Ökumenisches Heiligenlexikon

Regula

1 Gedenktag katholisch: 11. September
Hochfest im Bistum der Stadt Zürich
gebotener Gedenktag im Bistum Tarragona
nicht gebotener Gedenktag im übrigen Bistum Chur

Name bedeutet: die Ordentliche (latein.) / die Rätin (althochdt.)

Märtyrerin
nach 302 in Turicum, heute Zürich in der Schweiz


Glasfenster: Regula, ihren Kopf in Händen, 1517, im Kreuzgang des Klosters Muri bei Zürich
Glasfenster: Regula, ihren Kopf in Händen, 1517, im Kreuzgang des Klosters Muri bei Zürich

Die geschichtlich wertlose Legende erzählt, dass Regula und ihr Bruder Felix nach der Vernichtung der Thebäischen Legion des Mauritius, der sie angehörten, von St-Maurice nach Zürich flohen, wo sie als die ersten Verbreiter des Christentums in Zürich zusammen mit ihrem Diener Exuperantius in den Verfolgungen unter Kaiser Maximianus vom römischen Statthalter Decius ergriffen und an der Stelle der heutigen Wasserkirche enthauptet wurden. Wie Dionysius und andere Märtyrer sollen sie ihr Haupt bis zu dem Ort getragen haben, an dem sie bestattet werden wollten; dort steht heute das Großmünster.

Die älteste überlieferte Fassung der Legende stammt aus dem Anfang des 9. Jahrhunderts. Im 13. Jahrhundert wurde der Legende Exuperantius hinzugefügt.

Über der Stätte der Bestattung von Felix und Regula wurde im 9. Jahrhundert - der Legende nach durch Kaiser Karl der Grosse -, das Zürcher Großmünster erbaut. Der Steinblock ihrer Hinrichtung stand auf einer kleinen Insel im Fluss Limmat, deshalb errichtete man an dieser Stelle wohl um 1000 die Wasserkirche. Lange Zeit wusste man auch von einer Quelle zu berichten, deren Wasser heilkräftig gewesen sein soll: es handelte sich vermutlich um Wasser, das bei hohem Wasserstand der Limmat durch die Mauern eindrang und dort eine Vertiefung im Boden füllte, da das Fundament der Kirche unter dem normalen Wasserspiegel lag. Der Stein ihrer Hinrichtung ist in der Krypta erhalten.

Großmünster in Zürich, der Überlieferung zufolge über der Stelle der Bestattung von Felix und Regula erbaut
Großmünster in Zürich, der Überlieferung zufolge über der Stelle der Bestattung von Felix und Regula erbaut

Gegen Ende des Mittelalters gab es eine weit verbreitete Verehrung mit Wallfahrten. Neben dem Zürcher Großmünster erhob auch das dortige Fraumünster den Anspruch, Reliquien zu besitzen. Während der Reformation wurden die Reliquien in die Dorfkirche nach Andermatt gebracht, ihre beiden Köpfe werden dort bis heute aufbewahrt. Diese wurden wissenschaftlich untersucht; dabei wurde festgestellt, dass ein Schädel tatsächlich aus der Römerzeit, der andere aus dem 11. Jahrhundert stammt. 1950, nach dem Bau der katholischen Kirche St. Felix und Regula in Zürich, fanden die übrigen Reliquien den Weg zurück an ihren früheren Wirkungsort.

Regulas Kopfreliquie in der Kirche in Andermatt
Regulas Kopfreliquie in der Kirche in Andermatt

Früher wurde an Felix' und Regulas Gedenktag das Kirchweihfest Züri-Chilbi gefeiert, daraus entstand im 17. Jahrhundert das Zürcher Knabenschießen, ein Schützenfest, heute am Wochenende vor oder nach dem Gedenktag. Das Siegel der Stadt Zürich stellt noch heute die drei mit den abgeschlagenen Häuptern in der Hand dar.

Patronin von Zürich

Das Großmünster in Zürich ist täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.
Die Wasserkirche in Zürich ist dienstags von 9 Uhr bis 12 Uhr, mittwochs von 17 Uhr bis 17 Uhr, sonntags von 12 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet. (2015)



Web 3.0 - Leserkommentare:


Ich hätte da einen interessanten Zusatz beizutragen, nachdem ich kürzlich die interessante Ausstellung Ein Stück Himmel auf Erden - Ostkirchen in Zürich (http://www.stadt-zuerich.ch/content/kultur/de/index/institutionen/ausstellungen_stadthaus/OstkircheninZuerich.html und http://www.stadt-zuerich.ch/content/kultur/de/index/institutionen/ausstellungen_stadthaus/OstkircheninZuerich/Mediendokumentation.html) besucht habe. Eigentlich wusste ich es schon, aber irgendwie war es nicht so tief in meinem Bewusstsein verankert, aber die Ausstellung hat mich daran erinnert: die Heilige Regula, (samt Felix und Exuperantius) wurde von den orthodoxen Kirchen Zürichs adoptiert. Die orthodoxen Gemeinden feiern jedes Jahr auch den Regula-Tag im September und wenn ich mich richtig erinnere an Zeitungsmeldungen, gibt es auch eine Prozession. Ja, ich habe in der Ausstellung sogar (moderne) Ikonen von den drei Heiligen entdeckt.
Obwohl selber Protestantin, aber im Herzen Stadtzürcherin, freut mich diese Adoption ungemein. Man vergesse nicht: Zürich ist eine ursprünglich protestantische Stadt, wo Huldreich Zwingli wirkte.
Und hier werden die Stadtheiligen als Heilige mit koptischer Herkunft erwähnt: http://www.stadt-zuerich.ch/content/dam/stzh/kultur/Deutsch/Institutionen/Ausstellungen%20Stadthaus/Grafik%20und%20Foto/---------------/Konzept_111011.pdf

Es gibt immer wieder neuere Publikationen und eine davon ist diese: http://www.evp-illnau-effretikon.ch/theologie-online/docus/fur.pdf
Weiter habe ich für Sie noch diesen offiziellen Text zum Kantonssiegel gefunden: http://www.sk.zh.ch/internet/staatskanzlei/de/die_staatskanzlei/staatssiegel.html
Es ist doch spannend zu sehen, dass eine erzreformierte Stadt wie Zürich, respektive inzwischen der Kanton Zürich, noch heute die drei Heiligen im Siegel trägt.

Ausstellungstafel
Ausstellungstafel

Und zur Legende der drei Heiligen gibt es eine interessante, etwas unorthodoxe Geschichte, die allerdings (noch) nicht belegt wurde. Ich habe sie bei einer Stadtführung zum Regula-Tag vor einigen Jahren gehört. Verfasser dieser neuen Heiligen-Legende soll ein katholischer Theologe sein:
Dieser Theologe meint, es seien gar nie drei Heilige gewesen, sondern nur eine, nämlich Regula. Die Namen Felix (der, resp. die Glückliche) und Exuperantius (überschwänglich etc.) seien wir eine Art Adjektive zu nehmen. Er behauptet, man habe im alten Zürich nicht eine einzige Heilige haben wollen, sondern mehrere und dann habe man eben die Regula mit diesen Attributen versehen, respektive diesen einen Namen gegeben.
Ich bin immer noch auf der Suche nach diesem Theologen, denn die damalige Stadtführerin, die eigentlich nur Fakten erzählt, die historisch einigermassen belegbar sind, habe ich nicht mehr angetroffen und auch nicht kontaktieren können. Allenfalls werde ich mich nochmals bei Ihnen melden.
Jedenfalls ist diese Geschichte für uns Frauen zu schön um wahr zu sein …

Das wärs für heute. Ich grüsse Sie freundlich

Regula Stern-Griesser, Journalistin BR aus CH-6600 Locarno über E-Mail, 5. März 2012





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 24.04.2021

Quellen:

• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.beepworld.de/members67/onyx007/zurich-switzerland.htm
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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