Ökumenisches Heiligenlexikon

Böhmische Brüderkirche


Die böhmische Brüderkirche, auch mährische Brüderkirche, ist Mitte des 15. Jahrhunderts in Prag aus den Hussiten hervorgegangen, als sich eine Gruppe zur Unitas Fratrum, Brüderunität, zusammenschloss. Schon vor der Reformation erstrebten sie eine am Urchristentum orientierete Kirche. In den 50er-Jahren des 15. Jahrhunderts ließ sich die Brüderunität an der Grenze zu Schlesien und Mähren nieder. Immerwährende Verfolgung durch die katholische Kirche führte im 30-jährigen Krieg zum fast völligen Verschwinden der Bewegung. Verbliebene Reste fanden 1722 in Herrnhut in Sachsen auf dem Landsitz des Religionsreformers Nikolaus Graf von Zinzendorf eine Zuflucht und gingen in der Herrnhuter Brüdergemeine auf.

Eine Erneuerung in Böhmen und Mähren konnten Böhmische Brüder erst nach dem habsburgischen Protestantenpatent von 1861 erfahren, die erste Gemeinde wurde 1870 wieder gegründet. Zwischen den zwei Weltkriegen gab es zehn tschechische und fünf deutsche Brüdergemeinden. Die Böhmischen Brüder gibt es in Tschechien als eigenständige Kirche bis heute, obwohl sich 1998/1999 eine Minderheit der Mitglieder nach inneren Konflikten der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder angeschlossen hat.

Die unierte Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) bildete sich im Dezember 1918 nur wenige Wochen nach Gründung der Tschechoslowakei durch die Vereinigung der reformierten und lutherischen tschechischen Gemeinden in Böhmen und Mähren. Viele der 1918 zur EKBB zusammengeschlossenen Gemeinden hatten ihre historischen Wurzeln in der Kirche der Böhmischen Brüder, konnten sich nach 1781 jedoch zunächst nur als reformierte oder lutherische Gemeinden legalisieren lassen, denn auch nach dem habsburgischen Toleranzpatent von 1781 sind die Böhmische Brüder im Habsburgerreich illegal geblieben. Die Kirche nennt sich hussitisch und will damit bewusst an dessen reformatorische und nationale Anliegen erinnern und bewahrt heute das Andenken und die Traditionen der böhmischen Brüder mit etwa 150.000 Mitgliedern in 265 Gemeinden.

Die Tschechoslowakische Hussitische Kirche ist in den Jahren 1919/1920 durch Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche entstanden und war das Ergebnis von vergeblichen Versuchen einer Modernisierung der römisch-katholischen Kirche, die durch viele liberal eingestellte tschechische Priester angestrebt worden war. Diese Kirche beruft sich auf die Traditionen des Reformators Jan Hus und steht den protestantischen Kirchen nah. 1994 unterschrieb sie die Leuenberger Konkordie, die Vereinbarung zur Kirchengemeinschaft unter den lutherischen, reformierten und unierten Kirchen in Europa.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 22.09.2023

Quellen:

• Dr. Jaroslav Hustý, E-Mail vom 21. April 2021

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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