Ökumenisches Heiligenlexikon

Melchior Hofmann

Name bedeutet: König des Lichts (hebr.)

Prediger
* um 1498 in Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg
1543/1544 in Straßburg in Frankreich


Melchior Hofmann war Kürschner in Waldshut. Früh erwachte in ihm das Interesse an Schriften der Mystiker. 1523 kam er nach Livland, wo die Reformation bereits durchgeführt war. Da es an evangelischen Predigern fehlte, wirkte er als Prediger zuerst in Wolmar - dem heutigen Valmiera in Lettland -, wo er auf Widerstände stieß und ins Gefängnis geworfen, schließlich des Landes verwiesen wurde. Er ging nach Dorpat - dem heutigen Tartu in Estland; dort bewirkte sein Eifern gegen Heiligenbilder 1525 einen Bildersturm. Er reiste nach Wittenberg und erhielt dort ein Empfehlungsschreiben von Martin Luther; damit ging er im Herbst 1525 nach Reval - dem heutigen Tallinn in Estland -, wurde aber nicht als Prediger angestellt, sondern der Ketzerei bezichtigt, weil er neben dem Glauben auch die Heiligung des Lebens betonte. Er zog nach Schweden, wo ihn 1526 die deutsche Gemeinde von Stockholm als Prediger anstellte. Er heiratete, musste aber 1527 wegen seines stürmischen Wesens Stockholm verlassen, danach auch aus Lübeck fliehen. Im Mai 1527 reiste er wieder nach Wittenberg, unterwegs besuchte er in Magdeburg den an der damaligen Kirche St. Ulrich tätigen Superintendenten Nikolaus von Amsdorf, der von Luther den Rat erhalten hatte, Hofmann zu sagen, er solle wieder als Kürschner arbeiteten. Auch in Wittenberg abgewiesen, wurde er auf der Rückreise in Magdeburg ins Gefängnis gesteckt.

Dann ging Hofmann nach Holstein, wo König Friedrich I. von Dänemark ihn als Prediger mit Wohnsitz in Kiel anstellte. Seine Stellung wurde unhaltbar, als Luther sich gegen ihn an den Herzog wandte. Kernpunkt des Streits waren das Schriftverständnis und die Abendmahlsauffassung, worin sich Hofman deutlich von der Lehre Luthers unterschied. Im April 1529 kam es zur Flensburger Disputation mit führenden Theologen, darunter Johannes Bugenhagen, den Luther eigens dafür nach Flensburg gesandt hatte. Die Gegensätze erwiesen sich als unüberbrückbar, Hofman musste das Land verlassen. Er ging nach Ostfriesland, dann nach Straßburg, wo er Ende Juni 1529 als Vorkämpfer für die Abendmahlslehre von Huldrych Zwingli mit offenen Armen aufgenommen wurde. Eine rege schriftstellerische Tätigkeit brachte ihm Anerkennung ein, bald aber auch Konflikte, weil die anderen Straßburger Prediger seinen Anschauungen bezüglich der Wiederkunft Christi nicht zustimmen konnten.

Hofmann war dem Täufertum noch nicht beigetreten, als er im April 1530 in einer Eingabe an den Rat die Überlassung einer Kirche für die Täufer verlangte; er forderte volle Gleichberechtigung mit der Staatskirche; deswegen und wegen der in seiner Auslegung der Johannesoffenbarung enthaltenen Majestätsbeleidigung sollte er gefangen genommen werden, aber er floh nach Emden, wo er durch seine Beredsamkeit einen großen Anhang um sich scharte; allein im August 1530 taufte er dort 300 Personen. Wieder musste er die Stadt verlassen. In Holland wirkte er dannn ein ganzes Jahr für die Täuferbewegung, es gelang ihm, sie in Holland zu verbreiten und ihr Duldung zu verschaffen.

Nach weiteren Nachstellungen und gelungenen Fluchten zog er wieder als Prediger und Prophet durch Ostfriesland und Holland und verkündigte das Hereinbrechen des Königreichs Christi, das er für 1533 erwartete. Er gewann viele Anhänger für die Endzeitgemeinde, die neue Bundesgemeinde, rief aber seine Anhänger nicht dazu auf, das Gottesreich mit Gewalt herbeizuführen. Dennoch waren viele seiner Anhänger - die Melchioriten - dabei, als 1533/34 das Täuferregiment in Münster errichtetet wurde. Er selbst konnte das nicht miterleben, denn er kehrte im Frühjahr 1533 nach Straßburg zurück und kam wieder ins Gefängnis. Seine Überzeugung, diese Stadt werde das neue Jerusalem (Offenbarung 21) und die Hochzeitsstätte des Lammes (Offenbarung 19, 7), gab er trotz aller Bekehrungsversuche nicht auf; so blieb er zehn Jahre, bis an sein Lebensende, im Kerker.

Melchior Hofmann hat durch seine mitreißenden Predigten das zuvor durch Verfolgungen ermattete Täufertum wieder belebt. Er sah einen in Kürze anbrechenden gewaltigen Kampf zwischen Buchstaben und Geist, Papisten und Spiritualisten, ehe Christus zum Endgericht und zur Umgestaltung von Himmel und Erde erscheint. Luther, der Apostel des Anfangs, war für ihn zum Judas geworden, der die Gläubigen verfolgt. Durch die Katastrophe von Münster und die Enttäuschungen darüber, dass seine Endzeit-Prophezeiungen sich nicht erfüllten, nahm die Schar seiner Anhänger schnell wieder ab; sie gingen in anderen täuferischen Gruppen auf oder kehrten zur evangelischen Kirche zurück. Manche der Vorstellungen Hofmanns finden sich später wieder in den Lehren von Menno Simons.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 11.10.2023

Quellen:

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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