Ökumenisches Heiligenlexikon

Diskussion zu Maria

Zu unserem Artikel Maria verfasste unsere Mitarbeiterin C. S. einen Kommentar, v. a. zu den Ausführungen über religionsgeschichtliche Hintergründe. Darauf geantwortet hat nun unser Mitarbeiter Prof. Helmut Bouzek.
Wir stellen beide Arbeiten hier nebeneinander.

C. S. Prof. Helmut Bouzek

Ihnen ist wohl ein Erzeugnis der sogenannten feministischen Theologie mit etlichen haarsträubenden Fehlern in die Hände gefallen. Wenn man sich offensichtlich ausschließlich von einem christlichen Weltbild leiten lässt und sich hauptsächlich mit der im christlichen Bereich zirkulierenden Literatur beschäftigt, kann es bei der Beurteilung mythologischer Fakten, biblischer Personen und religionsgeschichtlicher Entwicklungen leicht zu Fehlurteilen kommen.

Sie scheinen Unbefleckte Empfängnis und Jungfräulichkeit miteinander zu vermengen.
Zwar wird in Gegenüberstellung des ersten Adam mit Christus als dem letzten Adam (vgl. 1. Korintherbrief 15, 45) vor allem die Schuld Adams betont, welche von ihm auf alle seine Nachkommen vererbt wird, aber zu diesen Nachkommen gehören Männer wie Frauen gleichermaßen, so daß auch Frauen von Beginn ihres Lebens an mit der Erbsünde belastet sind und diese ebenfalls an ihre Kinder weitergeben. Die Erbsünde haftet nämlich bereits dem Menschen als solchem an (auf biologischer Ebene wäre damit vielleicht das Genom vergleichbar, das ja auch bei einer In-vitro-Fertilisation weitergegeben wird) und nicht etwa nur dem männlichen Samen oder gar dem Zeugungsakt. Selbst wenn Anna Jungfrau gewesen wäre, hätte sie ihre eigene, durch die Erbsünde belastete Menschennatur an Maria weitergegeben, wenn nicht Gott durch ein einzigartiges Gnadenhandeln eingegriffen und so den Vererbungszusammenhang unterbrochen hätte. Ein Zusammenhang zwischen Unbefleckter (= von Erbsünde freier) Empfängnis und Jungfräulichkeit besteht daher erst bei der Empfängnis Christi durch Maria: Weil Maria selbst ohne Erbsünde war und diese somit nicht weitervererben konnte, hätte dann, wenn Maria Christus von einem Mann empfangen hätte, allein dieser die Erbsünde auf seinen Sohn übertragen. Wäre Maria nicht durch ein einzigartiges Gnadenprivileg vor der Erbsünde bewahrt worden, dann hätte aber umgekehrt auch die Nichtmitwirkung eines erbsündebelasteten Mannes bei der jungfräulichen, geistgewirkten Empfängnis Christi nicht geholfen, da dann die Erbsünde von der Mutter auf das Kind übertragen worden wäre. Nur nur in Kombination mit der Unbefleckten Empfängnis Mariens konnte die Jungfrauengeburt bewirken, daß auch Christus frei von jeder Erbsünde ist.

Die Bulle Ineffabilis Deus, durch die die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis dogmatisiert wurde, erklärt noch genauer, was mit Unbefleckter Empfängnis gemeint ist. Der Kernsatz daraus lautet: Die Lehre, daß die allerseligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis auf Grund einer besonderen Gnade und Auszeichnung von seiten des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers der ganzen Menschheit, von jeder Makel der Erbsünde bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und muß deshalb von allen Gläubigen fest und unabänderlich geglaubt werden. Wenn es in der selben Bulle heißt: Dazu kommen dann noch die herrlichen Aussprüche der Väter, mit denen sie Zeugnis von der Empfängnis der heiligen Jungfrau ablegen, so wenn sie sagen, daß bei Maria die Natur vor der Gnade gewichen sei. Die Natur habe in ihrem Unvermögen voranzuschreiten gleichsam furchtsam stillgehalten; denn es war ja bestimmt, daß die jungfräuliche Gottesmutter nicht eher von Anna empfangen wurde, als bis die Gnade ihre Frucht gebracht hatte; sollte doch die Erstgeborene empfangen werden, die selber wieder den Erstgeborenen der ganzen Schöpfung empfangen sollte. So wird damit lediglich auf die lange Unfruchtbarkeit der Ehe von Anna und JoachimJoachim angespielt, aber keinerlei Aussage über eine etwaige Jungfräulichkeit Annas getroffen.
Der gebräuchlichste Titel Marias: Gottesmutter bzw. Mutter Gottes wurde 431 dogmatisch beim Konzil von Ephesus – ursprünglich als Gottesgebärerin - definiert. Er bringt zum Ausdruck, dass ihr Sohn Jesus tatsächlich als ganzer Mensch von einer Frau geboren und zugleich Gott ist - die Hypostatische Union - und schützt so das Christusverständnis vor einseitigen Häresien.

Die Gottesmutterschaft Mariens ist Fundamentalprinzip und Grundlage der ganzen Marienlehre und vieler liturgischer und künstlerischer Ausdrucksformen. Religionsgeschichtliche Parallelen mit Muttergottheiten heidnischer Kulturen wies und weist die Kirche der Einzigartigkeit Christi und seiner gott-menschlichen Natur wegen immer zurück.

Man könnte nun annehmen, dass Maria schon in der Bibel triumphiert hat, so wie sie später im Bewusstsein vieler Gläubiger oft sogar ihren göttlichen Sohn verdrängt hat. Das Gegenteil ist der Fall.
Das ganze Neue Testament berichtet ohne jede besondere Verehrung von ihr. Paulus, der älteste christliche Autor, erwähnt sie so wenig wie der älteste Evangelist Markus. Aber auch das Johannesevangelium, der Hebräerbrief und die Apostelgeschichte ignorieren sie. Und Jesus selbst, der in der Heiligen Schrift mit sieben Geschwistern und als erster Sohn Mariens figuriert, schweigt über seine Geburt aus der Jungfrau. Er nennt sie nie Mutter, fährt sie hart an, und sie hält ihn für verrückt.
Kein Kirchenvater kannte vor dem 3. Jahrhundert ihre dauernde Jungfrauenschaft, keiner bis ins 6. Jahrhundert ihre Leibliche Himmelfahrt. Und der später dogmatische Glaube an ihre Unbefleckte Empfängnis wurde von großen Heiligen wie Bernhard von Clairvaux, Bonaventura, Albertus Magnus und Thomas von Aquin mit Berufung auf Augustinus von Hippo, als Aberglaube bekämpft!

Man könnte auch glauben, mit Maria sei etwas Neues und Einzigartiges in der Religionsgeschichte gegeben. Dem ist nicht so, es handelt sich nur um die christliche Fortsetzung der antiken Großen Mutter, des ältesten Menschheitsidols. Die Sumerer nannten sie Inanna, Ištar die Babylonier, Schauschga die Churriten, Mylitta die Assyrer, Atargatis die Syrer, Astarte die Phönizier, als Aschere, Anath oder Baalat (die Partnerin des Baals) bezeichnen sie die Schriften des Alten Testaments, als Kybele kannten sie die Phrygier, als Gäa, Rhea und Aphrodite die Griechen und als Magna MaterMagna Mater die Römer.

Zum Thema der Unbefleckten Empfängnis siehe auch die => Ausführungen beim Artikel Unbefleckten Empfängnis

Zum Thema der Jungfrauengeburt siehe auch => Jungfräulichkeit – Jungfrauengeburt

Die Aussage, die ägyptische Göttin Isis sei Jungfrau und Mutter gewesen, trifft überhaupt nicht zu. Nach dem Mythos von Isis und Osiris waren die drei Götter Isis, Osiris und Seth Geschwister, wobei die miteinander verheirateten Zwillinge Isis und Osiris nach einer Überlieferung sogar schon im Mutterleib miteinander Geschlechtsverkehr hatten, so daß Isis schon bei ihrer Geburt nicht mehr Jungfrau war. Osiris und Seth konkurrierten später um die Herrschaft und Seth ermordete Osiris, zerstückelte die Leiche und verstreute die Teile. Isis sammelte sie einschließlich des Penis' wieder ein und setzte sie zu einer Mumie zusammen. Mit Hilfe ihrer Zauberkünste gelang es ihr, die Mumie soweit wiederzubeleben, daß sie beim Geschlechtsverkehr mit dieser den Sohn Horus empfangen konnte. Als Horus erwachsen war, kämpfte er mit seinem Onkel Seth um das Erbe des Osiris, wobei er unter anderem die Zauberkraft seiner Mutter nutzte, um Seth zu vergewaltigen und seinerseits einer Vergewaltigung durch diesen zu entgehen. (In dem Artikel Homosexualität aus dem Lexikon der Ägyptologie sowie im Artikel Horus und Seth wird nicht ganz klar ausgesprochen, daß Horus den Seth vergewaltigt hat; im Artikel Thot wird eindeutig gesagt, daß Seth den von Horus gezeugten Thot geboren hat.) Überdies soll Horus auch seine Mutter Isis vergewaltigt haben. Diese Geschichte von Nekrophilie, Inzest, Homosexualität und Vergewaltung ist daher besonders weit von christlichem Glauben und christlicher Moral entfernt und es kann von einem Gläubigen nur als blasphemisch angesehen werden, wenn Isis mit Maria und Horus mit Jesus „Christus” von Nazaret verglichen werden. In Ägypten war sie Isis, das haargenaue Vorbild Mariens.

Der Isis-Mythenzyklus ist sehr alt, so alt wie die Geschichte Ägyptens selbst. Schon 4241 v. Chr. sind die fünf großen Gottheiten Ägyptens – Isis, Osiris, Horus, Seth und Nephthys – durch die Kalenderregelung vom 19. Juli dieses Jahres belegt, wobei für die Zeit davor eine lange mündliche Tradition vorausgesetzt werden kann, die bis in die Jungsteinzeit Ägyptens zurückreicht.
Als Horus-Osiris-Kult der Pharaonen setzte er sich während der ganzen ägyptischen Geschichte fort. Isis selbst blieb immer eine volkstümliche Göttin der Frauen und Bauern und wurde in allen Epochen der ägyptischen Geschichte vom Volk verehrt. In der ägyptischen Spätzeit (Neues Reich) wurde der Glaube an die Triade Isis-Osiris-Horus über seine dynastische Bindung hinaus zur Heilslehre für Millionen Menschen, die sich mit diesen Göttern identifizierten.
Die Isis-Verehrung dauerte auf der - heute im Assuan-Stausee untergegangen Insel Philae - bis ins 6. Jahrhundert n. Chr., das heißt, über die römische Kolonialzeit hinaus. Sie verbreitete sich von Ägypten aus in der gesamten hellenistisch-römischen Welt, wie Isis-Kulte in Rom und in allen Provinzen des römischen Imperiums, auch in Germanien, zeigen.

Konkreter als in den archaischen Bildern von Neith, der Urgöttin und Schöpferin, und Nut, der großen Himmelsgöttin, mit ihren Heroskönigen erkennt man die matriarchale Konstellation von Göttin und König bei Isis und Osiris.
Isis wird – wie alle Königinmütter oder Königinschwestern im frühen Ägypten – als Souveränin des Landes beschrieben. Sie galt als Schöpferin der Pflanzenzucht und des Ackerbaus und lehrte den Menschen diese Künste. Osiris symbolisierte das befruchtende Nilwasser und war Isis' Gefährte und König, seine Kraft ließ die Erde Ägyptens ergrünen. Er lernte die neue Kultur des Ackerbaus von Isis und erhielt von ihr als seiner Schutzherrin den Auftrag, sie in die Welt hinauszutragen. Er erfüllte diesen Auftrag als ihr Delegierter und verbreitete die Ackerbaukultur nicht durch Eroberung, sondern ausschließlich mit friedlichen Mitteln. So wurde Osiris zum Kulturbringer-Heros wie der spätere griechische Triptolemos und Iakchos-Dionysos, die Kulturbringer-Heroen der Demeter. Die altgriechische Demeter-Religion war die direkte Nachfahrin der ägyptischen Isis-Religion.

Im Gegensatz zur unsterblichen Göttin Isis war Osiris sterblich, Sein Feind Seth, die Dürre, raffte ihn dahin; hier zeigt sich das klassische Muster matriarchaler Mythologie. Osiris repräsentierte das vergängliche Prinzip, die Vegetation, die jährlich kommt und geht. Isis verkörperte hingegen das Land Ägypten selber, das nicht vergeht, auch wenn es Zeiten der Hochzeit – die Fruchtbarkeit bei der Nilschwelle – und Zeiten der Trauer – die Trockenheit beim Absinken des Nils – erlebt. Dieses Muster war weltweit verbreitet.

Die matriarchale Gesellschaftsordnung Ägyptens wurde später von anderen politischen Tendenzen überlagert und verdrängt. Das zeigt sich deutlich in der Gestalt des Seth. Als Osiris die Ackerbaukultur nilaufwärts verbreitete, kam es zu Spannungen, die zu seiner Ermordung führten. Damit zeigt sich, dass je mehr die ägyptische Ackerbaukultur im Lauf ihrer Geschichte von kriegerischen Eindringlingen von außen bedroht wurde, Seth umso mehr mit der Vorstellung des Feindes von außen verbunden wurde.
Diese Feinde waren zunächst kriegerische Nomadenstämme aus Äthiopien im Süden oder aus den Wüstengebieten Libyens im Westen, welche die Ackerbaukultur am Nil regelmäßig überfielen. Später waren es die patriarchalen Hyksos aus dem nördlichen Vorderen Orient, die Ägypten mit Streitwagen eroberten und einer brutalen Militärherrschaft unterwarfen.

Die Triade Isis-Osiris-Horus erschien als die große Götterdreiheit Ägyptens von der frühen Geschichte bis zur Spätzeit. Trotz aller Sonnenverehrung haben sich viele Pharaonen im Leben mit Horus und im Tod mit Osiris identifiziert, und Isis war und blieb die meistverehrte Göttin des Landes. In der Spätzeit Ägyptens, als das Reich streng patriarchalisch beherrscht wurde, steckte im endgültigen Sieg der Isis über Re auch eine opositionell-utopische Sichtweise seitens des Volkes, denn beim Volk gewann der Isis-Kult zuletzt den Charakter einer Erlösungsreligion, mit der Hoffnung auf unbestechliche Gerechtigkeit und ein glückliches Weiterleben bei Osiris im Jenseits für alle Menschen und nicht nur für die Pharaonen.
Für Millionen von Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen im Mittelmeerraum und im Europa wurde sie Gegenkraft gegen die Brutalität einer Welt der Cäsaren und militärischen Großreiche. Sie hat aufs Nachhaltigste die Erlösungsreligion des Christentums beeinflusst, die in der selben Zeit entstand.

Bei Beachtung der historischen Entwicklung Ägyptens und Berücksichtigung der vorstehenden Fakten werden möglicherweise auch gläubige Christen ein besseres Verständnis für die Kämpfe der Götter und deren Gewaltakte aufbringen können, sich nicht mit Grauen abwenden und von Blasphemie sprechen, wenn der Zusammenhang zwischen Isis und Maria aufgezeigt wird.

Wie im Christentum, das seine geschichtlichen Wurzeln im Judentum und im Hellenismus hat, so wurden auch in den verschiedenen Mythologien Götter und Heroen sowie Ereignisse oft höchst unterschiedlich beschrieben.
Bei Isis, so ist nachzulesen, verehrten die Menschen vor allem ihre Mütterlichkeit und sahen in ihr die Ernährerin und Beschützerin. Gleichzeitig galt sie ihnen als Jungfrau. Ein Hymnus legte ihr die Worte in den Mund: Ich bin Isis, ich wache! Ich bin die Mutter des Horus, ich bin die Schwester des Osiris, ich bin die Zauberkräftige, ich bin die große Jungfrau.
Ihre Anhänger gaben der Göttin u. a. den Titel Theotokos, die Gottesgebärerin.
Weitere Feststellungen dieser Göttin waren: Ich, Isis, bin zauberkräftiger und ehrwürdiger als die übrigen Götter oder Ich bin das All, das gewesen ist, das noch ist, und das sein wird und meinen Mantel hat noch kein Sterblicher aufgedeckt. Isis galt als die Jungfrau, die alles aus sich selbst hervorbringen konnte. Sie war, wie sich zeigt, Jungfrau und Mutter – wie Maria auch.

Nach dem ägyptischen Schöpfungsbericht war die Himmelskönigin Nut von Geb, dem Gott der Vegetation, vom Sonnengott Re und vom Mondgott Toth schwanger. Die großen Gottheiten Ägyptens, die sie nacheinander Tag für Tag gebar, haben alle zusammen in ihrem schwangeren Leib gewohnt und waren deshalb Geschwister.
Am ersten und zweiten Tag gebar sie die Kinder des Geb, ihren ältesten Sohn Osiris und ihre sanfte Tochter Nephthys. Am dritten und vierten Tag gebar sie die Kinder des Re, den wilden Seth und ihre zweite Tochter Hathor. Am fünften Tag gebar sie das einige Kind des Toth, ihre jüngste Tochter Isis.
Nach einer anderen Darstellung war Isis die Tochter des Geb. Doch unabhängig davon, wer als Vater in Betracht kommt, findet man die Schilderung, dass sich Osiris in seine Schwester bzw. Halbschwester Isis verliebte. Nur von Liebe wird berichtet, nicht von Geschlechtsverkehr.
Der Osirismythos, der die Grundlage für den Isis- und Osiriskult darstellt, ist erst durch das Werk Über Isis und Osiris des griechischen Philosophen und Schriftsteller Plutarch in geschlossener Erzählform überliefert. Diese Fassung stimmt jedoch in einigen wichtigen Passagen nicht mit den ägyptischen Originaltexten überein, die in sich aber auch nicht vollkommen konsistent sind.
Die Verfasserin des Leserkommentars C. S. könnte sich an den Schilderungen Plutarchs orientiert und dabei übersehen haben, dass er dafür den Konjunktiv gewählt hat: gêmasthai de tôi Tuphôni tên Nephtun. Isin de kai Osirin erôntas allêlôn kai prin ê genesthai kata gastros hupo skotôi suneinai, Nephthys soll dann dem Typhon [Seth] zur Frau gegeben worden sein. Isis aber und Osiris, die einander liebten, seien vor ihrer Geburt im Mutterleib im Dunkeln zusammengekommen.

Im Leserkommentar C. S. wird behauptet, Isis habe alle Teile des ermordeten Osiris, einschließlich seines Gliedes (Penis, Phallus) gefunden. In mehreren Texten – so auch bei Plutarch – heißt es, dass Isis den Penis des Osiris nicht fand: monon de tôn merôn tou Osiridos tên Isin ouch heurein to aidoion euthus gar eis ton potamon rhiphênai kai geusasthai ton te lepidôton autou kai ton phagron kai ton oxurunchon [hôs] hous malista tôn ichthuôn aphosiousthai, bloß das Geschlechtsglied des Osiris hat Isis unter diesen Gliedern nicht gefunden; denn es ist sofort in den Fluss geworfen worden und der Lepidotos habe davon gegessen, und der Phagros und der Oxyrhinchos, weshalb man auch vor diesen Fischen die größte Scheu habe.
Weiter: tên d' Isin ant ekeinou mimêma poiêsamenên kathierôsai ton phallon hôi kai nun eortazein tous Aiguptious, Isis hat dafür eine Nachbildung hergestellt und den Phallus geheiligt, dem auch noch jetzt die Ägypter ein Fest feiern.

Isis besann sich darauf, dass sie eine Große Zauberin war, die Göttin, deren magisches Wissen das aller Götter übertraf. Durch ihre Zauberkräfte gelang es ihr, in Gestalt einer Gabelweihe, auch Rotmilan genannt, von Osiris ein Kind zu empfangen.
Bekannt ist in diesem Zusammenhang die Darstellung der Göttin Isis als Ba-Vogel, der über Osiris schwebt und den Leichnam neu beseelt, also wieder belebt, und es zur Zeugung des Horus kommt. Manche Experten sehen darin ein Art jungfräuliche Empfängnis.
Bei Maria war die Sache angeblich umgekehrt, da schwebte der Vogel, die Taube, das Symbol der Liebesgöttin Aphrodite (Venus), über ihr und dabei wurde ihr erster Sohn gezeugt.

Isis war sehr glücklich über die Geburt ihres Sohnes. Doch ihre Freude währte nicht lange. Toth erschien und drängte Isis, vor dem herannahenden Seth zu fliehen. Er empfahl ihr, sich so lange zu verstecken, bis ihr Sohn alt genug wäre, auf dem Thron Ägyptens zu sitzen. Und so entschloss sich Isis, sich mit ihrem Sohn noch tiefer in den Sümpfen des Nildeltas zu verstecken.
Nach Matthäusevangelium 2, 13 floh Maria mit ihrem Sohn und Ehemann nach Ägypten, um den Nachstellungen des Königs Herodes zu entgehen.

Da im Leserkommentar C. S. die Feststellung getroffen worden ist, dass Isis die Mumie des Osiris wiederbelebt hat, ist die Behauptung, bei der Vereinigung der beiden handelte es sich um Nekrophilie, unzutreffend.
Es erscheint durchaus legitim, Isis mit Maria und Horus (Harpokrates – die gräzisierte Form des ägyptischen Har-pe-chrot) mit Jesus zu vergleichen.
Es ist weder für Maria noch für gläubige Christen schimpflich, wenn festgestellt wird, dass es schon in der Isisreligion Offenbarungen, heilige Schriften, eine feste Tradition, eine alle Tempel umfassende Kirchenorganisation, eine hierarchische Gliederung von Laien, Geweihten und Priestern gab. Man kannte stundenlange Litaneien, Prozessionen, Fasten, Andachtszeiten, Exerzitien und machte weder soziale noch völkische oder rassische Unterschiede.
Isis, von der – wie man lesen kann – die gleiche Ruhe ausströmte wie später von Maria, war voll mütterlicher Gnade und Erbarmen, sie versprach Hilfe und spendete Trost, und die ihr dargebrachten Gebete, die den Mariengebeten stark ähneln, zeugen von einem inbrünstigen Glauben. Besonders Mädchen und Frauen flehten die antike Gottesmutter an. Noch in aussichtslosen Fällen vermittelte sie Rettung und heilte Blinde und Gelähmte.
Lange vor Maria verehrte man die heidnische Madonna als liebe Herrin, liebreiche Mutter, thronende Göttin, Himmelskönigin, Meereskönigin, Gnadenspenderin, Unbefleckte, oder Sancta Regina. Isis war – hier fällt einem wahrscheinlich das katholische Lied Maria Maienkönigin ein – die Mutter des Grünen und Blühens.
Wie Jesu Mutter Schmerzensmutter wurde, war schon Isis mater dolorosa. Dazu ist festzuhalten, dass die Vorstellung von der Schmerzensmutter, die den toten Sohn beweint, der heidnischen Mythologie längst geläufig war (Arthur Drews).

Bereits im alten Ägypten führte Isis den Titel Mutter Gottes, der vom 3. Jahrhundert an allmählich auf Maria übertragen wurde, bezeichnenderweise zuerst in Ägyptern durch den christlichen Gelehrten und Theologen Origenes.
Und im 5. Jahrhundert musste Isis ihren Titel deipara, Gottesmutter, theotokos, Gottesgebärerin nach einem langen dogmatischen Streit 431 auf dem Konzil von Ephesus an die Mutter Jesu abtreten. Dass gerade in Ephesus ein mit der Isisreligion verschmolzener Artemiskult noch immer sehr beliebt und die Stadt ein Hauptsitz der heidnischen Muttergöttin war, dürfte am dortigen Zustandekommen des Dogmas von der Gottesmutterschaft Marias mitgewirkt haben. Artemis, die von Zeus mit ewiger Jungfräulichkeit Begnadete, hieß in Ephesus Gebetserhörerin und Retterin und der Mai wurde hier, wie später im Marienkult, als ihr Monat besonders gefeiert. Sogar die vom Himmel gefallenen Bilder der Artemis von Ephesus gingen im Glauben an die vom Himmel gefallenen Marienbilder in die Kirche über. So verschmolz die hochverehrte ephesische Stadtgöttin schließlich mit Maria, wobei das Dogma auf dem Konzil von Ephesus riesige Bestechungsgelder mitentschied.

Auch die Empfängnis der Maria legt die Kirche aufgrund einer in die lukanische Legende hineingedeutete Berechnung in dieselbe Jahreszeit, in der auch die Empfängnis der Isis stattfand.
Ebenso vererbte Isis den blauen sternengeschmückten Mantel in den künstlerischen Darstellungen als Madonna ihrer Nachfolgerin. Maria erhielt auch die Isisattribute Mondsichel und Stern, wie in der ganzen altchristliche Kunst kaum ein Thema ohne ein heidnisches Gleichnis auskam. Und da es einst auch schwarze Isisbilder gab, so wurde auch der Teint Marias manchmal dunkel bis schwarz und diese schwarzen Madonnen kamen in den Ruf besonderer Heiligkeit.

Von religionsgeschichtlichem Interesse sind mit Sicherheit die Vergleiche Jesu mit Horus, Asklepios, Herakles und Dionysos.

Daß die Göttin Anat sexuell enthaltsam ist, dürfte – abgesehen von der im Artikel Homosexualität aus dem Lexikon der Ägyptologie erwähnten transsexuellen Vergewaltigung durch Seth – zwar stimmen, aber davon, daß sie trotzdem ein Kind gebiert, weiß jedenfalls das wissenschaftliche Bibellexikon nichts, denn ihre Bezeichnung durch Ramses II. als seine Mutter ist, wie das WiBiLex schreibt, nicht im Sinne einer körperlichen Verbindung zu verstehen. Ansonsten ist keine Ähnlichkeit zwischen der agressiven und grausamen Anat und der demütigen, als Königin des Friedens verehrten Magd des Herrn zu erkennen.

Bei der ebenfalls sehr kriegerischen Astarte spricht schon das in der Heiligen Schrift angeprangerte (vgl. 1. Könige 14, 24; 23, 7) Vorhandensein von Hierodulen, griechisch: heilige Diener in ihrem Kult gegen sexuelle Enthaltsamkeit der Göttin selbst. Vielmehr ist sie, die mit der babylonischen Istar gleichzusetzen ist, Göttin der Wollust, Mutter u. Dirne zugleich (F. Nötscher: Astarte. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 1, Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart 1950).
Anat oder Anath (Vorsorge, Vorsehung, Himmelswille) ist eine altägyptische bzw. eine altassyrische Göttin des Krieges und Schutzgöttin gegen wilde Tiere, die wahrscheinlich durch vorderasiatische Immigranten nach Ägypten kam. Neben ihrer Rolle als Kriegsgöttin fungierte Anat auch als Liebesgöttin.
Aus den mythologischen Texten von Ugarit geht hervor, dass sie die Tochter des El und der Göttin Aschera war und mit ihrem Bruder Ba’al verheiratet war, wenngleich auch der Seuchengott Reschef als ihr Gatte genannt wird. Sie war die Urmutter, aus der das Weltall und alle Götter hervorgegangen sind. Als Liebesgöttin verlor sie niemals ihre Jungfernschaft, obwohl sie Geliebte aller Götter war.

Marias Titel Königin des Friedens ist seit seiner Aufnahme im Jahr 1917 in die Lauretanische Litanei durch Papst Benedikt XV. verbreitet.
Diesem Titel könnte gegenübergestellt werden: Liebe Frau vom Schlachtfeld. Schon oströmische Truppen nahmen ihr Bild mit in den Krieg, das auch im Kaiserpalast von Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - und in der Stadt stand. Zahlreiche katholische Großschlächter waren Marienverehrer. Kaiser Justinian I., der mit päpstlichem Beistand zwei Germanenvölker – Vandalen und Ostgoten – ausrottete, schrieb seinen Sieg Maria zu. Ebenso erkor sie sein Neffe Justinus II. zur Schutzherrin im Kampf gegen die Perser. Die Kriegsschiffe des Kaisers Heraklios zeigten Madonnenbilder am Bug. Dazu gesellten sich später König Chlodwig, Karl Martell und Karl I. „der Große”, der neben und unter vielen Frauen und Nebenfrauen immer ein Marienbild auf der Brust trug und in 46 Regierungsjahren auf fast 50 Feldzügen ganze Völker dezimierte.
Das ganze Mittelalter war eine Hochblüte der Marienminne und der scheußlichen Marien-Schlächtereien. Hier darf an die Kreuzzüge erinnert werden und an die Ritter des Deutschen Ordens, die im Osten allein im Dienst der himmlischen Dame Maria mordeten. Die Massakrierung der Albigenser war ein Triumphzug Unsere Lieben Frau vom Siege. Nicht vergessen werden darf der Krieg gegen den Islam in Spanien von 711 bis 1492.

Überall entfaltete sich die marianische Dynamik der Geschichte. Im Kampf um Belgrad 1456) – eine marianische Waffentat unter der Führung des großen Marienpredigers Johannes von Capestrano, der auch unzählige Juden auf dem Gewissen hatte, sollen 80.000 Türken mit Marias Hilfe umgekommen sein.
In der Neuen Welt war der Bluthund Hernán (auch Hernando) Cotez ein Marienverherrlicher.
Bekannter sind vielleicht auch die Ereignisse während des Dreißigjährigen Krieges, in dem der Kaiserliche General Johannes Tserclaes Graf Tilly 32 Siege im Zeichen Unserer Lieben Frau von Altötting errang, ehe er, trotz Maria, dem Ketzer Gustav II. Adolf erlag. Noch näher sind für den gegenwärtigen Betrachter die zurückliegenden kriegerischen Ereignisse im Namen Marias oder mit deren vermeintlicher Mithilfe im 20. Jahrhundert, die den Rahmen dieser Bemerkungen sprengen würden.

Aus dem Umstand, daß Ischtar keinen Ehemann hat (wobei sie diesen Zustand selbst herbeigeführt hat, indem sie ihren Mann der Unterwelt auslieferte), zu schließen, sie sei jungfäulich, ist ein völliger Trugschluß, da die Freiheit von ehelichen Banden bei Ischtar nur zu besonders ausgeprägter Promiskuität führt. So wird sie Hierodule des Ani genannt (Inanna/Ištar). In: Reallexikon der Assyrologie, Bd. 5, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1980), von dem womöglich auch ihre Kinder abstammen, und schon die Namen ihres Schmucks und ihrer Schminke verraten ihre Verführungsabsichten. Da "fast kein Bereich des menschlichen Lebens … nicht in ihre Zuständigkeit fällt, gibt es zwar notwendigerweise Überschneidungen mit dem Zuständigkeitsbereich Marias, aber während bei Ischtar ihre primäre Aufgabe im Bereich der Sexualität liegt (Manfred Hutter: Ischtar, In: Lexikon für Theologie und Kirche, Herder, Freiburg im Breisgau 1996), kann man dies bei Maria wirklich nicht sagen. Als im Alten Orient der Prozess der Assimilierung oder Gleichsetzung ähnlicher Gottheiten erfolgte, erhob sich die akkadisch-baylonische Göttin Ištar aus der Menge minder bedeutender Göttinnen und wurde zu einer facettenreichen Verkörperung der vielfältigen Möglichkeitten der Weiblichkeit. Sie war die Mutter, die ihre schweren Brüste hielt, die Symbole ihrer Liebe und Fürsorglichkeit; sie war die jungfräuliche Kriegerin Hanata, die mit jedem kämpfte, der ihre Kraft und ihren Einfluss zu mindern versuchte. Sie war die Lüsterne, unentwegt darum bemüht, einen neuen Liebhaber zu finden - ganz gleich ob göttlich, menschlich oder tierisch. Sie war Richterin und Ratgeberin, als Mondgöttin die Licht Gebende und voller Weisheit hoch über den Dingen Stehende, der die Frauen ihres Landes nacheiferten.
Die babylonische Ištar ist eine spätere, vielschichtigere Ausprägung der sumerischen Inanna, und ihre Mythen ähneln einander in vieler Hinsicht. Beide liebten einen Vegetationsgott, der fortwährend starb und ebenso fortwährend wiedergeboren wurde.
Wie die ägyptische Göttin Isis vom Weisheitsgott Toth, so erhielt Inanna ihre Kraft und Weisheit vor allem von Enki, dem Gott der abgründigen Wassertiefe und Weisheit. Die so genannten me-Kräfte, die sie erhielt, repräsentierten die Ordnungskräfte, welche die Welt zusammenhielten. Zu diesen Kräften gehörten allerdings auch Abstieg in die Unterwelt und Aufstieg aus der Unterwelt. Und dieses Thema bildete das Kernstück der Inanna-Mythologie. Es ist das Thema, das – in Variationen – den Vorderen Orient über Jahrtausende beherschte und bis heute noch das Zentrum auch des christlichen Glaubens bildet, der ja auch durch vorderorientalische Überlieferungen gespeist wurde.

Im Epos Inannas Abstieg in die Unterwelt muss Inanna ihre göttlichen Insignien abgeben, ehe sie vor Ereškigal tritt. Nachdem Inanna die Macht Ereškigals anerkannt hatte und von ihr getötet wurde, erfolgte durch Intervention Aşu-šu-namirs die Wiedergeburt Inannas durch Ereškigal selbst. Inanna trat den Rückweg in das Reich der Lebenden an. Ereškigal forderte aber Ersatz, der statt ihrer in der Unterwelt bleiben sollte.

Hier kommt nun Inannas Geliebter und Gatte Dumu-zi (akkadisch: Tammuz) ins Spiel. Aufgrund seiner Grobheit hatte Inanna zunächst das Liebeswerben des Hirtengottes zurückgewiesen, bis Utu, der Sonnengott (akkadisch Schamasch), vermittelte und seiner Schwester den Hirten als Liebespartner schmackhaft machte. Darüber gibt es eine Reihe von ergreifenden Liebesgedichten, in denen beide einander in ihren körperlichen Reizen feiern, mit Worten, die noch im Hohenlied der Bibel nachklingen.
Dumu-zi ist auch der Gott des Getreides bzw. die göttliche Kraft im Getreide. Somit förderte die Heilige Hochzeit zwischen Inanna und Dumu-zi zugleich die Wachstumskräfte im Land. Dieser Ritus wurde alljährlich zum Neujahrsfest vollzogen, zur Zeit der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche, zu der die Juden bis heute ihr Neujahrfest feiern.
Dumu-zi, der der Einzige war, der während der Unterweltszeit nicht um Inanna getrauert hatte, musste nun seinerseits den Weg in die Unterwelt antreten. Inanna überließ ihren Gatten aber keineswegs seinem Schicksal, sondern bracht ihn wieder an die obere Welt zurück. Für ihn stieg nun seine Schwester Geštinanna, die Göttin der himmlischen Weinrebe, in die Unterwelt hinab und Inanna entschied, dass beide im Wechsel ein halbes Jahr unter der Erde verbringen sollten, was im Naturkreislauf durchaus Sinn macht.

Es sind von der Kritikerin zwar Überschneidungen mit Maria erkannt worden, nicht jedoch, dass in der Marienbiographie nur Beispiele für Muttergöttinnen, ohne deren Sexualverhalten, angeführt worden sind, und auch nicht die Bedeutung der Mythen sowie der Sinn die Tempelprostitution. Hier ist auch zu erwähnen, dass es Publikationen gibt, die der Maria von Nazaret diese Tätigkeit unterstellen.

Die Beschreibung der Artemis als Göttin der Amazonen, der kriegerischen Jungfrauen des alten Griechenland ist ebenfalls unzutreffend. Zum einen gehören die Amazonen nicht nach Griechenland, auch wenn griechische Autoren von ihnen berichten, sondern sie galten vielmehr als geradezu exemplarisch fremd und ungriechisch, da bei den Griechen die Frauen gerade nicht kämpften. Die Amazonen blieben auch nicht Jungfrauen, denn da sie in ihrem eigenen Volk alle Knaben töteten und nur die Mädchen großzogen, schliefen sie mit den Männern eines Nachbarvolkes, um auf diese Weise Kinder zu bekommen. Und auch wenn Artemis von den Amazonen verehrt wurde (angeblich, denn die Amazonen waren ja kein reales, sondern nur ein mythischen Volk), so war sie doch keineswegs allein deren Göttin, sondern in erster Linie die griechische Göttin der Jagd und der Initiation und zwar sowohl der Mädchen als auch der Knaben.

Vor diesem Hintergrund lediglich vereinzelter ähnlicher Züge läßt es sich auch nicht rechtfertigen, die Verehrung Marias als Auferstehung der Muttergöttin früherer Jahrtausende zu bezeichnen. Schließlich würde auch niemand von einer Auferstehung der Gewittergottheiten Zeus oder Thor sprechen, nur weil meine Großmutter, wenn es donnert, gerne sagt: Da Himmebabba schimpft.
Die Beschreibung der Artemis als Göttin der Amazonen, der kriegerischen Jungfrauen des alten Griechenland, ist nicht ganz unzutreffend.
Zur Zeit der griechischen Antike waren sie in aller Munde. Die Amazonen waren in der antiken griechischen Kultur nahezu omnipräsent: von den Küsten des Schwarzen Meeres über Kleinasien und Griechenland bis hin nach Afrika, sei es durch die mündliche Tradition oder die darstellende Kunst. Jedes Kind und jeder Erwachsene des griechischen Kulturkreises wird daher unweigerlich gewusst haben, wer diese sagenhaften Frauen gewesen sind und welche Taten man ihnen zuschrieb – doch keiner wird Amazonen je zu Gesicht bekommen haben, zumindest nicht so, wie sie in den Legenden beschrieben wurden.
Artemis, die Tochter des Zeus und der Leto sowie Zwillingsschwester des Apollon wurde auf Delos geboren. Kaum hatte sie sich dem Schoß ihrer Mutter entwunden, stand sie dieser schon bei der Geburt des Apollon als Hebamme bei, da Eilleithyia von der eifersüchtigen Hera gehindert worden war, ihren Dienst zu versehen. Deshalb wurde Artemis später in Griechenland und als Diana bei den Römern als Geburthelferin verehrt.
Sie erbat sich von ihrem Vater Zeus ewige Jungfräulichkeit, griff wie Apollon zu Pfeil und Bogen und wählte die Wälder und Gebirge zu ihrem Aufenthalt. Sie forderte unbefleckte Jungfräulichkeit nicht nur von allen Nymphen ihres Gefolges, sondern auch von der Priesterschaft ihrer Heiligtümer.
Den glänzendsten Tempel besaß sie in Ephesos – das Artemision -, wo sie, wie man aus Funden erkennen konnte, Züge der ägyptischen Isis und der phrygischen Muttergottin Kybele angenommen hatte. Dieser Tempel soll von der Amazonenkönigin Otrere, der Geliebten des Ares und der Mutter der Penthesilea, gegründet worden sein.
Es gibt eine Reihe von Gründungsmythen, in denen Amazonen eine Rolle spielen: So gründeten sie die Städte Kyme - heute Ruinen bei Aliağa in der Türkei - und Myrina auf der griechischen Insel Lemnos. Die Amazone Smyrna gründete an der kleinasiatischen Küste – im griechischen Ionien - die gleichnamige Stadt - das heutige Izmir - und etwa 100 km südlich die Amazone Anaia ihre Stadt - heute Ruinen in Soğucak - nahe der heutigen türkischen Küstenstadt Kuşadasi.
Die Amazonen verehrten Ares, den griechischen Gott des schrecklichen Krieges, des Blutbades und des Massakers, sowie die jungfräuliche Artemis, von der in der Publikation im Ökumenischen Heiligenlexikon nicht behauptet wird, dass sie die alleinige Göttin der Amazonen war.

Von dem in ihrem Artikel ebenfalls erwähnten Buddah und seiner Mutter weiß ich fast nichts, weswegen ich hierzu nichts sagen kann, aber da die Aussagen über die antiken Göttinnen so wenig stimmen, bin ich hier jedenfalls skeptisch, und soviel ich weiß, soll Buddahs Lebensgeschichte der des heiligen Franziskus ähneln, er also ein Sohn eines reichen Mannes (wohl eines Fürsten) gewesen sein, der sich nach einer sorglosen, vor allem dem Vergnügen hingegebenen Jugend als junger Mann bekehrte und fortan ein Leben in freiwilliger Armut führte. Buddha hätte demnach sehr wohl einen Vater. Auch führt mich die im Artikel zitierte Aussage, Buddahs Mutter sei ein reines Gefäß natürlicher Tugendhaftigkeit, frei von körperlichen Plagen und Begierden gewesen, keineswegs zu dem Schluß, daß sie deswegen ihren Sohn ohne menschlichen Erzeuger empfangen und als Jungfrau geboren habe, schließlich ist es ja weder unrein oder untugendhaft noch eine körperliche Plage, wenn eine Frau von ihrem Mann ein Kind empfängt, und bei der in Indien üblichen arrangierten Ehe oft noch im Kindesalter muß auch bei einer ehelichen Verbindung nicht viel Begierde im Spiel sein. Das fehlende Wissen über Buddha Shakyamuni (Siddhartha Gautama) lässt sich leicht erwerben, es gibt genügend einschlägige Litaratur.
Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer hat einst festgestellt: Alles, was im Christentum ist, findet sich auch im Brahmaismus und Buddhaismus. Die Verwandtschaft von Christentum und Buddhismus hat Schopenhauer richtig erkannt, auch wenn er die ganz andere Auffassung vom Leid in beiden Religionen übersah.
Die Geschichte des zum Buddha, der Erleuchtete, gewordenen Siddharta Gautama – ca. 560 bis 480 v. Chr. – kontrastiert sicher in Vielem mit der Jesu, und doch bieten sein Leben und seine Verkündigung eine Fülle beachtenswerter Parallelen zum biblischen Christusbild. Buddha weilte vor seiner Herabkunft als Geistwesen unter den Gottheiten im Himmel. Freiwillig begab er sich auf die Erde zum Heil der Welt. Wie Jesus wurde er auf wundersame Weise geboren. Engel verkündeten ihn als Erlöser und verhießen seiner Mutter: Alle Freude komme über dich, Königin Maya – jauchze und sei froh, denn dieses Kind ist heilig! Wie bei Maria von Nazaret haben wir es hier mit einer jungfräulichen Empfängnis zu tun.

Da es, wie es im Leserkommentar C. S. heißt, weder unrein oder untugendhaft noch eine körperliche Plage ist, wenn eine Frau von ihrem Mann ein Kind empfängt, könnte es durchaus sein, dass doch Joseph der Vater von Jesus war – siehe Matthäusevangelium 1, 1 – 17 und Lukasevangelium 3, 23 – 38.


Auch mit den angeblich von den Muttergottheiten übernommenen Symbolen ist es so eine Sache. Symbole sind immer mehrdeutig. Das ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt Symbol sein zu können, denn eine Erscheinung, die völlig eindeutig nur eine einzige Bedeutung hat, kann nicht zugleich symbolisch für etwas anderes stehen. Aus der Fülle der Mehrdeutigkeiten bei den Symbolen, die allein schon innerhalb der Heiligen Schrift auftreten, will ich daher nur einige wenige als Beispiele herausgreifen. So kann z.B. das Feuer in der Geschichte vom brennenden Dornbusch (2. Mose 3, 2) für Gott stehen, an anderer Stelle (Matthäusevangelium 3, 12; 5, 22 oder 18, 9) aber für die Qualen der Hölle. Es kann für die Botschaft Christi stehen (Lukasevangelium 12, 49) oder für eine Prüfung, in der die Werke der Menschen offenbar werden (1. Korintherbrief 3, 13). Ebenso kann das Wasser ein Symbol für das ewige Leben in Christus sein (Johannesevangelium 4, 14), aber es kann auch Symbol der tiefsten Niedergeschlagenheit (Psalm 22, 15) und der Vergänglichkeit (Psalm 58, 8) sein. Es kann Bedrängnis ebenso symbolisieren (Psalm 69, 2f. 15f) wie Segen (Hiob 5, 10f), Verfluchung (4. Mose 5, 18ff) ebenso wie Recht und Gerechtigkeit (Amos 5, 24). Auch das Salz kann einerseits für das segensreiche Wirken der Jünger Christi stehen (Matthäusevangelium 5, 13) und andererseits für Tod und Erstarrung, wenn Lots Frau zur Salzsäule wird (1. Mose 19, 26). Der Sauerteig kann das unaufhaltsame Vordringen des Reiches Gottes bezeichnen (Lukasevangelium 13, 21) oder der alte Sauerteig der Sünde sein (1. Korintherbrief 5, 7f) oder der Sauerteig der Pharisäer, vor dem sich die Jünger in Acht nehmen sollen (Lukasevangelium 12,1). Hieran wird deutlich, daß völlig Verschiedenes, ja Gegensätzliches, ein und das selbe Symbol haben kann. Wenn also nun der Planet Venus, der Morgenstern, Symbol der Liebesgöttin ist (nicht nur der römischen Venus, sondern auch der babylonischen Ischtar, und zugleich auch Maria als stella matutina, also Morgenstern, bezeichnet werden kann, so läßt sich daraus noch keinerlei Schlußfolgerung über etwaige Beziehungen zwischen Maria und Ischtar ziehen. Schließlich wird in dem bekannten Kirchenlied Morgenstern der finstern Nacht von Angelus Silesius oder in Offenbarung 22, 16 mit dem Morgenstern Christus bezeichnet, während Jesaja 14,12 damit den gefallenen Engel Lucifer (wörtlich Lichtbringer und die übliche lateinische Bezeichnung für Morgenstern, etwa auch in 2. Petrusbrief 1, 19) meint. Nun wird aber niemand sagen, daß deshalb Christus etwas von Lucifer übernommen habe.
Das Phänomen, daß auf den ersten Blick gleiches trotzdem nicht dem selben Ursprung entstammt, ist auch in anderen Wissenschaften bekannt, etwa in der Archäologie. So haben beispielsweise sowohl die Ägypter als auch die präkolumbischen Kulturen Amerikas die Sonne als Gott verehrt und Pyramiden gebaut. Kein ernstzunehmender Wissenschaftler käme aber deshalb auf den Gedanken, daß die Maya oder Azteken dies von den Ägyptern übernommen hätten. Es liegt vielmehr eine sogenannte Motivattraktion vor, die ihren Grund in universalen, jedem Menschen unmittelbar einleuchtenden Gegebenheiten hat. Jeder erkennt schließlich, wie wichtig die Sonne für das Gedeihen der Pflanzen und damit das Leben überhaupt ist. Da die Sonne insbesondere in den heißen Ländern Ägypten und Mexiko aber auch eine zerstörerische Seite hat, indem sie Dürre, Hitzschlag oder Sonnenstich auslösen kann, und das scheinbare Verschwinden in der Nacht (von beiden Kulturen als ein Sterben mit anschließender Wiedergeburt am nächsten Morgen gedeutet) sowie das Umherwandern im Laufe das Jahres den Eindruck eines eigenen Lebenszyklus' der Sonne erwecken, liegt es nahe, diese als eine höhere Macht zu verehren, zumal das, was oben ist, natürlicherweise als das wichtigere und mächtigere, eben höhere angesehen wird, da z.B. der Kopf als der wichtigste Körperteil des Menschen oben ist, bei Kämpfen – auch im Tierreich, etwa zwischen Wölfen – der Überlegene (schon an den Worten überlegen und unterlegen sieht man ja, wie sehr diese Vorstellung auch die Sprache prägt) über dem auf dem Boden liegenden Verlierer steht, der Reiter auf dem von ihm beherrschten Reittier sitzt usw. Aufgrund dieser Symbolik des Oben und Unten liegt es dann auch nahe, Berge als Orte der Begegnung mit den im Himmel (oder wie beim griechischen Olymp gleich auf dem Berg selbst) wohnhaft gedachten Göttern zu sehen. In den flachen Ländern am Nil und in Yucatán, wie auch an Euphrat und Tigris bauten sich die Menschen dann Pyramiden als künstliche Berge.
In der Biologie kennt man das Auftreten von gleichartigen Merkmalen trotz unterschiedlicher Herkunft unter der Bezeichnung Analogie. Zwar haben sowohl Fledermäuse als auch Vögel oder Libellen Flügel, aber keines dieser Tiere hat sich aus einem der beiden anderen entwickelt.

Gleiches gilt auch für die Mariensymbolik, die wie jede andere auch immer aus dem Zusammenhang zu deuten ist. Da Maria stets in Beziehung zu Christus zu sehen ist, müssen ihre Symbole also von ihm her gedeutet werden. So erklärt sich der Morgenstern für Maria daraus, daß sie als Mutter vor ihrem Sohn war. Da der Sohn als Sonne der Gerechtigkeit bezeichnet wird (Maleachi 3,20), kann die Mutter mit dem Morgenstern verglichen werden, der kurz vor Sonnenaufgang am Himmel zu sehen ist.?
Die Ausführungen zum Thema Symbole haben mit der Kritik an den Erklärungen des Verhältnisses Maria zu den heidnischen Muttergöttinen nichts zu tun.
Interessant wäre z. B. die Auseinandersetzung mit dem Ursymbol Mondsichel, dem Zeichen weiblicher, vor allem jungfräulicher Gottheiten. Auch mit dem Symbol Weizen, das die Ähre einschließt, könnte man sich beschäftigen. Die goldenen Ähre gilt in der Mythologie als Frucht der Vereinigung des Sonnengottes mit der jungfräulichen Erde. Die Feldfrüchte symbolisieren Werden und Vergehen der Natur und damit auch Tod und Wiedergeburt. Die griechische Göttin Demeter wurde als Mutter des Korns und Mutter der Erde verehrt, sie erhielt daher die Ähre als Attribut, die sie Triptolemos reichte, damit er den Menschen die Landwirtschaft lehre. Die Ähre ist auch Attribut der Himmelsjungfrau, aus diesem Grund heißt der hellste Stern im Sternbild der Jungfrau Spica, Ähre. Die Ähre wurde – wie die Garbe – im Christentum zum Attribut der Jungfrau Maria. Ähren als Ursprung des Brotes zieren eine Reihe von liturgischen Geräten und Gewändern.

Zum Thema der Symbole siehe auch => Symbolik im Wandel der Zeit

Ebenso ist es bei der Maienkönigin, einem Titel, der ohnehin erst im 19. Jahrhundert und damit lange nach dem Aussterben der letzten antiken Muttergottkulte aufkam: Da Christus der Sproß ist (Jesaja 11, 10; 53, 2; Jeremia 23, 5; 33, 15; Sacharja 3, 8; 6, 12) kann Maria mit dem Mai in Verbindung gebracht werden, in dem die Pflanzen sprossen. Übrigens steht keine der weiblichen altorientalischen Gottheiten in so enger Verbindung mit dem Grünen und Blühen wie die männliche Gottheit Adonis, in deren Kult die sogenannten Adonisgärtlein gepflanzt wurden und deren Name Adonis (was einfach Herr bedeutet) auch noch sehr an die jüdische Gottesbezeichnung Adonai erinnert. Würden Sie deswegen sagen, der jüdische und damit auch christliche Gott habe etwas von Adonis übernommen? Die Bedeutung der weiblichen altorientalischen Göttinnen für Natur und Vegetation dürfte der Kommentarverfasserin nicht klar sein.
Die Gestalt des Adonis kam vermutlich aus dem semitisch-sprachigen Raum, weil sein Name von nordwestsemitisch ādōn, Herr abgeleitet ist. Nach anderer Auffassung war er ursprünglich eine phrygische Gottheit, dessen Mythos aber schon früh rund um das Mittelmeer verbreitet war. Er war auch sehr dem Inanna- / Dumu-zi-Mythos ähnlich. In Etrurien, wo er oft als Begleiter der Fruchtbarkeits- und Schutzgöttin Turan dargestellt wurde, war Adonis unter dem Namen Atunis bekannt.

Das Adonisgärtlein bringt zu Weihnachten ebenso wie der Barbaraweizen oder der Barbarazweig die Natur ins Haus. Anfang Dezember muss man dazu Gerstenkörner in eine Tonschale legen, dann wachsen zu Weihnachten grüne Gräser.
An den antiken Vegetationsgott werden sich Anhänger dieses Brauchtums ebenso wenig erinnern wie an die drei keltischen Bethen, die zu den „Heiligen Drei Madln” geworden sind, wobei Barbara den Part der Borbeth übernommen hat.
Die Frage, ob der christliche Gott etwas von Adonis übernommen hat, ist mit ja zu beantworten, nicht wegen des Namens, sondern wegen der Ähnlichkeit mit der Auferstehung Jesu. Das Wunder der Auferstehung vollzog sich, ähnlich wie das der Totenerweckung, in der Antike sehr häufig, denn der Mythos vom leidenden, sterbenden und wieder auferstehenden Gott gehörte zu den charakteristischen Zügen der meisten Mysterienreligionen.
Adonis war wie der babylonische Tammuz (sumerisch Dumu-zi teurer Sohn), der phrygische Attis, der ägyptische Osiris, der thrakische Dionysos u.a. schon vor Jesus auferstanden. Auch Adonis starb relativ jung und war am dritten Tag oder nach drei Tagen wieder auferstanden. Da nach dem im Heidentum fußenden Trinitätsdogma Jesus wie sein Vater und der Heilige Geist Gott ist, erscheint mir die vorgenannte Übernahmebehauptung berechtigt.

Auch ihren Titel als Königin (sancta regina, heilige Königin) hat Maria von Christus, siehe Königtum Mariens im Marienlexikon. So wie Adam und Eva das erste Paar des alten Menschen waren, das durch den Sündenfall Verderben über die ganze Menschheit gebracht hat, so sind Maria und Jesus (freilich nicht als Ehepaar, sondern als Mutter und Sohn, aber es ist ein Charakteristikum dieser Prototypensymbolik, daß es neben dem Gleichartigen immer auch einen Zug von etwas Neuem und Anderem gibt) das erste Paar der neuen Menschheit, beide frei von der Erbsünde (auch wenn Maria diese Gnade nur im Hinblick auf die Verdienste ihres Sohne zuteil wurde), beide mit Leib und Seele im Himmel vollendet (auch wenn nur Jesus selbst aktiv in dem Himmel aufgefahren ist, während Maria passiv aufgenommen wurde). So wie Jesus als König herrscht (Daniel 7, 13f; Matthäusevangelium 25, 31ff; Lukasevangelium 1, 33; Apostelgeschichte 5, 31; Judasbrief 1, 4; Offenbarung 1, 5. 8; 11, 15; 12, 5), herrscht darum auch Maria als Königin an seiner Seite, wobei sie zwar eine herausgehobene Stellung hat, aber keineswegs die einzige ist, da auch die Jünger Anteil an dieser Herrschaft erhalten (Matthäusevangelium 19, 28; Lukasevangelium 22, 30; Offenbarung 20, 4). Der spezielle Titel als Himmelskönigin wird außerdem durch die Beschreibung als am Himmel erscheinende, mit der Sonne bekleidete und mit Sternen gekrönte Frau, die den Mond unter ihren Füßen hat und ein über alle Völker herrschendes Kind gebiert, in Offenbarung 12, 1 nahegelegt. Bei alledem ist und bleibt Maria aber Mensch, sie wird nie zur thronenden Göttin, wie das Zitat in Ihrem Artikel unterstellt.

Die Titel der Gnadenspenderin, Retterin, Erhörerin von Gebeten sind völlige Allgemeinplätze, sie können auch von jedem andern Heiligen (und in heidnischem Zusammenhang von jedem von Menschen angerufenen Götzen) ausgesagt werden, der einem Beter eine Gnade von Gott erwirkt, ihn als Nothelfer aus einer bedrängten Lage rettet oder eben überhaupt auf ein Gebet hin für ihn bei Gott eintritt.

Der Titel Meereskönigin ist mir bisher noch nie begegnet und auch Google liefert dafür vornehmlich Treffer für eine Miss-Wahl und eine Playmobilfigur sowie über das Schiff Titanic und die Stadt Venedig, die mit diesem Beinamen belegt werden. Wahrscheinlich gibt es diesen Titel für Maria gar nicht und es liegt eine Verwechslung mit Meerstern / stella maris vor. Der Name stella maris aber hat garantiert keinerlei heidnischen Ursprung, denn er geht auf eine Fehlübersetzung des Namens Maria durch Hieronymus zurück. Hieronymus meinte, den Namen Marjam/Mirjam in die hebräischen Bestandteile mar/mir = Tropfen, lateinisch stilla, und jam = Meer, lateinisch maris, zerlegen zu können und gab deshalb als Namensbedeutung stilla maris an. Daraus wurde im Laufe der Jahrhunderte (!, also zu einer Zeit, als die Menschen längst Christen waren und keinen Bedarf mehr für eine Übertragung von Attributen heidnischer Götter, von denen sie kaum noch etwas wußten, auf Maria hatten) die Variante stella maris, was Meerstern bedeutet. Damit verband sich dann die Vorstellung, daß Maria den Gläubigen den Weg zu Christus als ihrem Ziel weist, so wie den Seefahrern nachts die Sterne – und insbesondere der unbewegliche Polarstern – den Weg zum Ziel weisen, vgl. Meerstern im Marienlexikon sowie Enzyklika Spe Salvi von Papst Benedikt XVI. ab Kapitel 49, wo Benedikt XVI. die Bedeutung Marias als Stern der Hoffnung darlegt. Daher konnte Stella maris zum Beinamen Marias werden und Maria selbst unter diesem Namen zur Patronin der Seeleute. Bei geduldiger Suche im Internet findet man auch den Titel Meereskönigin für Maria.

Welche Verbindung der Name Mater dolorosa zu irgendwelchen heidnischen Muttergottheiten haben soll, geht aus dem Zitat in Ihrem Artikel nicht hervor, aber angesichts der Weissagung Simeons in Lukasevangelium 2, 35 und Marias Ausharren unter dem Kreuz, was für sie als Mutter noch viel schmerzhafter gewesen sein muß als es für die Apostel, die vor dieser Erfahrung bis auf Johannes alle geflohen sind, hätte sein können, ist wahrlich keine Beeinflussung von außerhalb nötig, um Maria mit diesem Beinamen zu belegen. Der Inhalt des nachfolgenden Absatzes im Leserkommentar C. S. ist wohl interessant, im Zusammenhang mit den vorstehenden Kritikpunkten jedoch entbehrlich. Wenn damit eine religionsgeschichtliche Entwicklung in Abrede gestellt werden soll, so erscheinen die Ausführungen etwas verunglückt.

Für eine derartige Entwicklung darf kurz auf die Entwicklung der römischen Religion verwiesen werden, die für den gegenwärtigen Betrachter u. U. unkomplizierter erscheint als die Entwicklung der orientalischen Religionen.
Als sich ab dem 6. Jh. v. Chr. der geistige und geographische Horizont der Römer ausweitete, musste auch der Interessen- und Wirksamkeitsbereich ihrer Götter erweitert werden. Zahlreiche fremde Götter wurden daher in einem ständigen Angleichungsprozess nach Rom hineingenommen. An die Stelle der alten Dreiheit von Juppiter, Mars und Quirinus trat eine neue: Juppiter, Juno regia und Minerva.
Von großer Bedeutung war die Einführung der Sibyllischen Bücher, einer mit dem Kult des Apollon zusammenhängende Orakelsammlung, die zuerst bei den Griechen in Cumae - dem heutigen Cuma - in Unteritalien heimisch war und 509 v. Chr. in den Keller des Juppitertempels auf dem Kapitol übergeführt wurde. Mit dieser Neuerung wurde die Aufnahme der Griechengötter eingeleitet und 217 v. Chr. wurde das olympische Zwölfgöttersystem der Griechen amtlich in den römischen Staatskultus aufgenommen und mit den einheimischen Göttern ausgeglichen.
Reste des Tempels der Magna Mater auf dem Palatin in Rom
Reste des Tempels der Magna Mater auf dem Palatin in Rom

Am Ende des dritten vorchristlichen Jahrhunderts begannen die orientalischen Gottheiten einzudringen. Das wohl wichtigste Ereignis für die Religionsmischung fand im Jahr 204 v. Chr. mit der Überführung des heiligen schwarzen Steines der phrygischen Kybele von Pessinus - heute Ruinen bei Ballıhisar nahe Sivrihisar - nach Rom statt. 191 v. Chr. wurde dieser kleinasiatischen Göttermutter auf dem Palatin ein Tempel errichtet. In der Kaiserzeit wurde die Aufnahme fremder Götter immer stärker betrieben. Unter Kaiser Caligula wurde die Isisverehrung unter die Staatskulte aufgenommen. Der persische Sonnenkult des Mithra wurde zur bevorzugten Religion der römischen Legionäre und unter den Kaisern Elagabal und Aurelian wurde im Staatskult der Sol invictus (Mithra) – Festtag 25. Dezember – mit einem riesigen Tempel auf dem Marsfeld der Höhepunkt der Orientalisierung erreicht.
Die Blüte der orientalischen Kulte war gleichzeitig ein Auflösungsprozess der altrömischen Religion.
Im Anschluss an die fremden Mysterienkulte kam nun eine Sehnsucht nach Antworten auf die wesentlichsten Lebensfragen immer stärker zum Ausdruck, was schlussendlich zum Siegeszug des Christentum führte.

Hinweise auf biblische Propheten im Zusammenhang mit Jesus erscheinen unangebracht. Das zeigt sich z. B. bei der angeblichen Verheißung einer marianischen Jungfrauengeburt durch den Propheten Jesaja. Die christliche Auslegung der Textstelle Jesaja 7, 14 entspricht nicht dem hebräischen Urtext, denn richtig heißt es, eine junge Frau (alma) werde schwanger werden und einen Sohn gebären, den sie Immanuel nennen werde. Dass bei Matthäusevangelium 1, 23 der Begriff Jungfrau auftaucht, geht auf die Septuaginta aus dem dritte vorchristlichen Jahrhundert zurück, wo das Hebräische alma mit parthenos, Jungfrau, übersetzt wurde. Alma kann Jungfrau bedeuten, muss es aber nicht, so wie eine junge Frau Jungfrau sein kann, aber nicht sein muss.
Lässt man die Übersetzung von alma mit Jungfrau gelten, so heißt das nur, dass eine Frau vor der Zeugung Jungfrau war, besagt aber nicht, dass die Zeugung die Jungfräulichkeit nicht verletzen und auf übernatürliche Weise erfolgen würde.
Jesaja sprach währen des syrisch-ephraimitischen Krieges 734 v. Chr. mit König Ahas und kündigte das Zeichen mit der jungen Frau an, wobei er sicher von einem nahen Ereignis und nicht von einem solchen in rund 700 Jahren sprach. Jesaja sagte nämlich von dem Kind Immanuel: Von Dickmilch und Honig wird er leben, bis er das Böse verwerfen und das Gute erwählen lernt, denn ehe der Knabe das Böse verwerfen und das Gute erwählen lernt, wird das Land, vor dessen beiden Königen dir graut, verödet sein. (Jesaja 7, 15 ff)
In den Jahren 733 und 732 eroberten die Assyrer die beiden Reiche Damaskus und Nordisrael. Die Gefahr, die König Ahas von den beiden Königen gedroht hatte, war damit vorbei. Und das Kind Immanuel war tatsächlich noch klein, noch nicht urteilsfähig und lebte von Dickmilch und Honig.

Die Aussage Schwarze Göttinnen lagen vielen antiken Kulten zugrunde wird durch nichts belegt. Mir ist kein einziger solcher Kult bei einem hellhäutigen Volk bekannt. (Daß die schwarzafrikanische Kultur von Meroë schwarze Göttinnen kannte, dürfte kaum bemerkenswert sein, schließlich waren die Gläubigen selber schwarz.) Ganz im Gegenteil sind die Darstellungen weiblicher Figuren meist deutlich heller, so etwa in Ägypten, wo die Männer in einem kräftigen Rotbraun gemalt sind, die Frauen (und auch die Göttinnen) dagegen oft blasser (gut zu erkennen etwa auf Der Gott Re-Harakleti und Amentit, die Göttin des Okzidents oder Den Geheimnissen ägyptischer Farben auf der Spur [Frauen links oben] oder Haremhab opfert einer Gaugöttin und der Göttin Isis oder Bücher über Religion und Glaubensvorstellungen [auf mehreren Buchumschlägen]) bis hin zu gelb ( Egyptian Wall Painting). Auch die dunkle Farbe der Himmelsgöttin Nut in manchen Darstellungen ist nicht etwa eine schwarze Hautfarbe, sondern die dunkelblaue Farbe des Nachthimmels, wie man deutlich anhand der aufgemalten Sterne erkennen kann ( Bild). Bei den Minoern sind weibliche Abbilder sogar oft vollständig weiß ( Minoan Art). Bei der griechischen schwarzfigurigen Vasenmalerei gehört die Haut von Frauen und Göttinnen zu den wenigen Dingen, die weiß dargestellt werden (etwa bei der Göttin Athene: Bild oder Bild)
Historiker betonen daher, daß die Schwarzen Madonnen nichts mit heidnischen Göttinnen zu tun haben, und sind – Ihrem Artikel genau entgegengesetzt – der Auffassung, daß die Mehrzahl der Schwarzen Madonnen gerade nicht so geschaffen wurde, sondern im Laufe der Zeit nachdunkelte. Allerdings wird man hier einen gewissen Spielraum haben, der davon abhängt, ab wann man eine Madonna als schwarz bezeichnet. Wenn man dies erst bei einem Schwärzegrad wie dem von Sara-la-Kâli tut, dürfte sich das Verhältnis zugunsten der von vornherein schwarzen verschieben, weil die altersbedingte Nachdunkelung wohl meist keine solche Intensität erreicht. Die Seite Nigra sum hat übrigens das Ziel, alle Schwarzen Madonnen zu katalogisieren.
In der Frühgeschichte der Menschheit war der Gesellschaft – wie oben angeführt - eine matriarchale Form vorausgegangen. Fast alle Völker kannten einen Mythos mit einer mütterlichen Gottheit, einer Urmutter. Diese galt als Spenderin des Lebens, gab Wachstum und Reichtum, doch zugleich auch als die alles Leben wieder Verschlingende. Vor allem dieser zweite Aspekt mit seiner bedrohlichen Assoziation führte zur schwarzen Färbung der Götterbildnisse.
An Orten, an denen vormals schwarze Göttinnen verehrt wurden, bekam auch Maria manchmal ein schwarzes Antlitz, und insofern kann man davon ausgehen, dass es sich bei Plätzen, an denen sich in unseren Tagen Gläubige an eine schwarze Madonna wenden, um sehr alte Kultstätten handelt. Die schwarze Färbung darf daher sicherlich als ein nicht zu unterschätzender Faktor für den Brückenschlag zwischen heidnischen Traditionen und christlichem Glauben angesehen werden. Die Umwandlung einer alten Kultstätte in einen Ort der Marienverehrung ist vielfach historisch belegt.
Ein Beispiel: Die schwarze Madonna von Chartres. Sie stammt nachweislich aus vorchristlicher Zeit und geht auf eine Gottheit der Kelten zurück. Der Ort, an dem heute die Kathedrale steht, war in keltischer Zeit ein Heiligtum der Druiden mit Dolmen und heiliger Quelle. Die Kelten verehrten - wie andere Völker und Stämme - ihre Gottheiten oft in der Nähe heiliger Brunnen. Und diese Nähe lässt sich nicht nur bei der Madonna in Chartres nachvollziehen.

Literaturverzeichnis:
Deschner, Karlheinz: Abermals krähte der Hahn
ders.: Opus Diaboli
Gottner-Abendroth, Heide: Die großen Göttinnenmythen Sumers, Ägyptens und Griechenlands
König, Kard. Franz (Hrg.): Der Glaube der Menschen
Ranke-Heinemann, Uta: Eunuchen für das Himmelreich
Sautner, Reinhold: Lexikon der Mythologie
Schoeps, Hans-Joachim: Religionen, Wesen und Geschichte
Yonah, Michael Avi und Shatzman, Israel: Enzyklopädie des Altertums
Zigsem, Vera: Göttinnen großer Kulturen
Das Neue Testament (Einheitsübersetzung)
Die Bibel – die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Bundes (Herder)
Enzyklopädie der Religionen
wikipedia

C. S., Brief vom 20. April 2013 Prof. Helmut Bouzek, E-Mail vom 31. Oktober 2014


Symbolik im Wandel der Zeit

Den Versuch, die Beziehung der antiken Muttergottheiten zu Maria von Nazaret nur mit Symbolikbeispielen aus der Bibel und eher unpassenden Vergleichen mit dem Bau von Pyramiden und der Entwicklung tierischer Arten in Abrede zu stellen, erscheint mir nicht sehr sinnvoll und wenig zielführend.

Früher gingen die im Bereich der Religionsgeschichte tätigen Wissenschaftler von der Grundhypothese einer entwicklungsgeschichtlich bedingten Überlegenheit der Weltreligionen über die primitiven Religionen und den antiken Dämonismus aus.
Weder das entwicklungsgeschichtliche Schema noch das Überlegenheitskonzept haben sich als haltbar erwiesen.
Der dadurch notwendig geworden Paradigmenwechsel ist noch nicht allen Wissenschaftlern, kirchlichen Amtsträgern und einer Vielzahl von Gläubigen bewusst geworden.

Für das gegenständliche Thema von wesentlicher Bedeutung ist die erste Weltkultur – der Hellenismus, der durch die Herstellung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen zwischen Griechenland und dem Vorderen Orient entstanden ist. Er bezeichnet das Durchdringen des ganzen Mittelmeerraumes und des Vorderen Orients durch die griechische Kultur und die Einwirkung der orientalischen Kultur auf Griechenland.
In hellenistischer Zeit trafen griechisch-makedonische Vorstellungen von der Götterwelt auf lokale orientalische Kulte, woraus sich jeweils spezifische wechselseitige Beeinflussungen ergaben. Die polytheistische Grundhaltung der Monarchen ermöglichte die Koexistenz.
Aus dem Orient drangen Astrologie, Zauberglauben und verschiedene Kulte wie z. B. die der Isis, des Baal, der Kybele und des Mitras ein.
Neue orientalische Erlösungsreligionen wurden in den Diadochenreichen immer wichtiger. Die olympischen Götter der Griechen verloren an Bedeutung. Religion wurde Privatsache, lediglich der Herrscherkult blieb als verbindendes Element erhalten.

Die Ausweitung der Welt brachte es mit sich, dass Weltgötter von universalem Charakter entstanden, und zwar entweder durch Vergrößerung alter Gottheiten oder durch Vereinigung mehrerer Götter.
Die wohl folgenreichste religionspolitische Neuerung war die Einführung des synkretistischen Serapiskults durch Ptolemaios I. Soter. Sarapis war eine Verschmelzung aus den ägyptischen Göttern Osiris und Apis und dem griechischen Göttervater Zeus. Allmählich wurde er zum Weltgott, der allgemein verehrt wurde, der Wunder wirkte, der den ganzen Kosmos in sich einschloss.
Ähnlich wurde auch Isis zur Weltgöttin: sie, die Tausendnamige, wurde in jedem Land unter einem anderem Namen verehrt und blieb doch immer die eine Isis, die alles ist.
Zudem wurden nach der Interpretatio Graeca vermehrt griechische und orientalische Götter gleichgesetzt. Diese Entwicklung bereitete den Boden für die spätere Verbreitung des Christentums, einer weiteren östlichen Erlösungsreligion.
Wesentlich ist dabei auch, dass die Götter, Göttinnen und Heroen ihre Attribute und Symbole beibehielten und / oder an die neu zu verehrenden Gottheiten weitergaben.

Den zum Christentum bekehrten Völkern war es zunächst erlaubt, ihre heidnischen Kulte fortzusetzen, die allerdings sukzessive uminterpretiert wurden.
Dabei handelte es sich nicht um Synkretismus, sondern um Assimilation Die Uminterpretationen der religiösen Formen missionierter Völker erlaubten nicht die gleichzeitige (adäquate) Verehrung der vormals verehrten Götter, sondern nur das Praktizieren der traditionellen Riten unter neuer, christlicher Vorgabe. Ein neues Weltbild ist somit nicht entstanden.

Der Begriff Symbol stammt aus dem Griechischen, von σύμβόλων, worunter man einfach ein Erkennungszeichen verstand.
Gegenwärtig wird er im Allgemeinen für Bedeutungsträger wie Zeichen, Wörter, Gegenstände, Vorgänge usw. verwendet, die eine Vorstellung von etwas bezeichnen, das nicht gegenwärtig sein muss.
Mussten sich im antiken Griechenland zwei Freunde für eine längere Zeit trennen, so nahmen sie ein Tontäfelchen, brachen es entzwei, und jeder nahm ein Stück an sich. Wenn nun nach vielen Jahren ein Unbekannter erschien, der das passende Bruchstück mit sich trug, legte man die beiden Teile zusammen. Auf diese Weise konnte man sicher sein, dass man es wirklich mit einem Abgesandten des entfernten Freundes zu tun hatte, schenkte ihm Vertrauen und nahm ihn gastfreundlich auf.
So könnte das Wort anfangs nur Zusammengefügtes bedeutet haben, ein aus zwei Teilen wiederhergestellter Gegenstand. Gleichzeitig war aber auch eine weitergehende Bedeutung damit verbunden, denn das passende Bruchstück bewies ja, dass sein Besitzer zu den Vertrauten und Freunden gehörte. Es war also leicht, mit dem Wort Symbol zwei Dinge gleichzeitig zu meinen, nämlich erstens etwas Sichtbares, die zusammenpassenden Teilstücke, und zweitens etwas Unsichtbares, die Freundschaft.
Somit stand die Bedeutung des Wortes / des Begriffs fest: Symbol war das sichtbare Zeichen für eine unsichtbare Wirklichkeit.
Aber schon in der Antike fächerte sich diese Bedeutung so weit auf, dass die unterschiedlichsten Dinge damit gemeint sein konnten: eine militärische Parole, das Erkennungswort eines in die Mysterien Eingeweihten oder auch das christliche Glaubensbekenntnis, das kirchenlateinisch noch heute Symbolum heißt.
Vor allem wurden die Figuren der Bibel bald nicht mehr wörtlich, sondern symbolisch ausgelegt. Dadurch geriet das Symbol in eine gewissen Konkurrenz zu einer ganz anderen Interpretationsweise, und zwar der Allegorie. Auch die Allegorie will mit etwas Sichtbarem eine dahinterstehende unsichtbare Wirklichkeit augenscheinlich machen, daher ist es oft schwer die beiden Begriffe auseinander zu halten.
Die Allegorie dient immer dazu, etwas Abstraktes, eine Idee sichtbar und dem Verständnis leichter erkennbar zu machen.

Der Begriff Allegorie leitet sich aus dem Griechischen „ἄλλος und ἀγορεύειν“ ab, womit bildlich reden, anders sagen oder auch verschleierte Sprache gemeint ist.
Das Symbol ist eine Sache, die stellvertretend für einen abstrakten Sachverhalt steht. So steht das Kreuz für das Christentum oder die Taube für den Frieden. Die Allegorie bedient sich dabei meist verschiedener Symbole, wodurch die allegorische Darstellung deutlich wird. Die Allegorie steht allerdings nicht nur für eine Sache, sondern ist diese selbst.
Beispiele für eine Allegorie sind die Justitia und der Sensenmann.
Justitia ist eine Frau, die allegorisch für die Gerechtigkeit steht. Sie wird mit verbundenen Augen (alle Menschen sind vor ihr gleich), einer Waage in einer Hand (um das Urteil genau abzuwägen) und einem Richtschwert in der anderen (um das Urteil zu vollstrecken) abgebildet. Folglich vereint sie mehrere Symbole der Gerechtigkeit.
Der Sensenmann ist eine Allegorie des Todes. Er hat kein Fleisch an den Knochen (ist also nicht mehr lebendig) und trägt in seinen Händen eine Sense (um die Menschen zu richten und in das Totenreich zu holen). Er wird somit durch mehrere Symbole personifiziert.

Nicht immer muss eine Allegorie mit den o.a. Mitteln arbeiten. So kann man etwa biblische Erzählungen allegorisch auslegen, wie z. B. die Arbeit im Weinberg als Allegorie für das menschliche Leben, wobei verschiedene Auslegungsmöglichkeiten gegeben sind, bei denen der Weinbergbesitzer jeweils für Gott steht:
1. Die Arbeiter sind Gottes wahre Kinder. Sie finden zu unterschiedlichen Zeiten zum Glauben, aber trotzdem wird ihnen allen die gleiche Liebe Gottes zuteil.
2. Die ersten Arbeiter stehen für die Heuchler und Pharisäer. Sie besitzen keinen wirklichen Glauben, sie sind neidisch und ungerecht gegenüber den Mitmenschen, sie dienen dem Geld und nicht der Nächstenliebe, sie erheben sich über die Vereinbarung mit dem Herrn, sie bekommen genug und genauso viel und sind doch unzufrieden, sie wollen mehr Gerechtigkeit und sind doch ungerecht. Insbesondere diese Variante der allegorischen Auslegung mit der klischeehaften Gleichsetzung der PharisäerDie Pharisäer (hebr. für „die Abgesonderten”) waren eine theologische Ausrichtung im Judentum zur Zeit des zweiten jüdischen Tempels (ca. 530 v. Chr. bis 70 n. Chr.) und wurden danach als rabbinisches Judentum die einzige bedeutende überlebende jüdische Strömung. Im Neuen Testament werden die Vertreter der Pharisäer in polemischer Weise als Heuchler kritisiert und herabgewürdigt. Die Pharisäer hielten nicht nur die niedergeschriebenen Gesetze Mose' für verbindlich, sondern befolgten auch die mündlich überlieferten Vorschriften der Vorfahren. Sie glaubten an eine Auferstehung der Toten und einen freien Willen des Menschen. mit Heuchlern gilt in der modernen christlichen Theologie als überholt.
3. Gott wendet sich den Zuspätgekommenen, den Sündern zu. Die zuerst da waren, die Frommen, brauchen aber deshalb keine Angst zu haben, dass ihnen etwas genommen wird, denn sie bekommen den vereinbarten Lohn.

Wenngleich der Umgang mit Symbolen leichter zu sein scheint als mit Allegorien, muss man sich im Klaren darüber sein, dass ihre Inhalte von Person zu Person und von Kultur zu Kultur verschieden sind.
Mag z. B. das vom Ursprungssinn her schützende Hakenkreuz (Swastika) auf dem Gewand eines griechischen Jünglings im 2. Jahrhundert v. Chr. diesem Glück gebracht haben, so konnte es – auf die Mitra des Thomas Becket gestickt – ihn nicht vor seinen Mördern retten. Viele führend Nationalsozialisten, die es regelmäßig rituell verehrten, ließ es gleich selbst zu Dämonen werden. Der Punker dagegen, der es heute auf seine Lederjacke steckt, signalisiert mit dieser provokanten Geste den Wunsch nach gesellschaftlicher Auseinandersetzung und Beachtung.
Wenn auch die einem Symbol von den Betrachtern zugeschriebenen Bedeutungsinhalte und Bezüge wechseln, bleibt das zugrunde liegende archeytypische Grundmuster, das als Auslöser dient – auf welche Ebene es auch gehoben wird – gleich.
So wanderte z. B. der Dreizack als Symbol göttlicher und königlicher Macht vom indischen Gott Shiva über die hethitischen Wettergötter, den griechisch / römischen Poseidon / Neptun und den ein dreifaches Blitzbündel tragenden Zeus / Juppiter bis in die nördlichsten Meere, wo der keltisch-irische Meeresgott Manannan mac Lir schließlich das dreifache Szepter seiner angelsächsischen, die Weltmeere beherrschenden Schwester Britannia weiter gab.

Wie das Judentum stand auch das frühe Christentum in Beziehung zu astralmythischen Kulten der Babylonier und der Zahlenmystik des Pythagoras.
Aus den sieben Planeten des geozentrischen Weltbildes (siehe Inquisition und Galileo Galilei) wurden in der Bibel die sieben Erzengel, aus den vier Elementen des Vorsokratikers Empedokles wurden die vier Evangelisten und die zwölf Jünger Jesu versinnbildlichen die zwölf Tierkreiszeichen.
Die Geburt Jesu fiel mit dem Beginn des Fischzeitalters zusammen, eine Vorstellung, die ebenfalls aus der astrologischen Weltsicht entnommen ist, nämlich, dass Epochen der Weltgeschichte von unterschiedlichen Tierkreiszeichen geprägt werden. Die Geburt Jesu wurde als Geburt eines neuen Aion, eines neuen Zeitalters gefeiert, weswegen man ihn auch den großen Fisch nannte.

Das bunte Gemisch der frühen Christen, das aus bekehrten Juden, gelehrten Griechen, Orientalen und nach und nach aus Römern bestand, hatte es nicht leicht, sich in seinen kleinen Gemeinden, die vielfach in großer geografischer Distanz zueinander lagen, gegen andere religiöse Strömungen zu behaupten.
Aber auch untereinander waren die Christen uneins. Anfangs gab es zwei konträre Ausformungen: das Christentum durch Paulus und die Judenchristen. Die so genannten Heidenchristen waren, zumindest in Korinth und anderen größeren Gemeinden, wieder getrennt in eine Petrus-, Paulus-, Apollos- und Christuspartei, jede darauf aus, die anderen zu verdammen.
In der nachapostolischen Zeit grassierte eine Fülle divergierender Auffassungen vom Christentum, die alle mit einem gewissen Recht Anspruch auf Gleichberechtigung erhoben.
Nach Clemens von Alexandria verweigerten Heiden und Juden die Annahme des Christentums mit der Begründung, angesichts der Vielfalt seiner Gruppen nicht die wahre Gemeinschaft zu kennen.
Jede bedeutendere Partei besaß mindesten ein Evangelium, in dem Jesus als Sprachrohr ihrer Meinung auftrat. Die heidenchristlichen Ägypter verfügten über das Ägypterevangelium, zeitweise wahrscheinlich ihr einziges autoritatives Evangelium. Die syrischen Ketzer beriefen sich auf das Petrusevangelium, in dem Petrus in der Ich-Form die evangelische Geschichte erzählt. Die Gemeinde des Gnostikers Basilides hatte das Basilides-Evan-gelium …
Der Kirchenvater Irenäus von Lyon kannte am Ende des 2. Jahrhunderts 20 christliche Konfessionen und Hippolyt zu Beginn des 3. Jahrhunderts 32. Im ausgehenden 4. Jahrhundert bekämpfte Kirchenvater Epiphanios bereits 60 rivalisierende christliche Sekten, und der Bischof Philaster von Brescia nannte noch im gleichen Jahrhundert 131.

In den einzelnen Gemeinden hatte man im 3. Jahrhundert begonnen, die Hauptperson der Evangelien und seine Mutter bildlich darzustellen. Die Gestalt des Guten Hirten bzw. des Schafträgers war bei den Christen des 3. Jahrhunderts das beliebteste aller Rettungsbilder. Mehr als 300 gemalte oder gemeißelte Hirten sind erhalten geblieben.
Das Motiv kann sich wohl auf viele Anregungen des Alten und Neuen Testaments stützen, doch ursprünglich stammt es aus der paganen Kunst, wo Figuren, die junge Opfertiere über den Schultern tragen, bereits seit archaischer Zeit bekannt sind.
Im 3. Jahrhundert erfreuten sich Darstellungen des Schafträgers, wie auch andere Bilder mit Hirtenthematik, in der römischen Gesellschaft größter Beliebtheit und waren ein allgemeines Symbol für humanitärer Anteilnahme und die Hoffnung auf ein paradiesisches Weiterleben nach dem Tod. Für diesen Zeitraum ist es daher oftmals schwierig bis unmöglich festzustellen, ob es sich bei dem Bild eines Schafträgers um ein christliches oder ein paganes Kunstwerk handelt.
Eine der ältesten Darstellungen Marias mit dem Kind, das in Kalkstein geritzt worden war, stammt aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, bezeichnender Weise aus Ägypten, aus der Oase Fayum, wo ähnliche Darstellungen der Göttin Isis kursierten.

Nachdem Isis im 5. Jahrhundert nach einem langen dogmatischen Streit 431 auf dem Konzil von Ephesus ihre Titel Gottesmutter, Gottesgebährerin (δειπάρα, θεοτόκος) an die Mutter Jesu abgetreten hatte, übernahm Maria von Nazaret sukzessive mehrere Funktionen von Isis sowie den ihr gleichgestellten Muttergottheiten und somit auch ihre Attribute und Symbole.

Zu den Mariensymbolen oder marianischen Symbolen zählen Pflanzen, Tiere, Gestirne und Gegenstände, die dem Alten und Neuen Testament, den Apokryphen, den Schriften der Kirchenväter, der Lauretanischen Litanei sowie der geistlichen Dichtung oder den Visionen der Mystiker entlehnt sind und die in Bezug zu Maria stehen, z. B. ein Baum oder ein Brunnen.
Mehrere Mariensymbole lassen sich auch archetypisch deuten.
Als Archetypus - oder geläufiger: Archetyp - bezeichnet die Analytische Psychologie die im kollektiven Unterbewusstsein vorhandenen Grundstrukturen menschlicher Vorstellungs- und Handlungsmuster.
Ein Archetyp als solcher ist unanschaulich, eben unbewusst, ist in seiner Wirkung aber u.a. in symbolischen Bildern erfahrbar, wie beispielsweise in Träumen, Visionen, Psychosen, künstlerischen Erzeugnissen, Märchen und Mythen.
Die Mythologien der unterschiedlichen Kulturkreise weisen immer wieder ähnliche oder gleiche Muster, Strukturen oder symbolische Bilder auf, was als Beleg für das Vorhandensein archetypischer Strukturen in der menschlichen Psyche gedeutet wird. Beispiele sind hierfür das weltweite Vorkommen von Mythen über die Große Mutter oder Große Göttin, der so genannte Mutterarchetyp , beispielsweise die Große Mutter im Heidentum, Shakti im Hinduismus und Maria bei den Katholiken.

Für das Christentum war der Mond als Symbol gegenüber der Sonnensymbolik von untergeordneter Bedeutung, allerdings mit der Ausnahme, dass Maria das Sinnbild der Mondgöttinnen, die Mondsichel, übernahm, die vor ihr die ägyptische Himmelskönigin Isis schmückte.

Die Ähre, die meist als weiblich und mütterlich aufgefasst wird, war vor allem im antiken Griechenland ein Symbol für die Frucht des mütterlichen Schoßes der Erde wie die Frucht des menschlichen Leibes. In vielen Mysterienriten diente sie als höchster Gegenstand der Meditation; in Ägypten war sie der Isis heilig. Im Christentum ist die Weizenähre nicht nur ein Marienattribut, sie dient auch als bedeutungsvolle Zierde für viele rituelle Geräte wie Kelch und Altartücher, wo sie auf das Brot des Lebens hinweist. Als Grabsteinschmuck drückt sie die Hoffnung auf das ewige Leben aus.

Um die Lilie hat sich ein weitreichende Symbolik entwickelt. Die früheste Abbildung einer Lilie findet sich auf einem Wandgemälde aus dem 2. Jahrhunderts v. Chr. in Amnisos, dem Hafen von Knossos auf Kreta. Die Griechen weihten die Blume der Hera, die Römer der Juno. Die in der Bibel erwähnten Lilien sind allerdings oft Sammelnamen für andere Feldblumen. Im Hohenlied wird die Geliebte eine Lilie unter Dornen genannt, von Luther mit Rose übersetzt. Mittelalterlich ist die Vorstellung, die tanzende Salome habe in der Hand eine Lilie gehalten. Im Zusammenhang mit Maria ist die Lilie ein Symbol der Jungfräulichkeit, das der Erzengel Gabriel bei der Verkündigung in der Hand hält.

Die Myrte war im Altertum ein Symbol der Armut und Jungfräulichkeit, daher auch der Aphrodite geweiht, oft aber auch der Artemis. In Griechenland und seit der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft auch bei den Juden üblich, setzten die Bräute als Zeichen der Liebe einen Myrtenkranz auf. Diese Sitte hielt sich in Europa bis ins Mittelalter, wurde von der Kirche als heidnisch verboten, setzte sich in der frühen Neuzeit aber erneut durch. Ermöglicht war dies auch durch die Erinnerung an die tugendhafte Königin EstherEsther im Alten TestamentWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde., deren hebräischer Name Hadassa soviel wie Myrte bedeutet. Deshalb ist die Myrte bei den Juden die Blume der Stiftshütte und ein Symbol für den gesegnetren Ehestand. Bei den Römern war der Myrtenkranz ein Zeichen der Freude und des Friedens.

Ein Beispiel ohne Bezug auf Maria ist der Phönix, der wie die meisten Fabeltiere seinen Ursprung im Orient hat. Bei den Ägyptern trug er den Namen Benu, der von dem Wort für leuchten stammt. Er war dort dem Sonnengott Re geweiht und hatte entweder die Gestalt eines Ibis oder eines Reihers. Durch seinen Übernamen Herr der Jubiläen, der immer wiederkehrenden Festlichkeiten, errang er sich den Ruf der Unsterblichkeit. Dann übernahmen die Römer das Vogelbild, um damit symbolisch die Dauerhaftigkeit des Imperiums zu zeigen. Schließlich wurde der Phönix christlich umgedeutet und repräsentierte nun die Erneuerung des Lebens durch den Tod Jesu.

C. S. führt im Zusammenhang mit dem Symbol Feuer die Berufungsgeschichte des Moses (2. Mose 3) mit der Erscheinung Gottes im brennenden Dornbusch an.
Der Baum war im Alten Orient eine Manifestation der Aschera, der Königin des Himmels, der (brennende) Dornbusch ursprünglich eine Kultstätte dieser Göttin. Das Feuer, das den Busch nicht verzehrt, ist Symbol für Sexualität und Erotik. Ein Symbol, das zu dieser Göttin gehört.
Archäologische Funde lassen vermuten, dass Aschera in Israel als Ehefrau von JHWH verehrt wurde. So fand sich in der archäologischen Ausgrabungsstätte Kuntillet ’Adschrud auf der Halbinsel Sinai ein Vorratskrug aus dem 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr. mit einer entsprechenden Inschrift.
Jahwe präsentiert sich gegenüber Moses als Gott der Väter, denen er nach 2. Mose 6, 2 als El Schaddai erschienen war.
El Schaddaj heißt Gottheit der Brüste (1. Mose 49, 25), ist also eine Göttin. Demnach verehrten alle drei Ahnväter eine Muttergöttin.

Die Bedeutung des Feuers, des aktivsten, dynamischsten und vieldeutigsten der vier Elemente in der Welt der Symbolik, lässt sich auch ganz anders darstellen.

Der Mensch, der seit einigen 100.000 Jahren Herr des Planeten Erde ist, wäre nach dem Ablauf einer langen Entwicklungsreihe nicht geworden, was er ist, hätte er nicht auch das Feuer als Helfer gehabt.
Ohne dem Gebrauch des Feuers wäre keine Kultur denkbar, der Mensch unterschiede sich nicht vom Tier.
Soweit heute bekannt, lebte vor vier bis zwei Millionen Jahren der so genannte Vormenschen vom Typ Australopitecus, von dem nur Funde aus Afrika vorliegen.
Vor etwa zwei Millionen Jahren ging aus dem Australopitecus der Homo habilis, der fähige Mensch, hervor, und der Übergang zum Frühmenschen, dem Homo erectus, dem aufrecht gehenden Mensch, dürfte vor rund eineinhalb Millionen Jahren erfolgt sein.
Dieser Menschentyp, der sich von Afrika aus nach Asien und Europa verbreitete, besaß in der vor ca. einer Million Jahren gegebenen Kulturstufe das Feuer, das aufbewahrt und als Waffe benutzt wurde.
Die Überlegenheit des Frühmenschen über seine Umwelt dürfte darin begründet sein. Nicht so sehr der Werkzeuggebrauch, sondern der lodernde Feuerbrand ließ den aufrecht gehenden Menschen sich durchsetzen; kein Tier, das nicht vor den Flammen zurückgewichen wäre.
Es lässt sich nicht klären, ob das Feuer an verschiedenen Stellen der Erde in Gebrauch genommen wurde, oder ob dieser Einfall als eine spezielle Leistung angesehen werden muss, die sich dann langsam verbreitete.
Die in Afrika gefundenen Feuerstellen waren offensichtlich nicht dauern benutzt worden, die älteste vermutlich dauernd unterhaltene Feuerstelle liegt in China bei Zhoukoudian, sie wird auf eine Zeit um 400.000 v. Chr. datiert.
Die Berichte der Bibel sind aus der Geschichte des Abendlandes ebenso wenig wegzudenken, wie die Theorien der griechischen Denker und die mythologischen Erzählungen der Griechen. Den mythologischen Erzählungen zufolge, erschuf der erfinderische Titanenspross Prometheus die Menschen nach dem Ebenbild der Götter. Er lehrte seinen Geschöpfen den Auf- und Niedergang der Sonne, des Mondes und der anderen Himmelskörper zu beobachten, lehrte sie zählen und schreiben, Tiere unters Joch zu beugen, einfache Nachen bauen und Ruder zu schnitzen. Auch in der Heilkunst unterwies er sie. Kurz, er führte sie in die Künste und Nützlichkeiten des Lebens ein.
Bei der Versammlung der Götter und Menschen war er als Anwalt seiner Geschöpfe zugegen, um sie vor dem Übermut der Himmlischen zu schützen. Beim ersten vereinbarten Opfer verführte den Titanenspross seine Klugheit dazu, die Götter zu betrügen. Als Strafe für den Betrug versagte Zeus, der oberste der Olympier, den Menschen das Feuer, die letzte der Segensgaben, derer sie bedurften, um ihre Gesittung zu vollenden. Doch Prometheus, ihr schlauer Schöpfer und Freund; half auch hier.
Er brach einen langen Stängel des markreichen Riesenfenchel ab, schwang sich damit zum Himmel auf und hielt den Stängel an den vorüberfahrenden Sonnenwagen, dessen sprühende Glut in augenblicklich in Brand setzte. Mit diesem Zunder eilte Prometheus zur Erde zurück und bald loderten die Flammen des Holzstoßes gegen den Himmel.
Zeus, der befürchtete, dass die Menschen nun die Himmlischen verachten könnten, schwor, ihnen alle grausigen Übel an den Hals zu hetzen, damit sie die Macht der Götter erkennen.
Das vom Gott der Schmiedekunst angefertigte täuschende Zauberbild einer schönen Jungfrau, das Zeus Pandora, die Allbeschenkte nannte, wurde mit einem Gefäß mit Deckel, das eine unermessliche Zahl grässlicher Übel beinhaltete, zu den Erdenbewohnern gesandt.
Epimetheus, der arglose Bruder des Prometheus, nahm das Geschenk der Götter an. In dem Augenblick, als er nach dem Gefäß griff, hob Pandora den Deckel ab und scharenweise entschwirrten die verschiedensten Übel dem unheilvollen Behälter. So war die Menschheit ins Elend geraten und das Feuer, das ihr Helfer war, wurde auch zu ihrem Feind.

Pyramiden können, um bei Frau C. S. zu bleiben, als Symbole angesehen werden, haben allerdings herzlich wenig mit Maria und den antiken Muttergöttinnen zu tun.
Wenn man schon Pyramiden zu Vergleichen heranzieht, so sollte man die Gründe für ihren Bau berücksichtigen.
Während bei den ägyptischen Pyramiden die Begründung für ihre Errichtung im Totenkult zu finden ist, haben sich die lateinamerikanischen Pyramiden – nach bisherigem Forschungsstand – in teilweiser Übereinstimmung mit den mesopotamischen Bauten aus von Menschenhand aufgeschütteten Erdhügeln entwickelt, die das aufruhende Bauwerk (Haus, Palast, Tempel) vor Überschwemmungen während der oft heftigen Regenfälle schützen sollten.
Die aus Stein errichteten mesoamerikanischen Tempelpyramiden sind in erster Linie als Unterbauten für den oder die an der Spitze befindlichen und den Göttern geweihten Tempel anzusehen.
Die riesigen peruanischen Lehmziegelpyramiden sind nur schlecht erhalten – ihr Ursprung liegt möglicherweise in der Nachbildung der regenspendenden Andenberge; nach bisherigem Kenntnisstand liefen sie nicht spitz zu, sondern endeten in einer künstlichen Hochebene.

Es ist wohl sicher richtig, dass mittel- und/oder südamerikanische Kulturen wohl kaum die Ideen zum Bau von Pyramiden von den Ägyptern übernommen haben. Wenn so ein Transfer stattgefunden hätte, müsste er in umgekehrter Richtung erfolgt sein, denn die 1992 entdeckte und seit 2003 von einem Archäologenteam unter Dr. Peter Fuchs vom Lateinamerikanischen Institut der Freien Universität in Berlin ergrabenen Pyramiden von Sechin Bajo, im Casmatal, 370 km nördlich der peruanischen Hauptstadt, wurden schon um 3200 v. Chr. errichtet.
Die erste echte ägyptische Pyramide ließ König Snofru (2670 – 2620 v. Chr.), der erste König der 4. Dynastie, erbauen. Es ist dies die zweite Pyramide, die er errichten ließ, die Rote Pyramide, die ihren Namen nach den rötlich schimmernden Kalksteinblöcken erhalten hat, die alle in horizontalen Schichtungen, wie in Gizeh, aufgesetzt sind.

Die Ägypter wahren schon auch Vorbild, denn die Funktion der Pyramide als Bestattungsstätte wurde später - ab ca. 800 v. Chr. - in Nubien übernommen. Hier sind insbesondere die Königsgräber von Meroë hervorzuheben.
Nach der Eroberung Ägyptens durch Octavianus - 30 v. Chr. - wurde die ägyptische Kultur in Rom Mode. Diese umfasste auch Pyramiden, und mehrere Römer ließen sich kleine Pyramiden als Grabstätten bauen. Heute ist von dieser kurzen Episode in der römischen Kultur nur noch die Cestius-Pyramide genauer Pyramide des Caius Cestius (italienisch: Piramide Cestia oder Piramide di Caio Cestio), das Grabmal des römischen Prätors und Volkstribuns Caius Cestius Epulo, übrig. Der Bau entstand zwischen 18 und 12 v. Chr.

Dass sich aus Libellen keine Vögel und keine Fledermäuse entwickelt haben, ist bekannt. Bekannt ist aber auch das wissenschaftliche Buch von Charles Darwin Über die Entstehung der Arten, das am 24. November 1859 veröffentlicht wurde und das als grundlegendes Werk der Evolutionsbiologie gilt.
Der britische Naturforscher stellte in seinem Buch die wissenschaftliche Theorie vor, dass sich Tier- und Pflanzenarten durch den Prozess der natürlichen Selektion im Laufe langer Zeiträume verändern. Er lieferte zahlreiche Belege für die Vorstellung, dass die Vielfalt der heute existierenden Organismen von gemeinsamen Vorfahren abstammt.

Literaturverzeichnis
Manfred Asendorf, JensFlemming, Achatz Müller und Ullrich Folker: Geschichte. Lexikon der wissenschaftlichen Grundbegriffe
Wolfgang Bauer, Irmtraud Dümotz und Sergius Golowin: Lexikon der Symbole
Bouzek, Helmut: Wien und seine Feuerwehr. Geschichte und Gegenwart
Deschner, Karlheinz: Abermals krähte der Hahn
Glunk, Fritz: Das große Lexikon der Symbole
Sauter, Reinhold: Lexikon der Mythologie
Schausberger, Norbert: Geschichte I. Teil
Schneider Carl: Das Christentum. In: Propyläen Weltgeschichte, Band 4
Die Bibel. Die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Bundes
wikipedia

Prof. Helmut Bouzek, E-Mail vom 18. November 2014

Jungfräulichkeit – Jungfrauengeburt

Viel ist zum Thema der immerwährenden Jungfrauenschaft Mariens von Befürwortern und Gegners gesagt und geschrieben worden. Aus meiner Sicht ist die Marialogie, d.h., die Lehre der Kirche über Maria, von Männern gemacht worden, die keine Beziehung zur Ehe hatten. Die behaupteten, dass ihr eheloser Stand, den sie den Stand der Jungfräulichkeit nannten und nennen, höherwertig und dass die Ehe demgegenüber minderwertig sei.

Als Jungfrau bezeichnet man eine Frau, im erweiterten Sinne generell eine Person, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte. Wörtlich schließt der Begriff Jungfrau nur weibliche Personen ein, die bislang noch keinen Geschlechtverkehr hatten.

Eine Jungfraugeburt ist in der Religionsgeschichte eine weit verbreitete Vorstellung, nach der religiös bedeutsame Gestalten wie Könige, Heroen und Religionsstifter nicht auf natürliche Weise von einem Menschen gezeugt worden sind.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat in seinem Buch Jesus von Nazareth erklärt, dass die Berichte des Neuen Testaments, wonach Jesus aus der Jungfrau Maria geboren wurde, die ihr göttliches Kind vom Heiligen Geist empfing, ohne Einschränkung wahr sind.
Er geht dabei von einer erst nach dem Tod Marias weitergegebenen Familienüberlieferung aus, die ein Faktum erzählt, aus der sich erst später eine theologisch reflektierte Christologie entfaltet habe. Zugleich widerspricht der Papst damit Deutungen, ein religionsgeschichtlich häufiger Mythos eines aus einer Jungfrau geborenen Kindes habe sich in den Evangelien als fromme Legende konkretisiert.
Zu den Hinweisen von Religionswissenschaftlern, dass die jungfräuliche Geburt Jesu Parallelen etwa in den Zeugungs- und Geburtsgeschichten der ägyptischen Pharaonen oder bei den Verbindungen des griechischen Göttervaters Zeus mit Alkmene oder Danae aufweisen, meinte Benedikt, dass es sich bei der göttlichen Zeugung der Pharaonen um die theologische Legitimierung des Herrscherkultes, um politische Theologie, die den König in die Sphäre des Göttlichen rücken und so einen göttlichen Anspruch legitimieren will handle.

Für den Altpapst bleibt hingegen in den Evangelien der unendliche Unterschied zwischen Gott und Kreatur gewahrt. Es gibt keine Vermischung, keinen Halbgott. Gottes schöpferisches Wort bewirke dagegen Neues, nämlich dass Jesus ganz Mensch und ganz Gott, beides unvermischt und ungetrennt sei.
Unerwähnt ließ Benedikt in diesem Zusammenhang den Einwand anderer Bibelwissenschaftler gegen die Historizität der Jungfrauengeburt: Nämlich dass die Familie Jesu einschließlich Maria an anderen Stellen des Neuen Testaments offenbar nichts von einer wundersamen Zeugung Jesu wusste und ihn gar für verrückt erklärte.

Maria war, so sehe das nicht nur ich, eine verheiratete Frau und hat ein Kind geboren. Wenn man das Neue Testament so wie ich liest, so hatte sie eine ganze Anzahl von Söhnen und Töchtern.
Die Zölibatäre haben ihr aber ihre Kinder, mit der Ausnahme des Sohnes Jesus, abgesprochen.
Aber auch die Geburt ihres verblieben Sohnes hat man ihr genommen. Sie durfte nicht gebären, wie Frauen auf der ganzen Welt ihre Kinder gebären, denn das hätte ihrer Jungfräulichkeit in der Geburt und damit ihre immerwährende Jungfräulichkeit einen Abbruch getan.
Die Lehre von der Jungfräulichkeit in der Geburt, die nicht preisgegeben werden kann, ohne dass das ganze künstliche Gebäude der immerwährenden Jungfräulichkeit Marias in sich zusammenfällt, ist ein besonders krasses Beispiel dafür, zu welchen Phantastereien man greift, um Maria zu einer Jungfrau ummodellieren zu können.
Die traditionelle Lehre von der Jungfräulichkeit in der Geburt besagt, dass
1. das Hymen Marias unbeschädigt blieb, dass
2. die Geburt schmerzfrei war und dass
3. keine Nachgeburt vorhanden war.
Maria soll Jesus wie einen Lichtstrahl geboren haben, wie die Geister ohne Widerstand durch die Körper hindurchgehen. Man fragt sich nun, ob dieser Jesus, der wie ein Lichtstrahl oder wie überhaupt die Geister zur Welt kam, überhaupt ein Mensch war.
Mit der Lehre von der Jungfrauengeburt hat man einer Mutter ihre Mutterschaft gestohlen. Man hat sie damit von dem Fluch ausnehmen wollen, der nach Meinung der Zölibatären auf der normalen Mutterschaft normaler Mütter lastet. Aber dieser Fluch ist lediglich die Ausgeburt sexualneurotischer Phantasie.
Für den Marialogen Alois Müller ist die Versehrung der Mütter beim Gebären ein besonderes Zeichen des erbsündlichen Fluches, der auf Müttern und Mutterschaft lastet. Schmerzfrei war nur die Geburt Marias, während alle anderen Mütter Gottes Fluch (Genesis) zu spüren bekommen.
Schmerzfrei war die Geburt Marias auch noch aus einem anderen Grund, den Augustinus von Hippo, der Vater der lustfeindlichen Sexualmoral, beigesteuert hat: Ohne Fleischeslust hat sie empfangen und darum ohne Schmerz geboren.

Interessant erscheint die Tatsache, dass die Vorstellung von Marias Unverletzlichkeit in der Geburt im Wesentlichen auf das so genannte Proto-Evangelium des Jakobus zurückgeht.

Sowohl das Matthäusevangelium als auch das Lukasevangelium betonen, dass Joseph (hebr.: יוֹסֵף, Er [Jahwe] möge hinzufügen) aus dem Haus David stammte, und durch ihn zählte Jesus ebenso zu Davids Nachkommen.
Zugleich behaupten aber beide Evangelien, dass Maria – Josefs Frau – durch die Wirkung des Heiligen Geistes ein Kind erwartete. Den Evangelienschreibern dürfte das egal gewesen sein, wie es offensichtlich auch der Mehrheit der heutigen Christen egal zu sein scheint.
Nicht egal dürfte es Josef gewesen sein!

Die Geschichte mit dem Engel des Herrn, der im Traum zu Joseph sprach, erinnert an den Makedonierkönig Philipp II., der nach einer wenig freudvollen Hochzeitsnacht ebenfalls einen eigenartigen Traum gehabt hatte.
Philipp hatte um 357 v. Chr. in Pella Olympias von Epirus, die Tochter des Königs Neoptolemos I. aus dem Stamm der Molosser, geheiratet, die zur Mutter Alexanders des Großen wurde.
Sie wird als eine leidenschaftliche, stolze, herrschsüchtige und im Hass zu grausamsten Taten fähige Frau beschrieben. Religiös exaltiert war sie eine begeisterte Anhängerin des Dionysos-Kultes und trat bei den orgiastischen Feiern zu Ehren des Gottes schon in ihrer Heimat Epirus als Tänzerin und Bacchantin auf. Laut Plutarch nahmen bei diesen Kulthandlungen auch gezähmte Schlangen teil, die berührt werden sollten und sich um die efeubekränzten Mänaden wanden. Archäologische Ausgrabungen in Dodona bestätigten den Schlangenkult der dortigen antiken Bewohner und in Pella fanden sich Anzeichen, dass die Frauen Dionysos verehrten. Olympias hielt sich auch eine eigene Kultschlange. Ihr Gatte scheint freilich über ihre religiösen Gebarungen befremdet gewesen sein.

Philipp hatte geträumt, dass er den Schoß seiner jungen Gemahlin mit einem wächsernen Siegel verschloss, in das das Bild eines Löwen eingedrückt war.
Der Seher Aristander von Telmessos, den der König um eine Deutung des Traum gebeten hatte, stellte zunächst fest, dass man leere Schläuche nicht versiegelt. Philipp hatte dies schon zuvor begriffen und wollte nun wissen, wer den Schlauch füllte. Der Seher erklärte nun, der Traum bedeute, dass Olympias in der Hochzeitsnacht geschwängert wurde und einen männlichen Spross mit dem Herz eines Löwen das Leben schenken werde.
Philipps Zweifel waren dadurch noch nicht gänzlich zerstreut; dafür war Olympias in Hochstimmung, da sie glaubte, nun das Entzücken kennengelernt zu haben, von einem Gott besessen gewesen zu sein. Noch dazu hatte sie in der Nacht vor ihrer Hochzeit geträumt, dass ein Blitz vom Himmel fiel und sie mitten in den Leib traf und sich aus ihrem Schoß ein ungeheurer Brand bis zu den Wolken erhob. Der Blitz galt als Attribut des Zeus, und alle Welt war sich einig, dass dieses Zeichen einen Nachkommen ankündigte, dem ein außergewöhnliches Los beschieden sein würde.

Eines nachts lag Philipp neben Olympias, rückte ihr näher und wunderte sich, als sein Bein auf eine eisige Hüfte trat. Bald darauf musste er feststellen, dass zwischen ihm und seiner Frau eine große Schlange lag. In großer Verwirrung und Ratlosigkeit rief er wieder nach Aristander von Telmessos, dem er erklärte, er habe den Eindruck, in seinem Haus die Rolle des Amphitrion spielen zu müssen. Auf Anraten des Sehers wurde einer der Sekretäre des Hofes, Kheron von Magalopolis, nach Delphi gesandt, um den Priestern dort alle Ereignisse zu berichten und die Pythia zu befragen.
Kheron kehrte schon nach einigen Tagen zurück und brachte die Antwort des Orakels mit, so wie die Priester sie gedeutet hatten: Philipp darf nicht verfehlen, vor allen anderen Göttern den Zeus-Amon zu verehrten, und er muss sich auf eine Strafe gefasst machen, weil er den Gott bei der Vereinigung mit seiner Gattin überraschte.

Die Antwort der Priester von Delphi hat weder etwas besonders Überraschendes an sich, noch enthält sie etwas, woraus man auf eine Mystifizierung schließen müsste.
Die Symbolik der Schlange kommt in allen antiken Religionen vor. In der Bibel ist die Rolle der Schlange auf die des Versuchers beschränkt. In einer anderen judäischen Tradition aber, die vom babylonischen Talmud herkommt (die Juden lebten unter einem Volk, das dem Kult Amons huldigte), wird von der Schlange gesagt, sie habe Eva zum Ehebruch verführt und Beischlaf mit ihr gehabt.
Diese Tradition taucht im Proto-Evangelium des Jakobus wieder auf, als Joseph bei der Rückkehr von seinen Bauplätzen – was zu der Annahme verleitet, dass er gar nicht der arme Zimmermann war, für den man ihn hält – zu jammern beginnt, da er Maria im sechsten Monat schwanger findet: Wie soll ich jetzt dem Herrn meinem Gott entgegentreten? Und welches Gebet kann ich für dieses Mädchen sprechen? Denn ich habe sie als Jungfrau aus dem Tempel empfangen und sie nicht behütet! Wer hat diese üble Tat in meinem Haus begangen und diese Jungfrau verunehrt? Wie hat die Geschichte Adams bei uns ihre Wiederholung finden können? Denn wie die Schlange zu Eva gekommen ist und sie verführt hat, so ist es auch hier bei mir geschehen.
Und die Worte des Engels, der Josef im Traum erscheint, um ihm zu sagen, er möge sich nicht fürchten, dieses Mädchen bei sich zu behalten, denn es werde einen Sohn gebären, der sein Volk erlösen werde, sind wie ein Orakelspruch zu betrachten. Eine anders lautende Antwort des Orakels von Delphi hätte Philipp gewiss dazu veranlasst, Olympias zu verstoßen, genau wie Josef, wäre der Traum nicht gewesen, Maria davongejagt hätte.

Die von Benedikt XVI. angeführte Alkmene war die Tochter des zumeist genannten Perseussohnes Elektryon, des Königs von Mykene, während der Name ihrer Mutter in den verschiedenen Fassungen des Stoffes schwankt.
Sie hatte gelobt, nur demjenigen die Hand zu reichen, der die ihrem Vater geraubten Rinderherden zurückbringen und die Ermordung ihrer neuen Brüder rächen würde.
Amphitrion, der diese bewerkstelligt hatte, erhielt von Elektryon, seinem Onkel, Alkmene zur Frau. Bevor die Ehe vollzogen werden konnte, musste Amphitrion zum Kampf gegen die Feinde seines Hauses – die Taphier - seine Gattin verlassen. Zeus, den eine heftige Liebe zu der schönen Alkmene ergriffen hatte, benutzte die Einsamkeit der jungfräulichen Vermählten, um sich ihr zu nähern.
Nach einigen Quellen heißt es, dass er die Gestalt des Amphitrion angenommen habe, um das Vertrauen der jungen Frau gewinnen zu können. Die Brautnacht wurde durch die Allmacht des höchsten Gottes auf drei Nächte ausgedehnt – so viel Zeit benötigte der Göttervater, um den größten Helden der Antike – Herakles - zu zeugen.
Nach seiner Rückkehr holte Amphitrion die Brautnacht nach und Alkmene gebar daraufhin die Zwillinge Herakles, den Sohn des Zeus, und Iphikles, den Sohn ihres rechtmäßigen Gatten.
Die Heraklessage ist allgemein bekannt, weniger bekannt dürfte die Tatsache sein, dass es ein philosophisches Heraklesbild und eine Heraklesreligion gab, die zur Zeit Jesu in Syrien ebenso wie in Griechenland, in Rom und am Rhein ihre Anhänger hatte. Der Verwandtschaft der Heraklesmythen mit der Christusgestalt wurde zwar oft bemerkt, ihre direkte Abhängigkeit von Herakles hat der deutsche Philologe Friedrich Pfister (* 1883, † 1967) entdeckt.
Nachfolgend sind nur in Hauptpunkten der aufgezeigten Parallelen angeführt, wobei die Empfängnis des Gottessohnes schon dargestellt worden ist.
Wie Amphitrion mit Alkmene von Mykene nach Theben in Böotien wanderte, so wanderte Joseph mit Maria von Nazaret nach Betlehem. Wie Herakles nicht am Wohnsitz seines Vater geboren wurde, sondern am Ziel der Wanderung, so wurde Jesus nicht am Wohnsitz Josefs geboren. Wie man Herakles trotzdem nach dem Wohnsitz des Vaters den Argiver nannte, so nannte man Jesus den Nazarener.
Wie Hera von Zeus erfuhr, dass der aus seinem Stamm Geborenes König werden sollte, stellte sie dem Kind nach, wie Herodes dem Jesukind nachstellte, nachdem er von den Magiern von der Geburt eines neuen Königs gehört hatte.
Wie Herakles nun aus Angst von seiner Mutter ausgesetzt und wieder zurückgebracht wurde, so wurde Jesus von seinen Eltern aus Angst nach Ägypten geführt und wieder zurück gebracht.
Wie Herakles vor Beginn seines öffentlichen Wirkens in die Einsamkeit ging, so auch Jesus.
Wie man Herakles von einem hohen Berg aus das Reich des Königs und Tyrannen zeigte, so wurde Jesus durch den Versucher auf einen hohen Berg geführt, wo er die Königreiche der Welt sah. Wie Heraklaes die Versuchung überwand, so überwand sie Jesus.
Wie Herakles dem Auftrag seines göttlichen Vaters gehorchte, so auch Jesus. Wie Herakles Vater und Mutter verlies, so Jesus. Wie bei Herakles der Lebensweg ein Weg des Leidens ist, so auch bei Jesus. Wie Herakles auf dem Wasser wandelte zum Himmel auffuhr, wie er Heiland genannt wurde und als Wohltäter der Menschheit galt, so auch Jesus.
Wie es Herakles’ größte Tat war, den Tod zu überwinden, so war es auch die größte Tat Jesu.

Das philosophische Heraklesbild wurde im fünften vorchristlichen Jahrhundert geschaffen und durch Kyniker und Stoiker weiter idealisierend ausgestaltet.

Danaë war in der griechischen Mythologie die Tochter des Akrisios und der Aganippe. Akrisios, der König von Argos, hatte zwar eine Tochter, aber keinen männlichen Erben. Gewarnt vom Orakel (Du wirst keine Söhne haben und dein Enkel wird dich töten …), verwahrte er die noch jungfräuliche Danaë in einem Verlies, das mit bronzenen Türen gesichert war und von wilden Hunden bewacht wurde Nach anderen Quellen wurde sie in einen bronzenen Turm gesperrt. Doch der Göttervater Zeus begehrte sie und fand durch das Dach des Gefängnisses Zugang zu ihr, indem er sich in einen goldenen Regen verwandelte. Danaë gebar ihm den Sohn Perseus.
Um seinem Schicksal zu entgehen, ließ Akrisios Danaë mit ihrem Säugling in eine kleine hölzerne Arche bringen und setzte die beiden auf dem Meer aus; aber Zeus′ Bruder Poseidon glättet das Meer, damit ihnen kein Leid geschah …

Die Geschichte mit dem Aussetzen in einer Kiste, Truhe, Weidenkorb oder Arche ist bibelfesten und / oder historisch interessierten Frauen und Männern sicher bekannt, daher werden nur drei Bespiele in kurzer Form dargelegt:
● Die Bedrohung und Errettung des Moses
Die Zahl der in Ägypten lebenden Israeliten wurde für die Landesherrn zu groß, die Israeliten wurden zu einer Bedrohung. Da gab der Pharao den Befehl – so heißt es im zweiten Buch Mose – alle neugeborenen Knaben der Israeliten zu töten: Alle Söhne, die geboren werden, werft ins Wasser, und alle Töchter lasst leben. Moses wurde nach seiner Geburt von seiner Mutter drei Monate lang verborgen gehalten. Und da sie ihn nicht länger verbergen konnte, machte sie ein Kästlein von Rohr und verklebte es mit Erdharz und Pech und legte das Kind darein und legte ihn in das Schilf am Ufer des Wassers. Dort fand ihn die Tochter des Pharaos, die ihn rettete …
● Die Geburtslegende Sargons
Sargon ist die hebräische Namensform für שהררוקין (der König ist legitim). Der Bastard kam in jungen Jahren als Mundschenk an den Hof des Königs Urzababa. Von König Sargon von Akkad, der um 2350 v. Chr. das erste semitische Großreich geschaffen hatte, heißt es in Keilschrifttexten: Sargon, der mächtige König, der König von Akkad bin ich. Meine Mutter war eine Tempeldirne, meinen Vater kannte ich nicht. Es empfing mich meine Mutter; im geheimen gebar sie mich; sie setzte mich in ein Kästchen aus Rohr, verschloss mit Erdpech seinen Deckel. Sie setzte mich in den Fluss … Der Fluss trug mich zu Akki, dem Begießer. Akki, der Begießer, nahm mich zum Sohne an und zog mich auf …
● Romolus und Remus
Der troianische Held Aeneas, der Sohn des Anchises und der Göttin Aphrodite, verließ mit seinem greisen Vater auf dem Rücken das brennende Troja. Er verlor dabei seine Gattin Kreusa (Tochter des Priamos und der Hekuba / Hekabe), aber rettete seinen Sohn Ascanius, der auch Iulus genannt wurde. Iulus war der Stammvater der Iulier und damit der Ahnherr von Iulius Caesar. Mit einer Schar überlebender Troer gelangte Aeneas nach Sizilien, wo Anchises starb. Nach einiger Zeit bei Dido in Karthago gelangte Aeneas nach Latium und heiratete Lavinia, die Tochter des Königs Latinus, dessen Nachfolge er antrat. Der Sohn und Nachfolger des Aeneas - Iulus - zog in die Albaner Berge und gründete Alba Longa, eine Stadt, die fortan von Königen regiert wurde, deren letzte Numitor und Amulius hießen. Numitor herrschte als König von Alba Longa - das heutige Castel Gandolfo -, aber sein Bruder Amulius stieß ihn vom Thron.
Um Rhea Silvia, Numitors Tochter, zu hindern, Nachkommen zu gebären, zwang Amunius seine Nichte, Priesterin der Vesta zu werden, woran die Pflicht zu 30jährigem Dienst in Jungfräulichkeit gebunden war.
Der Kriegsgott Mars näherte sich aber Rhea Silvia, und sie schenkte Zwillingen das Leben. Amulius brachte die Mutter um und ließ die Zwillinge, Romolus und Remus, in einer Wanne im Tiber aussetzen. Da der Tiber gerade Hochwasser führte, wurde die Wanne mit den Kindern an der Grotte der Wölfin am Palatin ans Ufer getrieben. Dort hörte eine Wölfin ihre Schreie und säugte sie, bis Faustulus, ein königlicher Hirte, sie fand. Zusammen mit seiner Frau Acca Larentia zog Faustulus die Kinder auf …

Im Unterschied zu den vorgenannten Frauen soll Maria von Nazaret sich der immerwährenden Jungfauenschaft erfreut haben, was die Kirchenväter vor dem 3. Jahrhundert noch nicht wussten.
So war der Kirchenvater und Bischof Irenäus von Lyon, der Vater der katholischen Dogmatik, aufgrund von Schriften und Tradition der Ansicht, Maria sei nur bis zur Geburt Jesu Jungfrau, nachher aber die echte Ehefrau des Joseph gewesen.
Der frühe christliche Schriftsteller Tertullian vertrat ebenfalls, gestützt auf Matthäusevangelium 1, 25 die Auffassung, Joseph habe mit Maria nach Jesu Geburt vollen ehelichen Verkehr gehabt, dessen Früchte seine Brüder und Schwestern gewesen seien.

Noch im 4. Jahrhundert erklärte Bischof Bonsius von Sardica - dem heutigen Sofia, Maria habe außer Jesus auch andere Kinder geboren.
Erst im auslaufenden 4. Jahrhundert kam es im Abendland zum Durchbruch der aus dem Orient eindringenden Vorstellung von der immerwährenden Jungfrauenschaft Mariens, nicht zuletzt durch die Einflüsse des Politikers und Bischofs Ambrosius von Mailand und des Gelehrten, Theologen und Kirchenvaters Sophronius Eusebius Hieronymus.

Und in der LateransynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. von 649 wurde schließlich erklärt: Wer nicht mit den heiligen Vätern im eigentlichen und wahren Sinne die heilige und immer jungfräuliche und unbefleckte Maria als Gottesgebärerin bekennt, da sie eigentlich und wahrhaft das göttliche Wort selbst, das vom Vater vor aller Zeit gezeugte, in den letzten Zeiten, ohne Samen, vom Heiligen Geiste empfangen und unversehrt geboren hat, indem unverletzt blieb ihrer Jungfrauschaft auch nach der Geburt: der sei verworfen (= ewig verdammt).

Der Asket, Bischof und Kirchenlehrer Basilius „der Große” stützte das Dogma von der Geburt aus der Jungfrau ohne leichteste Verletzung deren Jungfrauenschaft durch Hinweise auf die Geier, die größtenteils ohne Begattung Junge bekämen, sogar noch im Alter von 100 Jahren.
Auch wussten viele Schriftsteller bis in das späte Mittelalter, dass die Empfängnis des ersten Kindes von Maria durch das Ohr erfolgt sei.
Nach einer 831 verfassten Schrift des heiligen Benediktinermönchs Paschasius Radbertus vollzog sich selbst Jesu Geburt bei geschlossenem Leib (utero clauso) der Jungfrau.

Zum Abschluss ist festzustellen, dass die römisch-katholische Kirche alte heidnische Anschauungen auf Maria übertragen und zum Dogma erhoben hat.

Prof. Helmut Bouzek, E-Mail vom 18. November 2014

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Autoren: C. S. und Prof. Helmut Bouzek - zuletzt aktualisiert am 24.01.2020
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