Ökumenisches Heiligenlexikon

aus dem Lateinischen von Richard Benz Hinweise zur Legenda Aurea

Von Sanct Blasius


Blasius kommt von blandus, süß; oder es ist soviel wie Belasius und kommt von bela, Kleid und sior, klein. Denn er war süß in seiner Rede, gekleidet mit dem Kleid der Tugenden, klein durch die Demut seiner Sitten.


Blasius war groß in Sanftmut und Heiligkeit. Das sah das Volk des Landes Cappadocia an, darum erwählte es ihn zu einem Bischof in der Stadt Sebaste. Da nun Sanct Blasius das Bistum empfangen hatte, da ward des Kaisers Diocletianus Verfolgung wider die Christen so groß, daß er in eine Höhle mußte fliehen. Daselbst führte er ein Einsiedlerleben. Die Vögel brachten ihm Speise in seine Höhle, und das Wild kam einmütiglich zu ihm, und gingen nicht von ihm, er legte denn seine Hand auf sie und gab ihnen seinen Segen. War eines der Tiere krank, so kam es alsbald zu ihm, und er erwarb ihm Gesundheit.

Es geschah, daß der Herr des Landes seine Ritter aussandte zu jagen; die fuhren durch den Wald und fanden kein Tier. Zuletzt kamen sie von ungefähr vor die Höhle, darin Sanct Blasius wohnte: da sahen sie alle die Tiere in Scharen stehn, die sie im Walde hatten gesucht; doch mochten sie ihrer keines fangen. Da erschraken sie und kehrten wieder zu ihrem Herrn; und sagten ihm das Wunder, das ihnen begegnet war. Da sandte der Herr alsbald viele Ritter aus und gebot ihnen, daß sie den Menschen fangen sollten und alle Christen mit ihm. In der Nacht erschien unser Herr Sanct Blasio zu dreien Malen und sprach 'Hebe dich auf und bringe mir dein Opfer'. Mit dem waren auch die Ritter da und sprachen zu Blasio 'Geh heraus, der Herr des Landes hat nach dir gesandt'. Antwortete Sanct Blasius 'Seid willkommen, lieben Kinder, ich sehe nun wohl, daß Gott mein nicht vergessen hat.' Also fuhr er mit den Rittern, und predigte ihnen, und tat große Zeichen vor ihren Augen.

Da war ein Weib, das brachte ihren Sohn dar, dem war eines Fisches Gräte in seiner Kehle stecken geblieben, daß er dem Tode nahe war; und bat mit weinenden Augen um Hilfe. Sanct Blasius legte seine Hände auf den Kranken und betete, daß dieser Knabe gesund würde, und alle, die sonst in Blasii Namen um Heilung bäten; und alsbald war er gesund.

Ein armes Weib hatte ein einziges Schwein, das raubte ihr ein Wolf. Sie bat Sanct Blasium, daß er es ihr wiederschaffe. Da lächelte er und sprach 'Weib, betrübe dich nicht, du sollst deine Schwein wiederhaben.' Alsbald war der Wolf da, und gab der Witwe das Schwein wieder.

Da nun Sanct Blasius in die Stadt kam, ließ ihn der Fürst in einen Kerker werfen. Des anderen Tages hieß er ihn vor sich führen, und grüße ihn mit sanften Worten und sprach 'Freue dich Blasi, Freund der Götter.' Antwortete Blasius ' Freude auch dir, guter Fürst; aber die du Götter nennst, das sind Teufel, die die Pein des ewigen Feuers müssen leiden und mit ihnen alle, die an sie glauben.' Da ward der Fürst zornig, und hieß ihn mit Knütteln schlagen und wieder ins Gefängnis werfen. Aber Blasius sprach 'Du törichter Mensch, wähnest du durch deine Strafen die Liebe meines Gottes aus mir zu vertreiben, der meine Kraft und Stärke ist?' Als das die Witwe vernahm, der er das Schwein hatte wieder gegeben, ging sie hin und schlachtete das Schwein, und brachte ihm des Schweines Kopf und Füße, und eine Kerze und Brot. Er dankte ihr und aß; und sprach zu ihr 'Opfere jedes Jahr in der Kirche, die meinem Namen ist geweiht, eine Kerze, das soll ein Segen sein dir und allen, die es tun.' Sie tat, wie er ihr gesagt hatte, und es brachte ihr Glück und Segen.

Darnach nahm man Blasium aus dem Gefängnisse; aber da er zu den Abgöttern nicht mochte bekehrt werden, gebot der Fürst, daß man ihn an ein Holz henke, und hieß ihm das Fleisch mit eisernen Kämmen abzerren und ihn darnach wieder in den Kerker werfen. Da gingen ihm sieben Frauen nach, die sammelten die Tropfen seines Blutes. Alsbald griff man sie und wollte sie zwingen, daß sie den Abgöttern ihr Opfer brächten. Sie aber sprachen zu dem Fürsten 'Willst du, daß wir deine Götter mit Würdigkeit anbeten, so sende sie zu dem Teich, daß ihre Angesichter gewaschen werden und wir sie also rein mögen anbeten.' Da ward der Fürst froh, und ließ die Götter zu dem Teiche tragen. Da nahmen die Frauen die Götterbilder und warfen sie ihn den Teich und sprachen 'Nun sehen wir wohl, ob dies Götter sind.' Als der Fürst das vernahm, kam er vor Zorn fast von Sinnen; und schlug sich selbst und sprach zu seinen Knechten 'Warum habt ihr die Götter nicht gehalten, daß sie nicht ins Wasser wurden geworfen?' Sie antworteten 'Die Frauen haben dich mit schalkischen Worten betrogen, daß sie die Götter ins Wasser brächten'. Aber die Frauen sprachen 'Ein wahrer Gott leidet keine Listen; wären es Götter gewesen, so hätten sie vorher nicht wohl gewußt, was wir ihnen wollten tun.' Da ließ der Richter voll Grimmes siedend Blei und eiserne Kämme und sieben glühende Eisenpanzer auf die eine Seite tun und sieben weiche leinene Hemden auf die andere Seite, und sprach 'Nun wählet unter den zweien.' Da trat der Frauen eine hervor, die hatte zween junge Kinder; die nahm die leinenen Hemden und warf sie in den Feuerofen. Sprachen die Kinder 'Mutter, laß uns nicht hinter dir: speise uns mit der Süßigkeit des Himmels wie du uns mit der Süßigkeit deiner Milch hast gespeiset.' Da ließ der Richter die Frauen aufhenken und ihr Fleisch mit den eisernen Kämmen abzerren: siehe, da war ihr Fleisch weiß wie der Schnee und an des Blutes Statt floß Milch von ihrem Leib. Da sie aber in der Marter wollten verzagen, erschien ihnen der Engel des Herrn und stärkte sie, und sprach 'Fürchtet euch nicht; der ist ein guter Werkmann, der sein Werk wohl anhebt und wohl vollbringet: sein Herr wird ihn segnen für das vollbrachte Werk, er wird ihm Lohn geben für seine Arbeit, und sein Lohn ist ewige Freude.' Darnach hieß der Richter sie herabnehmen und in den feurigen Ofen setzen; aber das Feuer verlosch von Gottes Fügung, und sie gingen unverletzt hervor. Da sprach der Fürst 'Nun lasset eure Zauberei und betet unsere Götter an.' Sie antworteten 'Vollende, was du begonnen hast, denn schon sind wir gerufen zu der himmlischen Herrlichkeit.' Da gab er das Urteil, daß man sie solle enthaupten. Sie aber knieten nieder und sprachen das Gebet 'Herr vom Himmel, wir loben dich, daß du uns aus der Finsternis hast geleitet in dein süßes Licht, und uns dir zu einem Opfer hast auserwählt: nimm nun unsere Seelen auf und laß uns kommen ins ewige Leben.' Also wurden sie enthauptet, und fuhren ihre Seelen zu Gott.

Darnach ließ der Fürst Sanct Blasium vor sich führen und sprach zu ihm 'Willst du nun unsere Götter anbeten oder nicht?' Antwortete Blasius 'Gottloser, ich fürchte dein Dräuen nicht, tue was du willst, ich gebe diesen Leib gänzlich in deine Gewalt.' Da hieß der Fürst ihn in den Teich werfen. Er aber machte das Kreuz über dem Wasser, da ward es fest gleich einem dürren Erdreich. Und Blasius sprach 'Sind nun eure Götter wahre Götter, so lasset mich ihre Gewalt schauen, und gehet her zu mir auf dem Wasser.' Da gingen zu ihm fünfundsechzig Mann, die ertranken alle. Aber der Engel des Herrn kam und sprach 'Blasi, geh von dem Teich und empfange die Krone, die dir Gott bereitet hat.' Und da er von dem Wasser ging, sprach zu ihm der Fürst 'Hast du dich gänzlich bedacht, daß du den Göttern nicht willst opfern?' Antwortete Sanct Blasius 'Erkenne, du armer Mensch, daß ich bin ein Diener Christi, darum bete ich keine Teufel an.' Da befahl der Fürst, daß man ihn enthaupte; er aber betete zum Herrn, daß alle Menschen, die da ein Gebresten an ihrer Kehle hätten oder sonst ein Siechtum, und in seinem Namen Gesundheit begehrten, daß sie ihrer Bitte würden gewährt. Da kam eine Stimme vom Himmel, die sprach, daß nach seiner Bitte sollte geschehen. Also ward er enthauptet mit den zwei Kindlein; um das Jahr 287.




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Aus: Jacobus de Voragine: Legenda Aurea, Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, 13. Aufl. Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 1999 - zuletzt aktualisiert am 09.09.2016
korrekt zitieren:
Jacobus de Voragine: Legenda Aurea: Artikel
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