Ökumenisches Heiligenlexikon

Barmherzige Schwestern (Vinzentinerinnen)


Barmherzige Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul, auch Vinzentinerinnen genannt, sind Ordensschwestern, die nach dem Vorbild des Vinzenz von Paul leben. Er gilt als der große Heilige der Nächstenliebe. Zusammen mit Louise de Marillac gründete er 1633 in Paris die Filles de la Charité, die Töchter der christlichen Liebe. Die Barmherzigen Schwestern gehen zwar nicht in direkter Linie auf diese Gründung zurück, stehen aber mit den Töchtern der christlichen Liebe in enger Verbindung.

Pfarrer Louis Chauvet gründete 1695 in dem kleinen Dorf Levesville - dem heutigen Levesville-la-Chenard - nahe Chartres die Paulusschwestern, nachdem vom Pariser Mutterhaus die Entsendung von Töchtern der christlichen Liebe abgelehnt wurde. Aus dem Elsass sandte Kardinal de Rohan 1732 junge Frauen zur Ausbildung zu den Paulusschwestern nach Chartres; 1734 kehrten sie nach Zabern - dem heutigen Saverne - bei Straßburg zurück und nahmen im dortigen Spital den Pflegedienst auf. Die Gemeinschaft nannte sich Sœurs de la Charité, Barmherzige Schwestern. 1758 wurde der Priester Jeanjean zum Supérior der noch jungen Kongregation in Zabern ernannt. Vinzenz von Paul sah der Orden als geistlichen Vater und deshalb im übertragenen Sinn als seinen Stifter an. Von hier aus erfolgten dann mehrere Neugründungen von Ordensgemeinschaften in Deutschland.

1810 baute Johanna-Antida Thouret die Ordensarbeit an Santa Maria Regina Coeli in Neapel auf, daraus wuchs der italienische Ordenszweig, dessen Ordensregel 1819 päpstlich anerkannt wurde.

1852 nahmen in Schwäbisch Gmünd die ersten Schwestern der Kongregation der barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul ihre Arbeit auf; nachdem 1858 die Leitung in Straßburg die Schwestern abziehen wollte, wurde die Kongregation selbständig und wuchs schnell auf 500 Schwestern, weshalb sie aufgrund von Platz- und Geldmangel 1891 nach Untermarchtal umzog.

Angeregt vom 2. Vatikanischen Konzil gründeten im November 1970 zehn der von der Keimzelle in Straßburg aus entstandenen Kongregationen im dortigen Mutterhaus die Föderation Vinzentinischer Gemeinschaften. Ihre Mutterhäuser befinden sich außer in Straßburg in Augsburg, Freiburg, Fulda, Heppenheim, München, Paderborn, Hildesheim, Untermarchtal seit 1891 und in Innsbruck.

Der Mitgliederzahl nach sind diese Ordensgemeinschaften die größten Gemeinschaften in Deutschland und Österreich. Diese Föderation ist infolge der Missionstätigkeit einiger Kongregationen heute auch in Asien, Afrika und Amerika vertreten. Als elftes Mitglied wurde 1994 die im gleichen Jahr autonom gewordene indische Gemeinschaft Congregation of the Sisters of Charity of St. Vincent de Paul mit dem Mutterhaus in Mananthavady in Indien aufgenommen.

Die Kirche der Vinzentinerinnen in Untermarchtal, ein 1972 eingeweihter beeindruckender Rundbaukirche des Le Corbusier-Schülers Hermann Baur
Die Kirche der Vinzentinerinnen in Untermarchtal, ein 1972 eingeweihter beeindruckender Rundbaukirche des Le Corbusier-Schülers Hermann Baur

Die Mitglieder der Föderation verstehen sich als eine große Familie, wobei jede Kongregation ihre Freiheit und Unabhängigkeit wahrt. Die aus dem Zusammenschluss resultierende enge Kooperation soll die einzelnen Gemeinschaften dabei unterstützen, die gemeinsame Spiritualität entsprechend dem Erbe von Vinzenz von Paul zu wahren und weiter zu entfalten. Gemeinschaft und Einheit wird durch gemeinsame Tagungen, die Föderationszeitschrift heute oder bei Fragen der Mission sichtbar. Zudem tragen die Schwestern der Föderation dasselbe Kreuz: Es ruht auf einem Anker, dem Zeichen der Hoffnung und des Halts in aller Verunsicherung; der Anker hat die Form eines V, das für den Patron Vinzenz von Paul steht. Im Hintergrund sind viele Menschen dargestellt: ihnen wollen die Barmherzigen Schwestern helfen.

„Mariensaal” und Louise von Marillac-Schule in Köln
Mariensaal und Louise von Marillac-Schule in Köln

Seit 1994 gehören alle Mitglieder der Föderation offiziell zur großen Vinzentinischen Familie der Töchter der Christlichen Liebe und der == Lazaristen, dem vinzentinischen Männerorden.

Neben den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul gibt es in Deutschland auch die == Töchter der christlichen Liebe - der Orden, der 1633 von Vinzenz von Paul und Luise von Marillac gegründet wurde.

Das Provinzialiat der deutschen Vinzentinerinnen befindet sich in Köln. In Österreich, wo auch die Töchter der christlichen Liebe (FdC) sich Barmherzige Schwestern nennen, befindet sich das Provinzhaus in Graz, weitere österreichische Mutterhäuser gibt es in Wien und Zams.

Heilige und Selige der Barmherzigen Schwestern:

Johanna-Antida Thouret
Josefa Martínez Pérez und weitere 12 Märtyrerinnen des Spanischen Bürgerkrieges
Josefina Nicoli
Katharina Labouré
Louise de Marillac
Margaretha Rutan
Maria-Anna Vaillot
Odilia Baumgarten
Rosalia Rendu
Vinzenz von Paul

Die meisten Kongregationen der Barmherzigen Schwestern verfügen über eigene Homepages. Erreichbar sind sie über die Seite der Föderation Vinzentinischer Frauengemeinschaften. Links zur gesamten vinzentinischen Welt enthält die Seite www.depaul.de.

Dank an Wolfgang Dausch vom Mutterhaus München der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 12.02.2024

Quellen:

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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