Ökumenisches Heiligenlexikon

Tamara von Georgien

Beiname: die Gerechte
georgischer Name: mepe Tamari (= König Tamara) - მეფე თამარი bzw. ႫႤႴႤ ႧႠႫႠႰႨ

1 Gedenktag orthodox: 1. Mai, 3. Sonntag von Ostern
in Georgien: 31. Januar

Name bedeutet: die Lebende (hebr.)

Königin von Georgien
* 1166 in Georgien
18. Januar 1213 auf der Burg in Kojori bei Tiflis in Georgien


Tamara war das einzige Kind von König Georg III. von Georgien und seiner Frau Burdukhan und damit Urenkelin von David III. „dem Wiederhersteller”. Um in der Verwandtschaft einen Bruderkrieg um seine Nachfolge zu vermeiden, ernannte Georg seine Tochter schon 1178, als sie von zwölf Jahre alt war, zur Königin. Nach fünf Jahren gemeinsamer Regentschaft starb Georg 1184, Tamara übernahm die Staatsgeschäfte allein und der Katholikos krönte sie. Am Beginn ihrer Herrschaft rief sie eine SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. ein, auf der sie die Versammelten aufrief, den Glauben unbefleckt zu halten; unwürdige Bischöfe wurden abgesetzt und durch gottgefällige Männer ersetzt, die Liturgie gereinigt.

Zwar versuchten die Vasallen, die Macht der Herrscherin zu beschränken und schon im ersten Jahr von Tamaras Herrschaft gab es einen Aufstand des Adels, angeführt von einem Offizier am Königshof, der die Rechte der Königin einschränken wollte; zunächst machte sie einige Zugeständnisse und konnte durch kluge Verhandlungen die Ruhe wiederherstellen und die ihr getreuen Adligen am Hof versammeln. Ihre Vertrauten drängten nun auf eine Hochzeit und hatten als Mann Georg den Russen, den Sohn des Fürsten von Suzdal, ausgesucht; er wurde ein erfolgreicher Heerführer mit militärischen Erfolgen, aber die Ehe bleib kinderlos; der Überlieferung zufolge entpuppte er sich auch als Alkoholiker; die Ehe wurde nach knapp drei Jahren vom Katholikos aufgelöst. Erneutes Drängen zu einer Hochzeit führte 1189 zur Hochzeit mit dem Prinzen David Soslan, einem Nachfahren von König Georg I. von Georgien. Georg der Russe, der die Scheidung nicht akzeptierte, kam mit Truppen zurück, eroberte einen großen Landesteil und ließ sich in Kutaisi zum georgischen König ausrufen; Tamaras Truppen konnten ihn besiegen, er entkam knapp, die ihn Unterstützenden wurden bestraft. 1193 wurde Tamara und David ihr erstes Kind, Georg der Schöne, geboren, später die Tochter Ruslan. 1195 griffen die muslimischen Seldschuken Georgien an, Tamaras Truppen konnten trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit das Land in der Schlacht bei Schamkori - dem heutigen Şəmkir / Shamkir in Aserbaidschan - erfolgreich verteidigen; Tamara hatte zuvor barfuß eine Wallfahrt zur Kirche der Gottesmutter in Mtskheta unternommen. Georgiens Stärke nahm zu, auch sein Einfluss im christlichen Orient wuchs.

In Tamaras Königtum entstand die Auseinandersetzung zwischen Georgischer und Armenischer Kirche über die Frage des Monophysitismus, dem einige Adelige am Königshof anhingen. Katholikos Johan schlug vor, die Auseinandersetzung durch ein Gottesurteil zu beenden: beide Seiten zelebrierten die Liturgie, dann wurden die Gaben der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. einem Hund vorgesetzt, der drei Tage zuvor nichts zu essen bekommen hatte; die Gaben der orthodoxen Liturgie rührte der Hund nicht an, die der monophysitischen Armenier aber fraß er gierig, womit der Konflikt entschieden war und die Anhänger der Armenier sich zum wahren Glauben bekannten.

Anfang des 13. Jahrhunderts zog der muslimische Sultan Suleiman II. von Rum-Ikonia - dem heutigen Konya - gegen Tamara, obwohl er ihr zuvor Treue geschworen hatte und Tribut zahlte. Er sandte zur Königin mit dem Angebot, sie zu heiraten, wenn sie konvertiere, bei Ablehnung sie aber zu unterwerfen und in seinen Harem einzureihen. Tamara unternahm wieder eine Wallfahrt, diesmal zur Ikone der Gottesmutter im Höhlenkloster Wardsia, ging barfuß zu ihren Soldaten und segnete sie, worauf der Angreifer 1203 im Basiani-Tal 60 km nordöstlich von Arzan-i Rûm - dem heutigen Erzurum - zurückgeschlagen wurde.

Gerühmt werden Tamaras Gebetspraxis und ihre Fürsorge für Arme. Eines Tages besuchte sie, geschmückt mit einem mit Juwelen behangenen Gürtel, den Gottesdienst im Kloster Gelati; einer vor der Kirche wartenden Armen ließ sie ausrichten, sie solle bis nach dem Gottesdienst warten, aber dann war diese verschwunden; als Buße, weil sie nicht sofort geholfen hatte, schenkte Tamara daraufhin den wertvollen Gürtel der Ikone der Gottesmutter von Gelati. Nahe der Höhlenkirchen und -klöster von Wardsia, wo sie üblicherweise die Fastenzeit verbrachte, ließ Tamara eine Stadt erbauen; die Gründung der Klöster Pitareti, Kwatachewi und Betania geht auf sie zurück; sie förderte Klöster und Kirchen auch auf Zypern, auf dem Berg Sinai, im Heiligen Land, in Makedonien, Thrakien, Isaurien - der Gegend um Isauria, der abgegangenen Stadt beim heutigen Hisarlık bei Konya - und Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul. Als eines Tages Mönche aus Montenegro kamen und Spenden erbaten, spendete sie großzügig; auf der Rückreise nahm ihnen Kaiser Alexios in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - alles ab, woraufhin Tamara die Mönche noch reicher beschenkte und als Strafexpedition vom byzantinischen Reich die Gebiete um Trapezunt - dem heutigen Trabzon - und bis nach Paphlagonien sowie Chersones - heute Ruinen bei Sewastopol - eroberte. In Trapezunt errichtete sie ein eigenes Königreich unter dem Schutz Georgiens, König wurde ihr Verwandter Alexios Komnenos.

Georgien auf dem Höhepunkt seiner Macht 1184 - 1230
Georgien auf dem Höhepunkt seiner Macht 1184 - 1230

Am Hof führte Tamara die Gebete nach der Ordnung der Klöster im Heiligen Land ein. Sie modernisierte Politik und Wirtschaft und unterstützte Wissenschaft, Dichter und Künstler. Ihre Erlasse wurden nur noch nach Absprache mit dem Adelsparlament verkündet, der lokale Kleinadel aber wurde entmachtet. Sie richtete Gerichte ein mit der Möglichkeit des Widerspruchs bei einem Obersten Gerichtshof, schaffte die Todesstrafe und die Strafe der Verstümmelung ab. 1207 teilte sie die Macht mit ihrem Sohn, der als Georg IV. König wurde; nach längerer Krankheit starb Tamara, nachdem sie ihr Land der Christus-Ikone anvertraut hatte.

Tamara regierte im Goldenen Zeitalter, als Georgien den Höhepunkt seiner seiner wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung und politischen Macht erreichte, oft als die Georgische Renaissance bezeichnet. Sie ist für die Georgier die sprichwörtlich gute Königin, gepriesen in zahlreichen Gedichten und Legenden.

Der Ort ihres Grabes ist umstritten; manche erkennen es im Kloster Gelati, andere nennen das georgische Kloster des lebensspendene Kreuzes in Jerusalem. In einigen der Kirchen von Wardsia überdauern bei heute Fresken, die das Antlitz der Königin nach der Wirklichkeit gemalt darstellen. Die Nachrichten über Tamara sind in der Chronik Das Leben der großen Königin Tamara überliefert.

Kanonisation: Die Georgische Orthodoxe Kirche sprach Tamara heilig.





USB-Stick Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD

Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon


Seite zum Ausdruck optimiert

Empfehlung an Freunde senden

Artikel kommentieren / Fehler melden

Suchen bei amazon: Bücher über Tamara von Georgien

Wikipedia: Artikel über Tamara von Georgien

Fragen? - unsere FAQs antworten!

Im Heiligenlexikon suchen

Impressum - Datenschutzerklärung

Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Wistan
Euphemia
Baula der Gerechte
Unser Reise-Blog:
 
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.


      Zum Schutz Ihrer Daten: mit 2 Klicks empfehlen!

Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 15.07.2023

Quellen:
• Der Bote. Organ der Russisch-Orthodoxen Diözese Berlin, hg. vom Kloster des Hl. Hiob von Počaev in München, 2/2005
• http://de.wikivoyage.org/wiki/Tiflis/Raion_Didgori
• Bibliotheca sanctorum orientalium. Gir - Z: Vol II., Roma, Città Nuova, 1999. Dank an C.S., Brief vom 20. April 2013

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


Sie könnnen mit Klick auf den Button Benachrichtigungen abonnieren und erhalten dann eine Nachricht, wenn es Neuerungen im Heiligenlexikon gibt: