Ökumenisches Heiligenlexikon

Makrina die Jüngere

1 Gedenktag katholisch: 19. Juli

1 Gedenktag evangelisch: 19. Juli (EKD), 14. Juni (ELCA)

1 Gedenktag anglikanisch: 19. Juli

1 Gedenktag orthodox: 19. Juli, 1. Januar

1 Gedenktag armenisch: 18. Juli

1 Gedenktag syrisch-orthodox: 19. Juli

1 Name bedeutet: die Große (griech.)

Schwester, Jungfrau
* um 327 in Cäsarea in Kappadokien, heute Kayseri in der Türkei
19. Juli 379/380


Makrina war die Tochter von Basilius dem Älteren und Emmelia, die ältere Schwester von Basilius dem Großen, Gregor von Nyssa und Petrus von Sebaste. Nach dem Tod ihres Verlobten gründete sie zusammen mit ihrer Mutter und ihren früheren Sklavinnen eine klosterähnliche Gemeinschaft auf ihrem Besitz bei Annesis - nahe dem heutigen Niksar - am Fluss Iris - dem heutigen Fluss Yeşil Irmak. Unweit gründete später ihr Bruder Basilius sein Kloster.

Makrinas Lebensgeschichte verfasste ihr Bruder Gregor, der sie in einem seiner Dialoge als seine Lehrmeisterin bezeichnete und rühmt, sie habe seine Fragen gelehrt beantworten können. Gregor von Nazianz schuf die Inschrift für ihr Grabmal.

Die von ihrem Bruder Gregor verfasste Lebensbeschreibung seiner Schwester Makrina ist auf Deutsch zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.

Worte der Heiligen

Gregor von Nyssa hat in Dialogform ein tatsächliches oder fingiertes Gespräch mit seiner hoch gebildeten Schwester, die er seine Lehrmeisterin nennt, aufgezeichnet. Es handelt von der menschlichen Seele und der Auferstehung von den Toten. Gregor bringt nach dem langen Gespräch über das Wesen der menschlichen Seele den Gedanken ins Gespräch, die menschliche Seele könne der göttlichen gleich sein:
Da sprach meine Lehrerin [seine Schwester]: Sage nicht, dass Gott und Seele gleich seien - denn dies wäre ein frevelhaftes Wort - sondern, wie das göttliche Wort dich unterrichtet, dass beide ähnlich sind. Denn was nach dem Ebenbild geschaffen wurde, besitzt nur Ähnlichkeit mit seinem Ur- und Vorbild, wenngleich eine weitgehende; das Geistige mit dem Geistigen, das Körperlose mit dem Körperlosen; wie dieses ist es frei von Schwere und erhaben über alle Dimensionen. Dennoch sind sie dadurch voneinander verschieden, dass jedem von beiden eine eigene Natur zukommt; denn die Seele wäre nicht bloß mehr Ebenbild, wenn sie in allen Stücken mit Gott übereinstimmen würde. Aber indem sie nicht alle, sondern nur manche Vorzüge, die das betrachtende Auge in der unerschaffenen Natur als dem Urbild erblickt, ebenfalls besitzt, erweist sie sich als deren geschaffenes Abbild. Und wie man oft in einem Stückchen Glas, wenn es gerade vom Sonnenstrahl getroffen wird, die ganze Sonnenscheibe sieht, wenn sie dabei auch nicht in ihrer vollen wirklichen Größe erscheint, sondern in einem weit geringeren Umfang, welcher der Kleinheit des Glases entspricht, so spiegeln sich auch in der Beschränktheit unserer Natur die Abbilder jener unaussprechlichen göttlichen Eigenschaften wider, so dass die Vernunft an der Hand dieser Eigenschaften, vorausgesetzt, dass sie bei der Untersuchung jede körperliche Bedingtheit für die Begriffsbestimmung ausscheidet, sicher zu einer richtigen Erkenntnis vom Wesen der Seele gelangen kann, andererseits wird sie auch nicht die Gleichstellung der geringen und hinfälligen Natur mit der unendlichen und ewigen Natur vollziehen, sondern ihr Wesen zwar als geistig auffassen, weil sie ja auch das Abbild einer geistigen Substanz ist, aber nimmermehr als identisch mit dem Urbild erklären.

Quelle: Gregor von Nyssa: Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung. In: Des heiligen Bischofs Gregor von Nyssa Schriften, Bibliothek der Kirchenväter 2, 56. München 1927, S. 260f

Zitat von Makrina:

Die Freiheit verbindet uns mit Gott:
Die Freiheit bringt Ähnlichkeit mit dem, der da keinen Herrn über sich hat und unbeschränkte Macht besitzt, die uns zwar schon im Anfang geschenkt war, aber durch schändliche Sünden beschränkt wurde. Alle Freiheit ist aber ihrer Natur nach nur ein und dieselbe und verwandt mit allem, was frei ist; folglich wird alles Freie sich mit dem verbinden, was mit ihm gleich freie Art besitzt, Die Tugend aber kennt keinen Zwang; darum wird alles Freie in ihr sein. Denn was keinen Zwang sich auferlegen lässt, ist frei. Nun ist aber die göttliche Natur die Quelle aller Tugend; in ihr sind demnach alle, welche die Sünde von sich geworfen haben, damit, wie der Apostel sagt (1. Korintherbrief 15, 25), Gott alles in allen sei.

Um mit Gott vereint zu werden, bedarf die Seele der Läuterung: Wie nämlich diejenigen, welche die dem Gold beigemischte Schlacke in reinigendem Feuer ausscheiden wollen, nicht bloß das Unreine, sondern mit unausweichlicher Notwendigkeit auch das Gold im Läuterungsfeuer zur Schmelze bringen, und wie dabei das edle Metall erhalten bleibt, alles Unedle aber verzehrt wird, so muss auch das Böse nach einem Gesetz der Notwendigkeit durch ein Reinigungsfeuer verzehrt werden; hierbei muss aber auch die Seele so lange im Feuer aushalten, bis die beigemischte unechte Schlacke und unsaubere Materie im Feuer ganz verbrannt ist.

Quelle: Gregor von Nyssa: Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung. In: Des heiligen Bischofs Gregor von Nyssa Schriften, Bibliothek der Kirchenväter 2, 56. München 1927, S. 298f, 296

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.10.2023

Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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