Ökumenisches Heiligenlexikon

Vinzenz von Paul

1 Gedenktag katholisch: 27. September
gebotener Gedenktag
Hochfest bei den Vinzentinern / Lazaristen und den Barmherzigen Schwestern
Ordenskalender der Marianer von der Unbefleckten Empfängnis
Gedenktag III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
: 19. Juli, Todestag: 27. September
nicht gebotener Gedenktag bei den Vinzentinern / Lazaristen und den Barmherzigen Schwestern: Übertragung der Reliquien: 26. April (gebotener Gedenktag im Haus der Vinzentiner/Lazaristen in Paris)

1 Gedenktag evangelisch: 27. September

1 Gedenktag anglikanisch: 27. September

Name bedeutet: der Siegende (latein.)

Priester, Ordensgründer
* 24. April 1581 im Weiler Ranquines in Pouy, heute St-Vincent-de-Paul in der Gascogne in Frankreich
27. September 1660 in Paris in Frankreich


Vinzenz, der als drittes von sechs Kindern geborene Sohn der Bauernfanilie Depaul, wurde von seiner Familie zum Priesterberuf bestimmt. Im Alter von 14 Jahren begann er seine Ausbildung am damaligen Kolleg der Franziskaner in Dax, ab 1597 studierte er in Toulouse Theologie. Schon im Alter von 19 Jahren wurde der strebsame junge Mann, der Karriere machen wollte, zum Priester geweiht, fand aber keine Anstellung; trotz einer Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom machte ein Mitbewerber um die Pfarrstelle das Rennen. Als Notlösung arbeitete er in einem Internat in Toulouse, litt an Geldmangel, machte Schulden, musste vor den Gläubigern fliehen. Was er dabei erlebte, schilderte er in Briefen: so wurde er der Überlieferung nach von Seeräubern gefangen und als Sklave nach Tunis verkauft. Nach Aushilfstätigkeiten bei einem Fischer und einem Alchemisten landete er im Dienst eines muslimisch gewordenen ehemaligen Franziskaners, den er wieder zur katholischen Kirche zurück führte und mit dem zusammen er in einem Boot über das Meer zurück floh.

Schließlich wurde Vinzenz 1608 Priester in Paris und lebte in der Hoffnung, hier endlich auch finanziell Boden unter die Füße zu bekommen. In Paris vollzog sich eine innere Wandlung, nicht zuletzt dank der persönlichen Freundschaft zum Pariser Oratorium, einer Wohn- und Lebensgemeinschaft von Priestern. Vinzenz wurde 1610 geistlicher Berater der Königin Margarete von Valois, ein hingebungsvoller Pfarrer, voll von seelsorglichem Eifer und hingebungsvollem Einsatz für die Armen und Kranken, ab 1612 als Priester in Clichy - dem heutigen Stadtteil Clichy-la-Garenne in Paris.

Glasfenster in der an Vinzenz' Geburtshaus in Pouy, dem heute nach ihm benannten St-Vincent-de-Paul, errichteten Kapelle
Glasfenster in der an Vinzenz' Geburtshaus in Pouy, dem heute nach ihm benannten St-Vincent-de-Paul, errichteten Kapelle

Ab 1613 wirkte Vinzenz durch Vermittlung des Gründers des Pariser Oratoriums als Hausgeistlicher des Galeerengenerals de Condi in Lyon. 1617 wurde er Pfarrer in Gannes bei Beauvais, bald darauf in Châtillon-les-Dombes - dem heutigen Châtillon-sur-Chalaronne. Hier gründete er noch im selben Jahr die erste Confrérie des Dames de la Charité, die Bruderschaft der Damen der Liebe, eine caritative Frauenvereinigung, die sich um Arme und Kranke sorgte. Der Ruf dieses sich im Dienst der Menschen verzehrenden Mannes verbreitete sich schnell. In immer mehr französischen Städten entstanden Bruderschaften der Nächstenliebe. 1621 folgte die Gründung der Laiengemeinschaft für Männer, die Serviteurs des pauvres, die Diener der Armen.

Noch im Jahr 1617 übernahm Vinzenz wieder das Amt des Seelsorgers bei Madame de Condi in Lyon, 1619 wurde er oberster Seelsorger aller französischen Galeerensklaven. Tiefen Eindruck hinterließ 1618 seine Begegnung mit Franz von Sales, es entwickelte sich eine Freundschaft der beiden und Vinzenz wurde geistlicher Begleiter von Johanna Franziska de Chantal sowie Oberster der von diesen beiden gegründeten Salesianerinnen. 1625 gründete er selbst die Kongregation der Mission, nach dem Sitz der Gemeinschaft nahe der Pariser Kirche St. Lazare Lazaristen oder nach dem Gründer neuerdings auch Vinzentiner genannt. Ihre Hauptaufgabe ist die missionarische Arbeit und die Ausbildung des KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.. Ab 1627 widmete er sich ganz der Arbeit mit und für seine Gemeinschaften; Besonderes Anliegen war ihm die Reform der Ausbildung der Priester, deren regelmäßige Zusammenkünfte und Predigtübungen; für sie hielt er Exerzitien und regelmäßige Konferenzen, bei denen sich die Elite des Klerus traf. Für sich selbst studierte Vinzenz in dieser Zeit Jura in Paris.

1633 folgte in Zusammenarbeit mit Louise de Marillac die Gründung der Filles de la Charité, der Töchter der christlichen Liebe, Dienerinnen der Armen oder nach dem Gründer Vinzentinerinnen genannt 1. Die Aufgabe der Schwestern, die ohne Ordenstracht und nicht in klösterlicher Klausur, sondern vor Ort bei den hilfsbedürftigen Menschen lebten, war die Versorgung von Alten, Kranken und Waisen. Außerdem richtete Vinzenz die Dienstagskonferenz ein, in der führende KlerikerEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. sich regelmäßig austauschten. 1636 gründete Vinzenz - wieder zusammen mit Louise de Marillac - ein Hilfswerk für Lothringen, 1638 begann die Gründung von Waisenhäusern, denn mehr als 400 Kinder wurden jedes Jahr allein in Paris ausgesetzt. Bei Volksaufständen gegen die absolutistische Herrschaft des Königshauses richtete er in Paris Volksküchen und Lazarette ein und half so vielen Opfern des Bürgerkrieges. 1640 intervenierte er bei Kardinal Richelieu gegen dessen Angriff auf die damals spanische Festung Perpignan, den Richelieu zur Schwächung der katholischen Habsburger unternommen hatte, 1643 begleitete Vinzenz König Ludwig XIII. beim Sterben und wurde zum Mitglied im Regentschaftsrat ernannt.

Statue im Petersdom in Rom
Statue im Petersdom in Rom

1646 folgte die Gründung der Missionen in Algier und in Tunis, wo das Gebäude der ersten Kirche der Stadt - heute Sitz einer Behörde - erhalten ist. 1648 weilte Vinzenz auf Missionsreise in Madagaskar. Beim Aufstand des französischen Hochadels gegen die Einschränkung ihrer Feudalrechte mahnte er 1649 Richelieus Nachfolger Kardinal Mazarin, keine bewaffneten Gegenmaßnahmen zu ergreifen, was zunächst tatsächlich nicht erfolgte und den Aufstand der Fronde - einstweilen - gelingen ließ. Als 1651 die Auseinandersetzungen kriegsähnliche Zustände annahmen, organisierte Vinzenz Hilfsaktionen in der Picardie, der Champagne sowie in und um Paris.

Vinzenz kann als Begründer der neuzeitlichen Caritas gelten. Antoine-Frederic Ozanam fasste 1833 verschiedene Vereinigungen, die auf Vinzenz' Spiritualität gründen, in den Vinzenz-Konferenzen zusammen. Die Vinzentinerinnen sind heute mit rund 24.000 Mitgliedern die größte Frauengemeinschaft der katholischen Kirche, sie waren auch das Vorbild für die von Mutter Teresa gegründete Ordensgemeinschaft; Mutter Teresa hat sich selbst als zweite Vinzentinerin bezeichnet. Vinzenz' unverwester Leichnam 2 wird in der Kirche St-Lazare in Paris, sein Herz in der Mutterhauskapelle der Vinzentinerinnen in Paris aufbewahrt.

Kanonisation: Vinzenz wurde am 13. August 1729 von Papst Benedikt XIII. selig- und am 16. Juni 1737 von Papst Clemens XII. heiliggesprochen; 1855 wurde er durch Papst Leo XIII. zum Patron der Nächstenliebe und Schutzpatron aller caritativen Vereine erhoben.
Patron aller caritativen Vereine und Werke; des KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.; der Waisen- und Krankenhäuser; der Gefangenen; für das Wiederfinden verlorener Sachen.

1 Die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul wurden im 19. Jahrhundert von Straßburg aus gegründet. Sie sind ein Orden mit ewigen Gelübden und haben sich Vinzenz als Patron erwählt, gegründet wurden sie von ihm nicht.

2 Vinzenz wurde 53 Jahre nach seinem Tod exhumiert und war unverwest. 25 Jahre später, nach der Heiligsprechung ergab eine erneute Umbettung, dass sein Körper auf Grund von äußerer Wassereinwirkung zersetzt war, deshalb wurden die Knochen in eine Wachsfigur eingesetzt.

Worte des Heiligen

Es kommt im christlichen Leben darauf an, das Tun der Martha mit dem der Maria zu verbinden:
Nichts entspricht dem Evangelium mehr, als auf der einen Seite in der Einsamkeit, in Gebet und Lesung Erleuchtung und Kräfte für die eigene Seele zu sammeln, dann aber hinzugehen und den Menschen von dieser geistigen Nahrung mitzuteilen. So tat es unser Herr, so nach ihm die Apostel. Es kommt darauf an, das Tun der Martha mit dem der Maria, von denen wir im Evangelium des heiligen Lukas lesen (Lukasevangelium 10, 38 f), zu verbinden.
Es gilt die Taube nachzuahmen, die die Hälfte ihres Futters selbst frisst und den Rest im Schnabel für ihre Jungen mitnimmt. So müssen wir handeln und durch unsere Werke bezeugen, dass wir Gott lieben. Unsere ganze Aufgabe ist: Handeln.


Dabei hat im Zweifelsfall die Nächstenliebe immer den Vorrang:
Wenn ihr also das Gebet um eines Armen willen verlasst, dann bedenkt, dass gerade das Gottesdienst ist. Die Liebe, auf die alles ausgerichtet sein muss, steht über den Regeln. Sie ist die Herrin. Also muss man alles tun, was sie befiehlt.
Denn die Armen sind unsere Herren, sie sind unsere Könige. Man muss ihnen gehorchen. Es ist keine Übertreibung, sie so zu bezeichnen; denn in den Armen ist unser Herr gegenwärtig.

Quelle: Vinzenz von Paul: Worte des Erbarmens, hrsg. von O. Schnelle, 2. Aufl. Herder, Freiburg i. Br. 1981, S. 60f, 52, 47

Zitate von Vinzenz von Paul:

Erbarmen ist das innerste Geheimnis Gottes. So heißt es auch in der Liturgie, es sei Gott eigen, sich zu erbarmen und den Geist des Erbarmens zu verleihen. Gott schenke uns diesen Geist des Mitleidens und des Erbarmens in Fülle und halte ihn lebendig in uns!

Körperliche und geistige Mängel sollen für uns Hinweis sein auf das Erbarmen Gottes. Haben wir Ehrfurcht vor denen, die an solchen Gebrechen leiden. Mancher, der sich in der Malerei auskennt, macht von einem einzigen Pinselstrich eines bedeutenden Künstlers mehr Aufhebens als von dem fertigen Gemälde eines durchschnittlichen Malers. So wollen auch wir die Gebrechen als Kunstgriffe eines großen Meisters betrachten, wenn wir auch noch nicht sehen, wie sie sich in das Gesamtbild einordnen.

Sich für sein ganzes Leben Gott weihen, um den verlassensten Menschen in der Welt zu dienen, ist das nicht ein Martyrium? Ohne Zweifel. Ein Kirchenvater sagt, derjenige sei ein Märtyrer, der sich Gott weiht, um dem Nächsten zu dienen, und der gern alle Schwierigkeiten erträgt, die ihm dabei begegnen.

Quelle: Vinzenz von Paul: Worte des Erbarmens, hrsg. von O. Schnelle, 2. Aufl. Herder, Freiburg i. Br. 1981, S. 15, 97, 66 - 68

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Vinzenz von Pauls Geburtshaus in Pouy


Catholic Encyclopedia

Die Vinzentinerinnen in Deutschland informieren auf ihrer schönen und informativen Homepage über ihre Gemeinschaft, ihr Wirken und über Vinzenz.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 10.03.2020

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• Faltblatt Vinzenz von Paul, Centre Vincentien, St-Vicent-de-Paul o.J. (2014)

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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