Ökumenisches Heiligenlexikon

Robert Bellarmin

italienischer Name: Roberto


Roberto Francesco Romolo Bellarmino hatte eine fromme Mutter, eine begeisterte Anhängerin des neu gegründeten Jesuitenordens, die keinen größeren Wunsch hatte, als dass ihr Sohn Mitglied dieser ehrenwerten Gesellschaft werde. Robert trat 1560 dem Jesuitenorden bei und studierte 1560 bis 1563 am Collegio Romano in Rom, 1563 bis 1564 an San Giovannino degli Scolopi in Florenz und 1564 bis 1567 am damaligen Kolleg der Jesuiten in Mondovi Philosophie, dann 1567 bis 1569 Padua und anschließend in Löwen Theologie.

damalige Jesuitenkirche San Giovannino degli Scolopi in Florenz
damalige Jesuitenkirche San Giovannino degli Scolopi in Florenz

1570 wurde Robert Bellarmin zum Priester geweiht und wirkte dann als Theologieprofessor und Prediger in Löwen. Hier kommentierte er die Summa theologica des Thomas von Aquin - die Veröffentlichung untersagte er streng -, verfasste Schriften über zeitgenössische, auch protestantische, Theologen und erwarb sich den Ruf eines brillanten Wissenschaftlers.

1576 wurde Robert Bellarmin Professor am Kolleg der Jesuiten in Rom, das 1551 von Ignatius von Loyola in einem Haus auf dem Kapitolshügel eröffnet worden war und 1584 in das bis heute als Collegio Romano bekannte Gebäude umzog;, aus ihm ging dann später die Päpstliche Universität Gregoriana hervor. Bellarmin war dort der Begründer der Studienrichtung Kontroverstheologie, Frucht seiner Vorlesungen war sein mehrbändiges Hauptwerk Disputationes de Controversiis Christianae Fidei, Dispute über die Kontroversen des christlichen Glaubens, erschien 1588 bis 1593.

Statue iim Dom in Montepulciano
Statue im Dom in Montepulciano

Der hochbegabte und fleißige Robert geriet zeitweise in Konflikt mit dem Vatikan, denn er hatte zu deutlich die irdische Machtfülle des Papstes kritisiert; der erste Band seiner Disputationes wurde von Papst Sixtus V. kurze Zeit auf den Index gesetzt - also mit Leseverbot für Katholiken belegt. Robert selbst verlor 1588 seine Professorenstelle; er wirkte in verschiedenen Aufgaben in seinem Orden, zuletzt ab 1594 als Ordensprovinzial in Neapel an der Kirche del Gesù Vecchio; dabei war er auch wesentlich beteiligt an der Errichtung der neuen Niederlassung del Gesù Nuovo. Papst Clemens VIII. holte ihn 1597 zurück nach Rom, ernannte ihn zu seinem theologischen Berater und 1599 zum Kardinal mit der Titelkirche Santa Maria in Via. Robert wirkte als Richter im Inquisitionstribunal, war u. a. an der Verurteilung von Giordano Bruno beteiligt und er verfasste auf Wunsch des Papstes zwei Katechismen.

Nach einer persönlichen Intervention bei Papst Clemens VIII., in der er vor voreiligen Urteilen gewarnt hatte, wurde Robert 1602 erneut - als Erzbischof - nach Capua weggelobt. Dort zeigte er sich als weitblickender Oberhirte, vor allem in sozialer Hinsicht, und setzte die Beschlüsse des Konzils von Trient um.

Papst Clemens' Nachfolger Paul V. holte Robert Bellarmin 1605 als theologischen Berater nach Rom zurück. Bellarmin galt nun als Faktotum der KurieAls römische Kurie (von lateinisch curare = „pflegen, sich kümmern”) werden seit dem 11. Jahrhundert die Leitungs- und Verwaltungsorgane der katholischen Weltkirche in Rom genannt. Die Kurie ist für die Gesamtkirche zuständig, nicht für die Regierung des Staates Vatikan. und war engagiert in Konflikten mit dem Bischof von Venedig und König Jakob I. von England. Er galt als Verehrer Galileo Galileis und setzte sich für die Veröffentlichung von dessen Thesen über das Sonnensystem ein, musste ihm aber 1616 seine Verurteilung mitteilen; den Weg für weitere Forschungen wollte er gleichwohl offen halten.

Bellarmin war der führende Kopf der Gegenreformation, seine Darlegung des katholischen Standpunktes wurde von sämtlichen Lehrwerken über mehrere Jahrhunderte hinweg übernommen. Er band die Heilige Schrift und die katholische Kirche eng zusammen: erst das päpstliche Lehramt sichere die rechte Auslegung der Bibel. Die Kirche basiere auf dem Amt, auch Konzilien benötigen die Zustimmung des Papstes. Sein 1597 veröffentlichter Kleiner Katechismus erreichte 400 Auflagen, wurde in 60 Sprachen übersetzt und ist in Italien bis heute in Gebrauch.

Roberts Glassarg in der Kirche Sant'Ignazio di Loyola in Rom
Roberts Glassarg in der Kirche Sant'Ignazio di Loyola in Rom

Robert Bellarmins Grab befindet sich in der Jesuitenkirche Sant'Ignazio di Loyola in Rom am Altar für den von Bellarmin hoch verehrten für Aloisius Gonzaga, dessen Seligsprechung er betrieben hatte.

Kanonisation: Der Seligsprechungsprozess für Robert Bellarmin wurde 1627 eingeleitet, erst am 13. Mai 1923 wurde er durch Papst Pius XI. seliggesprochen; am 29. Juni 1930 erfolgte durch denselben Papst die Heiligsprechung und 1931 durch denselben Papst die Erhebung zum Kirchenlehrer.
Patron der Katecheten und Katechumenen

Worte des Heiligen

Die herausragende Bedeutung des Vater Unser:
Bezüglich der herausragenden Bedeutung hat das Vater Unser durch seine Autorität, Kürze, Vollkommenheit, Anordnung, Wirksamkeit und Notwendigkeit den Vorrang vor anderen Formen des Gebets.
An Autorität, da es ja von der Weisheit Gottes selbst verfasst worden ist. Darum kann uns nicht nur kein Mensch, sondern auch kein Engel besser in der rechten Art zu beten unterrichten, als es Christus getan hat.
Auch an Kürze ragt es hervor, da das Gebet angesichts der Erhabenheit und Vielfalt der enthaltenen Gegenstände nicht hatte kürzer sein können. Diese äußerste Kürze ist aber nützlich, und zwar sowohl als Stütze für das Gedächtnis, wie der hl. Cyprian bemerkt, als auch dazu, wie Tertullian mahnt, dass wir begreifen, es bedürfe nicht vieler Worte, wenn wir zu Gott beten - er weiß ja, was wir wollen, noch bevor wir bitten -, wohl aber einer großen Sehnsucht und eines heißen Verlangens.
Auch an Vollkommenheit ragt es hervor, da es alles umfasst, was von Gott zu erbitten entweder notwendig oder nützlich ist, so wie wir es kurz zuvor bei Augustinus gelernt haben. Tertullian fügt aber noch hinzu, das Vater Unser sei gewissermaßen die Kurzfassung des Evangeliums, weil wir beim Sprechen dieses Gebetes gleichzeitig daran erinnert werden, was wir glauben, hoffen, lieben, wen wir verehren, was wir tun, meiden, erstreben und verachten sollen. Folglich findet das Wort des Coelestin hier seine vorzügliche Anwendung: Das Gesetz des Betens legt das Gesetz des Glaubens (ergänze: sowie des Handelns) fest.
Der Anordnung nach besitzt es den Vorrang, da wir darin lernen, das Göttliche ausdrücklich mit einer Methode zu erbitten: zuerst das, was sich auf die Ehre Gottes, sodann das, was sich auf unser Heil bezieht, und dabei zunächst das Ewige und danach das Zeitliche.
An Wirksamkeit oder Nutzen hat es den Vorrang, da (wie der hl. Cyprian zu Recht bemerkt) nichts Gott Vater mehr bewegen kann als das Gebet seines Sohnes. Auch weiß niemand besser, welches Gebet bei Gott wirksamer ist und welche Güter uns vornehmlich fehlen, als der, den Gott zu unserem Anwalt und Fürsprecher eingesetzt hat. Wenn schließlich alles, worum man im Namen Christi bittet, leicht erlangt wird, wie Johannesevangelium 16, 24 sagt, wie viel leichter wird dann das erlangt werden, was nicht nur im Namen Christi, sondern auch mit den Worten Christi erfleht wird?
Es hat schließlich bezüglich der Notwendigkeit den Vorrang, da es keine andere Form des Gebetes außer dieser gibt, die alle Christen mit diesen feststehenden Worten zu gebrauchen und häufig zu benützen gehalten sind. In den Apostolischen Konstitutionen werden alle Christen ermahnt, dieses Gebet täglich dreimal zu sprechen. Ebenso weist uns das 4. Konzil von Toledo im can. 9 an, an keinem Tag dieses Gebet auszulassen, das die heiligen Väter Cyprian und Augustinus nicht ohne Grund tägliches Gebet genannt haben.
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Quelle: Robert Bellarmin: Katechismen, Glaubensbekenntnis, Vater-Unser. Übersetzt und hrsg. von A. Wollbold. Echter-Verlag Würzburg 2008, S. 273f

Zitate von Robert Bellarmin:

O Seele, Dein Vorbild ist Gott, unendliche Schönheit, Licht ohne Schatten, Glanz, der jenen der Sonne und des Mondes übersteigt. Erhebe die Augen zu Gott, in dem sich die Urformen aller Dinge finden und von dem, wie aus einer unendlich ertragreichen Quelle, diese nahezu unendliche Vielfalt der Dinge hervorgeht. Daraus musst du schließen: wer Gott findet, findet alles, wer Gott verliert, verliert alles.

Wenn Du weise bist, verstehst du, dass du zur Ehre Gottes und für dein ewiges Heil geschaffen bist. Das ist Dein Ziel, das ist das Zentrum deiner Seele, das ist der Schatz deines Herzens. Daher schätze das als wahrlich gut für dich, was dich zu deinem Ziel führt, und das als wahrlich schlecht, was dich hindert, es zu erreichen. Glückliche oder widrige Ereignisse, Reichtum und Armut, Gesundheit und Krankheit, Ehre und Schmach - der Weise soll sie weder um ihrer selbst willen suchen, noch vor ihnen fliehen. Sie sind nur gut und wünschenswert, wenn sie zur Ehre Gottes und zu deinem ewigen Glück beitragen, sie sind schlecht und zu meiden, wenn sie dies behindern.

Herr, wir wollen dir Liebe für Liebe geben. Wenn das Verlangen dir zu folgen noch nicht unserer Liebe für dich entspringt - sie ist ja sehr schwach -, dann möge dieses Verlangen wenigstens aus unserer Liebe für deine Liebe kommen. … Wir wollen dich nicht nur lieben, nicht nur dir folgen, sondern wir sind entschlossen dazu, die Welt gering zu schätzen …, wenn wir sehen, dass du, unser Herr, die Freuden dieses Lebens nicht ausgekostet hast. Wir sehen dich dem Tod ausgeliefert, nicht in einem Bett, sondern auf dem Holz, das Gericht hält. Du bist König, und doch willst du keinen anderen Thron als diesen Galgen. … Wir folgen deinem Beispiel, du König voller Weisheit, weisen den Lockruf dieser Welt und ihrer Pracht zurück und nehmen dein Kreuz auf unsere Schultern. Wir nehmen uns vor, dir zu folgen, dir allein. … Gewähre uns lediglich die nötige Hilfe; mache uns stark genug dir nachzufolgen.

Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 2. Februar 2011:

Der heilige Robert Bellarmin nahm in der Kirche der letzten Jahrzehnte des sechzehnten Jahrhunderts und der ersten Jahrzehnte des folgenden Jahrhunderts eine wichtige Rolle ein. Seine Controversiae stellten in Bezug auf die Offenbarung, das Wesen der Kirche, die Sakramente und die theologische Anthropologie [Lehre vom Menschen] einen Bezugspunkt für die katholische Ekklesiologie [Lehre von der Kirche] dar, der immer noch gültig ist. In ihnen wird aufgrund der Irrtümer, die damals in diesen Fragen herrschten, der institutionelle Aspekt der Kirche hervorgehoben. Doch Bellarmin erklärte auch die unsichtbaren Aspekte der Kirche als mystischer Leib und illustrierte sie anhand des Vergleichs mit Leib und Seele, um die Beziehung zwischen dem inneren Reichtum der Kirche und den äußeren Aspekten, die sie erfahrbar machen, zu beschreiben. In diesem monumentalen Werk, das versucht, die verschiedenen theologischen Kontroversen der Zeit systematisch zu erfassen, vermeidet er jede polemische oder aggressive Haltung gegenüber den Vorstellungen der Reformation, sondern illustriert klar und eindrucksvoll die katholische Lehre, indem er die Argumente der Vernunft und der kirchlichen Tradition verwendet.

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia

Schriften von Robert Bellarmin gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Kirche Sant'Ignazio di Loyola in Campo Marzio in Rom ist täglich von 7.30 Uhr bis 19 Uhr - sonntags erst ab 9 Uhr - geöffnet. (2017)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 28.04.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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