Ökumenisches Heiligenlexikon

Lioba von Tauberbischofsheim

Taufname: Truthgeba
auch: Leoba, Leobgytha
auch: von Schornsheim

1 Gedenktag katholisch: 28. September
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Fest im Bistum Fulda
gebotener Gedenktag im Bistum Würzburg
Diözesankalender Freiburg i.Br., Mainz
in Tauberbischofsheim: letzter Samstag im September

1 Gedenktag evangelisch: 28. September

Name bedeutet:L: die Liebende (westgotisch)
T: die Gottesgabe (germanisch - althochdeutsch)

Äbtissin in Tauberbischofsheim
* um 705 in Wessex in England
28. September (?) 782 in Schornsheim bei Mainz in Rheinland-Pfalz


Liobastatue
Liobastatue

Truthgeba war die Tochter eines Freundes und einer Verwandten des Bonifatius mit Namen Dynne und Aebbe, einer hochgestellten Familie. Ihre Mutter träumte der Überlieferung nach vor der Geburt, dass eine Kirchenglocke auf ihrem Schoß bei Berührung zu läuten anfing, deutete den Traum auf ihr Kind und beschloss, es Christus zu weihen. So schickten die Eltern ihre Tochter, deren Kosename Leobgytha - lateinisch Lioba - war, um 720 zur Erziehung ins Kloster Thanet - das heutige Minster bei Ramsgate. Dananch wurde Lioba Nonne im Doppelkloster Wimborne, das unter der Leitung der Äbtissin Tetta stand; dort erhielt auch Walburga ihre Ausbildung. Später lebte Lioba in Klöstern in Kent und wieder im Kloster Minster, dessen Äbtissin Edburga Bonifatius bei seiner Missionsarbeit unterstützte. Lioba war deshalb mit dem Leben und Wirken des Bonifatius vertraut, zwischen beiden entwickelte sich Zuneigung und rege freundschaftliche Korrespondenz: Ich bin die einzige Tochter meiner Eltern, und wenn ich dich, so unwürdig ich dessen bin, an Bruder Statt erhalten könnte, wäre ich sehr glücklich, weil ich zu keinem andern Menschen aus meinem Geschlecht ein solches Zutrauen habe wie zu dir, schrieb Lioba.

Um 735 folgte auch Lioba der Bitte des Bonifatius um ihr Mitwirken; er hoffte, mit den gebildeten angelsächsischen Ordensfrauen sein Missionswerk zu veredeln. Er begann um Würzburg und in Thüringen Frauenklöster einzurichten, einen Vorposten bildete das Kloster in Tauberbischofsheim.

Kirche St. Lioba in Tauberbischofsheim an der Stelle des ehemaligen Klosters
Kirche St. Lioba in Tauberbischofsheim an der Stelle des ehemaligen Klosters

Bonifatius berief Lioba zur Äbtissin dieses Kloster und als Oberleiterin der übrigen von ihm gestifteten Klöster. Lioba widmete sich besonders der Erziehung von Frauen und Töchtern des ansässigen Adels, wodurch sie sich großes Ansehen erwarb. Fürsten liebten sie, Bischöfe nahmen sie freudig auf und beredeten sich mit ihr über das Wort des Lebens, berichtete ihr Chronist. Auch Lioba selbst gründete in den folgenden Jahren mehrere Klöster. In Tauberbischofsheim richtete sie eine Klosterschule ein, in welcher der Lehrerinnennachwuchs für die neu gegründeten Klöster seine Ausbildung erhielt. Als Bonifatius - seinen Märtyrertod im Jahre 754 vorausahnend - sie noch einmal zu sich rief, überreichte er ihr als Andenken sein Mönchsgewand und stellte sie unter den Schutz von Bischof Lullus. Lioba reiste dann oft zum Grab des Bonifatius im Kloster - an der Stelle des heutigen Domes - nach Fulda, wo sie als einzige Frau Zugang zum Kloster bekam.

Altar mit Lioba (Mitte), Wigbert von Fritzlar (links) und Bonifatius (rechts), in der Wigbert-Kirche in Schornsheim
Altar mit Lioba (Mitte), Wigbert von Fritzlar (links) und Bonifatius (rechts), in der Wigbert-Kirche in Schornsheim

Die feinsinnige, gebildete und gütige Lioba pflegte regen Kontakt mit den Herrschern in ihrer Zeit. König Pippin der Jüngere und seine Söhne Karl und Karlmann schätzten sie hoch, besonders mit Karls zweiter Frau Hildegard verband sie enge Freundschaft. Ihre Base Thekla folgte ihr ab 750 im Amt der Äbtissin des Klosters - an der Stelle der heutigen evangelischen Stadtkirche - in Kitzingen und des Klosters Ochsenfurt - an der Stelle der heutigen Stadtpfarrkirche St. Andreas. Als Liobas Gebrechen immer schlimmer wurden, zog sie sich auf das ihr von Karl dem Großen mit einer Schenkungsurkunde vom 28. Juli 782 verliehene Hofgut Schornsheim südlich von Mainz zurück, wo sie starb.

Liobaaltar in der Stadtkirche St. Martin in Tauberbischofsheim
Liobaaltar in der Stadtkirche St. Martin in Tauberbischofsheim

Bestattet wurde Lioba zunächst in der Klosterkirche der damaligen Benediktinerabtei Fulda neben dem Grab von Bonifatius, der das so bestimmt hatte: damit sie, die in gleicher Weise im Leben Christus gedient hatten, auch zusammen den Tag der Auferstehung erwarten. 836 wurde im heutigen Petersberg nahe Fulda das Nebenkloster St. Peter geweiht und auf Veranlassung von Hrabanus Maurus wurden Liobas Gebeine dorthin übertragen; die Kirche wird deshalb im Volksmund Liobakirche genannt. Im selben Jahr verfasste der Mönch Rudolf aus Fulda die Vita Leoba und zeigt sie als recht unorthodoxe Nonne. Die Nachwelt hat Liobas Bedeutung heruntergespielt. Willibald, der Bonifatius' Biografie verfasste, erwähnte Lioba überhaupt nicht.

„Liobakirche”, Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda
Liobakirche, Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda

Im Bauernkrieg wurde das Kloster St. Peter in Petersberg bei Fulda mehrfach angegriffen, Liobas Reliquien wurden damals zu deren Schutz ins Kloster nach Fulda zurückgebracht. 1995 wurde das Haupt der Lioba wieder in die Kirche St. Peter, die Liobakirche, überführt. Eine Reliquie wird auch im TabernakelDer Tabernakel (latein für Hütte, Zelt) ist in den katholischen Kirchen ein - künstlerisch gestaltetes - Sakramentshaus mit verschließbarer Tür; er dient als Aufbewahrungsort der in der Heiligen Messe gewandelten Hostien und des Weines, die nach katholischem Glauben Leib und Blut Christi sind. Das ewige Licht am Tabernakel zeigt die Aufbewahrung der Eucharistie im Tabernakel an. der alten, ihr und Wigbert von Fritzlar geweihten Kirche in Schornsheim aufbewahrt..

In den leeren Steinsarkophag der Äbtissin in der Liobakirche in Tauberbischofsheim legten früher fromme Mütter ihre kranken und schreienden Kinder zur Heilung, so bekam das Grab den Namen Schreistein; später legte man die Kleider kranker Kinder hinein, um so Liobas Hilfe zu erlangen.

Kloster der „Liobaschwestern” in Freiburg
Kloster der Liobaschwestern in Freiburg

In Freiburg wurde 1920 eine Schwesterngemeinschaft gegründet, die Lioba zu ihrer Patronin wählte; diese Liobaschwestern sind mit fast 250 Schwestern an verschiedenen Orten in verschiedenen Ländern tätig, am Fuldaer Petersberg betreuen sie seit 1995 die Grabeskirche; diese wurde 2007 renoviert, heute leben vier Schwestern in der benachbarten Cella.

In Tauberbischofsheim wird seit 1945 der Gedenktag zur Erinnerung an die Verschonung der Stadt vor Kriegszerstörung am letzten Samstag im September als Festtag und Stadtfeiertag begangen; in der Festmesse werden dann Liobabrötchen ausgeteilt. 2005 wurde Lioba zur Patronin der Stadt ernannt.

Attribute: Glöckchen
Patronin von Tauberbischofsheim

Die Liobakirche in Tauberbischofsheim ist montags bis freitags von 9 Uhr bis 12 Uhr und dienstags auch von 14.30 Uhr bis 16 Uhr sowie donnerstags auch von 14.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2020)
Der Dom in Fulda ist täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr - sonntags erst ab 11.30 Uhr - zur Besichtigung geöffnet. (2021)
Die Liobakirche, die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda ist von April bis Oktober täglich außer montags von 10 Uhr bis 11.30 Uhr und von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr, von November bis März täglich außer montags von 14.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. (2021)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 13.05.2021

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.glaubenszeugen.de/kalender/l/kall027.htm
• Thomas Helmer, Vorstandsmitglied des Heimatverein Petersberg und Gästeführer in Fulda, E-Mail vom 2. Februar 2005
• http://www.st-peter.de/gk.htm
• http://pressemitteilung.ws/node/view/102384
• http://www.fuldaerzeitung.de/sixcms/detail.php?id=120511#
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Gabriele Lautenschläger. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. V, Herzberg 1993
• http://www.fnweb.de/region/main-tauber/tauberbischofsheim-konigheim-werbach/tauberbischofsheim-feiert-die-heilige-lioba-1.2965874
• https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/aufsaetze/post-kirche-schornsheim-st-wigbert.html

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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