Ökumenisches Heiligenlexikon

Pius V.

Taufname: Antonio Ghislierie


El Greco: Pius V., um 1600 - 1610, Privatbesitz
El Greco: Pius V., um 1600 - 1610, Privatbesitz

Michele Ghislierie trat mit 14 Jahren im Kloster an der Kirche San Pietro Martire in Vigevano bei Mailand in den Dominikanerorden ein mit dem Ordensnamen Michele, studierte dann in Bologna - die Universität war damals im Kloster an San Domenico angesiedelt - und wurde 1528 in der damaligen Dominikanerkirche Santa Maria di Castello in Genua zum Priester geweiht. Er war dann Lehrer für Philosophie und Theologie an der Universität in Pavia, schließlich als Inquisitor tätig in der Gegend um Como und stieg auf zum Generalkommissar der Inquisition in Rom, die im Dominikanerkloster an der Kirche Santa Maria sopra Minerva beheimatet war.

1556 wurde Michele Ghislierie Bischof von Sutri und Nepi im Norden von Rom, 1557 Kardinal, 1558 Großinquisitor der römischen Kirche, 1560 Bischof von Mondovi, schließlich 1566 zum Papst gewählt, wobei Karl Borromäus entscheidenden Einfluss auf die Wahl ausübte.

Dom in Nepi
Dom in Nepi

Pius V. war ein frommer Asket, der erstmals sein weißes Dominikanerhabit auch als Papst trug und so der erste weißbekleidete Papst war. Er wurde zum Reformer von Verwaltung und Liturgie, der die Beschlüsse des Konzils von Trient energisch in die Tat umsetzte: 1566 erschien der erste römische Katechismus, der für die Pfarrer bestimmt war und das Glaubensbekenntnis, die Sakramente, die zehn Gebote und das Vaterunser behandelte; 1568 das erste Brevier, die Texte für die Stundengebete; 1570 das Missale Romanum, das Messbuch für die ganze katholische Kirche mit den Gebeten und Texten für die Messfeier als verbindliche Festlegung der Liturgie, um Missbräuche zu verhindern und evangelische Einflüsse fernzuhalten. Diese tridentinisch gennannten Form der Messe sollte für immer gelten und es wurde verboten, sie jemals zu modifizieren- was bis zum 2. Vatikanischen Konzil befolgt wurde.

Pius gründete und erneuerte Kongregationen der KurieAls römische Kurie (von lateinisch curare = „pflegen, sich kümmern”) werden seit dem 11. Jahrhundert die Leitungs- und Verwaltungsorgane der katholischen Weltkirche in Rom genannt. Die Kurie ist für die Gesamtkirche zuständig, nicht für die Regierung des Staates Vatikan., bekämpfte leidenschaftlich die Simonie, verfocht den Zölibat, die Präsenzpflicht der Priester und sorgte für die Gründung von Priesterseminaren. Seine strengen Reformen und die repressiven Maßnahmen der Inquisition gegen Andersdenkende stärkten die römische Kirche zur Zeit der Gegenreformation.

Francesco Vanni: Disputation über die Sakramente mit (von links): Pius V. (?), Ambrosius von Mailand, Gregor „dem Großen”, Augustinus, Hieronymus, Thomas von Aquin und Nikolaus von Myra, um 1608,, in der Kathedrale in Pisa
Francesco Vanni: Disputation über die Sakramente mit (von links): Pius V. (?), Ambrosius von Mailand, Gregor „dem Großen”, Augustinus, Hieronymus, Thomas von Aquin und Nikolaus von Myra, um 1608, in der Kathedrale in Pisa

Pius unterstützte die französischen Katholiken in ihrer Verfolgung der Hugenotten, die er vollständig vernichten wollte und deshalb dem Religionsfrieden von St-Germain-en-Laye 1570 widersprach. Pius vertrieb zahlreiche Juden aus dem Kirchenstaat und nutzte die Inquisition schonungslos, um jeden Ketzer zu strafen; so zerstörte er auch alle Keime des Protestantismus in Italien. 1570 verfügte er die Exkommunikation für alle, die mit dem Ablass Handel trieben und beendete so das große, die Reformation mitverursachende Ärgernis.

Pius' Wappen
Pius' Wappen

Pius exkommunizierte 1570 mit der Bulle Regnans in excelsis, Herrschaft im Himmel, Königin Elisabeth I. von England, die den zuvor wiedereingeführten Katholizismus zurückgedrängt und die Anglikanische Kirche endgültig eingeführt hatte; Pius sprach ihr darin auch das Recht auf die Krone ab und entband die Untertanen vom Treueeid - das letzte Mal, dass ein Papst einen weltlichen Herrscher für abgesetzt erklärte. Folge war, dass die Katholiken auf der Insel schärfer verfolgt wurden, viele nun auch den Märtyrertod starben. Spannungen gab es auch mit Philipp II. von Spanien, weil dort das Staatskirchentum ein ausgeprägtes, von Rom unabhängiges Eigenleben praktizierte, und mit Kaiser Maximilian II. von Österreich, der Pius' Wahl nicht unterstützt hatte und nun erleben musste, wie Pius die Unabhängigkeit der italienischen Fürsten, insbesondere der Medici - damals im Palazzo Pitti in Florenz -, vom Reich förderte.

Tympanon: Dominikus (links), Maria als „Rosenkranzkönigin” und Pius, um 1890, an der Dominikanerkirche in Friesach in Kärnten
Tympanon: Dominikus (links), Maria als „Rosenkranzkönigin” und Pius, um 1890, an der Dominikanerkirche in Friesach in Kärnten

Von den aus der Antike stammenden Schätzen des Kirchenstaates wollte Pius sich leichthin trennen, sie seien heidnische Götzenbilder; mühsam konnte die KurieAls römische Kurie (von lateinisch curare = „pflegen, sich kümmern”) werden seit dem 11. Jahrhundert die Leitungs- und Verwaltungsorgane der katholischen Weltkirche in Rom genannt. Die Kurie ist für die Gesamtkirche zuständig, nicht für die Regierung des Staates Vatikan. das verhindern. Für die Ideen der Humanisten hatte er kein Verständnis, rechte Lehrer der Kirche waren für ihn Bonaventura und Thomas von Aquin, deren Werke er neu herausgeben ließ.

Denkmal vor der Konkathedrale St John's in Valletta auf Malta
Denkmal vor der Konkathedrale St John's in Valletta auf Malta

1570 erneuerte Pius die Heilige Allianz mit Spanien und Venedig gegen die Türken; Papst Julius II. hatte diese Allianz im Jahre 1511 ins Leben gerufen. Pius' Gebetsbemühungen wird der wunderbare Seesieg über die Türken bei Lepanto 1 am 7. Oktober 1571 zugeschrieben: in der Schlacht kämpfte eine türkische Flotte mit über 270 Galeeren gegen die Flotte der von Spanien, Venedig und dem Papst gebildeten Heiligen Liga. Die Flotte der Heiligen Liga bestand aus 200 Rudergaleeren und sechs großen venetianischen Segelgaleeren. Beide Seiten erlitten schwere Verluste; am Ende siegte die Flotte der Heiligen Liga, die über 100 der feindlichen Galeeren kapern und Tausende christlicher Sklaven befreien konnte.

Balthasar Augustin Albrecht: Der spanische Edelmann Juan de Austria  verkündet Pius V. den glorreichen Sieg in der Seeschlacht von Lepanto, 1764, in der Klosterkirche in Schäftlarn
Balthasar Augustin Albrecht: Der spanische Edelmann Juan de Austria verkündet Pius V. den glorreichen Sieg in der Seeschlacht von Lepanto, 1764, in der Klosterkirche in Schäftlarn

Dieser Sieg von Lepanto war die letzte große und äußerst blutige Galeerenschlacht im Mittelmeer und der erste große Sieg der Christen über das Osmanische Reich und daher von nicht zu unterschätzender psychologischer Bedeutung. Er leitete den Niedergang der Vorherrschaft des Osmanischen Reiches im Mittelmeerraum ein, dafür gewannen die Osmanen aber nach und nach an Land die Überlegenheit. In einer Vision hatte Pius den Sieg vorausgesehen. Pius' Nachfolger legte den Tag dieses Sieges als Rosenkranzfest fest.

Bestattet ist Pius in der Cappella Sistina in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom.

Kanonisation: Am 1. Mai 1672 wurde Pius von Papst Clemens’ X. selig-, am 22. Mai 1712 von Papst Clemens XI. heiliggesprochen.
Attribute: Rosenkranz

1 Lepanto ist der italienische Name der griechischen Stadt Nafpaktos, vor deren Hafen die Seeschlacht stattfand.

Worte des Heiligen

Pius ist überzeugt, dass Gott zum Amt auch die Gnade gibt:
Die Kardinäle der Heiligen Römischen Kirche, deren Wir einer gewesen, haben Uns, nachdem sie würdig und fromm die Hilfe des Heiligen Geistes erfleht und mehrere Tage untereinander, der Größe und der Bedeutung der Angelegenheit angemessen, sorgfältig über die Nachfolge des dahingeschiedenen Papstes Pius IV. seligen Angedenkens beraten hatten, endgültig am gestrigen Tag alle mit vollkommener Übereinstimmung zu dem Apostolischen Amt erwählt. Wir haben dieses Amt - das höchste und schwerste aller Ämter - nicht ohne Furcht und Zittern auf Uns genommen. Aber soviel Uns auch Unsere Schwachheit und Unser Gewissen von der Übernahme des Amtes abhielten, soviel hat die Hoffnung auf die Hilfe Gottes sowie die Berufung Gottes, dessen Geist weht, wo Er will, Uns dazu ermutigt und ermahnt. Wir vertrauen felsenfest darauf, dass Er, der Uns den guten und gerechten Willen gegeben hat, in Seiner unaussprechlichen Güte auch die Kräfte mehren wird, Ihm in diesem Amt treu zu dienen, zu dem Er Uns bereits vor der Wahl ohne all Unser Verdienst berufen hat.

Quelle: Pius V: Brief vom 9. Januar 1566 an Maximilian II. In: Der Briefwechsel des Kaisers Maximilian II. mit Papst Pius V. Gesammelt und hrsg. von W. E. Schwarz. Paderborn 1889, S. 1. Zitiert nach: J. Lanczkowski, Die Weisheit, S. 102

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia

Dokumente von Pius gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Kirche San Domenico in Bologna ist täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 15.30 Uhr bis 18 Uhr - sonntags nur am Nachmittag bis 17 Uhr - geöffnet. (2023)
Die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 18.45 Uhr geöffnet, das Museum und die archäologischen Ausgrabungen täglich von 9 Uhr bis 18.15 Uhr; der Eintritt ins Museum beträgt 3 €, der Eintritt zu den Ausgrabungen (nur mit Führung zu besichtigen) 5 €. (2017)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 14.07.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1976
• https://el.wikipedia.org/wiki/%CE%95%CE%B9%CE%BA%CF%8C%CE%BD%CE%B1:El_Greco_050.jpg - abgerufen am 19.04.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2018-04/papstkleidung-weiss-pius-v-dominikaner.html - abgerufen am 19.04.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


14.07.2023
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