Ökumenisches Heiligenlexikon

Philippus Benitius

italienischer Name: Filippo Benizi


Piero di Cosimo: Maria (Mitte) mit (von links:) Johannes, Philippus Benitius, Katharina von Siena, Margaretha, Antoninus von Florenz und Petrus, um 1505, in der Galleria degli Uffizi in Florenz
Piero di Cosimo: Maria (Mitte) mit (von links:) Johannes, Philippus Benitius, Katharina von Siena, Margaretha, Antoninus von Florenz und Petrus, um 1505, in der Galleria degli Uffizi in Florenz

Philippus aus der edlen Familie der Benizi studierte Medizin und Philosophie an der damals neuen, renommierten Universität im Palazzo Bo in Padua und in Paris. Er trat 1254 der auf dem Monte Senario bei Florenz in den Servitenorden ein.

Die Grotte auf dem Monte Senario. in der Philippus zunächst lebte, ist noch heute zu sehen. 1259 wurde er zum Priester geweiht und 1267 fünfter Generalprior des Ordens.

Philippus' Höhle nahe Bagni San Filippo
Philippus' Höhle nahe Bagni San Filippo

Als sich das Konklave in Viterbo von 1268 bis 1271 hinzog, weil sich die Kardinäle nicht auf einen neuen Papst einigen konnten, wurde Philippus als Vermittler eingeschaltet und dann selbst zum Papstkandidaten; der Überlieferung zufolge versteckte er sich 1268 in einer Höhle nahe des heute nach ihm benannten Ortes Bagni San Filippo bei Siena, um sich einer Wahl zu entziehen, bis Gregor X. zum Papst gewählt war.

Statue vor dem Kloster auf dem Monte Senario
Statue vor dem Kloster auf dem Monte Senario

Philippus leitete den Servitenorden mit großer Umsicht, gab ihm seine Konstitutionen mit Elementen der Regeln der Dominikaner und der Franziskaner und verteidigte seinen Fortbestand angesichts der drohenden Aufhebung durch die Beschlüsse des 2. Konzils von Lyon im Jahr 1274 und des 1276 durch den Dominikaner Papst Innozenz V. erlassenen Verbots der Ausbildung von Novizen; der Papst wollte offenbar, dass die Serviten aussterben sollten und ihr Erbe an den Heiligen Stuhl übergeben werde. Dennoch arbeitete Philippus an der Ausbreitung des Ordens; 1277 konnte in Halberstadt die erste deutsche Niederlassung eröffnet werden, Ordensprovinzen gab es nun auch in Polen und Ungarn. Philippus gewann viele neue Mitglieder für den Orden, insbesondere bedeutende Männer. Er gilt deshalb als zweiter Gründer des Ordens und hat der Überlieferung im Orden zufolge zusammen mit Juliana Falconieri auch den weiblichen Zweig gegründet.

Antonio Raggi: Philippus lehnt das Papstamt ab, Relief, 1683, an der Kirche San Marcello al Corso in Rom
Antonio Raggi: Philippus lehnt das Papstamt ab, Relief, 1683, an der Kirche San Marcello al Corso in Rom Foto: Torvindus

Einem Aussätzigen schenkte Philippus einmal sein Unterkleid; als dieser es anzog, wurde er geheilt. Überliefert wird, dass die zum Konklave in Viterbo versammelten Kardinäle von diesem Wunder hörten und ihn deshalb zum Papst wählen wollten. Deshalb wird er oft mit der TiaraTiara ist die früher bei feierlichen Anlässen getragene Krone des Papstes. Ihr Ursprung liegt in der am byzantinischen Hof getragenen phrygische Mütze, die aus Persien übernommen worden war. Die ersten solchen Hauben wurden im 7./8. Jahrhundert vom Papst getragen; im 10. Jahrhundert kam der erste Kronreifen hinzu, Ende des 13. Jahrhunderts der zweite, wohl während des Exils in Avignon der dritte. Die drei aufeinandergetürmten Kronen symbolisieren das Weiheamt, die Rechtssprechungsgewalt und das Lehramt des Papstes oder auch die göttliche Dreieinigkeit. Der bislang letzte Träger der Tiara, Papst Paul VI. verschenkte seine Papstkrone 1964 während des 2. Vatikanischen Konzils zugunsten Armer in der Dritten Welt. zu seinen Füßen dargestellt als Ausdruck dafür, dass er das Papstamt abgelehnt hat. Philippus starb in dem von ihm 1274 gegründeten Kloster San Marco - seit 1598 und bis heute ein Klarissenkloster mit der Kirche San Francesco in Todi.

Philippus prägte den Satz, der das Ordensideal der Serviten beschreibt:
Diener der glorreichen Jungfrau werden wir genannt, deren Trauerkleid wir tragen. Unsere Lebensform ist die der Apostel nach den Weisungen der Regel des heiligen Augustinus.

Papst Honorius IV. stellte 1286 die Serviten wieder unter seinen päpstlichen Schutz, der Neubeginn war gesichert. 1317 wurden Philippus' Gebeine in die Kirche des damaligen Klosters San Marco in Todi übertragen, 1599 in die Kirche San Filippo e Giacomo, den neuen Sitz des Ordens. Der Servitenorden pflegt den Brauch, am Gedenktag von Philippus Brot und Wasser zu segnen, denn die Überlieferung berichtet, dass die Ordensbrüder in Arezzo dereinst unter einer Hungersnot litten; Philippus erflehte Hilfe bei Maria, kurz darauf stand ein Korb voll von Brot vor der Klosterpforte.

Kanonisation: Philippus' Verehrung wurde von Papst Leo X. 1516 bestätigt, am 8. Oktober 1645 wurde er durch Papst Innozenz’ X. seliggesprochen. Die Heiligsprechung erfolgte am 12. April 1671 durch Papst Clemens X.





USB-Stick Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD

Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon


Seite zum Ausdruck optimiert

Empfehlung an Freunde senden

Artikel kommentieren / Fehler melden

Suchen bei amazon: Bücher über Philippus Benitius

Wikipedia: Artikel über Philippus Benitius

Fragen? - unsere FAQs antworten!

Im Heiligenlexikon suchen

Impressum - Datenschutzerklärung

Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Thöger von Thüringen
Wilburgis Wilberg
Martialis
Unser Reise-Blog:
 
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.


      Zum Schutz Ihrer Daten: mit 2 Klicks empfehlen!

Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 28.03.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Dr. Reinhard Rinnerthaler: St. Agatha, die Gottesbraut. In: Salzburger Volkskultur, November 1999
• Provinzialat der Tiroler Servitenprovinz (Hg.): Serviten. Die Heiligen und Seligen des Ordens. Selbstverlag der Serviten, Innsbruck 2011
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• https://www.iluoghidelsilenzio.it/monastero-di-san-francesco-todi-pg - abgerufen am 09.06.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


Sie könnnen mit Klick auf den Button Benachrichtigungen abonnieren und erhalten dann eine Nachricht, wenn es Neuerungen im Heiligenlexikon gibt: