Ökumenisches Heiligenlexikon

Nilos der Faster

auch: Neilos
auch: von Ankyra, der Ältere, der Weise

1 Gedenktag katholisch: 12. November

1 Gedenktag orthodox: 12. November

1 Gedenktag armenisch: 12. November, Donnerstag nach dem zweiten Adventssonntag
bedacht in der armenischen Anaphora      Als Anaphora (griechisch: Erhebung) wird das Hochgebet bezeichnet, das liturgisch auf das Abendmahl hinführt.

Name bedeutet: der Wassergraben (griech.)

Einsiedler, Priester
* in Ankyra, heute Ankara in der Türkei
um 430 am Berg Sinai in Ägypten


griechische Ikone
griechische Ikone

Nilos studierte in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul und schloss dort Freundschaft mit Johannes „Chrysostomus”. Als er in seine Heimatstadt zurückkehrte, gründete er nahe der Stadt ein Kloster, in dem er als ArchimandritEin Archimandrit (aus griech.„αρχή, Anfang” und „μάνδρα, Unterkunft”) ist in den östlichen und orthodoxen Kirchen der vorgeordnete Vorsteher eines oder mehrer Klöster, entsprechend etwa dem westlichen Erzabt. Er steht hierarchisch über dem Hegumen. Der Begriff wird auch als besonderer Ehrentitel für orthodoxe Priestermönche verwendet. – nach einigen Quellen als Bischof - wirkte. Dort verfasste er moralische und asketische Abhandlungen für seine Mönche, so über das Leben von Einsiedlern im Vergleich zum Gemeinschaftsleben von Mönchen und über Versuchungen und Schwierigkeiten der Einsiedler in ihrer Abgeschiedenheit. Auch viele seiner Briefe an Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die um spirituelle Führung baten, sind erhalten. Der Präfekt Olympiodoru fragte ihn, ob er seine Kirche neben Mosaiken mit religiösen Darstellungen auch mit Kunstwerken schmücken könne, die Vögel oder Ungeheuer zeigen; Nilus lehnte dies ab und riet zur Unterweisung der des Lesens Unkundigen zu Darstellungen aus dem Neuen und AltenWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. Testament. In einem anderen Brief riet er, Kirchen nur mit einem einzigen Kreuz - im Altarraum - auszustatten. Als Johannes „Chrysostomus” 404 aus Konstantinopel verbannt worden war, schrieb Nilos zwei tadelnde Briefe an Kaiser Arcadius.

In den Orthodoxen Kirchen wird Nilos als Kirchenvater verehrt.

Lange Zeit wurde Nilos er fälschlicherweise mit seinem Zeitgenossen Nilos vom Sinai identifiziert wobei unklar ist, wer von ihnen mit Johannes „Chrysostomus” befreundet war.

Worte über den Heiligen

Die Nachrichten über Nilos entstammen einer romanhaften Erzählung.
Um dem Beispiel Christi zu folgen, zogen sich die Anachoreten (Mönche) in die Einsamkeit der Wüste zurück und wurden so ihrerseits zum Vorbild für alle Christen:

Er [Nilos] nämlich hatte dem Leben als erster den Weg zu ihr gebahnt, indem er einen reinen Lebenswandel an den Tag legte, seine Seele stets über die Leidenschaften erhaben hielt und schließlich auch diese seine Seele verachtete, als das von ihm gewirkte Heil der Menschen seinen Tod verlangte. Dadurch lehrte er, dass jener, der sich vornimmt, in rechter Weise zu philosophieren, einerseits auf alle Annehmlichkeiten des Lebens verzichten und andererseits seiner Mühen und Leidenschaften sehr wohl Herr sein muss, indem er den Leib verachtet. Ja nicht einmal seine Seele darf er für wert erachten, sondern er muss auch diese bereitwillig hingeben, wenn es erforderlich ist, dass er sie lässt, um die Tugend sichtbar zu machen. …
Da zwar die Christen verpflichtet sind, ihr eigenes Leben getreu diesem Vorbild nachzuzeichnen, sie es aber (damals) entweder nicht wollten oder für die Nachahmung zu schwach waren, so vermochten (zumindest) einige wenige sich über die Beunruhigungen der Welt hinwegzusetzen und vor dem Sturm in den Städten zu fliehen. Und so dem Trubel entronnen, um das einsame Leben in die Arme zu schließen. … Dem Besitz zogen sie die Besitzlosigkeit vor, da man so Ablenkung vermeidet; sie gaben der rasch zubereiteten Speise den Vorzug vor der lecker gekochten, um wegen des Aufstands der Leidenschaften das Bedürfnis des Leibes mit der gerade vorhandenen Speise zu befriedigen. Ebenfalls weit davon entfernt, weichliche Gewänder zu benutzen - sie machten sich nämlich keine Gedanken um menschliche Bequemlichkeit -, trugen sie schlichte und schmucklose Kleidung, weil der Leib ihrer bedurfte. Sie hielten es nämlich für nicht vereinbar mit der Philosophie, die Sorge um den Himmel im Hinblick auf das zu stören, was sich auf dem Boden befindet und den Tieren von selbst zuteil wird. Sie kannten die Welt nicht, da sie den menschlichen Leidenschaften fremd geworden waren. Es gab bei ihnen niemanden, der übervorteilte oder übervorteilt wurde; keinen, der richtete oder gerichtet wurde. Es hatte ja ein jeder als unbestechlichen Richter sein eigenes Gewissen. Es war nicht einer reich, ein anderer arm, noch schwand der eine vor Hunger dahin, und der andere barst vor Sättigung. Es glich nämlich die Not der Bedürftigen die Freigebigkeit derer aus, die im Überfluss besaßen. Auch bestand Gleichheit und Gleichberechtigung, da sich die Höhergestellten freiwillig mit den Niedrigeren zusammentaten und die Ungleichheit aufgegeben war. … Aufgrund der täglichen Askese und Ausdauer hatten sie sich zu einer solchen Haltung erhoben. Überhaupt waren sie Leuchten, welche in der Finsternis schienen, Fixsterne, welche die dunkle Nacht des Lebens erhellten, befestigte Häfen, welche in ihrem Bereich keinen Sturm zu fürchten hatten, und bewiesen dadurch allen, dass es leicht ist, den Angriffen der Leidenschaften unbeschadet zu entrinnen.
Fangen wir also an, uns von den gegenwärtigen Dingen zurückzuziehen! Verachten wir den Besitz, den Reichtum und alles, was den Sinn überflutet und ihn im Strudel mitreißt. Werfen wir das Gepäck fort, und das Schiff wird sich ein wenig erheben. Werfen wir, vom Sturm bedrängt, auch den Großteil der Einrichtung über Bord, damit der Steuermann - der Geist - zusammen mit den Reisenden - den Gedanken - heil davonkommen kann. Wenn nämlich die zu Wasser Reisenden, vom Sturm bedrängt, die Fracht geringachten und die Ladung eigenhändig ins Meer werfen, weil sie ihre Habe für weniger wichtig als das Leben halten; wenn sie das Schiff erleichtern, indem sie vielleicht ihre wertvollen Kostbarkeiten in die Tiefe schleudern, damit es nicht überladen in Gefahr gerate und durch das Gewicht der Ladung untergehe - warum verachten dann nicht auch wir um des besseren Lebens willen, was die Seele in die Tiefe hinabzieht? Warum vermag die Furcht Gottes nicht, was die Furcht vor dem Meer vermag?

Quelle: Philokalie der heiligen Väter der Nüchternheit, Bd. 1, 7. Aufl. Verlag Der christliche Osten, Würzburg 2200, S. 313 - 315, 373f

Zitate von Nilos:

Hege nicht den Wunsch, dass sich deine Angelegenheit so gestaltet, wie es dir gut scheint, sondern wie es Gott gefällt!
Wie das Brot Nahrung für den Leib und die Tugend Nahrung für die Seele ist, so ist auch das geistige Gebet Nahrung des Geistes.
Bist du ein Theologe, wirst du in Wahrheit beten. Und wenn du in Wahrheit betest, bist du ein Theologe.
Selig der Mönch, welcher nach Gott alle Menschen als Gott betrachtet.
Ein Mönch ist, wer von allen getrennt und mit allen vereint ist.
Jene, die sich Betrübnis und Groll anhäufen, gleichen solchen, die Wasser schöpfen und in ein durchlöchertes Fass gießen.
Glaube nicht, du habest eine Tugend erworben, falls du nicht vorher bis aufs Blut um sie gekämpft hast.
Weiche nicht den Walkern aus! Wenn sie auch mit den Füßen treten und schlagen, kochen und straffziehen, so wird dadurch doch dein Gewand glänzendweiß.

Quelle: Philokalie der heiligen Väter der Nüchternheit, Bd. 1, 7. Aufl. Verlag Der christliche Osten, Würzburg 2200, S. 289ff

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 05.03.2024

Quellen:
• https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/Tagesheiliger-12-November-Nilus-der-AEltere;art312,173779 - abgerufen am 20.07.2023
• http://www.katolsk.no/biografier/historisk/nancyra - abgerufen am 05.03.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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