Ökumenisches Heiligenlexikon

Raimund von Peñafort


Raimund wurde nach Studien in Barcelona und an der berühmten Hochschule von Bologna einer der bedeutendsten Rechtsgelehrten des Mittelalters. In Bologna lehrte er 1218 bis 1221 und verfasste den Entwurf einer Summa iuris, Lehrbuch des Rechts. In der Stadt erlebte er in eine Volksmission von Dominikanern. Zusammen mit dem Bischof von Barcelona, der von Rom über Bologna nach Spanien zurückreiste, kehrte er nach Spanien heim, trat 1222 in Barcelona in den Dominikanerorden ein und lehrte an der Ordenshochschule. Dabei verfasste er die dreibändige Summa de casibus, Lehrbuch der Fälle und wirkte bei der Gründung des Ritterordens der Mercedarier mit.

Nicola Magnj (zugeschrieben): Raimund mit Paulus (links), 17. Jahrhundert, in der Kirche Santa Maria sopra Minerva in Rom
Nicola Magnj (zugeschrieben): Raimund mit Paulus (links), 17. Jahrhundert, in der Kirche Santa Maria sopra Minerva in Rom

1230 wurde Raimund von Papst Gregor IX. nach Rom gerufen und wurde dessen Rechtsberater und Beichtvater; in seinem Auftrag sammelte er im Liber Extra alle kirchlichen Rechtstexte, die nach dem Erscheinen des Decretum Gratiani von um 1140 verfasst worden waren; als die Nova Compilatio Decretalium, die Neuen Zusammenstellung der Verordnungen, auch Dekretalen Gregors IX. genannt, setzte der Papst dies 1234 in Kraft als einheitliches Gesetzbuch, das zum universalen und in seinen Grundzügen bis heute gültigen kanonischen Recht der Kirche wurde und dann maßgebliche Quelle war für den Codex Iuris Canonici von 1917 und dessen Überarbeitung 1983. Raimund war auch dabei, als der Papst Dominikus heilig sprach.

1238 wurde Raimund der dritte Ordensgeneral der Dominikaner. Er amtierte drei Jahre lang und überarbeitete die Ordensregeln grundlegend. Im Alter kehrte er nach Barcelona zurück, predigte gegen Juden und Mauren und gründete Schulen, in denen orientalische Sprachen gelehrt wurden als notwendige Voraussetzung einer Mission unter Juden und Muslimen. Ein Erlass des aragonischen Königs von 1242 dürfte auf Raimunds Anregung zurückgehen: in ihm werden Juden und Muslime zur Teilnahme an offiziellen Bekehrungspredigten verpflichtet. Raimund wurde fast 100 Jahre alt.

Die Mantel-Legende erzählt, wie Raimund den König von Aragonien, Jakob I., ob seines sittenlosen Lebenswandels getadelt hatte; der König verbot unter Androhung der Todesstrafe, dass jemand Raimund helfe übers Meer zu fliehen, worauf der die Seefahrt ohne Schiff auf seinem Mantel unternommen hat.

Kanonisation: Raimund wurde am 29. April 1601 durch Papst Clemens’ VIII. heiliggesprochen.
Attribute: als Seefahrer, sein Mantel als Segel
Patron der Rechsanwälte, Staatsanwälte und Kirchenrechtsgelehrten, der Bibliothekare für medizinische Literatur

Worte des Heiligen

In einem Brief tröstet Raimund Mitbrüder, die wegen ihre Predigtamts auf heftigen Widerstand gestoßen sind:
Wenn der Prediger der Wahrheit mit Recht gesagt hat, dass alle, die fromm in Christus leben, Verfolgung leiden müssen, so meine ich, dass auch in unserer Zeit davon keiner ausgenommen ist, es sei denn, er lege keinen Wert darauf, besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben (Titusbrief 2, 12), oder er wisse nichts davon.
Ihr sollt auf jeden Fall zu denen gehören, deren Haus ruhig, friedlich und sicher ist, nicht zu denen, die die Zuchtrute Gottes nicht kennen, die ein bequemes Leben führen und plötzlich zur Hölle fahren.
Weil ihr Gott gefallt und Gnade gefunden habt, so verdient und verlangt es eure Lauterkeit und Frömmigkeit, dass ihr durch häufige Leiden bis zur vollen Reinheit geläutert werdet. Wenn das Schwert zuweilen doppelt und dreifach über euch kommt, so sollt ihr darin reine Freude und ein Zeichen der Liebe erblicken. Ein zweischneidiges Schwert sind die äußeren Kampfe und die innere Furcht. Es wird im Inneren verdoppelt oder verdreifacht, wenn der verschlagene Feind das Herz mit List und Schmähung beunruhigt. Ihr habt diese Kampfesweise bis heute hinreichend erfahren. Sonst wäre es unmöglich gewesen, zu Frieden und innerer Ruhe mit ihrer Schönheit zu gelangen.
Äußerlich wird das Schwert verdoppelt und verdreifacht, wenn ohne Ursache eine kirchliche Verfolgung wegen geistlicher Fragen ausbricht. Die Wunden sind dann besonders schwer, wenn sie von Freunden kommen. …
Schaut also auf Jesus, den Urheber und Beschützer des Glaubens, der unschuldig von den Seinen leiden musste und unter die Verbrecher gerechnet wurde. Wenn ihr den Kelch des Herrn Jesus - wie herrlich ist er! (vgl. Psalm 23, 5) - trinkt, sagt dem Herrn Dank, von dem alles Gute kommt.
Der Gott der Liebe und des Friedens gebe euren Herzen den Frieden. Er beschleunige eure Schritte. Er hole euch in die Geborgenheit seines Angesichts, bis er euch in jene Fülle (des Lebens) versetzt, wo ihr auf ewig in der Schönheit des Friedens, in den Gezelten der Zuversicht, in Reichtum und Ruhe wohnen werdet.

Quelle: Monastisches Lektionar zum 7. Januar. In: Raimundus Pennafort: Epistula. Monumenta ordinis Fratrum Praedicatorum, hrsg. von B. M. Reichert, 6, 2, Rom 1901, S. 84f

Zitate von Raimund von Peñafort:

Es gibt bezüglich des Almosens eine … Unterscheidung: Das eine ist innerlich bzw. geistlich, das andere ist äußerlich bzw. leiblich.
Das erste besteht in drei Verhaltensweisen, nämlich: dass du dem vergibst, von dem du verletzt worden bist; ferner, dass du aus Liebe einen Fehlenden mahnst und korrigierst; ferner dass du einen Unwissenden bezüglich des Heils unterrichtest.
Das zweite aber besteht in den sieben Werken der Barmherzigkeit, über die der Herr seine Untersuchung anstellen wird am Tag des Gerichts: Ich hatte Hunger und du gabst mir nicht zu essen usw.


Merke ferner, dass beim Almosengeben Dreifaches zu beachten ist: …
Das Gerechte: so dass es aus dem gerecht [erworbenen Besitz] stammt, nicht unrechtmäßig erworben ist. …
Die rechte Reihenfolge: dass er zuerst sich [gibt], dann erst dem Nächsten. …
Die rechte Absicht: dass es gegeben wird Gottes wegen und nicht zur eitlen [eigenen] Ehre.

Quelle: S. Raimundus Pennaforte: Summa de paenitentia. Universa bibliotheca iuris, vol. 1, tom B. Roma 1976, titulus 8, S. 591 - 596; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 26.03.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl. Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• Thorsten Weil, Offizial im Erzbistum Freiburg i. Br., E-Mail vom 13. Oktober 2018

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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