gnade über ihn kommt, beginnen die Tugenden zu blühen.
Wein und Wasser: Die Liebe zu weltlichen Dingen, zu Ehren, zur Größe und zur Würde, ist zur zweiten Natur des Menschen geworden. Es ist, wie wenn man Wasser und Wein mischt. Es braucht da ein großes Wunder, diese zwei wieder zu trennen.
Wellen des Meeres:• Die Dinge der Welt sind dem Schein nach größer als nach der Gestalt. Sie gleichen den Wellen des Meeres. Sie sind hoch wie die Berge, aber danach kehren sie ins Nichts zurück.
Holz auf dem Feuer: Wenn man grünes Holz zum Feuern braucht, muss man, bevor man es anzündet, blasen und Tränen wegen dem Rauch vergießen. So ist es für den, der von Gott Gnaden erbittet: bitten, weinen, durchhalten, weil Gott nicht alle Dinge gleichzeitig gibt.
Blätter an der Sonne (Gnade Gottes): Die Gnade Gottes ist wie die Sonne. Sie strahlt, färbt und vergoldet die Blätter, aber sie beschmutzt sie nicht. Sie verändert sie nicht, sie lässt sie in ihrem Sein. So ist die Gnade, sie erleuchtet den Menschen, vergoldet ihn, macht ihn schön lieblich, aber sie ändert die Natur nicht, sondern macht ihn nur vollkommener.
Ein Windhauch: Wenn der Wind weht, öffnet sich die Tür, schlägt es das Fenster zu und umgekehrt. So geschieht es in der Seele: wer die Augen der Liebe Gottes öffnet, verschließt die der Sinne und umgekehrt.
Sonne (Dreifaltigkeit): Die Sonne hat drei Dinge: die Gestalt, die Strahlen und die Wärme. Der Vater ist wie die Gestalt der Sonne. Der Sohn ist wie die Strahlen, die von der Sonne ausgehen. Der Hl. Geist wie die Wärme, die der Gestalt und den Strahlen vorangeht.
Nach der Sonne: Wer in die Sonne geschaut hat, sieht nichts mehr. Wer seinen Blick auf die Sonne geheftet hat, dem erscheint alles dunkel.
Wasser zwischen den Händen: Man kann das Wasser zwischen den Händen nicht aufhalten. So sind die Dinge der Welt. Wer umarmt, kann nichts festhalten.
Spinngewebe: Die Menschen machen Geschäfte, als blieben sie immer auf dieser Welt. Sie machen Spinngewebe.
Die Kerze: Eine Kerze, die vorher ausgelöscht wurde, wird schnell wieder angezündet. So ergeht es dem Sünder, der versagt hat, aber es gleich bereut.
Mit dem gleichen Geld: Gott will mit dem gleichen Geld bezahlt werden, das er für uns ausgegeben hat: Leiden, Mühen und Tod. Das kommt, wenn man gerne leidet und Gottes Liebe dafür dankt.
Mit der Brille: Die Menschen sagen, welche schönen Dinge die Natur macht. Sie erheben nicht den Verstand, um Gottes Natur zu betrachten. Es ist wie eine Brille aufsetzen, um die Brille zu sehen und nicht die Dinge in der Weite.

Quelle: Gottfried Egger OFM: Hingerissen von der Liebe Gottes. Leben und Spiritualität des hl. Josef von Copertino OFMConv. EOS Verlag, Sankt Ottilien 2014

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Santuario Josef in Copertino


Catholic Encyclopedia

Die Kirche San Lorenzo Maggiore in Neapel ist täglich von 7.30 Uhr bis 20 Uhr, an Sonntagen von 9.30 Uhr bis 13 Uhr und von 16 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. (2022)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 05.07.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.sangiuseppeosimo.it/download/category/1-preghiere.html?download=6:preghiere-san-giuseppe-da-copertino nicht mehr erreichbar
• Io Giuseppe. In: Donare Pace e Bene. San Giuseppe da Copertino, 1, Osimo, September 2006
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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