Ökumenisches Heiligenlexikon

Nikolaus I. der Große

1 Gedenktag katholisch: 13. November

Name bedeutet: der Sieger über das / aus dem Volk (griech.)

Papst
* um 812 in Rom (?)
13. November 867 in Rom


Nikolaus stammte aus einer vornehmen Familie eines päpstlichen Beamten und war gut ausgebildet. Schon vor seiner eigenen Amtszeit als Papst war er enger und einflussreicher Berater der drei Päpste vor ihm. Sein später durchgesetzter Anspruch auf Weisungsrecht und Primat des Papstes in der gesamten Kirche wurde in dieser Zeit maßgeblich geprägt von Anastasius Bibliothecarius, der 855 Gegenpapst wurde. Bei Nikolaus' Weihe und Krönung 858 in der Peterskirche war Kaiser Ludwig II. anwesend; Nikolaus war der erste gekrönte Papst.

Die neun Jahre von Nikolaus' Pontifikat waren voller Konflikte: mit der Ostkirche, aber auch im Westen, so 861 mit dem Patriarchen Johannes von Ravenna, der auf Unabhängigkeit von Rom bestand. Nikolaus' wohl wichtigste Amtshandlung war die Unterstützung von Rothad II., dem Bischof von Soissons, der 862 von Hinkmar, dem Erzbischof von Reims, wegen Unbotmäßigkeit abgesetzt worden war; Nikolaus unterstützte Rothad und damit das Recht eines Bischofs, gegen die Autorität seines Vorgesetzten beim Vatikan Beschwerde einzulegen. 866 entzog er den vom früheren Erzbischof von Reims, Ebo, geweihten KlerikernEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. ihre Rechte. Nikolaus sah sich als Nachfolger von Petrus, als Herrscher, der die Rechte und Reinheit der Kirche zu verteidigen hatte und über jeder Gewalt von Metropoliten oder SynodenSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. stand.

Gegenüber König Lothar II. von Lothringen beharrte er auf der Unauflöslichkeit der Ehe; dieser wollte die kinderlose Ehe mit Theutberga lösen und seine Geliebte Waldrada, die ihm ein Kind geboren hatte, heiraten. Nikolaus kassierte 863 die mit Zustimmung seiner Gesandten gefassten Beschlüsse der SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Metz, die die Hochzeit erlaubten; die Erzbischöfe von Köln und Trier, die Lothar ihr Einverständnis gegeben hatten, setzte Nikolaus ab und exkommunizierte sie; dieser Konflikt eskalierte gar in kriegerischen Auseinandersetzungen. Tatsächlich konnte Nikolaus Lothars Scheidung dauerhaft verhindern.

Nikolaus förderte so Recht und Ordnung in der Kirche unter der Leitung Roms und unterstützte die Missionsarbeit in Bulgarien und in Dänemark, wo Ansgar wirkte. 866 verbot er die Anwendung von Folter, weil sie unvereinbar mit der christlichen Lehre sei. 1

Auch der Konflikt mit der Ostkirche eskalierte immer mehr: Gemeinsam mit Patriarch Ignatius I. von Konstantinopel widersetzte sich Nikolaus dessen mächtigem Rivalen Photius. Ignatius war 858 aufgrund starker Differenzen mit dem byzantinischen Hof zurückgetreten, darauf wurde der Laie Photius zum Nachfolger erhoben. Nikolaus versagte 863 dem rechtmäßig Gewählten Photius die Anerkennung, weil die nachgeholte Weihe nicht rechtmäßig erfolgt war, worauf dieser 867 in Konstantinopel eine SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. berief, auf der die Ostkirche Nikolaus zum Ketzer erklärte, ihn exkommunizierte und absetzte; diese Nachricht erreichte Rom aber erst nach dem Tod des Papstes; so erlebte Nikolaus die darauf folgende - nur kurz währende - erste Spaltung zwischen der morgenländischen und der abendländischen Kirche nicht mehr. Schon 870 wurde durch das 6. Konzil von Konstantinopel auch Photius wieder abgesetzt.

Zum Konflikt mit Konstantinopel hatte auch beigetragen, dass Nikolaus 866 dem neu getauften Fürsten der Bulgaren, Boris, Missionare sandte und Regeln zur Gestaltung der Liturgie und Kirchenordnung vorgab und so Bulgarien in die römische Kirche aufnahm.

Bei diesen Konflikten leitete Nikolaus sein fester und untrüglicher Sinn für Gerechtigkeit, der anderen als unerbittlicher Starrsinn erschien. Dieser Ernst, seine Willenskraft und die großen diplomatischen Fähigkeiten haben ihn zu einem der großen Päpste gemacht. Nikolaus stand an einem entscheidenden Wendepunkt europäischer Geschichte: Seit Konstantin dem Großen war der Staat Schutzmacht und Förderer der Kirche, zuletzt erfüllte Karl der Große diese Funktion. Mit dessen Tod und dem anschließenden Zerfall des Reiches wurden diese Rollen gleichsam vertauscht, nun wurde das Papstum zum Protector imperii, dem Beschützer des Reiches. Nikolaus war der erste, der die allumfassende Befehlsgewalt des Papstes, die sich auf die von Christus selbst verliehene Autorität stütze, nicht nur vertrat, sondern auch ausübte. Seine Nachfolger hielten zunächst nicht an dieser Amtsauffassung fest; erst im 11. Jahrhundert kam sie wieder deutlich zur Geltung.

Nikolaus' Grabstätte ist an unbekanntem Ort.

1 1252 führte Papst Innozenz IV. die Folter für Zwecke der Inquisition offiziell wieder ein.

Worte des Heiligen

Auf die Anfrage der bulgarischen Kirche, ob bei gerichtlichen Untersuchungen Folter angewendet werden dürfe, antwortet Nikolaus klar ablehnend:
Wenn ein Dieb oder Räuber gefasst wurde und er leugnete, was ihm vorgeworfen wird, dann geht ihr folgendermaßen vor, dass der Richter auf seinen Kopf einschlägt und mit eisernen Stacheln auf seinen Oberkörper einsticht, bis er die Wahrheit sagt; dies lässt weder das göttliche noch das menschliche Gesetz zu, da ein Geständnis nicht gegen den Willen [des Beschuldigten], sondern freiwillig sein soll und es soll nicht gewaltsam erpresst, sondern aus freien Stücken erfolgen: Kurzum, sollte sich auch herausstellen, dass ihr, nachdem ihr die erwähnten Strafmaßnahmen angewendet habt, überhaupt nichts von dem, was dem Gefolterten vorgeworfen wird, herausgefunden habt, müsstet ihr euch wenigstens dann nicht schämen und anerkennen, wie ruchlos ihr Urteile fällt? Und ganz ähnlich, wenn ein Angeklagter, der solche Folter über sich ergehen lassen musste, sie nicht mehr ertragen kann und bekräftigt, er habe begangen, was er gar nicht begangen hat: auf wen bitte fällt dann diese so große Ruchlosigkeit zurück, wenn nicht auf den, der solch lügnerische Bekenntnisse erzwingt? Daran kann man doch erkennen, dass der Geständige gar kein Geständnis ablegt, sondern einfach etwas sagt, wovon er innerlich gar nicht überzeugt ist!
Verlasst also solche Praktiken und dem, was ihr in eurer Verblendung bisher getan habt, schwört auf tiefster Seele ab, denn welchen Erfolg hattet ihr in dem, worüber ihr jetzt vor Scham errötet?


Gewalt ist auch kein Mittel zur Bekehrung Ungläubiger:
Mit den Ungläubigen und Götzendienern soll keinerlei Gemeinschaft gepflegt werden. Gleichwohl darf ihnen gegenüber keinesfalls Gewalt angewendet werden, um sie zu Glauben zu bringen. Denn alles, was nicht nach dem freien Willen geschieht, kann nicht gut sein, steht doch geschrieben: Freiwillig will ich dir ein Opfer darbringen (Psalm 54, 8); … denn Gott gebietet freiwillige Gefolgschaft, die nur von Freiwilligen geleistet werden kann; denn hätte er Gewalt anwenden wollen, hätte keiner seiner Allmacht widerstehen können.

Quelle: Patrologia Latina, Bd. 119, Responsum 86, Sp. 1010 und Responsum 41, Sp. 995; eigene Übersetzung

Zitate von Nikolaus I.:

Auf die Frage, wie oft christliche Laien an jedem Tag beten sollen, antwortet Nikolaus:
Niemand sei ausgenommen von der Weisung des Herrn im Evangelium: Man soll immer beten und nicht davon ablassen (Lukasevangelium 18, 1) und der Aufforderung des Apostels: Betet ohne Unterlass! (1. Thessalonicherbrief 5, 17) Dies ist gemäß einer Aussage des hl. Augustinus am vernünftigsten so zu verstehen, dass an keinem Tag die für das Gebet bestimmten Zeit übergangen werden sollen; was aber die für das Gebet bestimmten Zeiten sind, die an keinem Tag übergangen werden sollen, das sollt ihr selbst suchen und herausfinden.
Auf die Frage nach der Behandlung derer, die in einer Kirche Asyl gesucht haben, antwortet Nikolaus:
Wenn jemand zu einer Kirche geflüchtet ist, soll er, so bestimmen wir, nur mit seinem freien Willen herausgeholt werden. Schließlich erlangten doch einst Räuber, die verschiedener Verbrechen angeklagt wurden und dann in der Suche nach Asyl zum Tempel des Romulus flohen, Straflosigkeit, um wie viel mehr sollen die, die zum Tempel Christi flüchten, Nachlass ihrer Vergehen erlangen.

Quelle: Patrologia Latina, Bd. 119, Responsum 61, Sp. 1003 und Responsum 92, Sp. 1012; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Martyrologium Romanum Flori-Legium

Catholic Encyclopedia

Schriften von Nikolaus und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 13.11.2022

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1976
• Alfred W. McCoy: Foltern und foltern lassen. Zweitausendeins, Frankfurt 2005
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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