Ökumenisches Heiligenlexikon

Berthold von Regensburg:
Sælic sint die reines herzen sint


Sælic sint die armen, wan daz himelrîche ist ir etc. (Matth. 5,8). Mit disen aht tugenden sint alle die ze himelrîche komen, die dâ sint, unde mit den selben aht tugenden müezent noch alle die dar komen, die iemer mêr dar komen süln. Nû wil ich die siben under wegen lân unde wil niwan von ir einer sagen; wan alse vil guoter dinge an ir ieglîcher ist (unde von ir ieglîcher wære gar vil unde gar lanc sunderlîchen ze sagenne) unde wie manigiu untugent uns an disen ahte tugenden irret, daz würde eht von ieglîcher gar lanc ze sagenne. Wande man ez allez in éiner predigen niht verenden mac noch in vieren noch in zehenen, sô wil ich iu hiute niwan sagen von den die ein rein herze habent unde von den man hiute dâ liset in dem heiligen êwangeliô: sælic sint die reines herzen sint, die werdent got sehende. Die sint wol von rehte sælic, die dâ got sehent. Ein übergülde ist ez aller der sælikeit, diu ie wart oder iemer mêr eht werden mac, swer got ansehende eht wirt: alse süeze und alse wünneclich ist diu gesiht, die man an gote siht. Sô wart nie deheiner muoter ir kint nie sô liep, ân unser frouwen, unde solte sie ez drîe tage ane sehen ân underlâz, daz sie anders niht enpflæge wan eht sie ir liebez kint solte an sehen, sie æze an dem vierden tage vil gerner ein stücke brôtes. Unde wolte ich vil gerner daz ich als ein guot mensche wære, als daz wâr ist, daz ich iezuo reden wil. Ob daz alsô wære, daz man zuo einem menschen spræche, der iezuo bî gote ist: 'dû hâst zehen kint ûf ertrîche unde dû solt in koufen allen samt, daz sie êre unde guot haben unz an ir tôt, dâ mite, daz dû einigen ougenblic von gotes angesiht tuost, niuwen als lange als einz sîne hant möhte umbe kêren, unde sich dannne wider ze gote unde dû solt dîn ougen niemer mêr von im kêren, der mensche entæte sîn niht. Alse wâr, herre, dîn wârheit ist, alse wâr ist disiu rede, daz er disiu zehen kint unze an ir tôt ê nâch dem almuosen lieze gên, ê danne er sich die kleine wîle von gote wolte wenden. In habent die engel wol sehzic hundert jâr an gesehen unde sehent in hiute als gerne als des êrsten tages unde sie sint ouch alle samt sam des êrsten tages: sâ dô sie got an sehende wurden, dô wart ir deheiner sît nie eltlîcher danne des êrsten tages unde sint doch sider wol sehzic hundert jâr alt. W elher hundert jâr alt würde under uns, der wære den liuten alse smæhe an ze sehenne von ungestaltheit unde von dem gebresten, den daz alter an in hæte gemachet. Sô man mâlet die engele, dâ seht ir wol, swâ man die engele mâlet, daz man die eht anders niht enmâlet wan als ein kint von fünf jâren, als junclich, oder von sehsen. Wan alle die got sehent die werdent niemer eltlîcher, die in in himelrîche sehent in sînen freuden und in sînen êren. Uf ertrîche sehen wir in alle tage sînem gewalte. Dehein irdenischer muot noch irdenisch lîp möhte daz niht erlîden, daz in dehein irdenisch ouge iemer an gesehen möhte in sînen freuden und in sînen êren, als er ze himelrîche ist. Wir sagen iu daz wir iemer gesagen künnen oder mügen, daz ist rehte dem glîche, als obe ein kint uns solte sagen, ob ez mügelich wære, die wîle ez in sîner muoter lîbe ist beslozzen, unde das solte sagen von aller der wirde unde von aller der gezierde die diu werlt hât, von der liehten sunnen, von den liehten sternen, von edeler gesteine kraft unde von ir maniger slahte varwe, von der edelen wurze kraft unde von der edelem gesmacke unde von der rîchen gezierde, die man ûzer golde machet in dirre werlte, und von maniger hande süezen stimme, die diu werlt hât von vögelîn sange unde von seitenspil unde von maniger hande bluomen varwe unde von aller der gezierde, die disiu werlt hât. Alse unmügelîche und alse unkuntlîchen eime kinde dâ von ze sprechen wære, daz noch beslozzen ist in sîner muoter lîbe, daz nie niht gesach weder übel noch guot noch nie deheiner freuden enpfant als unkunt dem kinde dâ von ze redenne ist, als unkunt ist ouch uns dâ von ze redenne von der unsägelîchen wünne, diu dâ ze himel ist, unde von dem wünneclîchen antlütze des lebendigen gotes. Wan alliu diu freude diu dâ ze himel ist, der ist niht wan von dem schîne, der von unsers herren antlitze gêt. Unde rehte als alle sternen ir licht von der sunnen nement, alsô habent alle heiligen ir gezierde und ir schônheit von gote und engele und allez himelische her: reht als alle die sternen des himels, der mâne unde die planêten, grôz unde kleine, die habent alle samt ir lieht von der sunnen, diu uns dâ liuhtet. Und alsô hât alles himelischez her, engele unde heiligen, die hoehsten unde die minnesten, die habent alle samt ir freude und ir wünne und ir gezierde unde die êre unde wirde und ouch die schoende, daz habent sie alle samt von der angesihte gotes, daz sie got an sehent. Die engele die dâ unser hüetent die sehent in ze aller zît an, als ob sie bî im wæren; wan alliu diu freude diu in himelrîche ist, diu diuhte sie ze nihte, solten sie got niht an sehen. Unde dâ von: sælic sint die reines herzen sint, wan sie werdent got sehende. Nû seht, ir liebe kristenheit, wie sælic die sint, die dâ reinez herzen tragent! Ir junge werlt, die noch unbewollen sint mit sünden, behaltet iuwer herze vor allen toetlîchen sünden: sô werdet ir got sehende in solichen freuden und in sô grôzen êren, die ouge nie gesach oder ôre nie gehôrte, alse sant Paulus dâ sprichet unde alse sant Johannes sprichet: wær ez mügelich, daz man ez allez samt geschrîben möhte, sô möhte diu werlt diu buoch in ir niht behalten, dâ ez an gestüende daz ich gesach, und allez daz ich gesach daz was niht wan got alleine. Unde dar umbe möhten wir doch gerne ze dem himelrîche komen unde drumbe arbeiten. Ob uns niht diu liebe unde diu minne dar twünge der wir gote schuldic sîn, seht, sô möhten wir dar umbe dar komen durch daz wunder daz dâ ist. Ez ist maniger vor mir, der im von sô getâner freude seite, daz sie jenhalp meres wære, er füere gar gerinclîchen dar von hinnen über mer, niwan daz erz gesæhe. Sô möhtet ir hundertstunt gerner dar umbe arbeiten, daz irz iemer mêre êwiclîchen niezen soltet. Die vil wünneclîchen angesiht des almehtigen gotes unde der himelischen künniginne ze der zeswen sîner sîten in guldîner wæte (astitit regina etc., alsô sprach her Dâvît) die möhtet ir gerne an sehen. Wan würde iu einiger anblic, sô wære iu alliu diu freude unde diu êre und aller der wollust, den diu werlt ie gewan, daz wær iu hinne für als widerzæame und ouch alse unmære, reht als sant Paulus dâ sprach. Nû hoeret wie er sprach. Er sprach: 'alliu diu êre unde diu freude unde daz gemach, diu disiu werlt ie gewan von keisern unde von künigen, wider der freude diu in himelrîche ist, als widerzæme einem wære ein diep an einem galgen, als kurz einem diu wîle dâ mite wære, daz er einen erhengenen man triuten solte, wider aller der freude die diu werlt hât, alse widerzæme ist mir diu freude aller der werlte wider der êwigen freude.' Ei, wol iuch wart, daz iuch iuwer muoter ie getruoc, die sô getâne freude süln besitzen! Der ist, ob got wil, vil maniger vor mînen ougen. Ouch ist maniger, der vil kleine freude dar für nimt hie ûf ertrîche, unde daz den guoten sante Paulen gar versmâhte, des wirt im der tûsentste teil niht. Unde die habent übele koufet die sô übergrôze freude gebent umb ein sô kurzez freudelîn in dirre werlte: die habent übele gevarn, wan sie habent weder hie noch dort niht. Als ich iezuo sprach, rehte in glîcher wîse, reht alse alle sternen des himels ir lieht von der sunnen habent, alsô hât allez himelische her ir lieht von dem wâren sunnen, sît danne unser herre der wâre sunne unde daz wâre lieht ist, alse der guote sant Johannes dâ sprichet. Der heizet in daz wâre lieht, als ouch daz vil wâr ist, wan er ist daz wâre lieht, daz niemer mêr verlischet. Und alle die von sîme gotvarwen liehte enzündet werdent, die erleschent ouch niemer mêre von der schônheit, die sie von dem wâren sunnen hânt. Und als vil diu sunne liehter unde gelpfer ist danne wir dâ sehen, rehte als vil diu liehtes unde glastes über alle sternen hât die an dem himel stênt, als vil hât der wâre sunne in himelrîche schînes unde glastes mêr über alle engele und ist geschoenet unde gewirdet an allen êren, alse billich ist. Unde dâ von sint sie sælic die ein reinez herze habent, wan sie werdent got sehende.

Nû ist der dinge leider vil, die uns des irrent, daz wir den almehtigen got niht sehende werden. Daz tuot ein ieglîchiu tôtsünde. Swer die ûf im hât und âne riuwen dâ mite von dirre werlte vert, der gesiht den wâren sunnen niemer mêr. Wan die sünde sô maniger hande sint, daz ich sie lîhte in vier tagen oder in fünfen niemer gar genennen möhte, sô wil ich ir hiute niwan drîe sagen. Gibet mir got die gnâde, sô sage ich morgen und übermorgen aber mê. Unde dar umbe sult ir ofte ze predigen gên: sô kündet ir iuch deste baz behüeten vor dem irretuome allem, daz uns der froelîchen angesihte irret des wâren sunnen. Unde dâ von wil ich hiute sagen von drin dingen, diu die werlte aller meiste und aller gemeinlîcheste irrent, daz sie got niht sehent in sînen êren. Wan under allen den dingen, die diu werlt ie gewan, sô irrent deheine drî sünde sô maniger muoter barn, daz sie got niemer mêr gesehent in sînen freuden. Unde daz daz wâr sî, daz hât uns der wâre sunne erzöuget: der hôhe sunne hât ez uns erzöuget an dem nidern sunnen. Wan als manic dinc uns des nidern sunnen irret, daz wir in niht gesehen mügen, als manigiu dinc irrent uns des hôhen. Ez gêt ein man in ein hûs oder eine stuben, in ein gadem, in ein dickez holz oder in einen dicken boum, daz er den nidern sunnen niht gesehen mac. Der dinge ist gar vil, diu uns des irrent, daz wir den nidern sunnen niht gesehen mügen. Aber under allen dingen irrent uns driu dinc aller meiste und aller breitest und aller wîtest under der werlte.

Daz êrste daz uns des nideren sunne irret aller meiste, ez selbe dritte, daz heizet ertrîche. Diu erde, dâ diu werlt ûf stât, diu irret uns des sunnen, des nidern sunnen. Wan diu erde ist rehte geschaffen alse ein bal. Swaz daz firmament begriffen hât - daz ist der himel, den wir dâ sehen, dâ die sternen ane stênt -, swaz der umbe sich begriffen hât, daz ist geschaffen als ein ei. Diu ûzer schale daz ist der himel den wir dâ sehen. Daz wîze al umbe den tottern daz sint die lüfte. Sô ist der totter enmitten drinne, daz ist diu erde. Unde gêt der selbe himel ze allen zîten umbe sam ein rat. Er loufet aber twerhes umbe nâch der twirhe. Ez mügent die ungelêrten liute sô wol niht verstên sam die gelêrten. Dô unser herre daz firmamente geschuof, dô hiez er, daz ez umbe liefe als ein schîbe. Wande ez unmügelîchen swær ist von der unmügelîchen wîten die ez hât, sô wær ez von der swære sô vaste in den louf komen, daz ez zerbrochen wære. Dô geschuof unser herre siben sternen, die sînen louf widerhabeten. Daz firmament hât sînen louf von oriente hin ze occidente, von ôsten hin gein westen. Sô gab er den siben sternen ir louf von westen hin gein ôsten, unde die kriegent mit aller kraft wider dem firmamente; sô ist eht ez ze swære unde ziuhet den sunnen unde den mânen unde die andern planêten mit im umbe mit den sternen. Und alsô loufet der himel mit den sternen umb und umb unde der andern sternen ein michel teil. Die iezuo ob uns sint, die sint nû ze mitter naht under uns. Unde dâ von sô sprechent sumelîche liute, ez sî ein werlt under uns unde die haben die füeze gegen uns gekêret. Unde des enist in deheine wîse niht. Nihil est in fundamento etc. Im ist rehte alsô, daz disiu werlt ûf nihte swebet. Unde swie grôz die berge sîn und wie swære sie sîn, sô stênt sie eht ûf nihte, wan daz ez eht allez swebet lideclîche. Reht als ein vogel, der in den lüften iezuo ob uns swebete unde reht an einer stat stille stüende, alsô swebet diu werlt ûf nihte wan ûf der draft unsers herren. Unde daz ez mügelich wære, daz man eine gruobe durch und durch daz ertrîche möhte gehouwen, sô sæhet ir iezuo bî dem tage durch daz ertrîche under iu hin abe die sternen an dem himele, als ir sie sâhet oben an dem himel obe iu, wan eht der himel als wol under uns ist als ob uns. Sô ist diu sunne under uns an dem himele, sô ez uns oben her abe naht ist. Unde dâ von ist daz ertrîche ein mittel zwischen uns unde der sunnen, unde dâ von irret uns daz ertrîche, daz wir hin ze naht die sunnen niemer mêr gesehen mügen unze morgen daz sie ôsten ûf gêt; alse her Salomôn dâ sprichet: 'orietur sol' etc.: diu sunne gêt hiute al dort under unde kumet morgen aber her wider. Und alsô irret uns diu erde gar wîten unde breiten, daz wir des nidern sunnen niht gesehen mügen. Diu erde bediutet einer hande sünde, die uns des wâren sunnen die wîten unde die breiten irret. Diu selbe sünde heizet gîtikeit nâch guote, unrehte gewinne. Der ist alse vil, daz ez nieman ertrahten kan. Owê, wie vil der liute ist die unrehtes guotes vârent und unreht guot gewinnent! Daz sint trügener an ir koufe und an ir antwerke; sô diebe und diubin, innerhalp des hûses und ûzerhalp; sô wuocherer, sô pfender, sô dingesgeber, sô fürköufer umbe daz næher, sô nôtbeter, sô unrehte stiure, unrehte zolle, unreht ungelt; sô nemen hie, sô rouben dâ; sô pfennincprediger, dem tiuvel ein der liebste kneht, den er iendert hât. Pfî, pfennincprediger, morder aller der werlte, wie manige sêle dû mit dînen valschen gewinnen von dem wâren sunnen wirfest an den grunt der hellen, dâ ir niemer mêr rât wirt! Dû geheizest alse vil aplâzesumb einigen helbelinc oder umb einigen pfennenc, daz sich manic tûsent menschen dran lânt unde wænent, sie habe alle ir sünde gebüezet mit dem pfenninge ocer mit dem helbelinge, alse dû im für snerest; sô wellent sie für baz niht büezen unde varnt alsô hin ze helle, daz ir niemer rât wirt. Unde dâ von wirfet man dich an den grunt der helle unde wirfet alle die ûf dich, die dû dem almehtigen gote enpfüeret hâst unde verkoufet, ie die sêle umb einen pfenninc oder umb einen helbelinc. Dû morder der rehten buoze, dû hâst uns die rehten buoze ermordet, diu der siben heilikeit einiu ist, der hoehsten, die got hât. Die habent uns die pfennincprediger alse gar ermordet, daz nû lützel ieman ist, der sünde welle büezen. Nû lâzent sie sich ûf dînen valschen geheiz, wan er seit dir von unsers herren marter alse vil und alse manigen enden, daz sie wænent, er sî ein rehter gotes bote; wan er weinet dar zuo und üebet alle die trügenheit dar zuo, dâ mit er in die pfenninge an gewinnen mac unde die sêle dar zuo. Und alsô ist ir sô gar vil die diu gîtikeit irret, daz sie den wâren sunnen niemer mêr gesehent. Und halt in den kloestern hât diu gîtikeit sô gar grôzen übernthant gewunnen, daz ez got iemer erbarmen müeze, in sumelîchen kloestern mit sacrilegie, mit symonîe, mit eigenschaft. Vindet man einen helbelinc in dîner gewalt ân urlâp dîner meisterschaft, dîner sêle wirt niemer rât. Riuwen unde buoze versage ich nieman. Mali religiose, male laici etc. Daz ist aber gar der sihtige tiuvel. Und alsô bezeichent diu werlt die gîtikeit. Wan diu erde ist kalt unde trucken; alsô ist ouch diu gîtikeit: diu ist kalt der wâren minne und trucken aller wâren riuwe, wan dâ mite verirrent sie manic tûsent sêle, daz sie den wâren sunnen niemer mêr gesehent. Ir priester, alle die alsô kalt und alsô trucken sint an ir ende, daz sie daz unrehte guot niht gelten wellent unde widergeben, alse verre sie ez geleisten mügen oder nâch gnâden, dâ man die liute weiz, den sult ir unsern herren niemer gegeben, weder mit gesundem lîbe noch mit siechem lîbe noch vor ir ende noch nâch ir ende, noch ir sült sie niemer bestaten an deheiner stat diu gewîhet sî, noch sie sol niemer halt dehein getouftiu hant an gerüeren. 'Bruoder Berhtolt, wie suln wir in danne tuon?' Dâ sult ir nemen ein seil unde machet einen stric dran unde leget im den stric an den fuoz mit einem hâken und ziehet in zer tür ûz. 'Bruoder Berhtolt, ob diu swelle danne hôch ist: wie sullen wir im danne tuon?' Dâ sullet ir durch die swelle graben unde sult in derdurch ûz ziehen, daz eht niemer getouftiu hant an in kome, unde bindet in einem rosse an den zagel unde füeret in ûz an daz gewicke, dâ die erhangenen unde erslagenen dâ ligent. Füeret in eht gegen dem galgen unde gegen des galgen gesinde. Des ist er dannoch kûme wert.

Daz ander dinc, daz uns des nidern sunnen schînes irret, daz wir sîn wîte unde breite verirret sîn, daz ist der nebel. Der blæwet sich von der erden ûf unde wirt dicke, daz wir der sunnen dar durch niht gesehen mügen, unde wirt ie hoeher unde hoeher stîgende, unz über sich in die lüfte. Sô er danne in die lüfte kumt, sô heizet er danne wolken. Diu breitent sich danne etewenne für den nidern sunnen, daz wir in danne etwenne in einem halben tage niht ensehen, etewenne in einem vierteil eines tages und etewenne inner zwein tagen oder inner drin, als ez sich danne mit dem weter an rihtet. Unde bezeichent die andern sünde, diu uns ouch des hôhen sunnen irret, daz wir sîn eht niht gesehen mügen. Unde manic tûsent sêle wirt halt von der selben sünde geirret, daz ir eht niemer mêr rât wirt unde den wâren sunnen niemer mêr gesehent. Unde den worten daz ir iuch dâ vor gehüeten müget, sô wil ich iu sagen, wie diu selbe sünde heizet. Sie heizet hôhvart und übermuot. Wan sie gewinnent manigen überigen muot, des sie ze nihte bedörften die mit hôhvart umbe gênt. Ir herren, ir bedörftet über ein niht sô maniger leie hôhvart unde sô maniges überigen muotes, des ir iu erdenket, miuwen mit iuwern kleidern, daz iu des niht genüeget, daz iu der almehtige got sô maniger hande gezierde hât gegeben, niuwen alleine mit gewande. Er hât iu gewant verlihen als ander dinc. Er hât alliu dinc dem menschen ze nutze unde ze dienste geschaffen und im selben ze lobe unde ze êren. War umbe wænet ir, daz er iu sô maniger hande varwe kleider habe gegeben? Swenne hôchgezîte sint, daz man unserm herren hoeher lop und êre erbieten sol danne ze andern gezîten. Wan dâ von heizent ez hôchgezîte, sô die heiligen zîte dâ sint, daz man dem almehtigen gote mê lobes unde êren erbieten sol danne ze den andern zîten. Nû seht ir wol, daz wir die altare baz zieren ze den hôchgezîten danne ze den andern zîten unde daz gesanc hoeher heben und schoener unde lenger machen. Und alsô sullent sich die liute baz zieren unde schoener zieren dem almehtigen gote ze lobe unde ze êren und iu selben ze sælden unde ze nutze. Wan ir sult got sunderlîchen loben loben umbe daz selbe. 'Wol dir, lieber herre,' sult ir sprechen unde gedenken in iuwerm herzen: 'wol dir, lieber herre, daz dû uns sô maniger hande gezierde und êre unde wirdekeit und wollust hie in disem jâmertale gîst. Waz dû uns danne dort geben wilt in dînen freuden unde dînen êren, dâ dû selbe bist!' Und alsK sult ir ez niezen, daz ez gote lobelich sî und iu nütze an lîbe und an sêle. Wan swer danknæme ist, daz er got danket sô maniger gnâden die er im gît unde geben hât, daz ist der aller hoehsten tugende einiu. Nû danket ir im, daz ir niuwer deste mêr tuot daz gote leit ist und iu selben gar schedelich ist an lîbe und an sêle. Wan daz ir gote ze lobe und ze êren soltet kêren, dâ dienet ir alles dem tiuvel mite, unde gêt hinder iuch, dâ ir für iuch soltet gên, und ir kêret allen dingen der sêle sælikeit daz hinder für. Dâ mit ir got loben soltet, dâ hazzet ir in mite; dâ mit ir iuwer sælde mêren soltet, dâ mêret ir iuwer unsælde mite, unde dar zuo twinget iuch iuwer hôhvart: dâ muoste er grôze buoze umbe lîden. Iuch genüeget niht, daz iu der almehtige got die wal hât verlân an den kleidern, wellet ir brûn, wellet ir sie rôt, blâ, wîz, grüene, gel, swarz: dar an genüeget iuch niht. Unde dar zuo twinget iuch iuwer grôziu hôhvart. Man muoz ez iu ze flecken zersnîden, hie daz fôte in daz wîze, dâ daz gelwe in daz grüene; sô ddaz gewunden, sô daz gestreichet; sô daz gickelvêch, sô daz witschenbrûn; sô hie den lewen, dort den arn; sô nit wæhen hüeten, sô mit hûben, sô mit gürteln. Und alsô ist sîn alsô vil, daz sîn nieman ze ende komen mac, daz ir durch hôhvart erdenket. Hiute erdenket ir einz, morgen erdenket ir ein anderz. Alse ie einer einen iteniuwen funt vindet, den müezent sie danne alle versuochen. Und ir gebet etwenne einem alse vil ze lône, der iu daz guote gewant ze hadern machet, alse iuch daz gewant dâ kostet, oder halb als vil. Dâ müezet ir gote umb antwürten, wan erz iu ze nutze geschaffen hât, daz irz danne sô gar unnützelîche machet. Ir frouwen, ir machet ez ouch gar ze noetlîchen mit iuwerm gewande, mit gelwen sleigern, mit gebende, sô mit röckelînen, sô mit dem vor gange ze der kirchen zuo dem opfer etc. Ir habet ouch vil maniger hande hôhvart, der ir wol gerietet und iuch ouch des wâren sunnen irret, daz ir in niemer mêr gesehet. Wan ir wellet iuwer herze niht reine machen vor der hôhvart. Ir gêt aber gar mit niht umbe. Ez ist gar ein niht, dâ mit ir daz himelrîche verlieset unde die wünneclîchen angesiht des almehtigen gotes. îr gêt niwan mit tüechelehe umbe unde mit löbelehe, daz man iuch eht lobe: 'jâ herre, wie schoene! wart aber ie sô schoenes iht?' Unser frouwe was halt vil schoener danne dû unde was gar herzeclîchen dêmüetic, unde sant Margarêta unde der andern ein michel teil. Dâ heten sie ir herzen gereinet vor der hôhvart unde vor den andern sünden unde dâ von sehent sie got iemer. Ez ist ein gespöte daz hôhvertelîn, dâ ir frouwen mit umbe gêt. Die herren die verliesent doch ir sêle mit bederben dingen; dâ mite werdent sie verirret, daz sie des wâren sunnen niemer mêre gesehent. îr armez volkelech, frouwen unde man, ir gêt ouch mit tôrheit umbe. Wan ir müget die hôhvart niht vollefüeren, wan daz ir iuch dar nâch brechet. Unde dâ von sô heizet ez ein tôrheit, daz dû dich an nimest daz dir niht zimet ze tuonne noch niht getuon maht. Unde dâ von ist ez vil groezer sünde, danne ob dû ez vollebringen möhtest. Armer liute hôhvart und alter mit unkiusche unde rîcher lügener, diu driu sint fremede geste in himelrîche, wan sie sint gar unmære und widerzæme dem almehtigen gote, und sie sint sô gar wider die gerehtikeit. Als unbillich daz wære, daz ein wazzer wider berc flüzze, alse unbillîchen sint dise drîe sünde und alse unordenlîche ist ie diu sünde ir meister der sie tuot. Nû wie zimt hôhvart und armuot sament? als der affe ûf dem künicstuole. Wænest dû, armer mensche tumber, daz dir got dîne hôhvart vertrage ze langer frist? Jâ muost im Lucifer daz himelrîche rümen, der dâ der hôhvart hundertstunt glîcher was danne dû. Unde dâ von hât diu selbe sünde mêr namen danne ein ander, wan sie ist unstæte, hiute sus, morgen anders. Und alle tage erdæhtest dû gerne einer iteniuwen sünde zuo der hôhvart. Unde dâ von heizet ez ouch hôhe vart: daz dû gerne in den lüften füerest, ob dû möhtest. Sô heizet ez ouch tôrheit, wan ez vor gote und vor der werlte ein rehtiu tôrheit ist und erblendet alle dîne gewizzene. Sô heizet ez ouch îtelkeit, wan ez machet dich îtel aller der guoten gewizzene, der dû dâ gein gote unde gein der werlte bedörftest. Sô heizet ez betrogenheit, unde heizet ez ouch alsô vil rehte: wan dû bist betrogen an dir selben, daz dû dir sîn wænest, daz dû nie würde noch niemer werden maht. Alsô gar blendet dich diu hôhvart; sie machet dich halt sô gar blint, daz dû wænest, daz dir gar übel stêt daz dir daz wol stê. Unde der dirz gar wol füeget sô dû ez hoerest, als dû im danne den rücke bekêrest, sô sprichet er 'wie der ein betrogener gouch unde tôr ist oder ein toerinne!' Unde swaz ich zuo dem manne dâ spriche, daz sprich ich ouch zuo der frouwen, unde zuo der frouwen als zuo dem manne. Und als gar erblendet dich diu hôhvart, daz dû des wilt wænen, daz schande êre sî unde daz sünde almuosen sî unde almuosen sünde und übel guot sî und guot übel sî. Seht, als gar erblendet dich diu hôhvart, daz dû des alles samt wænen wilt, unde die mit grôzer hôhvart umbe gênt. Unde daz daz wâr sî, daz erzöuget uns der almehtige got an einem unsæligen in der alten ê. Unde swaz uns guoter dinge und übeler in der niuwen ê künftic was an unsern sêlen, daz hât uns got allez erzöuget in der alten ê an der liute leben. Und alsô hât er uns erzöuget, wie gar diu gôhvart alle die gewizzenne erblende, diu an den ist die mit grôzer hôhvart umbe gênt. Daz hât uns got erzöuget an dem künige Alexander. Der was gar ein getürstic man und ein wîser man, daz er daz mêrre teil der werlte betwanc mit manneheit unde mit witzen. Unde der wart der groesten tKren einer den diu werlt ie gewan. Sô gar blint machte in diu hôhvart, daz in diu grôze blintheit dar zuo brâhte, daz er wolte wænen, er möhte vier dinc getuon, diu alle die werlte niht getuon möhten danne got alleine. Daz êrste ist, daz der künic Alexander wolte wænen, er möhte ez getuon von hôhvart, die aller hoehsten sternen von himele her abe nemen mit der hant, die iendert an dem himel sint. Nû hoeret von dem rehten tôren, wie in diu hôhvart hete erblendet! Wan daz möhte alliu diu werlt niht getuon. Daz ander ist, er wânde, er möhtez dar zuo bringen mit sîner kraft und mit sînem gewalte, daz man über mêr füere als ûf trockem lande ûf wegenen unde mit rossen unde daz man dar über rite unde gienge alse ûf dem ertrîche unde daz man über lant füere mit schiffen ûf trockem ertrîche, berc unde tal, swar man wolte. Daz dritte ist, daz er wânde, er möhtez zuo dringen, daz er die groesten berge die iendert in der werlte sint wol gewegen möhte ûf einer wâgen, wie manige marke sie wægen oder wie manic pfunt. Nû hoeret, welich ein tôrheit! Daz vierde ist, er wânde, er möhtez dar zuo bringen, swenne daz mer in ünden gêt und alsö griuwelîchen stürmet unde wüetet, und alse er spræche: 'stant stille unde swîc!' daz daz wilde mer über al danne stüende von sîn einiges worte. Nû hoeret, ir hêrschaft, wie gar sîn herze an hôhvart erblindet was unde wie gar diu hôhvart einen sîsen man zer werlte machte ze einem îteln tôren. Ez ist aber ein krankez lop, sô man sprichet: 'er ist zer werlte ein biderman.' Daz ist alse vil gesprochen, als dâ man sprichet: 'dû rehter wuocherer!' Sô man danne sprichet: 'dû rehter wuocherer,' daz gelîchet sich dem lobe: 'daz ist zer werlte ein wîser man und ein biderman.' Unde daz selbe ist uns hiute in der kristenheite künftic, manic weltwîse man unde frouwen dar zuo, daz sie diu hôhvart erblendet, daz sie wænent, sie mügen getuon vier dinc, diu als unmügelich sint ze tuonne, als diu Alexander wânde tuon. Der ist manic hundert in der kristenheit, die vier semelîchiu dinc wænent tuon. Daz êrste, daz den künic Alexander blante mit hôhvart, daz er wânde die hoehsten unde die schoensten sternen von himel nemen mit der hant die dâ wâren, seht, daz bezeichent alle, die die hôhvart alsô erblendet, daz sie sprechent: 'ich wolte niht daz mîn sêle ûz des besten menschen munde füere der hiute lebet.' Nû seht, welch ein grôziu tôrheit, daz sich die in grôzen houbetsünden sint wellent gelîchen den hoehsten heiligen, die dâ ze himel sint. Nû sprechent manige: 'ich wolte niht daz mîn sêle ûz des munde gienge,' den man danne für den besten menschen hât: 'ich enweiz niht, wie ez umbe sîn herze stêt,' unde dünket sich heilic in starken houbetsünden unde wænet daz himelrîche in der hant haben; und er kumt niemer dar. Und ich wolte mit gar guotem willen, daz ich an eins guoten menschen stat stürbe. Daz ander ist: Alexander wânde vinden und mit sînem gewalte machen wunderlîche wege über daz mer und über lant. Daz ist: manigen diu hôhvart blendet, daz er wunderlîche wege machen wil gein dem himelrîche, alsô daz er sprichet: 'wan got der læt nieman verlorn werden: dô er den êrsten menschen geschuof, dô sach er dem jungesten under diu ougen; wænet ir, daz er die martel umbe sus lite?' und nement eht alsô manigen valschen trôst, unde wænet alsô mit sîner valschen hôhvart wunderlîche wage ze dem himelrîche vinden. Und er mac niemer dar komen mit sô getânen wegen, alse wênic als Alexander mit sînen wegen iemer über mer oder über lant mohte komen. Daz dritte ist, daz Alexander die groesten unde die hoehsten berge wânde wegen. Als wil maniger mit sîner hôhverte ander liute sünde gar hôhe wegen unde gar swære unde wiget die sîne gar geringe unde lîhte. Jâ er kan ander liute sünde gar hôhe unde grôz unde swære machen unde kan sîn sselbes sünde gar schoene unde lîhte gemachen. Daz vierde ist, daz Alexander wânde mit sînem gewalte daz tobende mer stillen. Als wænet maniger von hôhvart daz zornige unde daz engestlîche gerihte unsers herren stillen, daz er an dem jungesten tage über alle die werlt haben wil. Dâ hât er als kleine sorge ûf und ist halt von hôhvart vil nâhe sîn gespöte. 'Jâ zwâre,' sprichet er, 'ich trûwe mich dâ wol verbergen under alle die werlt.' Alse wênic als er sich vor dem tôde mac verbergen, als wênic mac er sich verbergen an dem jungesten tage. Nû seht, wie manic tûsent menschen diu hôhvart des verirret, daz sie den wâren sunnen niemer mêr gesehen mügent!

Daz dritte ist daz uns dâ irret, daz wir den nidern sunnen ouch niht gesehen mügen, daz ist der mâne. Daz kumt etewenne, daz der mâne neben den sunnen ist, wan der sunne ist hôhe oberhalp des mânen. Wan der siben planêten ist ieglîcher hôch ob dem andern, iedoch sô ist der mâne der aller underste unde der aller niderste sterne, der an dem himel ist. Unde kumet etewenne, daz der mâne des sunnen schîn undergêt unde daz der sunne ûf daz ertrîche niht geschînen mac. Wan der mâne ist rehte alse breit: als daz ertrîche wære geteilt in ân einz drîzic teil, sô ist der mâne als breit als der teile einez. Ob daz alsô ist, daz lâzen wir hin ze den meistern, die dâ von lesent. Wie hôhe aber ie von einem sternen zuo dem andern sî unde wie breit ieglîcher sî, daz bevelhen wir gote. Wan sô verre ist uns daz wol kunt, daz etewenne der mâne dem sunnen sînen schîn undergêt, daz wir des sunnen diu zwei teil kûme gesehen, alse vernent an sant ôswaldes tage: dô hete der mâne dez vierdige teil wol verdecket, daz man sîn niht gesehen mohte; und ouch eins andern mâles, an der mittewochen in den driuzetagen vor den pfingesten. Und dâ vor eins, dô hete er den sunnen vil nâhe verdecket, des dâ lanc ist, unde wânden die ungelêrten liute, diu werlt wolte zergên. Daz habent die meister wol experimentet, die von den sternen dâ lesent, daz des nû nieman dâ fürhten darf. Wan als der mâne des sunnen schîn undergêt, daz wert danne niht lange, ê daz der sunne den mânen überloufet: sô schînet er danne wider, als daz geschiht. Aber etewenne bî der naht geschiht ez, daz wir sîn von nebel oder von wolken niemer innen werden. Und alsô ist der mâne daz dritte dinc, daz uns des nidern sunne irret, daz wir sîn ouch under wîlen niht gesehen mügen. Manic ander dinc ist, daz uns des nidern sunnen irret: aber disiu driu dinc irrent uns des sunnen aller meiste den wir dâ sehen und aller wîtest in der werlte und aller breitest. Und alsô irrent uns driu dinc des wâren sunnen, daz wir den niemer mêr gesehen mügen. Daz aller êrste ist gîtkeit, daz ander ist hôhvart. Sô ist nû daz dritte, daz den mânen dâ bezeichent, daz heizet ungeloube. Nû seht, wie manic tûsent menschen dâ mite verirret wirt, daz sie den hôhen unde den wâren sunnen niemer mêre gesehent! Daz ist diu wîte unde diu breite unde diu grôze heidenschaft, unde dannoch jüden unde ketzer. Nû lât ez iuch erbarmen, daz sich got über iuch erbarme, daz sô manic mensche von unglouben verdampt wirt. Unde der mâne bezeichent ungelouben dâ von, daz der unglouben sô maniger leie ist. Die heiden haben sô vil unde sô maniger leie unglouben, daz des nieman an ein ende komen mac. Unde die jüden gloubent in éinem hûse, daz sie in einem andern niht engloubent; und er gloubet sô kranc dinc von gote, daz erz sînen kinden ungerne seite. Wan sie sint ze ketzern worden unde brechent ir ê an allen dingen. Ez sint ir zwelfe zuo gevarn unde habent ein buoch gemachet, daz heizet dalmut. Daz ist allez sament ketzerîe, unde dâ stêt sô verfluochtiu ketzerîe an, daz daz übel ist daz sie lebent. Ez seit unde seit sô boesiu dinc, diu ich ungerne reden wolte. Frâget mir einen jüden, wâ got sî unde waz er tuo, sô sprichet er: 'er sitzet ûf dem himel unde gênt im diu bein her abe ûf die erden.' Owê, lieber got, sô müestest dû zwô lange hosen hân nâch dér rede. Unde dâ von bezeichent der mäne den unglouben, wan der mäne sô gar unstæte ist in sô maniger lûne. Er sit hiute junc und elter morgen; hiute nimet er abe, morgen nimet er zuo; nû kleine, nû grôz; nû gêt er hôhe an dem himel, morgen gêt er nider; nû hin, nû her, nû sus, nû sô. Daz selbe sint ungloubige liute, sô heiden, sô jüden, sô detzer. Die habent ouch den aller meisten unglouben, der ie gehôrt wart. Sie habent wol anderthalp hundert ketzerîe, der eine niht gloubent alse die andern. Swenne ir einer hât funden ein iteniuwe ketzerîe, unde swelhe der selbe ie nâch im hât brâht in die selben ketzerîe, diu ketzerîe heizet danne alse jener, der sie von êrste dâ vant. Ein heizent Pôverlewe und ein Arriânî unde Rünkeler unde Manachêî unde Sporer unde Sîfrider und Arnolder. Und alsô habent sie sô maniger leie namen, daz ez nieman vollenden mac. Aber swie maniger leie namen sie haben, sô heizent sie überal ketzer. Unde daz tet unser herre âne sache niht, daz er sie ketzer hiez. Nû war umbe hiez er sie niht hünder oder miuser oder vogeler oder swîner oder geizer? Er hiez in einen ketzer. Daz tet er dar umbe, daz er sich gar wol heimelîchen gemachen kan, swâ man in niht wol erkennet, als ouch diu katze: diu kan sich gar wol ouch zuolieben unde heimlîchen, und ist dehein sô getân kunder, daz heimelich ist, daz sô schiere grôzen schaden habe getân, und aber aller meiste und aller schierste in dem sumere. Sô hüete sich alliu diu werlt vor den katzen. Sô gêt sie hin unde lecket eine kroten swâ sie die vindet under einem zûne oder swâ sie sie vindet, unz daz diu krote bluotet: sô wirt diu katze von dem eiter indurstic, unde swâ sie danne zuo dem wazzer dumt daz die liute ezzen oder trinken suln, daz trinket sie unde unreinet die liute alsô, daz etelîchem menschen dâ von widervert, daz ez ein halbez jâr siechet oder ein ganzez oder unze an sînen tôt oder den tôt dâ von gâhens nimt. Etewenne trinket sie sô vaste, daz ir ein zaher ûz den ougen vellet in daz wazzer, oder daz sie drîn niuset. Swer daz iht niuzet gezzen oder getrunken, der muoz den grimmigen tôt dâ von kiesen. Oder sie niuset an eine schüzzele oder an ein ander vaz, dâ man ûz ezzen oder trinken sol, daz ein mensche grôzen schaden unde siechtuom dâ von gewinnet oder zwei oder vier, oder swie vil menschen in einem hûse sint. Unde dâ von, ir hêrschaft, trîbet sie von iu, wan ir âtem ist halt gar ungesunt und ungewerlich, der ir halt ûzer dem halse gêt. Heizet sie ûz der küchen trîben oder swâ ir sît, wan sie sint tôtunreine. Unde dâ von sô heizet der ketzer ein ketzer, daz er deheinem kunder sô wol glîchet mit sîner wîse sam der katzen. Sô gêt er alse geistlîchen zuo den liuten unde redet alse süeze rede des êrsten unde kan sich alse wol zuo getuon, rehte alse diu katze tuot, unde hât den menschen dar nâch sô schiere verunreinet an dem lîbe. Alsô tuot der ketzer: er seit dir vor alle süeze rede von gote unde von den engeln, daz dû des tûsent eide wol swüerest, er wære ein engel. Sô ist er der sihtige tiuvel. Und er giht des, er welle dich einen engel lâzen sehen unde welle dich lêren, daz dû got lîplîchen sehest, unde seit dir des sô vil vor, daz er dich schiere von dem kristenglouben hât gescheiden unde daz dîn niemer rât wirt. Unde dâ von heizet er ein ketzer, daz sîn heimelicheit als schedelich ist als einer katzen, und alse vil schedelîcher. Diu katze verunreinet dir den lîp: sô verunreinet iu der kitzer sêle unde lîp, der deweders niemer mêr rât wirt. Und er ist halt als schedelich: unde hæte ich eine swester in einem ganzen lande, dâ ein ketzer inne wære, der hæte ich angest niwan vor dem einigen ketzer: der ist halt sô schedelich. Und alsô hüete sich alliu diu werlt vor im. Ob got wil, ich hân kristenglouben alse vesteclîche als von rehte ein ieglich kristenmensche habe sol: und ê daz ich niwan vierzehen tage in einem hûse wolte sîn mit wizzenne, dâ ein ketzer inne wære, ich wolte ê in einem hûse sîn, dâ fünf hundert tiuvel inne wæren, ein ganzez jâr. Wie, ketzer, bist dû iendert hie? Nû enwelle der almehtige got, daz deheiner vor mir sî! Sie gênt ouch niht ze frumen steten, wan dâ sint die liute verstendic und hoerent an dem êrsten wol daz er ein ketzer wære: sie gênt zuo den wîlern unde zuo den dorfen gerne unde halt zuo den kinden, die der gense hüetent an dem velde. Und etewenne giengen sie gar in geistlîchem gewande und swuoren niht durch dehein dinc; unde dâ bî wart man sie erkennen. Nû wandelent sie ir leben und ir ketzerîe rehte als der mâne, der sich dâ wandelet in sô manige wîse. Alsô tragent nû die ketzer swert unde mezzer, langez hâr, langez gewant, unde swerent die eide nû. Sie hæten etewenne den tôt ê geliten, wan sie sprâchen, got der hæte in eide verboten. Und ir meister habent sie in nû erloubet daz sie eide swern. Sê, unsæliger ketzer, hât dir ez got verboten, wie mac dirz danne dîn meister iemer erlouben? welch der tiuvel gap im den gewalt einem schuochsiuter oder einem weber oder einem spörer, der dîn meister ist? wie mohte dir der erlouben daz dir got verboten hât? Dâ sol er ie zwelf kristen ze ketzern machen: dâ mite sol er den eit haben gebüezet. Pfî, unsæliger ketzer! ob man dich danne ê ûf einer hürde verbrennete, ê danne dû einigen ketzer gemachest! Nû seht, wie verdampt ir gloube und ir leben ist! Sô sprechent etelîche ketzer unde gloubent sîn, daz der tiuvel den menschen geschüefe; sô geschüefe unser herre die sêle drîn. Pfî, verfluochter ketzer! wanne würden sie ie sô gemeines muotes oder wanne vereinten sie sich mit einander? Nû seht, ir sæligen gotes kinder, daz iu der almehtige got sêle unde lîp beschaffen hât. Unde daz hât er iu under diu ougen geschriben, an daz antlütze, daz ir nâch im gebildet sît. Dâ hât er uns rehte mit geflôrierten buochstaben an daz antlitze geschriben. Mit grôzem flîze sint sie gezieret unde geflôrieret. Daz verstêt ir gelêrten liute wol, aber die ungelêrten mügent sîn niht verstên. Diu zwei ougen daz sint zwei O. Ein H daz ist niht ein rehter buochstabe, ez hilfet niuwan den andern: als HOMO mit dem H daz sprichet mensche. Sô sint diu zwei ougen unde die brâwen dar obe gewelbet unde diu nase dâ zwischen abe her: daz ist ein M, schône mitdrin stebelînen. Sô ist daz ôre ein D, schône gezirkelt unde geflôrieret. Sô sint diu naselöcher unde daz undertât schône geschaffen reht alse ein krichsch E, schône gezirkelt unde geflôrieret. Sô ist der munt ein I, schône gezieret und geflôrieret. Nû seht, ir reinen kristenliute, wie tugentlîche er iuch mit disen sehs buochstaben gezieret hât, daz ir sîn eigen sît unde daz er iuch geschaffen hât! Nû sult ir mir lesen ein O und ein M und aber ein O zesamen: sô sprichet ez HOMO. Sô leset mir ouch ein D und ein E und ein I zesamen: so sprichet ez DEI. HOMO DEI, gotes mensche, gotes mensche! Ketzer, dû liugest! Nû sich, wie ketzerlîche dû gelogen hâst! Ez wart halt nie sô getânes niht, daz der tiuvel ie geschuof, wan sünde unde schande: die geschuof er des êrsten an im selben unde dar nâch iemer mêr, swâ er daz mohte gerâten, daz tet er. Der almehtige got geschuof alliu dinc unde geschuof diu ze nutze unde ze guote. In principio creavit deus celum et terram etc. Allez daz sich rüeret ûf ertrîche, ez sî sihtic oder unsihtic, daz hât got geschaffen. Et omnia per isum facta sunt, et sine ipso factim est nihil. Ez wart eht nie niht ân in geschaffen. Nû sich, dû ketzer, wie dû liugest! Sît dû gihst daz dich der tiuvel geschaffen habe, sô var ouch zuo dem tiuvel. Dû hâst aber dînen herren, den tiuvel, tiuvelîchen an gelogen: des sol er dir vil wol gelônen, im zerrinne danne alles des fiwers daz er iendert hât. Nû seht, ir kristenliute, wie schentlîchen glouben sie habent dise valschen diebe des kristenlîchen glouben, der reineclîche unde schône über alle glouben liuhtet, als diu sunne überliuhtet alliu lieht! Ir reinen kristenliute, dâ von hüetet iuch vor disen ketzern, die alsô zuo iu sliefent sam die katzen und iuch ertoeten wellent mit ir krotensâmen, der unreinen ketzerlîchen lêre, die er in sich gelecket hât sam diu katze daz eiter von der kroten. Unde sâ zehant sô diu katze die kroten alsô gelecket, sô beginnet sie al zehant dorren unde gêt ir daz hâr ûz unde wirt alse widerzæme und alse ungenæme, als ir an ir wol seht, daz sie etewenne kûme die lenden nâch ir geziuhet. Unde dâ von hüetet iuch vor den katzen und ouch von den ketzern, wan sie bêde schedelich sint an lîbe und an sêle. Daz iuch die ketzer iht verunreinen, dâ beschirme uns alle samt der almehtige got vor. Wan swer ir ketzerlîche vergift in sich lecket, der muoz eht iemer mêr dorren an lîbe und an sêle und an aller der sælikeit, die er iemer mêr gewinnen solte an lîbe und an sêle. Dâ von hüetet iuch vor in mit allem flîze unde mit allen iuwern sinnen. 'Bruoder Berhtolt, wie sülle wir uns vor in behüeten, sô lange daz sie guoten liuten sô gar glîche sint?' Seht, daz wil ich iuch lêren, den worten daz ir iuch iemer mêre deste baz gehüeten künnet. Ir sult sie halt ouch an siben worten erkennen. Von swem unde swenne ir der siben worte einz erhoeret, vor dem sült ir iuch hüeten, wan der ist ein rehter ketzer, und ir sült den pfarrer an sie wîsen oder ander gelêrte liute. Unde merket mir disiu wort gar eben unde behaltet sie iemer mêr unze an iuwern tôt. Ich wolte halt gerne daz man lieder dâ von sünge. Ist iht guoter meister hie, daz sie niuwen sanc dâ von singen, die merken mir disiu siben wort gar eben unde machen lieder dâ von: dâ tuot ir gar wol an; unde machet sie kurze unde ringe unde daz sie kindegelîch wol gelernen mügen; wan sô gelernent sie die liute alle gemeine diu selben dinc unde vergezzent ir deste minner. Ez was ein verworhter ketzer, der machte lieder von ketzerîe unde lêrte sie diu kint an der strâze, daz der liute deste mêr in ketzerîe vielen. Unde dar umbe sæhe ich gerne, daz man diu lieder von in sünge. Nû merket alle samt! Daz êrste: swer dâ sprichet, ez müge dehein êman bî sîner hûsfrouwen geligen âne houbetsünde, der ist reht ein arger ketzer. Sê, unsæliger ketzer, nû satzte doch got die heilige ê in der heiligen stat, in dem paradîse, daz diu zal der engelkoere erfüllet würde. Daz ander ist: swer dâ sprichet, ez müge dehein rihter nieman ertoeten âne houbetsünde. Sê, unsæliger ketzer, sô möhte nieman genesen, solte man schedelîche liute niht von der werlte nemen. Ir rihter, swen ir mir mit rehtem gerihte von der werlt nemet, ich gibe iu als wênic buoze drumbe alse iuwerm swerte. Daz dritte: swer giht, daz die siben heilikeit unde der wîhebrunne niht kraft enhaben, der ist gar ein ketzer; wan dâ hât got die heiligen kristenheit mite gevestent und erloeset von dem êwigen tôde. Daz vierde: swer dâ giht, daz ein priester, der selbe in houbetsünden ist, daz der nieman von sînen sünden enbinden müge, der ist ouch ein ketzer. Daz fünfte: swer dâ sprichet, man sülle der wârheit niht swern und ez sî houbetsünde swer der rehten wârheit swer. Daz sehste: swer dâ sprichet, der die schrift nie gelêret wart unde wil doch ûz der schrift reden, alsô daz er sprichet: 'ez sprichet sant Gregorius, sant Augustînus, sant Bernhart oder ein prophête oder ein êwangeliste,' oder swaz er alsô ret ûz der heiligen schrift eigenlîche unde der schrift niht kan noch sie nie gelernte, den habet für einen ketzer, wan daz hât in gelêret sîn meister der ketzer. Daz sibende: swer dâ sprichet, swer zwêne röcke habe, der sulle durch got einen geben: swer des niht tuo sî êwiclîche verlorn. Pfî, unsæliger ketzer! sô möhte halt nieman behalten werden, weder geistlîche noch werltlîche liute: jâ ist einem etwenne nôt, daz er den dritten dar zuo habe. Seht, alse maniger leie ist ir ungloube und ir wîse. Nû bitet got alle samt mit inneclîchem herzen, daz er uns beschirme vor allem ir unglouben unde vor andern sünden, unde swer sich dâ vor niht gehüetet habe, daz die hiute wâre riuwe gewinnen und ir herze bekêren und alsô reinigen mit der wâren riuwe, daz sie den wâren sunnen êwiclîche sehende werden in den êwigen freuden. Daz uns daz allen samt widervar, mir mit iu und iu mit mir, daz verlîhe uns der vater unde der sun unde der heilige geist. Amen.

Quelle: 2000 Years of German Literature


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zuletzt aktualisiert am 11.09.2016
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