Ökumenisches Heiligenlexikon

Konzile von Toledo


Die Konzile von Toledo waren nicht Konzile der Gesamtkirche im heutigen Sinne, sondern SynodenSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. für den Regierungsbereich der Westgoten, also die Iberische Halbinsel - mit Ausnahme des von den Schwaben beherrschten Nordwestens - und Südfrankreich - bis 507 auch Aquitanien. Sie fanden in der Hauptstadt des Reiches statt, die zugleich Sitz des Erzbischofs war, in der über Leocadias Grab erbauten Kirche vor den Toren der Stadt, der heutigen Basilika Sta. Leocadia und Cristo de la Vega.

Das 1. Konzil von Toledo fand 400 statt, verurteilte den Priscillianismus und bedrohte Giftmischerei mit lebenslanger Haft.

Das 2. Konzil von Toledo im Jahre 527 fand statt, als die Iberische Halbinsel nach dem Untergang des Römischen Reiches schon weitgehend von den Westgoten - die Anhänger des Arianismus waren - beherrscht wurde. Es wurde von Montanus von Toledo einberufen und geleitet, nachdem Toledo als Metropolitensitz anerkannt war.

Das 3. Konzil von Toledo, das unter dem Vorsitz von Masona tagte, fand im Mai 589 statt; kurz zuvor war der Westgotenkönig Rekkared I. vom Arianismus zum katholischen Glauben übergetreten. Das Konzil regelte, wie der Übergang der Westgoten zum Katholizismus gestaltet werden sollte und ließ den arianischen Bischöfen ihre Ämter. In Abgrenzung zum Arianismus und zur Bekräftigung der Gottgleichheit Jesu Christi wurde hier zum ersten Mal der Zusatz „Filioque” eingeführt, der dann später ins katholische, aber nicht ins orthodoxe Glaubensbekenntniss eingefügt wurde. Führender Theologe der Versammlung war Isidor von Sevilla, Leander von Sevilla hielt eine viel beachtete Lobrede auf die Kirche. Beschlossen wurden zudem Maßnahmen gegen Juden: sie durften nun keine christliche Frauen mehr heiraten oder christliche Konkubinen haben, Kinder aus solchen Verbindungen mussten getauft werden.

Das 4. Konzil von Toledo 633 unter Vorsitz von Isidor von Sevilla verabschiedete Beschlüsse zur Einheit von Kirche und Staat, zur Einrichtung von Domschulen in jeder Diözese sowie zur Vereinheitlichung der liturgischen Praxis. Es beschloss, dass neben dem Bischofsring auch Mitra und Stab zu den Insignien des Bischofs gehören. Missbilligt wurde, dass Westgotenkönig König Sisebut die Zwangstaufe der Juden angeordnet hatte, dennoch wurden diese Taufen für gültig erklärt und verboten, dass die Getauften zum Judentum zurückzukehren.

Kanzeldekoration, 7. Jahrhundert, im „Museum der Konzile und der westgotischen Kultur” in der alten Kirche San Román in Toledo
Kanzeldekoration, 7. Jahrhundert, im Museum der Konzile und der westgotischen Kultur in der alten Kirche San Román in Toledo

Das 5. Konzil von Toledo wurde 636 von Westgoenkönig Chintila einberufen und fasste Beschlüsse zum Schutz des von Rebellion des Adels bedrohten Königs sowie zum Schutz seiner Familie nach seinem Tod.

Das 6. Konzil von Toledo 638 wurde ebenfalls von Chintila einberufen und billigte die Vorhaben des Königs, das Judentum in seinem Reich völlig auszurotten und auch sonst keine Nichtkatholiken zu dulden.

Das 7. Konzil von Toledo, 646 einberufen vom König zusammen mit Erzbischof Eugen II. von Toledo, übernahm die Gesetze des neuen Westgotenkönigs Chindaswinths gegen Staatsfeinde ins Kirchenrecht und drohte mit Exkommunikation und Verlust der kirchlichen Ämter, wofür schon üble Nachrede ausreichte. Der König bekam aber das Recht, solche durch die Kirche verhängte Exkommunikation wieder aufzuheben, wenn dies in seinem Interesse war.

Das 8. Konzil von Toledo im Dezember 653 wurde vom neuen König Rekkeswinth kurz nach dessen Regierungsantritt einberufen und setzte sich kritisch mit Maßnahmen von dessen Vorgänger Chindaswinth auseinander; Chindaswinths Entmachtung des Adels solle rückgängig gemacht, ins Ausland geflohene Oppositionelle sollen amnestiert werden; gegen Rekkeswinth - der sein Amt vom Vater geerbt hatte - hielten die Bischöfe am Wahlkönigtum fest und beschlossen Bestimmungen für die Königswahl.

Das 9. Konzil von Toledo 655, einberufen durch Erzbischof Eugen II., versammelte nur den KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. seiner Kirchenprovinz.

Das 10. Konzil von Toledo wurde 656 wieder ein vom König einberufenes Reichskonzil, es nahmen aber nur 17 Bischöfe teil, fünf weitere sandten Vertreter. Die Zusammenkunft unter Vorsitz von Erzbischof Eugen II. fasste den Beschluss, dass Geistliche, die ihren dem König geleisteten Untertaneneid brechen, ihres Amtes enthoben werden.

Das 11. Konzil von Toledo kam im November 675 zusammen, geleitet von Erzbischof Quiricus. Es verurteilte den Adoptianismus, beklagte die Verbreitung von Irrlehren und den Mangel an kirchlicher Zucht.

Fragmente des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, 7. Jahrhundert, im „Museum der Konzile und der westgotischen Kultur” in der alten Kirche San Román in Toledo
Fragmente des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, 7. Jahrhundert, im Museum der Konzile und der westgotischen Kultur in der alten Kirche San Román in Toledo

Das 12. Konzil von Toledo wurde 681 von Westgotenkönig Erwig kurz nach seiner Machtübernahme einberufen und tagte unter Vorsitz von Erzbischof Julian II. von Toledo. Es billigte die durch eine Intrige erzwungene Abdankung von Wamba, des Vorgängers von Erwig, und beschloss, dem Erzbischof von Toledo eine einzigartige Vorrangstellung in der Reichskirche einzuräumen, die ihn zum Primas machte - was bis heute für Spanien gilt.

Das 13. Konzil von Toledo 683, wieder von König Erwig einberufen und unter Vorsitz von Julian II. tagend, war geprägt von der Kritik des Adels am geschwächten König, dessen Macht beschränkt werden sollte. Beschlossen wurde eine Amnestie für die Adeligen, die Aufstände unternommen hatten, die Rückgabe ihrer eingezogenen Besitztümer und ein Erlass von Steuerschulden. Bischöfe oder Angehörige des Adels durften hinfort nicht mehr abgesetzt, verhaftet, gefoltert oder enteignet werden, es sei denn, dass sie in einem öffentlichen Gerichtsverfahren von einem Gericht ihrer Standesgenossen verurteilt waren.

Das 14. Konzil von Toledo 684, einberufen und geleitet von Erzbischof Julian II., war wieder eine Provinzialsynode, die die Beschlüsse des 3. Konzils von Konstantinopel gegen Monophysitismus und Monotheletismus annnahm; über letzteres, die Frage der Willenseinheit Jesu Christi mit dem Vater, hatte es zuvor Auseinandersetzungen mit Rom gegeben.

Das 15. Konzil von Toledo wurde 688 wieder von König Egica einberufen und sollte die Kirchenvertreter für seine Politik gegen die Sippe seines Vorgängers Erwig gewinnen; unter Vorsitz von Julian II. folgte das Konzil den Wünschen des Königs nur teilweise.

Das 16. Konzil von Toledo, 693 ebenfalls von König Egica einberufen, bestätigte das Gesetz des Königs, Juden durch starke finanzielle Anreize zum Glaubenswechsel zu bewegen; andernfalls mussten sie eine Judensteuer bezahlen und der Fernhandel sowie alle Geschäfte mit Christen waren ihnen verboten.

Das 17. Konzil von Toledo unter König Egica 694 verschärfete die Maßnahmen gegen die Juden. sie sollten enteignet und versklavt und ihre Kinder ihnen weggenomen werden, um diese christlich zu erziehen. Hintergrund war die Behauptung, Juden hätten im Zusammenwirken mit ausländischen Glaubensgenossen - gemeint waren die Muslime - eine Verschwörung gegen das Reich unternommen.

Das 18. Konzil von Toledo fand wohl 702 unter der Regierung von König Witiza statt, wenige Jahre vor der Vernichtung des Westgotenreichs durch die 711 beginnende muslimische Eroberung Spaniens.

Die Akten aller Konzile in Toledo, ausgenommen des 18., wohl weil dessen Beschlüsse später vom KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. missbilligt wurden - sind erhalten.

Das - nicht besonders sehenswerte - Museum der Konzile und der westgotischen Kultur ist in der alten ehemaligen Kirche San Román in Toledo untergebracht. Es ist täglich von 10 Uhr bis 14.30 Uhr und von 16 Uhr bis 19 Uhr, sonntags nur vormittags, montags gar nicht geöffnet, der Eintritt beträgt 1 €. (2016)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 21.10.2018

Quellen:
• https://de.wikipedia.org/wiki/Konzil_von_Toledo - abgerufen am 20.07.2023

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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