Ökumenisches Heiligenlexikon

Karl Friedrich Stellbrink

1 Gedenktag katholisch: 10. November

1 Gedenktag evangelisch: 10. November

Name bedeutet: K: der Tüchtige (althochdt.)
F: der Friedensreiche (althochdt.)

Pfarrer, Märtyrer
* 20. Oktober 1894 in Münster in Westfalen
10. November 1943 in Hamburg


Karl Friedrich Stellbrink
Karl Friedrich Stellbrink
Erzbistum Hamburg

Karl Friedrich Stellbrink, Soldat im 1. Weltkrieg und dabei schwer verwundet, war Nationalist, hoffte auf eine christliche und nationale Erneuerung Deutschlands und gehörte seit 1921 der Bruderschaft Bund für deutsche Kirche an. Nach dem Studium am Diasporaseminar in Detmold wurde er 1921 nach Brasilien gesandt. 1929 kehrte er zurück; von der aufsteigenden NSDAP erwartete er die politische Realisierung nationaler Ideale. Ab 1930 war er als Pfarrer in Steinsdorf bei Weida in Thüringen tätig, im selben Jahr wurde er Mitglied der NSDAP.

1934 wechselte Stellbrink als Pfarrer an die Lutherkirche in Lübeck, damals eine Hochburg der NSDAP-hörigen Deutschen Christen. 1934 legte er seine Parteiämter nieder - wohl veranlasst durch die antikirchlichen Strömungen in der Partei und die ständigen Konflikte zwischen Hitler-Jugend und Evangelischer Jugend. 1937 wurde er wegen parteischädigender Kritik aus der NSDAP ausgeschlossen.

Seine leidvollen Erfahrungen im 1. Weltkrieg und der Tod seines Pflegesohnes, der 1940 fiel, führten ihn in Gegnerschaft zum NS-Regime. Im Sommer 1941 erlangte er Kenntnis vom NS-Euthanasie-Programm, er hielt nun freundschaftlichen Kontakt mit dem katholische KaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. Johannes Prassek, dem er Predigten von Clemens August Graf von Galen zugänglich machte und mit dem er Informationen von abgehörten Feindsendern austauschte. Die Bombenangriffe auf Lübeck vom 28. März 1942 wertete er am Tag darauf in seiner Predigt als Zeichen, dass Gott in diesem Feuerhagel mit mächtiger Stimme geredet habe. Kurz darauf wurde er verhaftet.

Wenig später wurden auch die katholischen KapläneEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sowie 18 Laien gefangen genommen. Anders als die katholische distanzierte sich in der Folge die evangelische Kirche von ihrem Pfarrer: er wurde zunächst vorläufig und nach der Verurteilung endgültig seines Amtes enthoben und verlor alle Versorgungsansprüche; erst 1993 wurde er voll rehabilitiert.

Die vier Geistlichen wurden im Juni 1943 vom eigens aus Berlin angereisten Volksgerichtshof wegen landesverräterischer Feindbegünstigung, Wehrkraftzersetzung, Vergehen gegen das Rundfunkgesetz und das Heimtückegesetz zum Tode verurteilt und im Gefängnis Holstenglacis in Hamburg zusammen mit dem Fallbeil hingerichtet; die Laien bekamen Zuchthausstrafen. Die Hinrichtungen unterlagen strengster Geheimhaltung, Stellbrinks Witwe wurde sogar untersagt, Trauer zu tragen.

Nach 1945 gewährte die Kirchenleitung der Familie Stellbrinks eine Versorgungsrente und widerrief damit posthum seine im Zusammenhang mit dem Prozess erfolgte Entlassung aus dem Dienst der Landeskirche; eine offizielle Rehabilitierung durch den Kirchenrat erfolgte jedoch nicht. 1959 beschloss der Kirchenrat ein alljährliches Gedenken aller vier Lübecker Geistlichen. Zum 50. Jahrestag bemühte sich die Kirchenleitung um die förmliche Aufhebung des Todesurteils, die 1993 durch das Landgericht Berlin erfolgte.

An Stellbrink erinnert heute die nach ihm benannte Straße in Hamburg-Neu Allermöhe. Im Jahr 2000 veröffentlichte die katholische Kirche ein Märtyrerverzeichnis für den deutschen Sprachraum, in dem auch Stellbrink als Nichtkatholik in ökumenischen Gruppen verzeichnet ist. Das Kloster Nütschau in Travenbrück plant neuerdings, eine Forschungsstelle Lübecker Märtyrer einzurichten, die sich mit den Schriften der Geistlichen befassen soll; schon jetzt präsentiert die Klosterbibliothek einen stattlichen Handapparat.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 15.09.2023

Quellen:

• Thomas Morell: Die Lübecker Märtyrer. Evang. Pressedienst, 9. November 2001
• http://www.eba-schwerin.de/ebhh/Lueb_maertyrer/chronik.php nicht mehr erreichbar
• https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Friedrich_Stellbrink - abgerufen am 20.07.2023
• http://www.kleiner-michel.de/gemeinde/zeugen.htm nicht mehr erreichbar
• http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/24/808342.html nicht mehr erreichbar
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XIV, Herzberg 1998

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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