Ökumenisches Heiligenlexikon

Paulus' 1. Missionsreise

von 46 bis 48

Karte

Antiochia

Antiochia ums Jahr 50

ehemalige Höhlenwohnungen der Christen an der Petrusgrotte in Antakya
ehemalige Höhlenwohnungen der Christen an der Petrusgrotte in Antakya

Antiochia am Orontes - das heutige Antakya / Hattay - war um 300 v. Chr. durch den früheren General von Alexander dem Großen, Seleukos I. Nikator, gegründet worden und wurde Hauptstadt des Seleukidenreiches mit über 500.000 Einwohnern - deutlich größer als das heutige Antakya. Die Metropole war Schmelztigel verschiedener Völker, Sprachen und Religionen, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. 67 v. Chr. wurde die Stadt römisch und zur drittgrößten Stadt des Reiches nach Rom und Alexandria.

Paulus in Antiochia

=> Paulus in Salamis

Gemeindeentwicklung in Antiochia

Antiochia wurde eine der ersten Städte, in der das Christentum Fuß fasste, weil verfolgte erste Christen hier Zuflucht genommen hatten. Barnabas wurde von der Jerusalemer Urgemeinde zur Inspektion nach Antiochia ausgesandt und fand eine Gemeinde unter der Gnade Gottes (Apostelgeschichte 11, 23). Er führte Paulus in diese Gemeinde ein, in der die Anhänger Jesu erstmals als Christen bezeichnet wurden. Die Überlieferung macht Petrus schon früh zum ersten Bischof an diesem Ort, der 42 hier seinen Sitz genommen habe: den Stuhl Petri - der also hier älter ist als der in Rom - zeigt man dort noch heute. Antiochia wurde zum Ausgangspunkt aller Missionsreisen von Paulus und seinen Gefährten und zur dynamischsten Gemeinde der frühen Christenheit.

Aus der Gemeinde in Antiochia stammte wohl Lukas; er brachte die Hand von Johannes dem Täufer dorthin, wo sie viele Wunder wirkte. Der der Überlieferung zufolge dritte Bischof nach Petrus und Evodius von Antiochia war der bedeutende Ignatius; es folgten u. a. Theophilos, Serapion und Asclepiades, dann Meletios und Flavian, später Anastasius; Antiochia war eines der vier Patriarchate der Christenheit im 1. Jahrtausend und ist bis heute Namen gebend für die Patriarchen von Antiochia.

Eine der berühmtesten theologischen Schulen der frühen Christenheit hatte ihren Sitz in der Stadt, an ihr wirkte u. a. Lucian, aus ihr gingen z .B. Johannes Chrysostomus oder Marcellus Akiometes hervor. Eusignios, der als General in Rom entscheidend an der Wende Kaiser Konstantins zum Christentum beteiligt war, stammte aus der Gemeinde ebenso wie der Missionar der Goten, Wulfila. Die bedeutenden Einsiedler Simeon Stylites und sein Nachfolger Simeon Stylites der Jüngere wirkten in Antiochia, aus seinen Anhängern gingen Johannes Sedasneli und die Georgische Kirche hervor, Theodosius „der Große” war sein Schüler. Aus dieser Stadt stammte auch der einflussreiche alexandrinsche Patriarch Eulogius.

orthodoxe Petrus- und Paulus-Kirche in Antakya
orthodoxe Petrus- und Paulus-Kirche in Antakya Ayşe Karadağ

1098 wurde Antiochia im 1. Kreuzzug erobert und blieb als Hauptstadt des unabhängigen Fürstentums von Antiochien bis 1268 in christlicher Hand. Nach der endgültigen Eroberung 1268 durch die Mameluken unter Sultan Baibars wurde die Stadt zerstört, die christlichen Einwohner wurden entweder getötet oder versklavt.

Antiochia touristisch

Der Einfall der Perser in Antiochia im 6. Jahrhundert zerstörte viele der damaligen Kirchen. Reste von 26 christlichen Gotteshäusern wurden geborgen und sind heute im Museum zu sehen. Die Habibi-Neccar-Moschee, an deren Platz im Verlauf der Geschichte immer abwechselnd eine Kirche oder eine Moschee stand, - je nachdem, wer gerade über die Gegend herrschte -, trägt noch heute den Namen des .
1939 kam Antakya durch eine Volksabstimmung von Syrien zur Türkei. Neben Resten römischer Bauwerke kann man heute auch die Petrus geweihte Grottenkirche besuchen, in der sich die ersten Christen getroffen haben sollen und in der demach auch Paulus predigte. Daneben gibt es eine katholische Kirche, die von Kapuzinern betreut wird, eine orthodoxe Kirche, eine protestantische Kirche und eine Freikirche.

Salamis

Salamis ums Jahr 50

Salamis - heute Ruinen bei Famagusta - war lange die führende Stadt auf Zypern. Im 4./3. Jahrhundet v. Chr. verlor sie diese Rolle an Paphos - das heutige Paláia Páfos. 31 v. Chr. wurde Salamis endgültig römische Kolonie.

Der Hafen von Seleukia Pieria - dem heutigen Çevlik
Der Hafen von Seleukia Pieria - dem heutigen Çevlik

Paulus in Salamis

=> Paulus in Paphos

Gemeindeentwicklung in Salamis

Salamis wurde zum Zentrum des Christentums auf Zypern. Nach mancher Überlieferung soll Barnabas hier am Ende seines Lebens gewirkt haben, bis er den Märtyrertod durch Steinigung erlitt. Epiphanios wirkte hier. 477 wurde der Überlieferung nach das Grab von Barnabas entdeckt. Um 674 zerstörte die arabische Invasion die Stadt, viel Bewohner sind geflohen und bauten die mittelalterliche Stadt Famagusta.

Salamis touristisch

Neben der antiken Nekropole mit Könisgräbern und Resten einer Basilika ist Barnabas' Grab zu besichtigen.

Paphos

Paphos ums Jahr 50

Der Sage nach ging Aphrodite - die griechische die Göttin der Liebe - nach ihrer Geburt in Paphos / Páfos auf Zypern an Land, die Stadt war deshalb ein bedeutendes Zentrum ihrer Verehrung. Nikokles, der letzte König von Paphos, befestigte 321 v. Chr. die Stadt. Nach der Eroberung der Insel durch die Ptolemäer blieb den Königen von Paphos das Amt des Hohenpriesters der Aphrodite, das auch nach der Machtübernahme durch die Römer 58 v. Chr. weitergeführt wurde, als das Aphrodite-Heiligtum unter den Schutz der römischen Kaiser gestellt wurde. In römischer Zeit herrschte in Paphos ein glänzendes urbanes Leben.

Paulussäule vor der Pauluskirche in Paphos/Páfos
Paulussäule vor der orthodoxen Kirche Chrysopolitissa in Paphos / Páfos

Paulus in Paphos

=> Paulus in Attalia

Gemeindeentwicklung in Paphos

Als Barnabas später noch einmal nach Zypern kam, habe Elymas auch ihn gestraft und im Zirkus der Stadt steinigen lassen. Die idealtypische Szene der Bekehrung des Aphrodite-Priesters Sergius hatte offenbar aber ansonsten zunächst keine weiteren Folgen, von einer frühen Gemeindeentwicklung ist nichts bekannt; das Aphrodite-Heiligtum in Paphos blieb dagegen bis ins 4. Jahrhundert erhalten.

Paphos touristisch

In Paphos / Páfos wird die Säule gezeigt, an die Paulus bei seiner Auspeitschung gebunden war. Dahinter steht die orthodoxe Chrysopolitissa-Kirche, errichtet auf den Resten einer siebenschiffigen Basilika aus dem 4. Jahrhundert, der Überlieferung nach am Ort der ältesten christlichen Kirche auf Zypern, in der Paulus und Barnabas gepredigt haben sollen. Im Hafen befinden sich die Überreste der alten Mole und die Ruinen der Festung. Stadteinwärts sieht man dann die Festung, die an der Stelle der alten Burg errichtet wurde und Mosaiken aus dem 4./5. Jahrhundert. Die ganze Stadt wurde als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Im Bad der Aphrodite soll sie mit ihrem Geliebten Adonis gebadet haben. Wer in diesem Wasser badet, soll die ewige Schönheit gewinnen.

Attalia

Attalia ums Jahr 50

Attalia - das heutige Antalya - wurde der Überlieferung nach 158 v. Chr. von König Attalos II. von Pergamon - dem heutigen Bergama - gegründet und nach ihm benannt. Attalia war der wichtigste Hafen der Gegend.

Paulus in Attalia

=> Paulus in Antiochia in Pisidien

Gemeindeentwicklung in Attalia

Das Hadrianstor in Antalya
Das Hadrianstor in Antalya

Die Christengemeinde von Attalia brachte viele Märtyrer hervor, darunter Zoë oder Victorinus und seine Gefährten.

Attalia touristisch

Antalya ist heute ein Zentrum des Tourismus in der Türkei. Noch immer zu sehen ist der alte Hafen, in dem Paulus anlandete. Das Hadrianstor ist das einzige erhaltene Eingangstor zur antiken Stadt und dem Hafen; es wurde im Jahr 130 zu Ehren des Besuchs von Kaiser Hadrian errichtet.

Antiochia in Pisidien

Antiochia in Pisidien ums Jahr 50

Die Stadt Antiochia in Pisidien - heute Ruinen bei Yalvaç - wurde an strategisch günstigem Ort von den Seleukiden gegründet. Nach Gründung der römischen Provinz Galatien 25 v. Chr. ließ Kaiser Augustus hier Veteranen ansiedeln, die Siedlung entwickelte sich schnell zu einer der bedeutendsten römischen Städte in Kleinasien. Zur Zeit von Paulus gehörte die Stadt zur römischen Provinz Phrygien.

Reste der römischen Straße in Antiochia in Pisidien
Reste der römischen Straße in Antiochia in Pisidien
Jens Helmstedt

Paulus in Antiochia in Pisidien

=> Paulus in Ikonium

Gemeindeentwicklung in Antiochia in Pisidien

Antiochia wurde offenbar zur bedeutenden Christengemeinde, aus ihr stammte der - wohl im Jahr 97 eingesetzte - römische Bischof Evaristus, es war die Heimat des Bischofs Charalampos und der legendären Margareta (Marina).

Antiochia in Pisidien touristisch

Ab dem 4. Jahrhundert verlor Antiochia an Bedeutung, 712 wurde die Stadt bei Einfällen der Araber zerstört. Heute sind Reste des mächtigen, aus dem Felsen gehauenen, Zeus-/Augustus-Tempels zu sehen; die umfangreichen Ausgrabungen machten auch einen römischen Aquädukt und zwei christliche Basiliken sichtbar, von denen eine Paulus geweiht war.

Ikonium

Ikonium ums Jahr 50

Ikonium - das heutige Konya - liegt in einer Oase der zentralanatolischen Steppe und war seit alters her besiedelt. Im 1. Jahrhundert war es eine blühende Handelsstadt, von Kaiser Claudius gerne besucht.

Paulus in Ikonium

=> Paulus in Lystra

Gemeindeentwicklung in Ikonium

Pauluskirche in Konya heute
Pauluskirche in Konya heute

Nach der Missionierung durch Paulus und Barnabas Ikonium zu einem wichtigen Zentrum des Christentums. Als eine der Bekehrten gilt Thekla, die der Überlieferung zufolge Paulus predigen hörte, sich daraufhin bekehrte und von ihm getauft wurde und dann selbst als Predigerin und Missionarin wirkte, u. a. in Antiochia, in ihrer Heimatstadt Ikonium und in Seleukia am Kalykadnos - dem heutigen Silifke. Als weitere Predigerin wurde Paraskeva Pyatnitsa bedeutend. Ikonium war Sitz eines Bischofs, darunter Amphilochius, und Heimat der Märtyrerin Julitta.

Ikonium touristisch

Unter den Seldschuken wurde Konya 1116 Hauptstadt. Beim 3. Kreuzzug schlug Kaiser Friedrich I. Barbarossa hier 1190 erfolgreich die Schlacht von Ikonion. Im 13. Jahrhundert gründete der islamische Mystiker (Sufi) Dschelal-ed-din Rumi, genannt Mevlana, unser Meister, hier den Orden der tanzenden Derwische. Mevlanas Marmorsarg und sein Kloster sind heute ein Museum und zu besichtigen, obwohl der Begründer der modernen Türkei, Atatürk, den Orden verbot. Heute ist Konya ein Zentrum der Gelehrten des konservativen Islam. Die antike Stadt liegt unausgegraben unter dem Alaeddin-Hügel in der Stadtmitte, auf dem sich eine Moschee aus dem 12./13. Jahrhundert mit 42 antiken Säulen erhebt. Erhalten ist die Paulus geweihte Kirche am Fuße des antiken Siedlungshügels im Herzen der Stadt mit einem kleinen Kloster, in dem bis heute Nonnen wirken, und eine Thekla gewidmete Wallfahrtsstätte.

Lystra

Lystra ums Jahr 50

Lystra - heute ein unausgegrabener Hügel beim Dorf Kilistra/Gökyurt - wurde wohl in hellenischer Zeit um 600 v. Chr. gegründet. In der Römerzeit war die kleine Stadt Sitz einer Militärkolonie. Ihre Bewohner lebten wohl - ähnlich wie in Kappadokien - teilweise in Höhlen, um sich vor heidnischen Überfällen und Räubern zu schützen. Sie hatten einen besonderen Dialekt.

Der unausgegrabene Hügel von Lystra heute
Der unausgegrabene Hügel von Lystra heute

Paulus in Lystra

=> Paulus in Derbe

Gemeindeentwicklung in Lystra

Aus der in Lystra entstandenen Gemeinde ging Timotheus hervor. Im 2./3. Jahrhundert verlor aber Lystra seine Bedeutung, war nur noch ein Dorf; der Märtyrer Zoellus war hier zuhause. Erst ab 380 sind die ersten Bischöfe nachweisbar.

Lystra touristisch

Heute sieht man vom alten Lystra nur noch das einen unausgegrabenen Hügel neben dem Dorf Kilistra / Gökyurt und die Höhlen der alten Stadt und einer Nekropole.

Der Hügel, der von Derbe übrig blieb
Der Hügel, der von Derbe übrig blieb

Derbe

Derbe ums Jahr 50

Die ebenfalls sehr alte ehemalige Stadt Derbe - heute ein Kerti Hüyük genannter Hügel 25 km nördlich von Karaman - lag an der äußersten östlichen Grenze von Galatien.

Paulus in Derbe

=> Paulus in Perge

Gemeindeentwicklung in Derbe

Von einer Christengemeinde ist fast nichts bekannt außer einer Inschrift, in der ein Märtyrer Paulus aus dem 3. Jahrhundert gepriesen wird. Ein Bischof Dapimus war Teilnehmer des 1. Konzils von Konstantinopel im Jahr 381.

Derbe touristisch

Von Derbe ist heute nur noch ein Hügel zu sehen, erste Ausgrabungen haben inzwischen begonnen.

Perge

Perge ums Jahr 50

Perge, von den Achaern um 1000 v. Chr. gegründet, schloss 334 v. Chr. Frieden mit Alexander dem Großen und blieb dadurch unzerstört. In der römischen Kaiserzeit war Perge eine blühenden Stadt, neben Side die wichtigste Stadt in Pamphylien.

Paulus in Perge

=> Paulus in Antiochia

Gemeindeentwicklung in Perge

Ruine von einer der vier Basiliken in Perrge
Ruine von einer der vier Basiliken in Perge

Perge wurde dennoch zu einer der ersten Christengemeinden in Kleinasien. Aus ihr stammten die Märtyrer Leontius und Kalliopios. Während der folgenden Jahrhunderte wurde Perge ein Zentrum der Marienverehrung und in byzantinischer Zeit Sitz des Metropoliten der Kirchenprovinz.

Perge touristisch

Die Reste des antiken Perge sind heute sehr gut erhalten: ein imposantes römisches Amphitheater für 15.000 Zuschauer - eines der größten seiner Art, und das Stadion mit ehedem 12.000 Plätzen und 50 Gewölben, worauf noch die Sitzreihen zu sehen sind. Auf der großen Agora, angelegt im 2. Jahrhundert, steht der Rundtempel der Glücksgöttin Tyche, des weiteren Palastruinen aus der Kaiserzeit, Thermen, ein Aquädukt und die Nekropole. Überdauert haben auch die eindrucksvollen, schon im 3. Jahrhundert v. Chr. gebauten Befestigungsmauern.

Antiochia

Antiochia ums Jahr 50

Paulus in Antiochia

Gemeindeentwicklung in Antiochia

Antiochia touristisch

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 05.08.2019
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Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.

Quellen:
• Die Reisen des Paulus. Katholisches Bibelwerk Stuttgart o.J. (2000)
• Bastian Van Elderen: Some Archaeological Observations on Paul’s First Missionary Journey" In: W. Ward Gasque, Ralph P. Martin (Hg.): Apostolic History and the Gospel. Biblical and Historical Essays Presented to F. F. Bruce. The Paternoster Press, Exeter 1970.
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