Ökumenisches Heiligenlexikon

Rudolf Lunkenbein

1 Gedenktag katholisch: 15. Juli

Name bedeutet: ruhmreicher Wolf (german. - althochdt.)

Mönch, Missionar, Märtyrer
* 1. April 1939 in Döringstadt bei Bamberg in Bayern
15. Juli 1976 in Merure im Mato Grosso in Brasilien


Rudolf Lunkenbeins Geburtshaus in Döringstadt
Rudolf Lunkenbeins Geburtshaus in Döringstadt

Rudolf Lunkenbein besuchte das 1926 eröffnete Gymnasium Marianum der Salesianer 1 in Buxheim bei Memmingen. Im Alter von 19 Jahren begleitete 1958 den neuen Provinzial auf seiner Reise nach Brasilien und trat dann in den Orden ein.

Gymnasium „Marianum” in Buxheim
Gymnasium Marianum in Buxheim

Nachdem Rudolf Lunkenbein 1969 in Benediktbeuern die Priesterweihe empfangen hatte, wurde er 1970 Missionar für die indigenen Bevölkerung vom Stamme der Bororo in Merure im Mato Grosso in Brasilien und 1973 Leiter dieser Missionsstation. Er erlernte die Sprache der Indigenen, identifizierte sich mit ihren Interessen, wurde Mitglied des Indianermissionsrats CIMI und 1974 auch der staatlichen Indigenen-Schutzbehörde. Sein Einsatz galt auch den von weißen Siedlern missachteten Besitzrechten der Indigenen sowie ihrer bedrohten Sprache und Kultur. Die Bororo würdigten seinen Einsatz durch die Aufnahme in ihren Stamm.

Als das Gebiet der Bororo in Merure auf Initiative von Lunkenbein vermessen werden sollte, um weitere Landnahme durch weiße Großgrundbesitzer zu verhindern, kamen in deren Auftrag gedungene Mörder und erschossen Lunkenbein zusammen mit dem Indigenen Simão Cristiano Bororo in seiner Missionsstation.

1988 wurde in Brasilien tatsächlich das Recht der indigenen Bevölkerung auf Besitz ihrer traditionellen Gebiete beschlossen. Vor Lunkenbeins Geburtshaus in Döringstadt erinnert eine Tafel an ihn.

Kanonisation: Der Seligsprechungsprozess für Rudolf Lunkenbein wurde 2016 eingeleitet.

1 Nachdem die Salesianer 2020 ihre Niederlassung in Buxheim aufgegeben haben, ist das Gymnasium Marianum unter Trägersschaft der Diözese Augsburg.

Worte von Rudolf Lunkenbein

In einem Brief an seine Heimatgemeinde schildert Lunkenbein die Situation vor Ort. Er schrieb ein Jahr vor seinem Tod:

Es ist erstaunlich, wie raffiniert man hier in Brasilien den Indianern den Boden wegnimmt. … Auch hier in Merure haben wir seit einem Jahr ganz erhebliche Schwierigkeiten in dieser Hinsicht. Man will die Indianer einfach aus diesem Gebiet hier vertreiben. Inzwischen ist es aber so, dass unsere Indianer genau wissen, dass dieses Gebiet hier ihnen gehört und dass dies sogar schriftlich niedergelegt ist. Von manchen Grundstücken gibt es aber verschiedene Dokumente. Es gibt in Mato Grosso Grundstücke, die gleichzeitig an sechs verschiedene Eigentümer verkauft worden sind. In solchen Fällen entscheidet dann meistens der Revolver. Hier ist es noch nicht so weit gekommen, aber die Polizei haben wir in diesem Jahr jeden Monat mehrmals hier bei uns, um Streitigkeiten zwischen unseren Indianern und den benachbarten Farmern zu schlichten. Leider greift die Polizei nicht energisch genug durch. … Sie sehen, die Schwierigkeiten hier sind nicht gering. Ich weiß oft nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Bei all dem aber merkt man immer wieder greifbar die Hilfe Gottes. Es ist erstaunlich, wie sich manchmal ganz hoffnungslose und schwere Fälle schnell und zugunsten unserer Indianer lösen. Nur mit Gottes Hilfe ist das möglich. Man merkt, dass in der Heimat das Gebet für uns immer wach ist und dass wir von Gott nie verlassen sind.

Über seine Missionstätigkeit hatte sich Rudolf Lunkenbein Gedanken gemacht. Was sie zu leisten habe, formulierte er einmal so:
Zunächst einmal gilt es, diesen Menschen auf den Weg zurück ins Leben zu helfen, sie zur Selbstbesinnung zu bringen; ihnen klarzumachen, was in ihnen steckt, welche Kräfte sie einfach brachliegen ließen; welcher Verantwortung sie sich entziehen, welch großartige Traditionen sie einfach verkommen ließen. Ich habe mich für sie eingesetzt, ihre Rechte für sie verteidigt.

Am 18. Mai 1976, zwei Monate vor seiner Ermordung schreibt er an seine Eltern:
In ein bis zwei Monaten wird das Indianergebiet vermessen, und dann wird die ganze weiße Bevölkerung gerichtlich aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. In diesen Tagen kann es dann sein, dass es zu Schüssen kommt, einige haben schon gedroht. Es wird also noch ein sehr schwieriges Jahr für uns werden, aber wir stehen ja immer in Gottes Hand und tun alles, um Ungerechtigkeiten zu vermeiden.

Quelle: Johannes Wielgoß: Pater Rudolf Lunkenbein. In: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, hrsg. von Helmut Moll, Bd. 2, 3. Aufl. Paderborn / München / Wien / Zürich 2001, S. 1204 - 1206

Zitate über Rudolf Lunkenbein:

Der Indianer-Häuptling Lourenço Rondin Chibae Ewororo, der beim Handgemenge auf dem Hof der Missionsstation eine Kugel in die Brust erhielt, als er Lunkenbein helfen wollte, formulierte dies in einem Brief an die zivilisierte Welt so:
Wir haben jetzt eine neue Hoffnung und wir sind bereit, die Wege unserer Geschichte zu ändern. Und wie werden wir die Wege unserer Geschichte ändern! Sollen wir zu den Waffen greifen? Sollen wir die Weißen angreifen, so wie sie es mit uns machen? Nein! Die echten Christen machen es nicht so. Waffen lösen nicht die Probleme. Waffen sind der Beweis feiger Menschen. Wir wollen uns zusammenschließen und vereinigen. Wir werden vielleicht sterben, aber wir wollen die Herrschaft der anderen über uns nicht mehr hinnehmen. Wir fordern, dass man uns behandelt wie Menschen!

Bischof Camillo Faresin von Guiratinga, der Lunkenbein zu Grab geleitet hatte, schrieb an die Eltern:
Statt seinen Tod zu beweinen, wollen wir an sein Leben denken: Pater Rudolf war wirklich ein Priester, der voll und ganz in Übereinstimmung mit seiner Sendung, Apostel der Liebe und Güte zu sein, lebte: Eine größere Liebe hat niemand, als wer seine Leben hingibt für seine Freunde. Wir werden Pater Rudolf immer als bewundernswertes Vorbild eines echten Christen, Salesianers, Missionars und Priesters in Erinnerung haben.

Quelle: Hans-Günter Röhrig: Lasst uns leben. Ermordet - für die Rechte der Indianer. Wirken und Tod von P. Rudolf Lunkenbein. Bamberg 1978, S.14, 12, 55

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Über den großen Sohn Döringstadts, Pater Rudolf Lunkenbein, informiert die heimatkundliche Webseite von Philipp Fischer.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 05.09.2022

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• https://www.katholische-sonntagszeitung.de/content/download/125424/299657/version/1/file/SZD_epaper_28_106746.pdf
• Don Bosco Kalender 2021

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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