Ökumenisches Heiligenlexikon

Die Silvinus-Legende


In Quintanis (Künzing) lebte zur Zeit des heiligen Severin ein sehr frommer Priester, Namens Silvinus. Gerade zur Zeit der Anwesenheit des Heiligen starb dieser Priester. Sein Leichnam wurde nach christlicher Sitte in der Kirche beigesetzt. Die Geistlichen wachten bei der Leiche und sangen die betreffenden Psalmen für den Verstorbenen. Bei Tagesanbruch ließ Severin die vom Wachen und Psalmensingen müden Priester und Diakonen nach Hause gehen, um noch durch kurzen Schlaf sich zu stärken. Als sie fort waren, fragte Severin den Ostiarier, ob jetzt alles Volk sich entfernt hätte. Auf die Antwort des Pförtners, es sei Niemand mehr in der Kirche, entgegnete Severin: Es ist dem nicht so, es hat sich jemand in der Kirche versteckt. Der Pförtner durchsuchte die ganze Kirche und fand Niemand. Der Diener Christi erklärte nochmal: „Es ist hier Jemand verborgen. Beim dritten Nachsuchen fand der Pförtner eine gottgeweihte Jungfrau, die in einer Ecke der Kirche sich versteckt hatte. Er fuhr sie hart an: Wie konntest du denken, daß deine Gegenwart dem Diener Gottes, Severinus, verborgen bleibe? Sie antwortete: Fromme Andacht hat mich dazu verleitet. Ich glaubte nämlich, der Heilige werde, nachdem Alles Volk sich aus der Kirche entfernt hat, die göttliche Majestät anrufen und den Toten wieder zum Leben erwecken.

Nachdem diese Jungfrau die Kirche verlassen hatte, begab sich der Mann Gottes mit einem Priester, einem Diakon und zwei Pförtnern ins Gebet. Unter vielen Tränen rief er zum Herrn, es wolle die göttliche Macht, wie schon öfters geschehen, in herrlicher Weise sich offenbaren. Als der Priester das Gebet vollendet hatte, redete der Diener Gottes den Leichnam so an: Im Namen unseres Herrn Jesu Christi rede zu deinen Brüdern, heiliger Priester Silvinus! Augenblicklich öffnete der Verstorbene seine Augen. Severin vermochte nur mit Mühe die Umstehenden schweigend zu halten; denn alle waren voll Jubels. Er aber sprach zum Verstorbenen: Willst du, daß wir den Herrn bitten, er wolle dir zum Troste seiner Diener nochmal das Leben schenken? Dieser aber antwortete: Ich beschwöre dich bei dem Herrn, halte mich nicht länger hier zurück, und bringe mich nicht um die ewige Ruhe, in der ich mich schon befunden habe. Mit dieser Bitte schloß er die Augen wieder und kehrte zurück zur Ruhe des Seligen.

Diese Tatsache ist während des Lebens unseres Heiligen strenge verschwiegen geblieben, denn Severin hatte die Anwesenden beschworen, nicht davon zu offenbaren. Nach dem Tode Severins hat sie ein Biograph Eugippius von dem Subdiakon Markus und vom Pförtner Maternus, die beide dabei gegenwärtig waren, umständlich erfahren. Der Priester und der Diakon, die auch Zeugen dieses Wunders gewesen sind, waren schon vor Severin gestorben.

aus: BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Magnus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, 1861

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 03.02.2024
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Joachim Schäfer: Artikel
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