Ökumenisches Heiligenlexikon

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Cäcilia


S. Caecilia, V. M. (22. Nov. al. 11. Aug. 16. Sept.). Der Name der hl. Jungfrau und Martyrin Cäcilia steht seit den ersten Zeiten im kirchlichen Meßkanon und in den ältesten Sacramentarien, und war daher in der Kirche allzeit berühmt. Deßungeachtet weiß man von ihr nichts Gewisses, und wenn auch Acten über ihr Leben und ihren Tod vorhanden sind, so verdienen sie doch, weil aus späterer Zeit stammend, nicht durchweg unsern Glauben, und sind behutsam aufzunehmen. Selbst über die Zeit, wann die Heilige gelebt hat, ist man nicht einig. Genannte Acten, die auch dem röm. Brevier und Mart. Rom. zu Grunde liegen, geben sie als Zeitgenossin des Papstes Urban I. (223-230) an und setzen ihren Martyrtod gegen das Jahr 230, unter der Regierung Alexander Severus' (222-235). Andere setzen denselben unter die Regierung Marc Aurels (161-180) und nehmen die Jahre zwischen 176 u. 180 an, während welcher sie gelitten haben soll. Im röm. Martyrologium zum 22. Nov. wird die Zeit ihres Todes unter die Regierung des Kaisers »Marcus Aurelius Severus Alexander« gesetzt, wornach also Kaiser Alexander Severus auch den Namen Marcus Aurelius hatte. Hiemit hätten wir Alles angegeben, was man von unserer Heiligen mit Gewißheit sagen kann; allein unserm Zwecke gemäß wollen wir auch anführen, was gewöhnlich von derselben nach den von Surius aus dem Metaphrasten mitgetheilten Acten erzählt wird, und dieß um so mehr, als es auch in die kirchlichen Bücher Aufnahme gefunden hat. Nach diesen wurde die hl. Cäcilia aus einem sehr edlen römischen Geschlechte geboren und von Kindheit an im Christenthum erzogen. Ihre edle Geburt, ihre Güter und die Ergötzlichkeiten der Welt, obgleich sie ihrem Stande gemäß eine höhere Bildung erhalten hatte und selbst in der Musik geübt war, hatten für sie keinen Reiz und sie weihte schon frühzeitig Jesu ihre Jungfräulichkeit. Allein so verborgen die hl. Jungfrau lebte, so sprach man doch von ihren Vorzügen, von ihrer blühenden Schönheit etc., und Valerian, ein reicher, edler Jüngling, warb bei ihren Eltern um ihre Hand. Die Eltern willigten ein und offenbarten ihrer Tochter ihre Freude hierüber; allein sie erschrack über diese Nachricht und dieß um so mehr, da sie wußte, daß Valerian noch ein Heide war und dem Götzendienst anhing. Doch sie empfahl diese wichtige Angelegenheit unter Gebet und Fasten dem göttlichen Heilande und erhielt von diesem durch ihren Schutzengel die Versicherung, Jesus Christus werde auch im Ehestande ihr Bräutigam bleiben und ihre Jungfrauschaft beschützen. Auf dieses hin ließ sie die Heirath vor sich gehen, erklärte aber nach geschlossener Vermählung in der ersten Brautnacht (prima nuptiarum nocte, wie es im römischen Breviere an dieser Stelle heißt) dem Valerian, Jesus Christus sei der von ihr erwählte Bräutigam und sie stehe unter dem Schutze ihres Engels, der sie versichert habe, auch in diesem Stande ihre Reinheit unbefleckt zu erhalten; er möchte es daher nur nicht wagen, gegen dieselbe etwas zu unternehmen. Als der Jüngling den Engel, der ihr als Schutz zur Seite gegeben sei, zu sehen begehrte, erwiederte sie, dieß könne nur dann geschehen, wenn er sich entschließe, ein Christ zu werden und die heil. Taufe zu empfangen. Ein ganz eigenthümliches Gefühl durchdrang hiebei den Valerian; er gehorchte dem Zuge der Gnade, willigte in ihr Verlangen, und erhielt von Papst Urban Unterricht im christlichen Glauben und die hl. Taufe. Bei seiner Rückkehr fand er seine Braut im Gebete und den glänzenden Engel bei ihr, den zu sehen sie ihm versprochen hatte. Wie die Legende berichtet, hatte dieser Engel zwei duftende Kränze, aus Rosen und Lilien geflochten, in der Hand, deren einen er der hl. Cäcilia, den andern dem neubekehrten Jünglinge reichte. Valerian wurde dadurch im Glauben und in der Liebe Jesu so beseligt, daß er bald auch, durch Mithilfe der hl. Cäcilia, seinen Bruder Tiburtius für Jesus Christus gewann. Die Religionsveränderung so bekannter und angesehener Personen, wie Valerian und sein Bruder Tiburtius, kam dem Statthalter Almachius bald zu Ohren. Er rief sie vor sich, und da sie freudig im Bekenntnisse Jesu Christi verharrten, verurtheilte er sie zum Tode. Verlangend nach ihren großen Gütern, ließ Almachius nun auch die hl. Cäcilia vor seinem Richterstuhle erscheinen und forderte die Herausgabe der Schätze des Valerian. Auf die Antwort, jene Güter seien bereits schon in den Händen der Armen, wurde sie angehalten, den Göttern zu opfern; allein sie begehrte Bedenkzeit und erhielt sie auch, benützte sie aber nur dazu, eine Menge Heiden zum Glauben und zur Liebe Jesu zu bewegen. Als nun der Statthalter hievon Kunde erhielt, ließ er sie wieder vorrufen und, da er ihre Standhaftigkeit sah, zuerst in ein furchtbar geheiztes Bad einsperren, um sie zu dörren oder zu verbrennen, und als sie einen ganzen Tag und eine Nacht darin war und gänzlich unversehrt blieb, im Bade selbst enthaupten. Der Bericht meldet, der Scharfrichter habe ihr drei Schwerthiebe am Halse versetzt und ihr das Haupt nicht abschlagen können, worauf er, sie im Blute liegen lassend, davon geeilt sei. Die Christen aber trugen sie in ihr Haus, wo sie noch drei Tage lebte, die Gläubigen ermahnte und betend in stiller Geduld verharrte, bis sie den 22. Nov. (glaublich um das J. 230) verschied. Ihr Leib und die Leiber der hhl. Valerian und Tiburtius mit dem des hl. Maximus (eines Hofbeamten, der sich im Bekenntnisse des Glaubens vor dem Richter an jene angeschlossen hatte und gleichfalls enthauptet worden war) wurden auf dem calixtinischen Kirchhof begraben, der später nach der hl. Cäcilia genannt wurde. Im 5. Jahrhundert stand zu Rom eine der Anrufung dieser Heiligen geweihte Kirche, worin Papst Symmachus im Jahre 500 ein Concilium hielt. Da diese Kirche später zerfiel, wurde sie von Papst Paschal J. wiederhergestellt, und dabei nach den Reliquien der Heiligen geforscht. Anfangs verlor man alle Hoffnung, den Leib der Heiligen zu finden, weil man dachte, die Longobarden, welche bei der Belagerung von Rom im Jahre 755 mehrere heil. Leiber von den Kirchhöfen mit sich führten, hätten auch den der hl. Cäcilia nicht verschont. Allein, wie man erzählt, soll der Papst, da er einst des Morgens der Mette in der Kirche zum hl. Petrus beiwohnte, eingeschlafen seyn und im Traume von der Heiligen erfahren haben, die Longobarden hätten zwar ihren Leib gesucht, aber nicht gefunden. Bei weiterer Nachsuchung fand man ihn auf dem Kirchhofe, der ihren Namen trug, mit den Leibern der genannten Martyrer. Der Papst versetzte nun diese heil. Gebeine in die neue Kirche, die ein Cardinalpriesterstitel ist, und in Trastevere (d.i. jenseits der Tiber) liegt. Im Jahre 1466 erhielt Cardinalbischof Johann Gottfried von Albi von Paul II. für seine Kirche, deren Schutzheilige Cäcilia ist, ein Armbein und einen Theil des Kinnbackens, und im Jahre 1767 gab der Cardinal von Bernis, Erzbischof derselben Stadt, einen Theil jenes Armbeins der Pfarrkirche von Acquigny im Bisthum Evreux in Frankreich, wo Cäcilia ebenfalls als Patronin verehrt wird. - Die hl. Cäcilia wird als Patronin der Musik verehrt, weil sie nicht nur dem Herrn lobsingend oft mit ihrer Stimme die Musiklaute vereinigt, sondern auch öfter den Gesang der Engel mit leiblichen Ohren vernommen haben soll. 1 Sie wird daher auf Kirchenbildern dargestellt, theils dem Gesang der Engel horchend, theils selber singend oder die Orgel spielend, oder mit einer kleinen Orgel in der Hand, oder auch die Violine spielend oder die Harfe. Auf dem berühmten Bilde Raphaels zu Bologna trägt, wie Menzel (J. 164) berichtet, die Heilige nur eine kleine, ihr entsinkende Orgel in der Hand und horcht, der eigenen Musik vergessend, nach oben auf den Gesang der Engel, in Begeisterung verloren. Neben ihr steht der Apostel Paulus in gewaltiger Kraft da mit dem Schwerte, die Macht der Töne bezeichnend, die siegreich das Gemeine überwindet; ferner Magdalena in strahlender Schönheit und seligem Frieden, den Zauber der Harmonie bezeichnend, und zugleich die Läuterung der Seele durch das heil. Bad der Töne. Das ganze Bild soll das innerste Wesen der Musik und namentlich ihre Bestimmung, den Menschen zu heiligen und zum Himmel zu erheben, ausdrücken. Es ist so voll Schönheit, setzt Menzel bei, daß man sagt, Francesco Francia, der damals auch seine Cäcilia zu Bologna malte, habe, als er es von Raphael zugesendet erhielt, seinen Pinsel weggeworfen und sei in Schwermuth gestorben. Außerdem findet man sie noch mit andern als den musikalischen Atributen dargestellt, z. B. mit dem Schutzengel, der ihr immer zur Seite stand, und der von Valerian gesehen worden; dann mit einem Kessel, weil sie in einen solchen geworfen und darin gesotten worden seyn soll; 1 ferner mit einem Schwerte, womit der Scharfrichter sie enthaupten wollte; und endlich bisweilen mit einer tiefen Wunde am Halse, auf dem Angesichte liegend, mit ausgestreckten Armen. Ihr Fest wird außer dem 22. November noch an einigen andern Tagen gefeiert, wahrscheinlich in Folge von Translationen. (Sur., But.)

1 Der Verfasser der »Attribute der Heiligen« (Hannover 1843) glaubt, dieses Patronat der Heiligen komme vou dem mißverstandenen Ausdrucke »organa« her, indem es in den Acten heiße: cantantibus organis, illa in corde suo soli Domino decantabat. Allein es ist dagegen zu bemerken, daß in den Acten, wie Surius sie mittheilt. dieser Ausdruck gar nicht vorkommt, und daß daselbst die ganze Stelle eigentlich so heißt. Cum esset symphonia instrumentorum, illa in corde suo soli Deo psallebat. Demnach kann dieses Patronat nicht von dem Mißverstehen jenes Ausdruckes herkommen. Wenn wir der Legende glauben dürfen, war die Heilige musikalisch gebildet, und vernahm öfter die Gesänge der Engel und Heiligen, die sich mit den ihrigen vermischten. Dieses ist nun der Grund, warum sie von den Malern mit musikalischen Instrumenten dargestellt und zur »Patronin der Musik« gemacht wird. Jene Worte aus den Acten gehen auf ihren Hochzeitstag und besagen, daß sie, auf die Feierklänge der hochzeitlichen Musik nicht achtend, in ihrem Herzen zu Gott allein flehte und seufzte, er möchte sich ihrer annehmen. Von eigentlichen Orgeln, wie wir sie haben, kann ohnehin keine Rede seyn, da diese erst im 4. Jahrh. erfunden wurden.

2 Nach Surius, und beziehungsweise auch nach dem röm. Brevier, wurde sie verurtheilt, in der Hitze eines Bades verbrannt zu werden (balnei flamma torreri), ging aber unversehrt, und ohne den mindesten Schweißtropfen vergossen zu haben, daraus hervor.




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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