Ökumenisches Heiligenlexikon

Odilia vom Elsass

auch: Ottilia, Otilia
französischer Vorname: Odile
neudeutsch: Ottilie

1 Gedenktag katholisch: 13. Dezember
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Diözesankalender Freiburg i. Br.
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar

1 Gedenktag evangelisch: 13. Dezember

Name bedeutet: die Kleines Besitzende (althochdt.)

Klostergründerin, Äbtissin auf dem Odilienberg
* um 660 im Elsass in Frankreich
nach 723 im Kloster Niedermünster südlich Straßburg in Frankreich


Glasfenster in der Kirche Ste Foy in Sélestat
Glasfenster in der Kirche Ste Foy in Sélestat

Odilia war eine Tochter des Herzogs Eticho (auch: Attich, Adalric, Chatic) vom Elsass und der Berswinde (auch: Berwinde, Berchinde, Bruswinde, Bethsvinda), die eine Nichte von Leodegar von Autun und deshalb wohl Tochter der Frau von Sigebert III., des Königs von Austrasien, war. Eticho war wohl auch ein Vorfahr der Habsburger, der Grafen von Egisheim / Eguisheim und damit von Papst Leo IX., zudem der Grafen von Baden, von Lothringen und von Flandern. Im Zuge seiner Machtpolitik ließ er u. a. Germanus von Granfelden ermorden. Er ließ für Odilia um 690 das Kloster Hohenberg auf dem später nach ihr benannten Odilienberg - heute Mont Sainte-Odile - errichten auf Resten einer frühen Burg des Adelsgeschlechts und an der Stelle eines ehemaligen keltischen Heiligtums. Odilie wurde Äbtissin des neuen Klosters. Zehn Jahre später erfolgte eine zweite Klostergründung am Fuß des Berges: das Kloster Niedermünster mit einem Spital und unweit der heilkräftigen Quelle; den Platz dieses Klosters hatte ihr nach der Überlieferung Johannes der Täufer in einer Vision gezeigt; erste Äbtissin wurde Odilias Nichte Gundelinde.

Die Legende berichtet, dass ihr Vater seine blind geborene Tochter Odilia töten lassen wollte, die Mutter Berswinde sie aber retten konnte und durch eine Amme in das Kloster Palma - wohl das später Odilia geweihte Kloster in Baume-les-Dames am Doubs - bringen ließ.

Statuen: Bischof Erhard von Regensburg tauft Odilia, in der Pfarrkirche St-Martin in Baume-les-Dames
Statuen: Bischof Erhard von Regensburg tauft Odilia, in der Pfarrkirche St-Martin in Baume-les-Dames

In Baume-les-Dames wurde Odilia der Legende zufolge das Augenlicht geschenkt, als der durch einen Engel zu ihr gewiesene Wanderbischof Erhard von Regensburg - oder, nach anderer Überlieferung Erhards Bruder Hildulf von Trier - sie im Alter von zwölf Jahren taufte. Ihr jüngerer Bruder ließ sie demnach Jahre später wieder nach Hause holen, der unzugänglich zornige Vater schlug seinen Sohn so, dass der tot niederstürzte; Odilia erweckte ihn wieder zum Leben und musste nun abermals vor dem Vater fliehen.

Der Vater verfolgte seine Tochter, da tat sich nahe der heutigen Kapelle St. Ottilien bei Freiburg im Breisgau ein Felsspalt auf, in dem sie sich verstecken konnte; herabstürzende Steine verwundeten den Vater schwer. Nach Jahren besuchte Odilia den inzwischen schwerkranken Vater, der sich mit ihr versöhnen wollte; sie erhielt von ihm den Platz auf dem Mont Sainte-Odile, wo sie ihr Frauenkloster gründete und dessen erste Äbtissin wurde. Dort pflegte sie auch ihre Eltern bis zu deren Tod.

Robert Gall: Odilia (auf dem Esel) mit ihren Eltern (links und rechts) vor dem Kreuz Jesu Christi mit der <q>Kirche</q> auf dem Tier mit den vier Köpfen der Evangelistensymbole, Maria und Longinus (links), Stephanus und Johannes (rechts), Fresko, 20. Jahrhundert, im Kloster Mont Sainte-Odile
Robert Gall: Odilia (auf dem Esel) mit ihren Eltern (links und rechts) vor dem Kreuz Jesu Christi mit der Kirche auf dem Tier mit den vier Köpfen der Evangelistensymbole, Maria und Longinus (links), Stephanus und Johannes (rechts), Fresko, 20. Jahrhundert, im Kloster Mont Sainte-Odile

Die Überlieferung berichtet auch, wie die sterbende Odilia ihre Schwestern zum Gebet in die Kirche des Klosters sandte. Als sie zurückkamen, fanden sie Odilia tot. Von ihren inständigen Gebeten ins Leben zurückgerufen, erklärte Odilia: Warum beunruhigt ihr euch? Lucia war bei mir und ich sah und hörte, was man mit Augen nicht sehen, mit Ohren nicht hören, sondern nur mit dem Herzen wahrnehmen kann. Dann ergriff sie selbst den Kelch, nahm die Kommunion und starb. Dieser Kelch wurde noch 1546 auf dem Odilienberg gezeigt, lange Zeit gab man den Pilgern aus ihm zu trinken.

Odilias Nachfolgerin im Kloster Odilienberg wurde ihre Nichte Eugenia von Odilienberg. Odilia wurde im Kloster Odilienberg bestattet. Ihre Lebensgeschichte wurde im 10. Jahrhundert verfasst. Papst Pius VII. erklärte 1807 Odilia zur Patronin des Elsass.

Die als heilkräftig geltende Quelle unterhalb des Klosters
Die als heilkräftig geltende Quelle unterhalb des Klosters

Mehrmals wurde das Kloster auf dem Odilienberg zerstört, dann wieder aufgebaut und schließlich als Augustiner-Chorfrauenstift geführt. Seine Blütezeit war im 12. Jahrhundert, damals verfasste Äbtissin Herrad von Landsberg die Enzyklopädie Hortus Delicarum, in der das Wissen des Mittelalters zusammengefaßt wurde. Während des Bauernkrieges 1521 wurde es geplündert. Ein Brand verwüstete 1546 die Gebäude, das Nonnenkloster wurde aufgelöst. Prämonstratensermönche wachten dann über das Grab von Odilia und machten den Odilienberg zu einem sehr bekannten Wallfahrtsort, besonders für Augenkranke, die Heilung erfolgte an der Quelle unterhalb des Klosters, die in mancher Überlieferung auch als Ort der Heilung ihrer Blindheit bezeichnet wird. Die Französische Revolution von 1789 vertrieb die Mönche. 1853 wurde das Kloster aus Privatbesitz zurückgekauft und dem Bischof von Straßburg geschenkt, die Wallfahrt erfuhr einen neuen Auftrieb. Heute beherbergt es ein Hotel und einen Konvent der Schwestern vom Heiligen Kreuz.

Statue in der Kapelle St. Ottilien bei Freiburg im Breisgau
Statue in der Kapelle St. Ottilien bei Freiburg im Breisgau

Odilias Gebeine ruhen noch heute in einem steinernen Sarkophag in der Grabkapelle neben der Kirche. Reliquien liegen auch in Prag, Lissabon, Verona, Corbie und in Taing, einem Ortsteil von Pastetten bei Erding in Bayern. Der Odilienberg gilt als der heilige Berg des Elsass, Odilia wurde im Mittelalter zu einer der am meisten verehrten Heiligen. Ihr Grab ist noch immer einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte in Frankreich. Heute besuchen jedes Jahr an die zwei Millionen Menschen den Odilienberg, die Quelle gilt als hilfreich bei Augenleiden. Auch mehrere andere Kirchen, meist an als heilbringend geltenden Quellen, sind Odilia geweiht. Von Arlesheim ist sie Patronin, weil sie den Ort 708 ihrem Kloster zu Besitz gab.

Am legendären Ort der Felsspalte beim heutigen St. Ottilien nahe Freiburg im Breisgau, in dem Odilia sich vor dem sie verfolgenden Vater versteckte, ist schon um 679 eine Kapelle nachgewiesen; die Stelle entwickelte sich nach Odilias Tod zum Wallfahrtsort; 1503 wurde dort eine neue Kapelle gestiftet und 1505 geweiht. In Bayern gibt es in St. Ottilien bei Landsberg am Lech die 1884 gegründete benediktinische Männerkongregation, die sich Odilia geweiht hat, die 2010 insgesamt 21 selbständige Klöster und elf weitere Häuser in Europa und Übersee besaß und sich von Anfang an besonders der Mission widmet. Deren Kloster in St. Ottilien gilt auch als eine wichtige Stätte des Dialogs zwischen Christentum und Buddhismus. Die Kirche des Klosters Mont Sainte-Odile wurde 2006 von Papst Benedikt XVI. zur Basilika erhoben.

Attribute: als Augustinernonne, zwei Augen in Händen, mit einem Kelch, Hahn, Krebsschere
Patronin des Elsass, von Arlesheim in der Schweiz und St. Ottilien bei Landsberg am Lech; der Blinden; der Winzer; gegen Augen-, Ohren- und Kopfleiden

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Das Hotel auf dem Odilienberg informiert auf seiner Homepage - leider nur noch auf Französisch - auch über die Geschichte des Klosters.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 17.08.2021

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• https://www.dormagen-nord.de/orte/gohr.php - abgerufen am 18.07.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Etichon-Adalric_d%27Alsace - abgerufen am 18.07.2023
• https://www.augsburger-allgemeine.de/landsberg/Erstaunlicher-Weg-einer-Blinden-id35078257.html - abgerufen am 18.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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