Ökumenisches Heiligenlexikon

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Florian


S. Florianus, M. (4. Mai). Der hl. Florian, einer der berühmtesten und bekanntesten Heiligen, wurde nach Butler (VI. 141.) um die Mitte des 3. Jahrhunderts im Flecken Zeiselmauer (Cetia, Cetium, nach Andern Cetii murus) in Nieder-Oesterreich geboren und im Christenthum erzogen. Weiter ist uns von seinem Leben bis zur Geschichte seines Martyrtodes nichts bekannt, als daß er sich dem Kriegsdienste widmete und dabei wahrscheinlich eine höhere Stelle bekleidete. Da geschah es nun, daß die Kaiser Diocletian und Maximian an die Landpfleger der Provinzen die Befehle erließen, die Christen auf alle Weise zu zwingen, den Göttern zu opfern. Auch nach Lorch (Laureacum), der Hauptstadt der Provinz Noricum Ripense (dem heutigen Ober-Oesterreich), deren Landpfleger Aquilinus hieß, kamen diese Befehle und verbreiteten solchen Schrecken, daß viele Christen, um der Verfolgungswuth auszuweichen, die Flucht ergriffen und an unbekannten Orten oder in den Höhlen der Gebirge sich verbargen. In dieser Schreckenszeit erweckte der Herr einen christlichen Kämpfer, welcher im kaiserlichen Heere diente, und nun durch seinen Heldenmuth allen seinen Glaubensgenossen Muth einflößen sollte. Es ist der hl. Florian. Dieser war, wie die ältesten ihn betreffenden Acten besagen, eben von Lorch abwesend, als er die Befehle der Kaiser erfuhr und zugleich hörte, daß der Statthalter Aquilin die Christen aufsuchen und in den Kerker werfen ließ, ja sogar schon vierzig derselben gemartert habe. Getrieben vom Geiste Gottes, wollte er nun nach Lorch eilen, um ebenfalls für Christus zu leiden. Auf dem Wege dahin begegnete er aber Kriegsknechten, welche eben auf Aquilins Befehl den Christen nachsetzten. Da sagte er zu seinen Waffengenossen: »Was gebt ihr euch so viele Mühe, um Christen aufzufinden; da steht sa ein Christ vor euch; gehet hin und saget es euerem Statthalter.« Sogleich verhafteten ihn die Soldaten und führten ihn vor Aquilin, welcher sich alle Mühe gab, ihn zum Abfalle vom Christenthum zu bewegen. Da aber der hl. Florian standhaft blieb, ließ Aquilin zuerst ihn entkleiden und fürchterlich schlagen, dann aber, als der heil. Martyrer frohen Muthes blieb, ihm mit spitzigen Eisen das Fleisch von den Schultern abreißen. Als auch dieses nichts fruchtete, ließ er ihn mit einem Steine am Halse in der vorbeifließenden Enns (Anasus, Anísus) ertränken. Gott rächte auch alsbald diese Unthat, indem der wüthende junge Mensch, welcher ihn über die Brücke in den Fluß warf, sogleich erblindete. Der Fluß aber nahm den heiligen Zeugen Christi auf und spülte ihn auf einen hervorragenden Felsen, wo dann ein Adler herbeiflog und den heil. Leichnam mit ausgebreiteten Fittigen beschützte. Dieß geschah am 4. Mai 297 oder nach Andern im Jahr 304. Bald nachher erschien Florian einer frommen Matrone, und zeigte ihr an, wo er begraben werden wolle. Sie ließ dann einen Wagen bespannen, holte den Leichnam ab und bedeckte ihn aus Furcht vor den Heiden mit Gesträuch. Unterwegs, da die Thiere vor Durst nicht mehr weiter konnten, und die Frau zu Gott um Hilfe rief, ergoß sich alsbald eine reiche Quelle zur Stärkung des Gespannes, das sodann die heil. Bürde an den Ort des Begräbnisses brachte. Nach später verfaßten Leidensgeschichten des hl. Florian war er ein Officier hohen Ranges und hielt sich im Lande unter der Enns zu Cetia oder Cetium (Zeiselmauer) auf; die fromme Matrone, die seinen Leichnam bestattete, wild Valeria genannt. An dem Orte seines Begräbnisses, dem heutigen St. Florian, 2½ Stunden von der Stadt Linz entfernt, wurde bald eine Kirche erbaut, wozu später ein Benedictinerkloster kam, das aber durch feindliche Einfälle der Ungarn im J. 900 zerstört worden ist. Nachdem es wieder erstanden war, gerieth im 11. Jahrhundert in Folge von Armuth und den damaligen Zeitverhältnissen die klösterliche Zucht daselbst sehr in Verfall, weßhalb der Bischof Engelbert von Paßau (1045-1065) das Kloster St. Florian den Weltgeistlichen übergab, die aber den gehegten Erwartungen auch nicht entsprachen. Sein Nachfolger, Bischof Altmann von Paßau, wurde dann dessen eigentlicher Reformator, indem er die dem Stifte entrissenen Güter demselben wieder zubrachte. es mit neuen Schankungen dotirte und den regulirten Chorherren des hl. Augustinus übergab, welche es noch inne haben. 1 - In der Folge kamen die Reliquien des hl. Florian nach Rom und wurden bei denen der hhl. Stephanus und Laurentius beigesetzt. Die Zeit dieser Uebertragung ist aber urkundlich nicht nachzuweisen. Im J. 1183 begehrten König Casimir von Polen und Bischof Gedeon von Krakau von dem Papste Lucius III. einige Reliquien heiliger Martyrer, und es wurden ihnen denn einige Gebeine des hl. Florian gegeben. Seit jener Zeit ist er einer der Schutzpatrone von Polen, sowie er ein Patron von Oesterreich und namentlich der Metropolitankirche von Wien und der bischöflichen Kirche von Krakau ist. - Auf Gemälden erscheint der hl. Florian gewöhnlich in der Luft schwebend, geharnischt, ein Kreuz auf der Brust und eine Fahne in der Rechten, als Kriegsoberster; neben ihm schwebt ein Engel, der aus einem Kübel Wasser auf ein brennendes Dorf gießt. Zuweilen ist neben ihm ein Haus mit einem Storchennest abgebildet; denn der Storch soll vor Feuer schützen, gegen welches der hl. Florian als Schutzpatron angerufen wird, weil nämlich die über seinem Grabe erbaute Capelle von einem Bösewicht angezündet, aber nach dessen plötzlichem Tode sogleich wieder erbaut worden ist. 2 Sein Bild sieht man häufig an Häusern, wo er öfter ein brennendes Haus in der Hand hält, oder aus einem Kübel Wasser auf ein solches zu seinen Füßen stehendes gießt. In der Basilika des hl. Bonifacius in München zeigt ihn ein Kunstwerk, wie er, entkleidet, die Hände auf den Rücken gebunden, einen Mühlstein am Halse, von einem Soldaten von einer Brücke heruntergestossen wird. Hinter Letzterem steht der Statthalter Aquilin, mit der Linken nach dem Wasser deutend. - Nach Braun's histor.-topogr. Beschreibung der Diöcese Augsburg wurde schon im achten Jahrhundert zu Waltenhofen im Allgäu, der Diöcese Augsburg, von dem Priester Tosso (Tozzo) eine Kirche erbaut und von dem Bischof Wikterp zu Ehren des hl. Florian eingeweiht. - Auch das Mart. Rom. hat seinen Namen am 4. Mai, und in mehreren bayerischen Diöcesen, wie z. B. in München-Freising, in Regensburg, Eichstädt, Paßau etc., wird sein Fest sub ritu dupl. ebenfalls am 4. Mai gefeiert. (I. 310.)

1 Der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich noch mit Freuden der schönen Stunden, die er vor 21 Jahren als Professor auf einer Ferienreise in diesem herrlichen Kloster verlebte, wo er dann auch die üppigen Felder sah, die jetzt da sind, wo einst die gloße volkreiche Stadt Lorch stand, und gegenwärtig nur noch der Marktflecken Lorch, unweit der Stadt Enns, steht, nachdem die alte römische Pflanzstadt Laureacum (Lauriacum) um das J. 450 von den Hunnen zerstört worden war. Dieselbe wurde zwar bald wieder hergestellt und zu einem erzbischöflichen Sitze gemacht, aber um das J. 737 von den Avaren aufs Neue völlig verwüstet. Der bischöfliche Sitz wurde um das J. 730 nach Paßau verlegt. Zu Lorch wurde auch der hl. Bischof Maximilian gemartert, etwa 20 Jahre vor dem hl. Florian.

2 Nach dem Proprium von Regensburg erfuhr seine Hilfe zuerst ein Kohlenbrenner (carbonarius), welcher, in einen brennenden Kohlenhaufen hineingefallen, den hl. Florian anrief und dann unverletzt nieder herauskam. Daher sei dann die Sitte entstanden, den hl. Florian mit einem Wasserkübel an die Häuser zu malen. - In Dr. Lang's »Hausbuch für christliche Unterhaltung« Band I. S. 92 bis 122 findet sich von J. A. Lüpscher unter dem Titel »Aglae« eine »Erzählung nach Sagen und Legenden«, nach welcher der hl. Florian schon in seiner Jugend ein brennendes Haus durch sein Gebet vom Untergang gerettet hätte (S. 99).




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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