Ökumenisches Heiligenlexikon

Zahlenmystik


Bereits in frühesten kulturreligiösen und naturphilosophischen Zeugnissen sind immer wieder Hinweise auf symbolische Deutung der Natur und der den Menschen umgebenden Elemente im Kosmos durch Zahlen überliefert. Dies gilt auch für den orientalischen Kontext im allgemeinen und den jüdisch-christlichen im besonderen.

Mit den beobachtbaren Zahlen wird auf Ordnungsprinzipien und Sinn in der Schöpfung Gottes hingewiesen, daraus spekulativ dann auch auf Ziele und zukünftig zu erwartende Ereignisse geschlossen. Besondere Wichtigkeit haben folgende Zahlen:

1 - Die Zahl des Einen, Unteilbaren, die Zahl für den Uranfang als die Grundzahl, aus der alles geworden ist, Anfang jeder Zählung, Zahl der Einheit und - da Eins an sich noch keine Zahl darstellt - für das Göttliche schlechthin; zugleich Symbol der Individualität, als Zahlzeichen 1 Sinnbild für den aufrecht stehenden Menschen.

2 - Die Zahl der Verdoppelung und des Gleichgewichts: Ehepaar, pari, die erste weibliche Zahl, deshalb gelten gerade Zahlen als weibliche Zahlen, Ausdruck der Vereinigung der Gegensätze, der Erneuerung und Fortpflanzung - aber auch die Zahl von Trennung, Zweitracht, Gegensatz. Dualität trägt in sich die Ambivalenz von gut - böse, Licht - Schatten, Geist - Materie, männlich - weiblich, Tag - Nacht, Himmel - Erde, Land - Wasser, aktiv - passiv, links - rechts, Yin - Yang.
Bei den Pythagoräern stehen gerade Zahlen für Verkörperung des Vielen, Bewegten und Bösen; die ungeraden Zahlen dagegen sind Symbol des Ruhenden und Guten. Es gibt 2 Tafeln des Gesetzes bei Mose, 2 Teile der Heiligen Schrift, 2 Naturen in Jesus - die göttliche und menschliche -, 2 Gebote enthalten das ganze Gesetz: Du sollst Gott und du sollst den Nächsten lieben.

3 - Als Summe von 1 + 2 die Zahl einer höheren, neuen Einheit. 3 steht für das Umfassende (Vater, Mutter, Kind), für die Vermittlung (These, Antithese, Synthese) und für das Himmlische; Zahl der Trinität (Vater, Sohn, Geist), der umfassend verstandenen Gottheit - schon in der Ägyptischen Mythologie (Osiris, Isis, Horus) und in der indischen Mythologie (Brahma, Vishnu, Shiva). Omne trium perfectum alle Dreiheit ist vollkommen; Aller guten Dinge sind drei. Zahl des ganzen Menschen aus Körper, Seele und Geist; Zahl der menschlichen Befindlichkeit aus Über-Ich, Es und Ich; Zahl der erfahrbaren Erfüllung von Mann + Frau im Kind, Zahl der Zeit aus Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft; die erste männliche (ungerade) Zahl; Zahl der Verbindung von Himmel + Erde durch Luft und Symbol für ein geschlossenes System mit Anfang – Mitte – Ende.
Es gibt 3 Erzengel (Michael, Gabriel und Raphael, die heiligen 3 Könige Caspar, Melchior und Balthasar. 3 Stunden litt Jesus am Kreuz, 3 Tage ruhte er im Grab. Die 3 Hauptfeste Weihnachten, Ostern und Pfingsten prägen das Kirchenjahr. 3 Sakramente kann man nur einmal empfangen: Taufe, Firmung und Priesterweihe, 3 evangelische Räte (Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam) sollen das Leben eines Christen prägen. In 1. Korintherbrief 13 werden 3 göttliche Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe) beschrieben, 3 Mal fragte Jesus seinen Jünger Petrus, ob der ihn liebe (Johannesevangelium 21, 15), 3 Mal verleugnete Petrus den Herrn (Matthäusevangelium 26, 69 - 74).

4 - Zahl für das Weltumspannende und Irdische; Zahl der Himmelsrichtungen und der der kosmischen Ganzheit, der Elemente (Feuer, Erde, Wasser, Luft), der Lebensphasen (Kindheit, Jugend, Erwachsensein, Alter), der menschlichen Temperamente (Phlegmatiker, Sanguiniker, Choleriker und Melancholiker), der Kardinaltugenden (Klugheit/Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung), der Kardinaltugenden (Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung) und der 4 Jahreszeiten. Die Zahl findet sich im Quadrat (wo sie das Umschränkte zeigt) und im Kreuz (wo die polaren Gegensätze deutlich werden), den 4 Flüssen im Paradies, den 4 Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, den 4 Erzengeln Michael, Gabriel, Raphael und Uriel), den 4 große Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel, den 4 Kirchenvätern Augustinus, Ambrosius, Hieronymus und Papst Gregor I.. Die katholische Kirche hat 4 Kennzeichen (einig, heilig, katholisch, apostolisch), der Gottesname JHWH 4 Buchstaben. Die Offenbarung des Johannes (Kapitel 6) beschreibt 4 apokalyptische Reiter (Krieg, Gemetzel, Hunger, Tod); am Ende stehen die letzten 4 Dinge (Tod, Gericht, Himmel, Hölle). In Rom gibt es die 4 Patriarchalbasiliken Petersdom, San Paolo fuori le Mura, San Giovanni in Laterano und Santa Maria Maggiore.

5 - Als Summe von 2 + 3 Zahl für die Vereinigung und der ausgeglichenen Mitte; die Zahl der Sinne, der Wunden Christi, der Säulen des Glaubens im Islam. Leonardo da Vinci hat den Menschen innerhalb eines Pentagramms, eines Fünfecks dargestellt; die Quintessenz bringt die Dinge auf den Punkt. Es gibt 5 Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten).
Der Fünfstern (Venusstern), das Pentagramm, gilt auch als magisch-abwehrendes Zeichen gegen das Böse.
Fünf ist die Zahl der in der Antike bekannten Planeten; von daher wird sie zur Zahl der babylonischen Mutter- und Liebesgöttin Istar, später dann Zahl der Venus. Durch diese Göttinnen, die immer auch den Gedanken Sexualität und Fruchtbarkeit implizieren, wird die Fünf zur Zahl der Hochzeit. Dieser Gedanke findet im Neuen Testament seinen Niederschlag in den 5 törichten und den 5 klugen Jungfrauen, die zur Hochzeit geladen sind (Matthäusevangelium 25, 1 - 13). 5 Wundmale wurden Jesus Christus am Kreuz zugefügt.

6 - Als Mitte der Zahlen zwischen 2 und 10 Zahl für den Raum zwischen Gegensatz und Vollendung, als Hälfte von 12 die bedingte, nämlich die irdische Vollkommenheit (da sie der Summe ihrer Teile entspricht: 1 + 2 + 3 = 6) und die damit auch die Zahl des Menschen als Ergebnis der Multiplikation der ersten weiblichen (2) mit der ersten männlichen (3) Zahl. 6 Tage der aktiven Schöpfung machen das Werk fertig, aber noch fehlt der Ruhetag; 6 Werke der Barmherzigkeit fördern das Leben, aber noch fehlt die Erlösung; Sex-ualität ist Lust, aber noch nicht unbedingt Liebe. In der Antike ist 6 die Zahl des Kosmos im Gegensatz zur himmlischen, göttlichen Sphäre. 6 zeigt sich im Hexagramm, dem Davidsstern, 6 Aufgaben haben die Engel, 6 Teufelsaustreibungen geschahen durch Jesus: in Kafarnaum - ein abgegangener Ort am See Gennesaret - (Matthäusevangelium 8, 16), vom Dämon >Legion (Markusevangelium 5, 1 - 15), beim Dämon des Stummen (Matthäusevangelium 9, 32 - 34), beim Besessenen, der blind und stumm war (Matthäusevangelium 12, 22), bei der Tochter der Syrophönizierin (Markusevangelium 7, 25 - 30) und bei dem besessenen Jungen (Matthäusevangelium 17, 14 - 21).
In der Offenbarung des Johannes ist die Zahl 6 Symbol des Bösen, als 666 Zahl des apokalyptischen Tieres.

7 - Als Summe von 3 + 4 Zahl der Fülle und Vollendung; die Zahl der Vereinigung des Geistigen und der Materie und die Zahl der Heilung und die heilige Zahl schlechthin. 7 ist die Zahl der früher bekannten 5 Planeten in unserem Sonnensystem plus Sonne und Mond, die Zahl der Schöpfungstage, die Zahl der Körperöffnungen. Es gibt 7 Tugenden: 4 Kardinaltugenden und 3 göttliche Tugenden. 7 Augen sind Symbol für Gott und besonders für seine Allgegenwart und Allwissenheit (Sacharja 3, 9). 7 ist die Zahl der Todsünden (Hochmut, Neid, Zorn, Trägheit, Geiz, Völlerei, Wollust), der Gaben des Heiligen Geistes (Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Wissenschaft, Frömmigkeit und Furcht des Herrn) und der Werke der Barmherzigkeit (Hungrige speisen, Durstende tränken, Nackte bekleiden, Fremde beherbergen, Gefangene erlösen, Kranke besuchen, Tote begraben, Matthäusevangelium 25, 35). Es gibt 7 Bitten des Vaterunsers (Geheilgt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden, unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen). Jesus erzählte 7 Gleichnisse vom Himmelreich und gebrauchte 7 Ich bin-Worte, 7 Diakone wurden von den Aposteln auserwählt (Apostelgeschichte 6, 2 - 6). 7 fette und 7 magere Jahre konnte Josef dem Pharao in Ägypten vorhersagen (1. Mose 41); das Speisungswunder Jesu hatte 5 Brote und 2 Fische zur Grundlage (Markusevangelium 6, 35 - 44), 7 Schmerzen hatte Maria zu erdulden und sie durfte 7 Freuden erleben, 7 Dämonen hatten Maria Magdalena besessen, 7 Worte sprach Jesu am Kreuz. 7 wird in der katholischen Kirche zur Zahl der Sakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie, Ehe, Weihe der Geistlichen, Krankensalbung, Versöhnung / Buße / Beichte), die 7 Pilgerkirchen in Rom soll ein Pilger besuchen. Ferner gibt es die 7 Zufluchten: die allerheiligste Dreifaltigkeit, Jesus, der Gekreuzigte, Jesus im allerheiligsten AltarsakramentDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23., Maria, die neun Chöre der heiligen Engel, Alle Heiligen und Seligen des Himmels und die Armen Seelen im Fegfeuer.
Der Buddhismus kennt 7 Himmel, auch im Islam kehrt die Zahl 7 als heilige Zahl wieder. Es gab 7 Weltwunder. 7 Zwerge wohnen im Märchen hinter den 7 Bergen.

8 - Zahl des Gleichgewichts im Kosmos (acht Hauptrichtungen der Windrose) und der Glückseligkeit, als 8. Schöpfungstag Symbol der Auferstehung Christi und der Neuschöpfung des Menschen durch Christus. Die 8 übertrifft die irdische Wirklichkeit (7) und strahlt ins Jenseits hinein. 8 Menschen waren in der Arche und überlebten die Sintflut: Noach und seine Frau sowie deren Söhne Sem, Ham und Japhet und deren Frauen (1. Mose 7, 13); darauf nimmt auch der 2. Petrusbrief (2, 5) Bezug genommen. Am 8. Tag ist das göttliche Kind Jesus genannt worden (=> Tag der Namensgebung des Herrn), 8 Seligpreisungen hat Jesus den Menschen zugesprochen (Matthäusevangelium 5, 3 - 10). Der 8-strahlige Stern symbolisiert das Siegel Gottes. 8 wurde zur Zahl der Taufe, die Taufkapellen (Baptisterien) wurden in Oktogonform errichtet, oft auch Türme und Säulen der Kirchen.
In der Mathematik symbolisiert eine um 90° gedrehte 8 (∞) das Unendliche. Die Lotusblüte, die für Reinheit steht, hat 8 Blätter; Buddha lehrte den 8-fachen Pfad des rechten Lebens.

9 - Als 3 x 3 Zahl für das vollkommen Himmlische, Heilige, die Zahl steht für göttliches Bewusstsein; die neunte Stunde ist die Todesstunde Christi. Dionysios der Areopagite lehrte 9 Engelchöre, Dominikus 9 Gebetsweisen.
Bei den Chinesen ist die neunstöckige Pagode Abbild des Himmels. Die Mathematik weiß, dass sich durch Addition der 9 die Quersumme einer Zahl nicht Ändert: 9 ist also unsichtbar und verhält sich neutral.

10 - Zahl des in sich Vollendeten, Ganzen; Summe der ersten vier Ziffern 1 + 2 + 3 + 4, oder Ergebnis der Ziffernfolge 1 + 0; Basis des Dezimalsystems, Zahl der Finger - sie dienen als Abzählhilfe in Merkversen, deshalb in der Bibel Zahl der Gebote (2. Mose 20, 1 - 17). 10 ist Symbol des Kreises, die Zahl der ägyptischen Plagen (2. Mose 12, 29), der wartenden Jungfrauen (Matthäusevangelium 25, 1 - 13) und der geheilten Aussätzigen (Lukasevangelium 17, 11 - 19). Es gibt 10 Apostolische Väter.

11 - Zahl, die die Vollendung um eins überschreitet, deshalb die Zahl der Maßlosigkeit und der Sünde; Symbolzahl der Narren, Schnapszahl, 11 symbolisiert die Überschreitung der von Gott gegebenen zehn Gebote. In der 11. Stunde ging der Herr letzmals aus, um Arbeiter für seinen Weinberg zu suchen, woraufhin die anderen unzufrieden waren (Matthäusevangelium 20, 1 - 16).
11 Heilige haben der Legende zufolge nach der Enthauptung ihren Kopf noch ein Stück des Weges getragen: Adalbert von Prag, Alban von England, Dionysius (Dénis) von Paris, Felix mit Regula und Exuperantius, Firminus von Amiens, Placidus von Disentis, Valeria, Victor von Solothurn und Nikasius von Reims.
Der 11. 11. gilt seit dem letzten Jahrhundert als Beginn der Faschingszeit.

Europa-Fahne
Europa-Fahne

12 - Als 3 x 4 die Vereinigung der Zahl der Gottheit mit der Zahl der Welt, somit die Zahl für das vollständig Gewordene, für Glück. 12 ist die Zahl der Tierkreiszeichen und Grundlage der Zeiteinteilung (Monate, Stunden); 12 Stunden hat der Tag, 12 die Nacht. Im Alten TestamentWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. ist 12 die Zahl der Söhne Jakobs und damit der Stämme Israels, nach diesem Vorbild im Neuen Testament die (idealtypische) Zahl der Jünger Jesu. In der Johannes-Offenbarung die Zahl der Tore des himmlischen Jerusalem und als 144.000 (12 x 12 x 1000) die Zahl der vollständig, ganz und gar in unendlicher Zahl Erlösten. 12 Früchte bringt der Heilige Geist hervor: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit; 12 Sterne zieren die Strahlenkrone der Muttergottes.
12 ist die große kosmische Zahl in China genauso wie in Babylon. 12 Götter bildeten seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. das Pantheon, die Götterfamilie Griechenlands. Die Europa-Fahne hat 12 Sterne, was nichts mit der Zahl der Mitgliedsländer zu tun hat, sondern schon 1955 festgelegt wurde.

13 - Zahl für das Unheil: das Vollständige, die dem Menschen gegebene Grenze, wird überschritten und zerstört; die jüdische Kabbala kennt 13 böse Geister, das 13. Kapitel der Johannes-Offenbarung handelt vom Antichristen. 13 ist die Zahl der babylonischen Unterwelt und deshalb die Unglückszahl, was sie im Volksglauben bis heute geblieben ist. 13 überschreitet das Vollständige, die Einheit von Gott und Welt, das die Zahl 12 symbolisiert. König Phillip IV. von Frankreich ließ in einer Nacht- und Nebelaktion am 13. September 1307 in ganz Frankreich alle Tempelritter festnehmen, seitdem gilt Freitag, der 13., allgemein als Schwarzer Freitag und damit als Unglückstag.

vgl.: Leserkommentar

15 - Zahl Ischtars, der Idäischen Mutter, der alttestamentlichenWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. Stufenpsalmen und der Geheimnisse des Rosenkranzes.

vgl.: Leserkommentar

28 - die Mond-Zahl, Zahl der Tage des Mond-Monats.

33 - Zahl der Vollendung, als Zahl des (vermeintlichen) Alters Christi.

40 - steht für einen Zeitraum, der Wende und Neubeginn ermöglicht: 40 Tage lang verschwinden - astronomisch gesehen - die Plejaden (ein mit bloßem Auge gut erkennbarer Sternhaufen im Zeichen des Stiers) hinter der Sonne. 40 wird zur Zahl der Flucht, aber auch zur Zahl der Erwartung und der Vorbereitung: 40 Tage dauerte die Sintflut (1. Mose 8, 6), 40 Tage war Mose auf dem Berg Sinai, um die Gesetzestafeln von Gott in Empfang zu nehmen (2. Mose 24, 18), 40 Jahre dauerte die Wüstenwanderung des Volkes Israel von Ägypten ins gelobte Land (4. Mose 32, 13), 40 Tage fastete Jesus, bevor er mit seinem öffentlichen Reden und Wirken begann (Matthäusevangelium 4, 2). 40 Tage liegen zwischen Ostern und Himmelfahrt Christi, was ebenfalls den völligen Wesenswandel symbolisiert.
40 Tage dauert in der Kirche die Zeit vor den beiden hohen Festen, der Passionszeit vor Ostern und der Adventszeit vor Weihnachten.
Unser Leser Dr. Alfred Becker wies uns darauf hin: 40 Jahre bestand die DDR: Wende und Neubeginn!

50 - steht für Freude und Fest: im Judentum liegen 50 Tage zwischen Passahfest und Schawuot, dem Erntedankfest; im Christentum entsprechend 50 Tage zwischen Ostern und Pfingsten; jedes 50. Jahr werden nach alttestamentlicherWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde. Vorschrift Sklaven befreit und Schulden erlassen (Halljahr, 3. Mose 25).

72 - als 6 x 12 Zahl der Größe und Vielfalt. 72 ist eine astronomische Zahl, 1/5 des Kreisumfanges. 72 ist die Zahl der Vollständigkeit der Völker, was sich in der Zahl der 72 Jünger, die von Jesus ausgesandt wurden (Lukasevangelium 10, 1), niederschlägt.

1000 - steht für vollständig, umfassende Vielheit, das Unendliche, die himmlische Seligkeit.

Schon sehr früh ist den Menschen aufgefallen, wie sehr Zahlen und Zahlenverhältnisse sie selbst, ihren Körper, ihre Gliedmaßen und in ihrer Symmetrie bestimmen, aber auch die umgebende Welt in Raum und Zeit sowie das Leben und die Natur mit Tag- und Nachtwechsel, wiederkehrenden Mond- und Gestirnsphasen oder Jahreszeiten ausmachen. Sie suchten Sinn und Grund hinter dem reinen Rechenwert. Es war nicht zuletzt die Musik, die Spekulationen provozierte: dieselben Töne, die das Herz des Menschen bewegen und seine seelische Gestimmtheit beeinflussen können, lassen sich mit Schwingungen, Amplituden und Frequenzen auf Zahlen zurückführen.

Besonderen Einfluss auf die Zahlenmystik hatte die Kabbala, eine um 1200 in der Provence entstandene mystische Geheimlehre des Judentums. Das Wissen um die Bedeutung der Zahlen und die Möglichkeiten von deren Kombination wurde zu einem Instrument magischer Welterkenntnis und Machtausübung.

Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet bietet in seinem Artikel Vierzig Jahre fundierte Informationen.

Web 3.0 - Leserkommentare:

Zunächst ein großes Lob für Ihre sehr verdienstvolle Arbeit am ökumenischen Lexikon, in das ich immer mal gerne hineinschaue! Jetzt habe ich für einen Vortrag eine schnelle handliche Übersicht über die Bedeutung von Zahlen im Mittelalter gesucht. An sich bin ich selbst in gewissem Sinne Experte, habe zwei Bücher (zur (Links mit Vergütung) Klosterkirche Nordshausen und über Mittelalterliche Bildwelten herausgegeben und mir liegt auch das fundamentale Werk von H. Meyer / R. Suntrup: (Link mit Vergütung) Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen vor [ein pers. Geschenk von Prof. Meyer] – von daher würde ich gerne vor allem zu zwei Zahlen, der 13 und der 15 Ergänzungs- bzw. Korrekturvorschläge machen.

Dass die Zahl 13 im Mittelalter eine Zahl für das Unglück war, kann in dieser pauschalen Aussage nicht zutreffen. Dagegen spricht sehr plakativ z. B. das Wappen meiner Heimatstadt Kassel, das auf blauem Grund neben einem silbernen Diagonalbalken (= der Fluss Fulda) 13 Kleeblätter zeigt. Es ist nicht denkbar, dass eine aufstrebenden Stadt, die zudem >Frontstadt war (eine freche Gründung gegen die Machtpolitik des Mainzer Bischofs), sich ein Wappen gibt mit einer negativen Bedeutung.
Nicht weit von Kassel entfernt, in der Stadtkirche der Kleinstadt Immenhausen, steht ein gotischer Taufstein mit 13 Seiten = dreizehn Bildflächen: 12 Apostel und Jesus am Kreuz. Oft lese ich auch, dass die Abendmahlsbilder (Jesus mit den 12 Aposteln) negativ zu deuten seien, denn Judas (der 13.) habe Jesus ja verraten und sei ausgeschert und Jesus habe dann den Tod erlitten – so vertrat es z.B. auch der soeben wieder mit einem Preis gelobte Prof. Lesch im Fernsehen; das kann ich als katholischer Theologe (und Germanist) gar nicht nachvollziehen, denn dieses Drama ist doch angelegt auf das triumphale Ende hin – und auf den allermeisten Pfingstbildern sind ebenfalls 13 Personen abgebildet: Hier Mariain der Mitte und als Ersatz für Judas dann der gewählte Matthias oder sogar, ganz unhistorisch, Paulus – Hauptsache 13! Klosterfiliationen erfolgten im Allgemeinen so, dass 13 Mönche ausgesandt wurden, ein Abt und 12 Brüder.
Das o. g. Lexikon listet akribisch auf, wie die Zahl 13 in der Patristik und in den Schriften der mittelalterlichen Theologen verwendet wird, und kommt zum Ergebnis: Das Verständnis der Dreizehn als Unglückszahl ist der Allegorese des Mittelalters … nicht vertraut. Als Beispiele für positive Sinnsetzung werden genannt: 13 = 10 + 3 = Dekalog plus Trinität = AT + NT = Gesetz und Gnade; oder 13 = 5 + 8 = Pentateuch plus Auferstehung (am 8. Tag) etc. Auch wird auf die vielfältige Verwendung im AT hingewiesen, u.a. Ezechiel 40, 11 = die 13 als Maß des Tempels, u.a.
Ich denke, man müsste in jedem Falle auf die Differenziertheit der mittelalterlichen Lebenswelt hinweisen, in der es eine Religiosität des Volkes gab, die weitgehend von magischem Denken geprägt blieb (aus keltischen und germanischen Traditionen), während die christliche Kirche sich Mühe gab, dieses zu überwinden (es durch symbolisches Denken zu ersetzen, incl. Sakramente und Sakramentalien, später Prozessionen u. a.), dazu gab es die Eigenwelt des Adels, die sich eine vitalistische Moral mit christlicher Ausstaffierung schuf. In den nicht-theologischen Sphären wird die 13 als Unglückszahl beheimatet gewesen sein, so wie auch der Glaube an die Allgegenwart von Dämonen etc. Ich fände es aber richtig, in einem christlichen Lexikon die kirchlich vertretenen Auffassungen und Inhalte der Katechese zur Geltung zu bringen, schon weil es offensichtlich notwendig ist, heute weiterhin aufklärerisch zu wirken – und auch dem in der Öffentlichkeit massiv geförderten Negativbild der Kirchen etwas entgegenzusetzen.
Die babylonische Religion und die jüdische Kabbala würde ich nicht unbedingt in Anschlag bringen, haben sie tatsächlich nachweislich eine Rolle gespielt? Die babylonische Religion kennt übrigens die 13 auch in einem positiven Sinn, und zum Judentum würde mir viel eher einfallen, dass in bestimmten Kreisen des rabbinischen Judentums die 13 die Gotteszahl schlechthin war, und zwar gematrisch [das ist die Interpretation von Worten mit Hilfe von Zahlen] aus echad (der Eine = 13) und JHWH (= 26; zusammen 39); dass dies in die mittelalterliche deutsche Lebenswelt vermittelt worden ist, scheint in meinen Augen viel wahrscheinlicher. Beim 13. Kapitel der Johannes-Offenbarung bin ich mir gar nicht sicher, ob diese Kapitel-Einteilung im MA schon bestand. Mir fällt auch noch der berühmte Klosterplan von St. Gallen ein: Im Sanctuarium, dem Gebetsraum vor dem Hochaltar, sind 13 Pulte eingezeichnet für die persönlichen Lesungen der Mönche. Auch gibt es im Baumgarten (der auch gleichzeitig der Friedhof war) 13 Baumzeichen eingetragen, doch dazu wäre noch einiges mehr zu sagen.

Zur Zahl 15 im Augenblick nur soviel: In der o. g. Klosterkirche Nordshausen steht ein Taufstein mit einem 15-er Dekor, was extrem selten ist. Das hat u. a. mit dem bei Ihnen genannten Stufenpsalm zu tun, müsste aber auch ausführlicher erläutert werden.

Mit herzlichen Grüßen aus Kassel

Dr. Josef Mense, Studiendirektor i. R. über E-Mail, 19. Juni 2020





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 13.03.2022

Quellen:

• http://gotteslob.wordpress.com/dodeka-code/

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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