Ökumenisches Heiligenlexikon

Vinzenz Ferrer

katalanischer Name: Vicent

1 Gedenktag katholisch: 5. April
nicht gebotener Gedenktag
gebotener Gedenktag im Dominikanerorden (kann auch am 5. Mai gefeiert werden)
Gedenktag III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.

Hochfest im Bistum Orihuela-Alicante und in der Stadt Valencia: 2. Montag nach Ostern
Erhebung der Gebeine: 13. Juni
Tag der Heiligsprechung: 29. Juni
Übertragung der Gebeine: 29. Oktober

Name bedeutet: der Siegende (latein.)

Ordensmann, Bußprediger
* 23. Januar 1350 in Valencia in Spanien
5. April 1419 in Vannes in der Bretagne in Frankreich


Vinzenz wurde als Sohn eines Notars geboren. Im Alter von siebzehn Jahren trat er in Valencia ins Kloster der Dominikaner ein und studierte dann Logik und Philosophie in Barcelona und Lérida; 1374 schloss er in Barcelona das Studium der Theologie und der hebräischen Sprache ab, gleichzeitig verfasste er Schriften über die Irrlehren von Wilhelm von Ockham und wurde zum Priester ordiniert. 1376 setzte er in Toulouse sein Theologiestudium fort.

Pier Dandini (1647 - 1712): Altarbild in der Kirche San Domenico in Prato
Pier Dandini (1647 - 1712): Altarbild in der Kirche San Domenico in Prato

Seit Beginn des Abendländischen Schismas 1378 war die europäische Christenheit gespalten. Vinzenz stellte sich auf die Seite des in Avignon residierenden Gegenpapstes Clemens VII. 1379 wurde er zum Prior seines Klosters gewählt, ab 1384 lehrte er an der Domschule in Valencia. Er versuchte nun, die Bevölkerung der Stadt für den Gegenpapst in Avignon zu mobilisieren, was ihm die Obrigkeit untersagte und worauf er auf sein Amt als Prior verzichtete. Um König Peter IV. von Aragón zur Parteinahme für Clemens zu bewegen, verfasste er den Traktat De moderno Ecclesie schismate, Von der modernen (d. h. der neuzeitlichen im Gegensatz zur mittelalterlichen) Spaltung der Kirche; dessen Söhne gewann er dann tatsächlich für seine Position.

1385 wurde Vinzenz von den Dominikanern in Valencia zum Lektor berufen, 1389 zum Generalprediger ernannt; gleichzeitig wurde er als Seelsorger am Königshof von Aragón tätig. 1387 unterstellte der neue König von Aragón, Johann I., sein Herrschaftsgebiet der geistlichen Leitung durch Gegenpapst Clemens VII.

Nach der neuen Wahl und dem Amtsantritt von Gegenpapst Benedikt XIII. wurde Vinzenz 1394 als Beichtvater und Ratgeber nach Avignon berufen. Als Benedikt aber so strikt auf der Gültigkeit seines Pontifikats beharrte, dass er sich trotz des Entzugs der Anerkennung durch Frankreich und auch nach dessen militärischer Intervention unbeirrbar zeigte, verließ Vinzenz Anfang 1398 den aufs heftigste bedrängten Papst und zog sich ins Dominikanerkloster von Avignon zurück. Seine Haltung sah er am 3. Oktober 1398 durch eine wunderbare Heilung von schwerer Krankheit und durch eine Vision bestätigt, in der ihm Christus, Dominikus und Franziskus den Auftrag erteilten, der Welt das Evangelium zu predigen.

Giuseppe Paladini: Vinzenz Ferrer, 1744, im Dom in Norcia
Giuseppe Paladini: Vinzenz Ferrer, 1744, im Dom in Norcia

Vinzenz machte sich dann als wandernder Bußprediger einen Namen: ab November 1399 zog er durch Südfrankreich und Norditalien sowie in die Gegend von Genf in der Schweiz. er zog durch Lothringen, wo er sich längere Zeit in Toul aufhielt und war 1405 einige Zeit in Genua, wo er im damaligen Kloster an San Domenico wohnte - an der Stelle von Kloster und Kirche steht heute die Oper. Er rief die Menschen zur Umkehr auf, führte erfolgreich zahlreiche Waldenser zur Kirche zurück, bekehrte Juden und Mauren, verkündete das nahende Weltende und predigte für die Einheit der Kirche.

In Prozessionen folgten die Bußwilligen Vinzenz bei seinen Predigtzügen durch Europa. Vorneweg wurde ein Kreuz getragen; Vinzenz selbst ritt auf einem Esel; jeder Tag begann mit einer Messe und einer dreistündigen Bußpredigt. Solche Prozessionen waren nicht ungewöhnlich und in der Regel eher gefürchtet, weil es oft durch fanatisierte Büßer zu Auswüchsen kam. Vinzenz jedoch konnte seine Gefolgsleute mit Strenge im Zaum halten. Vinzenz' Predigten waren streng, sein moralischer Anspruch hoch; sein eigenes Leben verlieh seinen Predigten jedoch Überzeugungskraft und Faszination. Getrieben wurde er sicherlich von der Überzeugung, die Wiederkunft Christi und damit das Ende der Welt stünden unmittelbar bevor.

ehemalige Hohe Schule gegenüber der Franziskanerkirche in Valencia
ehemalige Hohe Schule gegenüber der Franziskanerkirche in Valencia

1408 wurde Vinzenz von Gegenpapst Benedikt XIII. persönlich zum Konzil von Perpignan eingeladen; er verließ es vorzeitig, um seine Predigttätigkeit nun in Spanien fortzusetzen. In Valencia war er 1412 beteiligt an der Vereinigung der kurz zuvor gegründeten Hohen Schule mit der Ausbildung der Kirche; sie hatte ihr Domizil im früheren Ratsgebäude der Mauren gegenüber der Franziskanerkirche. Vinzenz' Fastenpredigten sollen 1413 sollen zur Beilegung des Bürgerkrieges in Valencia beigetragen, seine Missionspredigten Tausende von Mauren und Juden bekehrt haben; gegen die sich verschließenden Juden erwirkte er 1412 als Berater der Regentin Katharina in León und Kastilien äußerst drückende Sanktionen. Auch seine Predigten hatten zur Verschärfung der Politik und Verfolgungen gegen die Juden beigetragen, auch wenn er - etwa 1391 - angesichts von Pogromen als Verteidiger der Verfolgten auftrat. 1413 bis 1414 nahm er auf Einladung Benedikts an den christlich-jüdischen Religionsgesprächen von Tortosa teil. Am Tractatus novus et valde compendiosus contra Perfidiam judaeorum, der neuen und sehr zusammengefassten Abhandlung gegen die Unredlichkeit der Juden, war er wohl - ganz im Sinne von Gegenpapst Benedikt - ebenso beteiligt wie an der antijüdischen Gesetzgebung des Königs Ferdinand von Aragón 1413 und 1415.

Nach zehnjähriger Wanderschaft kehrte er in seine Heimatstadt zurück und war in Ämtern seines Dominikanerordens tätig. Nachdem das Konzil von Konstanz im Jahr 1417 mit der Wahl von Papst Martin V. das Schisma beigelegt hatte, bemühte sich Vinzenz vergeblich um einen freiwilligen Amtsverzicht von Gegenpapst Benedikt. Als König Ferdinand von Aragón Benedikts Anerkennung schließlich Anfang 1416 aufkündigte, geschah dies mit ausdrücklicher Zustimmung von Vinzenz, der die Urkunde darüber öffentlich verlas.

Ercole de' Roberti: Die Wundertaten des Vinzenz (linke Seite), Griffoni Polyptych, 1473, in der Pinacoteca im Vatikan
Ercole de' Roberti: Die Wundertaten des Vinzenz (linke Seite)
Ercole de' Roberti: Die Wundertaten des Vinzenz (linke Seite), Griffoni Polyptych, 1473, in der Pinacoteca im Vatikan
Ercole de' Roberti: Die Wundertaten des Vinzenz (rechte Seite),
Griffoni Polyptych, 1473, in der Pinakothek im Vatikan
Giuseppe Velasco: Vinzenz als Volksprediger, 1787, in der Dominikanerkirche in Palermo
Giuseppe Velasco: Vinzenz als Volksprediger, 1787, in der Dominikanerkirche in Palermo

Unter dem Schutz des neuen Papstes in Rom begab Vinzenz sich nochmals drei Jahre lang auf eine weitere Reise, diesmal durch die Normandie und die Bretagne; hier starb er in Vannes und wurde im dortigen Dom bestattet, nachdem er zuvor kirchliche Ehrungen immer abgewiesen hatte.

Vinzenz' Tractatus de vita spirituali, Abhandlung über das geistliche Leben, ist eine Anleitung für Ordensleute, ein heiligmäßiges Leben zu führen, um dieses dann auch der Welt predigen zu können. Neben weiteren Schriften sind über 400 Predigten und einige Mirakelspiele erhalten.

Auf Vinzenz' Fürbitte konnte 1836 einer Cholera-Epidemie in Neapel Einhalt geboten werden, seitdem ist er einer der Patrone der Stadt, besonders verehrt in der Basilika Santa Maria della Sanità. 1983 kam eine Reliquie in die Kirche Mariä Himmelfahrt in Xixona bei Alicante, den Geburtsort seiner Mutter. In Teulada bei Valencia wird Vinenz als Ortspatron am ersten Sonntag nach Ostern mit einem zehntägigen Fest gefeiert. Die neue Dominikanerkirche in Valencia, 1913 errichtet nachdem das alte Dominikanerkloster unter Napoleon 1835 aufgelöst worden war, ist Vinzenz Ferrer geweiht.

Kanonisation: Bereits am 3. Juni 1455 erfolgte die Heiligsprechung von Vinzenz durch seinen Landsmann, Papst Callistus III.
Attribute: Feuer in der Hand, Taufbecken
Patron von Valencia, Teulada bei Valencia, Vannes und Neapel; der Ziegelmacher, Holzarbeiter, Bauarbeiter, Dachdecker und Bleigießer; gegen Kopfschmerzen, Epilepsie, Fieber und Gefahren aller Art; für gute Heirat und Fruchtbarkeit, einen seligen Tod; der Diözese Orihuela-Alicante
Bauernregeln: Ist St. Vinzenz Sonnenschein, / gibt es vielen guten Wein.
Ist St. Vinzenz Sonnenschein, / bringt es viele Körner ein.
Tritt St. Vinzenz in die Hall’ / bringt er uns die Nachtigall.

Worte des Heiligen

Ratschläge für Prediger und Beichtväter:

Bei Predigten und Unterweisungen gebrauche eine einfache Sprache und familiäre Ausdrucksweise zur Erklärung der einzelnen Stücke.
Soviel du kannst, belege alles mit Beispielen, damit jeder Sünder, der seine Fehler begangen hat, sich betroffen fühle und glaubt, du habest nur für ihn gepredigt.
Wichtig ist, dass die Worte nicht von einem stolzen, unversöhnlichen Geist, sondern mehr von den Gefühlen der Liebe und väterlichen Wohlwollens eingegeben sind: Ein Vater, der ob der Fehler seiner Kinder, ob schwerer Krankheit, ob eines Unglücksfalles von Mitleid gerührt wird, ist nur darauf bedacht, sie wieder gerettet und befreit zu sehen, und er wird alles daransetzen, sie wie eine Mutter zu pflegen. So soll es auch der Prediger machen.
Er soll sich am Fortschritt freuen und zufrieden sein, wenn die Hoffnung auf die Herrlichkeit des Paradieses wieder erwacht.
Diese Art verhilft den Gläubigen zum Trost und Fortschritt; das allgemeine Reden über die Tugenden und die Laster hilft ihnen wenig.
Auch im Beichtstuhl sollst du weder den Frommen schmeicheln noch die Sünder hart behandeln, sondern lass dich stets von Gefühlen der Liebe leiten. Der Sünder soll es empfinden, dass deine Worte nur der reinsten Liebe entspringen; daher sollen auch Worte der Liebe und Barmherzigkeit stets jenen der Zurechtweisung vorausgehen.
Willst und wünschst du also, dem Seelenheil der Menschen nützlich zu sein, dann eile zuerst zu Gott und bitte ihn aus ganzer Seele, dass er dir hierin behilflich sei. Bitte ihn, dass er sich würdige, dir die Tugend aller Tugenden - die Liebe - einzuflößen, und durch sie vermagst du dann alles zu vollbringen, was du wünschst.

Quelle: Die Lehre vom geistlichen Leben von San Vicente Ferrer. = Dokumente der Religion, 4. Bd. Paderborn 1923, S. 48f

Zitate von Vinzenz Ferrer:

Das Antlitz der Seele ist das Gewissen. Wie man am Angesicht den Menschen erkennt, so erkennt Gott die, die Ihn lieben, am Antlitz der Seele.

"Wer immer der Seele seines Mitmenschen nützen
und ihn durch Worte erbauen will,
soll vor allen Dingen selbst besitzen,
was er andere lehren will.


Wer einen Seelenführer hat, der ihn anleitet, dem er gehorcht im Großen wie im Kleinen, der gelangt leichter und in kürzerer Zeit zur Vollkommenheit als der, der es unternimmt, sich selbst zur Vollkommenheit zu führen.

Der Weg des Gehorsams ist der königliche Weg, der unaufhaltsam zum Gipfel führt, wo der Mensch seinen Gott findet; alle, die zur Vollkommenheit gelangten, sind auf diesem schmalen Pfade vorangeschritten.

Trage den Gekreuzigten immer in deinem Herzen, damit er dich in seine ewige Herrlichkeit einführe!

Quelle: Die Lehre vom geistlichen Leben von San Vicente Ferrer. = Dokumente der Religion, 4. Bd. Paderborn 1923, S. 26f, 77
Johanna Lanczkowski (Hrsg.): Die Weisheit der Heiligen - Ein Brevier. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1991, S. 99, 165

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Kathedrale in Valencia ist täglich von 10 Uhr bis 17.30 Uhr - von April bis Oktober bis 18.30 Uhr, sonntags erst ab 14 Uhr -, zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 5 €. (2016))





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 18.07.2023

Quellen:
• http://www.bauernregeln.net/april.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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