Ökumenisches Heiligenlexikon

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Andreas


S. Andreas, Apostolus. (30. Nov. al. 9. Mai). Vom Gr. andreios = männlich, mannhaft; oder andrios = Mannheit, Mannkraft; oder andrias = Bild eines Mannes etc. - Der hl. Andreas, einer der zwölf Apostel, war aus Bethsaida in Galiläa gebürtig, ein leiblicher Bruder des hl. Petrus (Matth. 4, 18. Marc. 1, 16.) und ein Jünger Johannis des Täufers. Als dieser Jesum einmal gehen sah und zu zweien seiner eben anwesenden Jünger sagte: »Sehet das Lamm Gottes!« suchte Andreas mit dem andern Jünger, welcher ohne Zweifel der hl. Apostel Johannes war, den Herrn in seiner Wohnung auf und sie blieben bei ihm, wie Einige annehmen, von 4 Uhr Abends bis Morgens. Die Freude über den gefundenen Messias war zu groß, als daß sie dieselbe bei sich hätten verschließen können. Sobald daher Andreas seinen Bruder, der damals noch Simon hieß, antraf, sagte er mit jenem andern Jünger zu ihm: »Wir haben den Messias gefunden,« und führte ihn zu Jesus (Joh. 1,35-42.). Deßhalb nennen die Griechen den Andreas den »Erstberufenen«; in der Reihe der Apostel aber ist er der zweite (Matth. 10,2. Luc. 6,14.). Gegen Ende desselben Jahres folgte Andreas mit seinem Bruder Petrus auf immer dem Herrn nach, als er ihnen beim Netzflicken am galiläischen Meere, da sie Fischer waren, zurief: »Folget mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.« (Matth. 4,19.) Von nun an waren Beide Zeugen des Lebens, der Worte und Thaten des Sohnes Gottes, seiner Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt, wie sie denn auch Beide unter die Zahl der zwölf Apostel aufgenommen wurden. Als nach der Ausgießung des hl. Geistes die Apostel in alle Welt ausgingen, das Evangelium zu verkünden, begab sich der hl. Andreas nach dem Zeugnisse des Origenes und Theodoret in das wilde Scythien, nach Sophronius in das Land Kolchis, nach dem röm. Breviere aber in das europäische Scythien (Scythia Europae), das ihm zur Wirksamkeit zugetheilt worden war. Von da ging er nach dem Zeugnisse der kirchlichen Schriftsteller nach Thrazien und Epirus, wo er Unzählige zum christlichen Glauben bekehrte, und kam zuletzt nach Patras in Achaia, wo er seinen Wohnsitz aufschlug. Hier verkündete er, wie zuvor in den genannten Ländern, mit apostolischem Muthe die Lehre des Gekreuzigten, wirkte viele Wunder und gewann dem Herrn ein gläubiges Volk. Der Statthalter daselbst, Aegeas mit Namen, wollte dem Evangelium Einhalt thun und das Götzenthum schützen; da sprach der Apostel zu ihm: »Du willst, daß man dich als Richter anerkenne, und doch willst du, von den Dämonen betrogen, Christo, dem höchsten Richter, die Anerkennung versagen!« Darauf ließ ihn der Statthalter, von Zorn erglühend, in's Gefängniß werfen, woraus ihn die Gläubigen befreit hätten, wenn er es zugegeben haben würde; er bat sie jedoch inständigst, ihm an der Erlangung der sehnlichst erwünschten Marterkrone nicht hinderlich zu seyn. Der Statthalter ließ ihn des andern Tages wieder vor sich führen und drohte ihm mit dem Tode, wenn er nicht den Göttern opfern wolle; allein vergeblich. »Die Marter,« sprach der Apostel, »wird mich dem Herrn nur angenehmer machen; meine Pein,« setzte er hinzu, »währet nur kurze Zeit; aber deine Pein wird kein Ende nehmen.« Als ihn Aegeas zum Kreuztode abführen ließ, schrie das Volk: »Was hat der Gerechte, der Freund Gottes gethan, daß er gekreuzigt werden soll?« Der Heilige aber war voll Freude und bat, man möchte seine Leiden nicht hindern. Auf der Richtstätte angekommen, begrüßte er das Kreuz, als die Sehnsucht seines Herzens (O bona crux, diu desiderata, sollicite amata), küßte es, zog die Kleider aus, ließ sich an dasselbe binden und in die Höhe heben. Jetzt mußte ihm das Kreuz zur Lehrkanzel dienen, an welcher er zwei Tage lebte, predigte und betete. Sein Muth, seine Geduld, seine Geistesfreude machte unbeschreiblichen Eindruck auf die Umstehenden; sie wollten ihn nicht nur losbitten, sondern mit Gewalt vom Kreuze los haben; da betete der Heilige (es war der dritte Tag) zum Herrn, er möge nicht zugeben, daß sein Diener wieder vom Kreuze abgenommen werde, sondern er möge seinen Geist zu sich aufnehmen. Nach diesem Gebete sah man einen blitzhellen Glanz vom Himmel kommen, der den Heiligen umgab und eine halbe Stunde andauerte. Während dieser Zeit ward der hl. Apostel in den Himmel aufgenommen, am 30. Nov. 62 n. Chr. Eine edle Frau, Maximilla mit Namen, ließ die Leiche des Apostels vom Kreuze abnehmen und begraben. Der Statthalter wollte es verhindern, wurde aber öffentlich vom Teufel ergriffen, umhergewälzt und starb in der Verzweiflung. An der Wahrheit dieses Berichtes kann kein Zweifel bestehen, da nach dem Zeugnisse des römischen Breviers, dem wir die vorzüglichsten Daten desselben entnommen haben, die Priester und Diakone von Achaia genauest alles aufgezeichnet haben, was sie in Bezug auf seinen Martertod gesehen oder gehört hatten. Daß der hl. Andreas gekreuzigt worden, wird auch anderwärts bestätigt; nur herrscht Verschiedenheit der Meinung darüber, welche Beschaffenheit das Kreuz, an dem er gemartert worden, gehabt habe. Die gangbarste Meinung hierüber ist, das Kreuz des hl. Andreas sei aus zwei schräg in der Mitte sich durchkreuzenden Balken gefertigt gewesen und habe die Gestalt des griechischen Buchstaben X gehabt, wenigstens hat man zuweilen diese Art Kreuze gebraucht; erweisen aber kann man nicht, daß es die besagte Gestalt gehabt habe. Im J. 357 übertrug man den Leib des hl. Andreas mit den Leibern des hl. Evangelisten Lucas und des hl. Timotheus von Patras nach Konstantinopel und setzte sie in der Apostelkirche bei, die Konstantin einige Jahre vorher hatte erbauen lassen. Nach der Einnahme von Konstantinopel durch die Franken übertrug der Cardinal Peter von Capua die Reliquien des hl. Andreas nach Italien und brachte sie in die Kathedrale von Amalfi. Uebrigens waren schon vorher Reliquien des hl. Andreas in den Kirchen von Mailand, Nola, Brescia und andern Orten. Unter Pius II. kam sein hl. Haupt nach Rom, wo es in der Kirche des hl. Petrus beigesetzt wurde. Das Andenken an diese Uebertragungen wird im röm. Mart. am 9. Mai gefeiert. Nach dem Archive des Herzogthums Burgund kam das Kreuz des hl. Andreas von Achaia in das Kloster Veaune bei Marseille und im Jahre 1250 von da in die Abtei des hl. Victor in dieser Stadt, worin es bis auf die letztere Zeit aufbewahrt worden seyn soll. Von Philipp dem Guten, Herzog von Burgund, der einen Theil dieses Kreuzes erhielt und ihn, in Silber gefaßt, nach Brüssel bringen ließ, wurde zu Ehren des hl. Andreas der Ritterorden vom goldenen Vließ gegründet, dessen Mitglieder als Unterscheidungszeichen das sogenannte Andreas- oder Burgunder-Kreuz tragen. Der hl. Apostel Andreas wurde besonders in Schottland als Hauptpatron verehrt, was wohl daher kommen mag, daß der hl. Abt Regulus im J. 369 eine Reliquie desselben von Patras oder Konstantinopel dahin gebracht und zu deren Aufbewahrung eine Kirche sammt Kloster, Abernethy genannt, an der Stätte erbaut hat, wo jetzt die Stadt St. Andrews steht. Bei Durandus (Rat. off. VII, 38) wird der hl. Andreas geschildert, als »von schwärzlicher Gesichtsfarbe, langem oder starkem Barte und mittlerer Statur« (niger colore, barba prolixa, staturae mediocris). Das sogenannte (oben bezeichnete) Andreaskreuz ist bei künstlerischen Darstellungen sein Attribut. Auch wird er oft auf Gemälden abgebildet, wie er vor diesem Kreuze anbetend kniet, weil er, wie oben erwähnt, sich freute, auf gleiche Art wie der Heiland sterben zu dürfen. Wie wir gehört, umgab den Heiligen vor seinem Ende ein himmlischer Glanz, der erst mit seinem Leben abnahm und verschwand. Das mag auch ein Grund seyn, warum sein Fest in jener Jahreszeit gefeiert wird, in der das Tageslicht immer kürzer wird und abnimmt, nämlich am Anfang der Adventzeit. Da in seinem Namen der Begriff des Mannes liegt, und wahrscheinlich zur Zeit des Heidenthums am Winteranfang (30. Nov.) viel Aberglauben fiel, so läßt sich erklären, woher es kommt, daß der hl. Andreas an manchen Orten als Patron alter Jungfrauen gilt, die ihn am Abend seines Kalendertages um einen Mann bitten (Menzels Symbolik I. 60). In der Legende kommt nur eine leise Anspielung darauf vor. Als nämlich die hl. Therese, die Gattin des Franz Velasquez, den hl. Andreas dringend um Kinder bat, so ward sie von ihm auf ein Feld mit schneeweißen Blumen gewiesen, Sinnbilder geistlicher Töchter, die sie haben sollte, worauf sie das berühmte Nonnenkloster Alba de Tormes baute. (Silbert, Legenden II.233.) Nach der apokryphischen Apostelgeschichte wurde der hl. Andreas von Pferden durch die Straßen geschleift; aber er betete, kopfüber liegend, so andächtig, daß ein panischer Schrecken über das Volk kam und, Alles auf die Kniee niederstürzend, mit ihm betete. Sein Name steht nebst dem 9. Mai, an welchem das Fest seiner Translationen gefeiert wird, auch am 30. November, als an seinem Todestage, im Mart. Rom. (Brev., Sz., But.)




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zuletzt aktualisiert am 00.00.2014
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