Ökumenisches Heiligenlexikon

Prosper von Aquitanien

Beiname: Tiro

1 Gedenktag katholisch: 25. Juni

1 Gedenktag evangelisch: 25. Juni

Name bedeutet: P: der Begünstigte (latein.)
T: der Lehrling (nach Ciceros gelehrtem Freigelassenen, latein.)

Laienbruder, Dichter, Kirchenlehrer
* um 390 in Limoges (?) in Aquitanien in Frankreich
25. Juni nach 455 in Rom


Der klassisch gebildete Prosper siedelte nach den Germaneneinfällen nach Marseille über, wo er Laienbruder im Kloster des Victor von Lérins wurde. Er hatte auch eine solide theologische Bildung und wandte sich in den Diskussionen um den Semi-Pelagianismus 428 brieflich an Augustinus, der ihm seine Gnadenlehre in den Schriften De praedestinatione sanctorum, Von der Vorherbestimmung für die Heiligen, und De dono perseverantiae, Über das Geschenk der Geduld erläuterte. 431 reiste er zu Papst Coelestin I. nach Rom, um von diesem eine Verurteilung der auch in Klöstern der Provence vertretenen Irrlehre zu erreichen; der schrieb tatsächlich an die gallischen Bischöfe. Zurück in Marseille kämpfte er weiter gegen den Semi-Pelagianismus. Um 440 ging er nach Johannes Cassianus' Tod als persönlicher Berater von Papst Leo I. wieder nach Rom und half diesem 449 bei der Ausarbeitung des berühmten Tomus ad Flavianum, des Lehrbriefs an Flavian von Konstantinopel. 455 nahm Prosper an den Verhandlungen um den Termin des Osterfestes teil, kurz danach starb er.

Neben Prospers Schriften, darunter die Epitoma chronica, die Zusammenfassende Chronik von der Schöpfung bis zum Jahr 378 mit Ergänzungen bis zum Jahr 455, sind auch manche seiner Gedichte erhalten.

Schriften von Prosper und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Patron der Dichter

Worte des Heiligen

Gegenüber der Lehre des Augustinus vom eingeschränkten Heilswillen Gottes war Prosper Tiro später überzeugt, dass allen Völkern und Menschen das Heil Gottes angeboten werde. Er schreibt:

Wer zu Gott kommt, wer sich auf ihn stützt mit dem Verlangen, gerettet zu werden, der wird auch gerettet. Die göttliche Inspiration bewirkt in ihm diese Sehnsucht nach Heil. Erleuchtet durch den, der ihn ruft, erkennt er die Wahrheit. Er ist wirklich der Sohn der Verheißung, der Lohn des Glaubens, der geistige Nachkomme Abrahams, er gehört zum auserwählten Geschlecht, zur königlichen Priesterschaft (1. Petrusbrief 2, 9), seit langem ausersehen und zum ewigen Leben bestimmt.
Durch die Vermittlung Jesajas lässt Gott uns seine Gnade erkennen, die aus jedem Menschen eine neue Schöpfung macht: Seht her, nun mache ich etwas Neues, schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Wüste und lasse in der Steppe Wasser fließen … um mein Volk, mein erwähltes, zu tränken. Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden (Jesaja 43, 19 – 21). Und an anderer Stelle: Vor mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird bei mir schwören (Jesaja 45, 23).
Es ist unmöglich, dass all das nicht eintritt, denn Gottes Vorsehung geht nie in die Irre; seine Pläne ändern sich nicht; sein Wille handelt, und seine Verheißungen treffen zu. Es werden also alle, die mit diesen Worten gemeint sind, gerettet. Gott legt ihnen seine Gebote ins Gewissen und schreibt sein Gesetz mit dem Finger in ihr Herz (Römerbrief 2, 15). Sie kommen nicht über den Umweg menschlicher Lehre zur Erkenntnis Gottes, sondern durch die Wegweisung des höchsten Herrn: So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen lässt (1. Korintherbrief 3, 7) …
Allen wird ein neues Herz geschenkt, ein gesundes Urteil und auch ein ehrlicher Wille. Bei all diesen Menschen lässt Gott Furcht aufkeimen, damit sie seine Gebote zu Kenntnis nehmen … Sie feiern die Kraft seiner Barmherzigkeit und die Wunder, die sie vollbracht hat: denn Gott hat sie erwählt, er hat sie zu seinen Söhnen gemacht, den Erben des neuen Bundes.


Der Ausdruck Volk Gottes muss [deshalb] in seiner ganzen Weite gesehen werden. Und obwohl die meisten Menschen die Gnade des Retters zurückweisen oder missachten, so ist doch mit dem Ausdruck erwählt und vorherbestimmt die Gesamtheit gemeint … Der Apostel Paulus sagt auch: Wir verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit … aber Gottes Kraft und Weisheit (1. Korintherbrief 1, 23 f.). Christus wäre also für die gleichen Menschen, in deren Augen er Ärgernis und Torheit ist, Gottes Kraft und Weisheit? Da die einen um ihres Glaubens willen gerettet werden, andere aber in ihrer Gottlosigkeit verstockt werden, fasste der Apostel Gläubige und Ungläubige mit dem Überbegriff Berufene zusammen.

Quelle: Prosper Aquitanus, De vocatione gentium, 1, 9. kirchlich.net/pages/posts/hl.-prosper-von-aquitanien2077.php, abgerufen am 24.09.2019

Zitat von Prosper Tiro:

In einem Brief an (Tyrannus) Rufinus, der Prospers ersten Schaffensperiode angehört, bekräftigt er sein Hauptanliegen: die Vermittlung der augustinischen Gnadenlehre:
Man soll die menschliche Gebrechlichkeit anerkennen wie auch die im ersten Menschen geschädigte Nachfolge aller Generationen; und wenn Tote lebendig gemacht werden, wenn Blinde das Augenlicht bekommen, wenn Böse gerechtfertigt werden, dann soll man Jesus Christus als sein Leben, sein Licht und seine Gerechtigkeit bekennen; und wer sich rühme, rühme sich im Herrn (1. Korintherbrief 1, 31), nicht in sich: denn als er böse, blind und tot war, empfing er von seinem Befreier sowohl die Gerechtigkeit, wie das Licht und das Leben. Es ist nämlich nicht so, dass er gerecht handelte und [dann von Gott] seine Gerechtigkeit vermehrt wurde; es ist auch nicht so, dass er auf dem Weg zu Gott war und [von Gott] sein Weg bestätigt und bekräftigt wurde; auch nicht so, dass er Gott liebte und seine Liebe noch mehr entflammt wurde; sondern vielmehr so, dass er, als er ohne Glauben war und darum böse, den Geist des Glaubens empfing und so gerecht gemacht wurde: der Gerechte lebt aber aus dem Glauben (Römerbrief 1, 17), und ohne Glauben kann niemand Gott gefallen (Hebräerbrief 11, 6) und alles, was nicht aus Glaube geschieht, ist Sünde (Römerbrief 14, 23); man soll also einsehen, dass die Gerechtigkeit der Ungläubigen keine [wahre] Gerechtigkeit ist, weil die Natur ohne die Gnade beschmutzt ist.

Quelle: Migne Patrologia Latina 51, Sp. 81f., eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 16.02.2022

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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